TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 42
Von
Medaglionen und Schau-Münzen.
Curiositet ist löblich: deren Belustigung/ in den Medaglien. Derer werden hierbey viele in Kupfer vorgestellet. Kärntische neu-gefundene Römische Statua. Medaglien/ bey Mainz/ und antiche Geschirre/ bey Santen am Rhein/ gefunden. Zu Nürnberg befindliche Medaglien, und andere rarteten. LXXXIV berühmte Römische Medaglionen/ in XIV Kupferplatten.
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Bereits Sponsel erkannte, dass Sandrarts Erläuterung über die Curiositet des Medaillensammlers auf eine Stelle in Charles Patins Relations historiques zurückzuführen ist; vgl. Sponsel 1896, S. 6. Allerdings handelt es sich bei Sandrarts Text um keine wortwörtliche Übersetzung, sondern um eine freie Umformung. Ein wesentlicher Unterschied dabei ist, dass Sandrart allgemein von jedem »vernünftigen Menschen/ wann er die Curiositet liebet« spricht, während sich die Ausführungen bei Patin direkt auf den in der Widmung adressierten Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneberg beziehen; vgl. Patin, Relations Historiques, überprüft anhand der Ausgabe 1695, S. 178.Curiosität ist löblich.ES ist so rühm- als nützlich/ einem jeden vernünftigen Menschen/ wann er die Curiositet liebet/ und zuweilen/ nach seinen wichtigen Geschäfften/ hierinn zu ruhen/ den Geist zu erfrischen/ und seine Kräfften zu verdopplen suchet. Dann die höchst-anmutige Curiositet ergötzet ihn wieder/ ohne einige Hinternis: sie Occupiret ihn ungebunden/ sie hält ihn in der Erhebung/ Deren Belustigung in den Medaglien: und in der activitet ohne Arbeit. Die Curiositet/ sonderlich der Medaglien/ ist die zweyte Beschäfftigung eines Helden. Diese gleichsam unsterbliche Stucke und überbliebne Bilder/ Münzen oder Gedächtniße der berühmtesten Leute/ welche durch die Tugend zu den höchsten Welt-Ehren erhaben worden/ entdecken uns ganz natürlich das schönste Theil der antiquitet. Man sihet darinn/ nicht allein das bloße Gold/ Silber/ Metall oder Marmelstein/ sondern es steigen auch des vorgestellten Bildnißes ruhmwürdige Thaten zugleich zu Gemüte und Gedächtnis. Ein solches Bild ist beseelet mit einem heimlichen Leben/ das nicht von den Werkmeistern/ sondern von gewißen Kräfften herkommet/ daß man die Originalien selbst dardurch verstehet/ und deren höchst-gepriesne Geister/ in Betrachtung derselben (so zu reden) vergötterten Wesens/ theuer/ wehrt und köstlich achtet.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Bereits Sponsel erkannte, dass Sandrarts Erläuterung über die Curiositet des Medaillensammlers auf eine Stelle in Charles Patins Relations historiques zurückzuführen ist; vgl. Sponsel 1896, S. 6. Allerdings handelt es sich bei Sandrarts Text um keine wortwörtliche Übersetzung, sondern um eine freie Umformung. Ein wesentlicher Unterschied dabei ist, dass Sandrart allgemein von jedem »vernünftigen Menschen/ wann er die Curiositet liebet« spricht, während sich die Ausführungen bei Patin direkt auf den in der Widmung adressierten Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneberg beziehen; vgl. Patin, Relations Historiques, überprüft anhand der Ausgabe 1695, S. 178.
Derer werden hierbey viele in Kupfer vorgestellet.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Die Erläuterungen zum Jüngling vom Magdalensberg und zu verschiedenen Münzsammlungen wurden von Sandrart verfasst; vgl. Sponsel 1896, S. 6.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 131In diesen und dergleichen Gedanken/ habe ich mich der fürnehmsten antichen Statuen zu Rom/ ingleichen der Griechen/ Römer/ und anderer Nationen/bedienet/ auch die curioseste Medaglionen von Achat/ Carniol/ Gold/ Silber/ Erz und andern Reliquien/ so viel ich deren selbst habhaft werden können/ oder welche von andern fleissig abgebildet worden/ zusammen getragen. Wie dann deren/ in unserm liebwehrten Teutschen Vatterland annoch sehr viel gefunden werden: woraus klärlich erscheinet und unfehlbar zu schließen/ wie hoch vor Alters die Bildhauerey bey uns geachtet gewesen.
Kärntische neu-gefundene Römiche Statua Es hat mir in warheit Ihro Hoch-Fürstliche Gnaden/ der weiland hochberühmte Cardinal und Erz-Bischoff zu Salzburg/ Guidobaldo, Graf von Thun/ als S. Hochfürstl. Gn. dero Contrafät von mir verlanget/ hat mir eine vortreffliche Statua gezeiget/ die war in Lebens-Größe/ von
antich Metall/ und praesentirte einen stehenden Mercurium von der besten Manier und ganz
unversehret Sandrart ging hier fälschlicherweise davon aus, bei Guidobald die Originalstatue des Jünglings gesehen zu haben. Diese war jedoch 1551 an Ferdinand I. ausgehändigt worden, während in Salzburg eine Kopie verblieben war.; bey ihme lag ein Häklein/ wie hierbey abgebildet zu sehen. Solinus, wie auch Plinius, benennen/ im Land Norico, Salam eine Reichsstadt der Römer In Megiser, Annales Carinthiae (3. Buch, 2. Kapitel, S. 138), auf das Sandrart sich hier bezieht, wird der Ort »Sala« genannt, wobei in der Marginalie »im Saal oder Zollfeld« hinzugefügt wurde, was eine zweifelsfreie Identifizierung mit dem heutigen Maria Saal in Kärten ermöglicht. Die auf dem Gebiet des Zollfelds gelegene römische Stadt heißt jedoch Virunum und wurde im ersten Jh. n. Chr. unter Claudius gegründet./ wel- welche Ptolomaeus in Ober-Pannottien setzet/ heisset jetzt allda Unser Frau im Saal/ und ligt in Kärnten: davon besihe die Kärnter-Chronik Megiseri, und Wolfgangum Lazium Comment. de Republ. Rom. l. 1. p. m. 1229. seq. Daselbst nun/ nemlich auf S. Helenen-Berg/ bey der Stadt S. Veit/ ist diese Statua, wie gemeldet/ Anno 1502 von einem Bauren/ da er ackerte/ gefunden worden. Sie ware 6 Schuhe lang/ ganz nakend/ hatte auf dem Haupt einen Hut von Glockenspeiße/ verguldet/ wie eine Schüssel. Auf dem Schild/ stunden die in folgender Figur befindliche Lateinische Buchstaben. An dem rechten Schenkel waren diesee Worte zu lesen: A POBLICIUS D. L. ANTIOC.TI. BARBIUS. Q.P.L. TIBER.Medaglien bey Mainz:/ Nicht ferne von gemeldtem Ort/ hat man auch viel schöne Medaglien von Gold/ Siber/ und Erz/ gefunden/ gleichwie an andern Teutschen Orten mehr/ insonderheit bey Mainz auf den Bergen/ um die Refier/ Drusus Stein genant; Ferner am und antiche Geschirre/ bey Santen gefunden. Rheinstrom besser hinunter/ in der Stadt Santen bey Cleve/ viel anticheGeschirre/ Lampen/ und dergleichen. Wie dann ein curioser Pfarrer selbiges Orts/ deren eine zimliche Anzahl zusammen gebracht/ und seinem gnädigsten Landes-Fürsten/ nemlich Ihrer Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg/ eingeliefert: welche dann/ als dieser und anderen rühmlichen Künsten wol zugethan/ solche antiche Gefäße in dero berühmtes Kunst-Cabinet bringen lassen.
In Nürnberg befindliche Medaglien/ und andere rariteten. Allhier zu Nürnberg finden sich/ nicht allein die Medaglien und alte Münzen/ von Gold/ Silber und Erz/ in zimlicher Anzahl/ sonderlich bey der
Die Erläuterungen zum Jüngling vom Magdalensberg und zu verschiedenen Münzsammlungen wurden von Sandrart verfasst; vgl. Sponsel 1896, S. 6.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 131