TA 1675, I, Vorrede, S. 1
zum
Edlen Leser/
über
die erste zwey Bücher
dieser
Teutschen Academie.
Bemühung und Fleiß der Künstlere/ eine Unsterblichkeit des Namens zu hinterlassen.VasariInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 3):
Vasari, Le Vite 1568, Proemio di tutta l’opera, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 9–S. 30.
Einige Passagen kürzt Sandrart und verleiht der Argumentation durch zahlreiche rhetorische Figuren eine besonders eindringliche Gestalt (vgl. dazu Schreurs 2010(b), S. 255 f.).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 15ES pflegen die hohe ehrsüchtige Geister/ aus Stachel und Antrieb zeitlichen Ruhms/ Preises und Ehre/ keine Bemühung und Fleiß zu unterlaßen/ wie sie ihre vorgenommene Werke zu solcher Vollkommenheit bringen mögen/ damit durch selbige ihnen ein unsterblicher Nachklang der Excellenz und Vortreflichkeit erworben werde. Und obschon manche das widerwärtige Schicksel in einen niedrigen Ubelstand versetzet/ haben sie doch vielfältig sich bemühet/ solches zu unterzwingen/ und ihnen selbst/ vermög eigner Tugend und Geschicklichkeit/ einen Ruff der Fürtreflichkeit in gewißen Dingen zu erwerben: wol wissend/ daß solcher lobwürdiger Eifer/ und langhergebrachter Fleiß/ nicht allein noch bey Leb Zeiten von Monarchen/ Königen und Fürsten/ reichlich erwidret erwidert/ sondern auch/ nach zeitlichem Hintritt und Abseglung in das ewige Eyland/ durch Aufrichtung herrlicher Grabmahle und Statuen/ verewiget werde.
Aber auch diese Glorwürdige Denk-male hinterlassener Kunstreicher Stucke/ herrlicher Werke und aufgeführter Ehren-Gerüste Die Zeit hat ihre Werke zu Boden gerissen./ hat der scharfe Zahn der Zeiten untergraben und zur Erden gestürzet/ daß sie zertrümmert/ von Staub und Sand überfallen/ auch dero Gedächtnus ausgethan und vernichtet worden.
Indem ich solches alles zur Genüge erwogen/ und geprüfet/ daß die Namen so vieler hochgepriesenen Künstlere/ mit der Zeit und geendetem Odmen verleschen: habe ich besonnen
und nachgedacht/ wie und auf was Weise dieser tödliche Stachel zu hintertreiben Zu Erhaltung der Gedächtnus ihrer Namen/ werden dero Leben/ Ankunft und Kunst-Erfindungen hierinn aufgezeichnet. wäre; damit zum wenigsten/ nach Abstattung allgemeiner Natur-Pflicht/ sie bey den Nachkömmlingen das Leben ihrer Tugendvollen Werke erhalten möchten. Zu Behülf dessen/ habe ich mit sonderbarer Mühwaltung mich beflißen/ dero Ankunft/ Geschlecht und Geschicklichkeit/ theils aus veralteten Zeugnis-Schriften/ theils selbst-gesehen/ auch von noch-belebten Freunden/ gründlich zu erkundigen: um solche/ nach Geringwenigkeit meines bereits durch das Alter abgematteten Verstands/ allen nachkommenden Kunst-Liebhabern ausführlich beschrieben zu hinterlassen. Diesen nun/ welche schon den letzten Charontischen Schiff-Lohn oder Uberfuhr-Pfenning abgestattet Dies ist eines der auffälligsten Periphrasen für Vasaris deutlich nüchterneren Stil (»coloro che già sono morti«, Vasari, Le Vite 1568, Proemio di tutta l’opera, zitiert nach der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 10 [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63kgupBvk]); vgl. dazu Schreurs 2010(b), S. 255./ zur Ehre/ und dann zu Nutz und Frommen aller/ so diese drey Haupt-Künste/ als Bau-Kunst/Bildhauerey/ Mahlerey/ zu ergreiffen gesunnen sind/ werde ich das Leben aller bnrühmtesten berühmtesten Werkmeister dieser Künste/ so viel möglich und bewust/ wie auch die Zeit/ in welcher sie Ruhm-geblühet/ und was sie endlich sonderbares und denkwürdiges hinterlassen/ herbey bringen.
Als ich aber nun zu diesem allem gerüst und gefasset war/ erhuben sich zween ganz Vorzugstreit der Bildhauer- und Mahlerey. widrige Gedanken in meinem Gehirne/ deren jeder von einer gewaltigen Mänge erheblicher Ursachen/ als Secundanten/ begleitet wurde: Ob nämlich die Pictur und Mahlerey/ der Scultur und Bildhauerey/ oder diese jener/ den Vorzug abzutretten habe.
Ich hörte gleichsam die Scultur mich also anreden Der im Folgenden ausgetragene Paragone zwischen Bildhauerei und Malerei wird von Sandrart im Vergleich zu Vasari deutlich dramatisiert, indem die beiden Künste selbst zu Wort kommen (vgl. Heck 2006, S. 87 f.; Schreurs 2010(b), S. 255).: Ich bin die jenige/ welche so viel
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 3): Vasari, Le Vite 1568, Proemio di tutta l’opera, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 9–S. 30. Einige Passagen kürzt Sandrart und verleiht der Argumentation durch zahlreiche rhetorische Figuren eine besonders eindringliche Gestalt (vgl. dazu Schreurs 2010(b), S. 255 f.).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 15