R.E.M.
Als R.E.M. am 5. April 1980 ihr erstes Konzert in der Kirche ihrer Heimatstadt, Athens/Georgia, geben, hört die Band noch auf den Namen Twisted Kites. Mike Mills, der als Drucker für die ansässige Tageszeitung arbeitet. Bill Berry, der sich als Studiodrummer durchschlägt. Peter Buck, Inhaber eines Plattenladens. Und natürlich der engagierte Frontmann Michael Stipe, der damals als Kunststudent an der Universität von Georgia eingeschrieben ist.
Sie finanzieren sich die Aufnahme ihrer ersten Single "Radio Free Europe" selbst und beeindrucken Miles Copeland damit so sehr, dass er sie für sein I.R.S.-Label unter Vertrag nimmt und im Vorprogramm von The Police auf Tour schickt.
Nach der ersten EP "Chronic Town" (1982) und dem Debütalbum "Murmur" (1983), die sich noch am britischen New Wave orientieren, ist klar: Hier haben sich vier Individuen gefunden, bei denen die Chemie stimmt und die charismatische Identifikationsfiguren darstellen. Die Kritiker überschlagen sich und R.E.M. erspielen sich eine treue Fangemeinde.
Es folgen vier Alben ("Reckoning" 1984, "Fables Of The Reconstruction" 1985, "Lifes Rich Pageant" 1986 und "Document" 1987) mit Indie-Hits wie "The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)", das über ein Jahrzehnt nach seiner Entstehung im Blockbuster "Independence Day" zu Ehren kommt, oder "Finest Worksong". Mit "Green" wechselt die Band zu Warner Music, die darauffolgende Platte "Out Of Time" mit dem Welthit "Losing My Religion" bringt den endgültigen Durchbruch auch in Europa.
Mit Grammy-Auszeichnungen und MTV-Awards überschüttet, beginnt die Band, sich auch außerhalb des Musikbusiness zu engagieren. Für PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) etwa, oder die "Tibet House"-Initiative, eine in New York ansässige Organisation, die sich für die Erhaltung der tibetanischen Kultur einsetzt.
Das nächste Album "Automatic For The People" verkauft sich über sieben Millionen Mal und bringt R.E.M. neben gigantischen Hits wie "Everbody Hurts" oder "Man On The Moon" den höchstdotierten Plattenvertrag der Musikgeschichte. 80 Millionen Dollar lässt es sich Warner kosten, dass auch die nächsten Alben auf dem eigenen Label erscheinen.
Doch die Nachfolger "Monster" (1994) und "New Adventures In Hi-Fi" (1996), wenn auch künstlerisch auf gewohnt hohem Niveau, zünden kommerziell nicht mehr in diesem gigantischen Ausmaß. Bill Berry verabschiedet sich 1997 in den Ruhestand. Zwei Jahre zuvor erlitt er während eines Konzerts in Lausanne eine Hirnblutung aufgrund eines geplatzten Aneurysmas.
Während sich Berry nach 18 Jahren Musikbusiness auf seine Farm zurück zieht, macht das verbliebene Trio unbeirrt weiter mit der schwer einzuordnenden Indierockpoesie, die R.E.M. zu den ganz Großen des Geschäfts werden ließ. 2001 erscheint das zwölfte Werk "Reveal", das erstmals wieder die unverschämt eingängige Melancholie des Hitalbums von 1992 versprüht.
Nach einer "Best Of"-Einlage erscheint im Herbst 2004 mit "Around The Sun" ein weiteres gutes, wenn auch nicht wirklich überraschendes Werk. Dennoch erhalten sich R.E.M. ihren Rocksuperstar-Status. Mit einem Überblick über die I.R.S.-Jahre erscheint 2006 eine weitere Werkschau der Band auf CD und DVD. Im Herbst 2007 folgt erstmals ein "Live"-Album, allerdings mit einem Konzert, das schon im Februar 2005 in Dublin aufgenommen wurde.
Mit "Accelerate" (2008) und "Collapse Into Now" (2011) erscheinen die zwei letzten Studioalben. Am 21. September 2011 verkündet das Trio recht überraschend das Ende ihrer 31 Jahre währenden Bandgeschichte. Dem nur sechs Monate zuvor erschienen Abschiedsalbum "Collapse Into Now" lassen Stipe und Co. keine Tournee folgen. Man habe den Schritt sorgfältig erwogen und den Zeitpunkt für richtig befunden, so die Band in ihrem Statement.
Beeindruckend und für das Musikbusiness untypisch, bleiben R.E.M. trotz diverser Angebote ihrer Linie treu. Weder entschließen sie sich für die Aufnahme eines allerletzten Comeback-Albums, noch geben sie den zahlreichen Anfragen nach Konzerten oder Festivalauftritten nach. Die Bodenständigkeit, die diese Gruppe immer auszeichnete, wirkt auch weit über ihre Auflösung hinaus.
© Laut
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