Die Staaten der Erde: Europa und Asien
Von Isabella Ackerl
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Die Staaten der Erde - Isabella Ackerl
ISLAMISCHER STAAT AFGHANISTAN (AFG)
Geschichte
Afghanistan, einst Teil des Perserreiches unter König Kyros, wurde von Alexander dem Großen erobert und wurde nach dessen Tod dem Herrschaftsbereich der Seleukiden zugesprochen. Um 130 v. Chr. entstand im Norden das buddhistische Kuschan-Reich. Den Süden beherrschten vorwiegend die persischen Sassaniden. Etwa um das 10. Jh. n. Chr. wurde das Land durch die Araber islamisiert. Mitte des 18. Jh. gründete Ahmad Schah Durani ein unabhängiges Königreich. Sowohl das zaristische Russland als auch Großbritannien versuchten im 19. Jh. im Land Einfluss zu gewinnen. Mit dem Durand-Akommen von 1893 sicherten sich die Briten gegen eine Zahlung von 60.000 Pfund die Vorherrschaft. 1907 wieder unabhängig von Großbritannien, bleibt das Land im Ersten Weltkrieg neutral. Versuche von Emir Aman Ullah, innere Reformen einzuleiten, stießen auf den vehementen Protest der islamischen Geistlichkeit. 1931 schloss Afghanistan, inzwischen eine konstitutionelle Monarchie geworden, einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion, der immer wieder erneuert wurde. 1947, anlässlich der Gründung Pakistans, kam es zu Spannungen mit diesem Nachbarland. 1973 nach dem Tod von Mohammed Zahir Shah, der auch im Zweiten Weltkrieg neutral geblieben war, kommt es zu einem Staatsstreich durch Daud Khan, der die Republik ausrief. 1979 besetzen sowjetische Truppen nach einem prokommunistischen Putsch das Land und setzten das ihnen hörige Regime Babrak Kamals ein, der von Mohammad Nadschibullah abgelöst wurde. Eine große Fluchtbewegung antikommunistisch gesinnter Bevölkerungsgruppen nach Pakistan setzte ein. Es kam zu einem für die Russen verlustreichen Krieg gegen die Mudschaheddin (= der den Heiligen Kampf führt), was 1989 nach einem amerikanisch-russischen Abkommen zum Abzug der sowjetischen Truppen führte. Nach einem Bürgerkrieg übernahmen 1992 die Mudshaheddin die Macht, 1996 besetzten die radikalislamischen sunnitischen Taliban die Hauptstadt Kabul. Nach dem 11. September 2001 forderten die Amerikaner vom Talibanregime die Auslieferung des Terroristen Osama Bin Ladin, von dem angenommen wurde, dass er in den unwegsamen Bergen Afghanistans Unterschlupf gefunden hätte. Da das Talibanregime ablehnte, kam es zu amerikanischen Luftangriffen, die 2002 den Sturz der Taliban und die Einsetzung des von der Versammlung der Stämme (Loya Jirga) gewählten Hamid Karzai als Übergangsstaatschef zur Folge hatten.
Politisches System
Dank der Besatzung durch internationale UN-Truppenkontingente macht Afghanistan inzwischen geringfügige demokratische Fortschritte, 2005 wurden demokratische Wahlen abgehalten. Doch noch immer kämpfen in einigen Landesteilen die Taliban, unterstützt von Al-Qaida-Einheiten. 2006 flackerten die Kämpfe erneut auf. Weder Presse- noch Religionsfreiheit konnte bisher durchgesetzt werden. In einigen Provinzen haben noch immer Warlords das Sagen.
Wirtschaft
Durch den jahrelangen Krieg ist die Volkswirtschaft des Landes völlig zerstört, Schätzungen der Weltbank für den Wiederaufbau bewegen sich in einer Größendimension von 20 Mrd. Dollar.
Afghanistan, das zu 50% Ödland ist, wird zu vier Fünftel landwirtschaftlich genutzt. Nomadische Viehwirtschaft ist eine wichtige Säule der Versorgung. Es gibt kaum Industrie, dagegen ist der Anteil an traditionellem Handwerk groß. Eine wichtige Erwerbsquelle für die bäuerliche Bevölkerung ist der Anbau von Schlafmohn, den die Regierung einschränken will. 2006 wurde ein umfangreiches Elektrifizierungsprogramm beschlossen, finanziert wird es mit einer Aufbauhilfe von 8,7 Mrd. €, die zu einem großen Teil von der Weltbank kommt.
REPUBLIK ALBANIEN (AL)
Geschichte
Bereits um 1000 v. Chr. sind in Albanien illyrische Siedlungen nachgewiesen. 30 v. Chr. geriet das Land unter römische Herrschaft und blieb dies auch unter den Byzantinern als den Rechtsnachfolgern der Römer. Ab dem 5. Jh. n. Chr. sickern slawische Völker ein. Kurz etablierte sich Anfang des 13. Jh. ein unabhängiges Fürstentum, doch schon im letzten Viertel des 14. Jh. besetzten die Osmanen Albanien. Es kam zu einer weitgehenden Islamisierung. In der zweiten Hälfte des 15. Jh. gelang es Skanderbeg (eigentlich: Georg Kastriota) kurzfristig, die osmanische Herrschaft zu verdrängen, doch nach seinem Tod geriet Albanien wieder unter osmanische Kontrolle. In der ersten Hälfte des 19. Jh. kam es immer wieder zu antitürkischen Aufständen. Erst nach dem Balkankrieg erreichte Albanien 1912 seine Unabhängigkeit. Im Ersten Weltkrieg wurde es wieder ein Spielball der kriegführenden Mächte: Den Norden des Landes besetzten die Mittelmächte, den Süden die Italiener. 1914 wird Wilhelm zu Wied als Herrscher eingesetzt. 1919 wurde Albanien selbstständig. Drei Jahre später übernahm Achmed Zogu die Regierungsgewalt, 1925 auch das Amt des Staatspräsidenten. 1928 rief er sich zum König aus. Außenpolitisch lehnte sich Albanien gänzlich an das faschistische Italien an, was zu Spannungen mit Jugoslawien und Griechenland führte. 1939 wurde Albanien neuerlich von italienischen Truppen besetzt. Nach der Kapitulation Italiens im Jahre 1943 übernahmen bis November 1944 am Balkan operierende deutsche Truppen die Besatzung. Dagegen formierte sich eine kommunistische Widerstandsbewegung, die vor allem von Marschall Tito unterstützt wurde. Mit Hilfe Moskaus bildete sich nach dem Zweiten Weltkrieg eine Volksfrontregierung. Der Kommunist Enver Hoxha übernahm die Macht und errichtete eine Volksrepublik, die den gesamten Grundbesitz verstaatlichte. 1955 trat Albanien der UNO und dem Warschauer Pakt bei. Nach Etablierung des von Moskau unabhängigen Kurses im ehemaligen Jugoslawien kam es zu Spannungen mit diesem Nachbarstaat. Nach dem 20. Parteitag der KPdSU, bei dem Chruschtschow die stalinistische Politik vehement kritisiert hatte, wandte sich Albanien von Moskau ab und schwenkte auf die chinesische Linie ein. Nach dem Beispiel Chinas wurde eine strikte atheistische Politik betrieben, Religionsausübung verboten, alle Kirchen und Moscheen wurden geschlossen. Seit 1991 ist Albanien eine präsidiale Republik.
Politisches System
Seit der Wende versucht Albanien wieder Anschluss an die europäische Politik zu finden. Inzwischen sind politische Parteien zugelassen, langsam entfaltet sich eine demokratische Struktur. Freie Wahlen fanden erstmals 1991 statt. Unmittelbar nach der Wende flohen viele Albaner, vor allem Intellektuelle, nach Italien, um dort ein besseres Fortkommen zu finden. Mit dem benachbarten Serbien besteht wegen des Kosovo, einer überwiegend von Albanern (etwa 2 Mio.) bewohnten Teilrepublik, ein gespanntes Verhältnis. 2006 schloss Albanien mit der EU ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen ab.
Wirtschaft
Albanien ist der am wenigsten industrialisierte Staat Europas. Während der sozialistischen Planwirtschaft wurde auf der Basis von 5-Jahres-Plänen der wirtschaftliche Schwerpunkt auf die Rohstoffgewinnung und -verarbeitung gelegt. Noch liegt die Arbeitslosigkeit bei etwa 20%. Albanien verfügt über Erdöl und Erdgas, sowie über Asphalt und Kupfervorkommen. Ein wichtiger Devisenbringer sind Chromerze, bei denen Albanien der zweitgrößte Exporteur weltweit ist.
FÜRSTENTUM ANDORRA (AND)
Geschichte
Andorra, Teil des Römischen Reiches bis zu dessen Ende, wurde um 700 n. Chr. von den Mauren erobert. Um 800 wurde es Teil des Frankenreiches Karls des Großen. Unter der Herrschaft seines Enkels Karl des Kahlen ging Andorra als Lehen zuerst an den Grafen und dann an den Bischof von Seo de Urgel. Als die Linie der Grafen von Urgel ausstarb, erhoben die französischen Erben, die Grafen von Foix, Anspruch auf das Gebiet. Schließlich wurde der Streit geschlichtet, der Vertrag von Paréage geschlossen, der ein Condominium beider Rechtsträger vorsah. Dieses auf feudale Wurzeln zurückgehende System bestand bis 1993, d.h. dass der Bischof von Urgel und der französische Staatspräsident gemeinsam das Territorium von Andorra regierten und nach außen repräsentierten. Damit ist Andorra neben dem Vatikan der einzige kirchlich gelenkte Staat der Welt. Seit 1981 ist der Kleinstaat weitgehend souverän, der jeweilige Regierungschef übernimmt teilweise die Aufgaben eines Staatsoberhauptes. Die spanische bzw. französische Oberhoheit ist nur mehr eine formale.
Politisches System
1993 wurde eine neue Verfassung beschlossen, die Gründung von politischen Parteien wurde erlaubt. Auch eine unabhängige Justiz wurde installiert. Im Jahr 1969 wurden erstmals allgemeine Wahlen für den Generalrat abgehalten, 1993 entschieden sich die Bewohner in einem Referendum für die Umgestaltung ihres Territoriums in ein souveränes parlamentarisches Fürstentum, wodurch Andorra auch internationalen Organisationen beitreten kann. Das Parlament, der Generalrat, besteht aus gewählten Vertretern der sieben Gemeindebezirke, die je vier Abgeordnete entsenden. Alle zwei Jahre wird die Hälfte der Abgeordneten neu gewählt. Andorra kennt keine allgemeine Wehrpflicht, nur eine Bewaffnungspflicht, d.h. jeder männliche Einwohner gehört mit eigenen Waffen der Volksmiliz an.
Die Bewohner Andorras sind nicht einkommensteuerpflichtig. Nur 20% der Einwohner Andorras sind auch Staatsbürger, das Bürgerrecht zu erhalten ist ziemlich schwierig. Viele Franzosen und Spanier haben Andorra zu ihrem Zweitwohnsitz gewählt. Andorra la Vella ist die höchst gelegene Hauptstadt Europas.
Wirtschaft
Andorras Wirtschaft fußt zu einem großen Teil auf der Tatsache, dass das Land Zollfreigebiet und damit beliebtes Einkaufsziel von Tagestouristen ist. War noch vor dem Zweiten Weltkrieg die Landwirtschaft die wichtigste Einnahmequelle der Bewohner, ist mittlerweile der Tourismus an diese Stelle getreten. Mehr als 40% der Beschäftigten arbeiten im Tourismus, der 80% des BIP erwirtschaftet. Heute leben bereits zwei Drittel der Einwohner in einem urbanen Umfeld. Einreisen nach Andorra kann der Tourist – es kommen vorwiegend Tagestouristen (im Jahr 2005 waren es mehr als 8,6 Mio.) – nur über die Straße, es gibt weder Eisenbahnen noch einen Flughafen. Mittlerweile wird der Wintertourismus mit Schifahren intensiv beworben.
Außerdem nutzt Andorra seine zahlreichen Flüsse zur Gewinnung von Energie aus Wasserkraft, die großteils nach Spanien exportiert wird. Ein wirtschaftlich bedeutender Faktor ist auch der Verkauf von Briefmarken sowie Einnahmen von Konzessionsgebühren verschiedener Rundfunkanstalten. Haupthandelspartner Andorras sind die Länder der Europäischen Union. Nennenswerte Industriebetriebe gibt es nicht, nur Kleingewerbe und eine klein dimensionierte Tabak verarbeitende Industrie. Auf Grund der Höhenlage floriert Rinderhaltung und Almwirtschaft. Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen werden in erster Linie Kartoffeln und Tabak angepflanzt.
REPUBLIK ARMENIEN (ARM)
Geschichte
Schon im 6. Jh. v. Chr. ist auf dem Gebiet des heutigen Armenien ein Königreich Urartu nachgewiesen. Danach gehörte Armenien zum Meder- und Perserreich. Nach dem Sieg Alexanders des Großen wurde es Teil seines Reiches, nach dessen Tod gelangte es unter die Herrschaft der Seleukiden. 189 v. Chr. wurde das Land von Rom erobert und in zwei Provinzen geteilt. Erst im der Mitte des 1. Jh. v. Chr. gelang des dem römischen Vasallenkönig Tigranes II., das Land wieder zu einen und auch zu vergrößern. Doch in der Folge blieb Armenien immer ein Zankapfel zwischen den Römern und den benachbarten Parthern. Um 300 n. Chr. wurde das Christentum in Armenien als erstem Land der Erde zur Staatsreligion erhoben. Ende des 4. Jh. n. Chr. erfolgte wieder eine Teilung Armeniens in einen byzantinischen und einen persischen Landesteil. Ab Mitte des 7. Jh. machten es die Araber sich untertänig, beließen dem Land aber eine gewisse Autonomie. Mit der Invasion seldschukischer Turkvölker wurde Armenien Teil des türkischen Reiches. In den folgenden Jahrhunderten wurde es immer wieder ein Streitobjekt zwischen dem Osmanischen Reich und dem Iran. Anfangs des 19. Jh. drangen die Russen über den Kaukasus nach Süden vor. Wieder wurde Armenien zum Spielball, nun zwischen Russen und Türken, die beide immer wieder Massaker an der armenischen Bevölkerung verübten. Im Ersten Weltkrieg wurden 1915 auf türkischen Befehl 1,7 Mio. Armenier nach Syrien und Mesopotamien deportiert. Allein 600.000 von ihnen starben dabei. Die Türken wurden 1916 von den Russen abgelöst, nur 1918 bis 1920 konnte sich das Land einer kurzen Phase der Unabhängigkeit erfreuen. Auch der Vertrag von Sèvres sah eine armenische Unabhängigkeit vor, dieser Vertrag wurde aber nie ratifiziert. In diesem Vertrag musste Armenien die Region um den Berg Ararat, der noch heute das Staatswappen ziert, an die Türkei abtreten. Nach Besetzung durch die Rote Armee wurde es 1922 gemeinsam mit Georgien und Aserbaidschan als Transkaukasische Volksrepublik dem Sowjetimperium eingegliedert. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erklärte sich Armenien im September 1991 selbstständig. Zwei Jahre später kam es wegen der Region Berg-Karabach zu Auseinandersetzungen mit Aserbaidschan.
Politisches System
Seit 2005 verfügt Armenien über eine Verfassung, die eine strikte Gewaltenteilung vorsieht. Das Parlament besteht aus einer Kammer und wird alle vier Jahre neu gewählt. Etwa zwei Drittel der Spracharmenier leben im Ausland. Sie können inzwischen wieder die Staatsbürgerschaft erwerben. Der armenische Präsident wird direkt vom Volk gewählt. Eines der wichtigsten Ziele der Außenpolitik ist die Anerkennung des Völkermordes durch die Türkei.
Wirtschaft
In den Ebenen Armeniens herrscht trockenes kontinentales Klima, das den Anbau von Feigen, Grapefruits und Weintrauben erlaubt. In den höheren Gebirgsregionen ist Almwirtschaft möglich. Insgesamt macht die Landwirtschaft trotz fortschreitender Industrialisierung noch immer einen wichtigen Wirtschaftszweig aus.
An Rohstoffen werden Kupferoxide, Gold, Zink, Uran und Halbmetalle ausgebeutet, dazu kommen verschiedene Gesteine.
In Armenien werden Chemikalien, Präzisionsinstrumente, Maschinen, Textilien und Lederwaren produziert. Es gibt eine in den Export gehende Konservenproduktion. Hinsichtlich der Energieversorgung ist Armenien außer einem geringen eigenen Aufkommen durch Wasserkraft fast völlig von russischen Lieferungen abhängig.
ASERBAIDSCHANISCHE REPUBLIK (AZ)
Geschichte
Aserbaidschan gehörte zum Meder- und Perserreich. Nach der Islamisierung durch die Araber im 8. Jh. zerfiel das Land in zahlreiche Kleinstaaten, die wechselnd persischer, mongolischer bzw. osmanischer Oberhoheit unterstanden. Ab dem 18. Jh. richtete Russland sein begehrliches Auge auf den Ölreichtum Aserbaidschans, 1829 wurde der nördliche Landesteil von Persien erobert. Die reichen Erdölvorkommen trugen zum wirtschaftlichen Aufschwung Russlands bei. Um die Wende vom 19. zum 20. Jh. war die Region um Baku das größte Erdölfördergebiet der Welt. Im Mai 1918 erklärte sich Aserbaidschan nach dem Untergang des Zarenreiches zu einer demokratischen Republik. Doch schon im April 1920 wurde das Land von der Roten Armee erobert, damals gingen mehrere führende Politiker ins Exil. Die Sowjets verstaatlichten sofort die Erdölfelder und investierten in die Förderung. Zwischen 1922 und 1936 war Aserbaidschan Teil der Transkaukasischen Republik, die ihrerseits zur Sowjetunion angehört. 1936 wird es eine eigene Unionsrepublik wie Georgien und Armenien.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges deckte Aserbaidschan 75% des russischen Bedarfes an Erdöl. So nimmt es nicht Wunder, dass Aserbaidschan auch strategisches Ziel für die deutschen Kaukasustruppen war. Nach dem Ende der Sowjetunion erklärte sich Aserbaidschan im Oktober 1991 unabhängig. 1993 brach um die überwiegend von Armeniern bewohnte Region Berg-Karabach ein Konflikt mit Armenien aus, der längst nicht gelöst ist. Armenien hält diese Region und einen Korridor nach Armenien besetzt. Diese Besetzung löste eine Fluchtbewegung aus Berg-Karabach aus, etwa 600.000 Menschen verließen das Gebiet.
Politisches System
Nach der Unabhängigkeitserklärung gab sich Aserbaidschan 1995 eine Verfassung, der Staat ist eine präsidiale Republik, in der das Einkammer-Parlament alle fünf Jahre gewählt wird. 1993 fanden die ersten allgemeinen Wahlen unter der Kontrolle der OSZE statt, entsprachen aber keineswegs den Vorgaben, die von OSZE bzw. dem Europarat dem Land auferlegt worden waren. Vielfach wurden Wahlbetrug und Einschüchterung des Wahlvolkes des durch feudale Strukturen und Clanherrschaft noch immer dominierten Landes moniert.
Zum Staatsgebiet gehört auch die Enklave Nachitschewan (etwa 5.500 km²), die durch einen Streifen armenisches Gebiet von Aserbaidschan getrennt ist. Nachitschewan ist ein autonomes Gebiet, das sich in Zukunft mehr auf Tourismus konzentrieren will.
Wirtschaft
Die aserbaidschanische Wirtschaft weist dank des Erdöl- und Erdgasreichtums und des stetigen Ansteigens der Weltmarktpreise für diese Güter eine beachtliche Wachstumsrate auf, zuletzt lag sie zwischen 7 und 11%. Zwei Drittel des BIP werden von der Erdöl produzierenden Industrie erwirtschaftet. Entscheidend wurde zuletzt die Pipeline von Baku nach Tiflis, die weder über russisches noch über iranisches Gebiet verläuft und so der Kontrolle dieser Mächte entzogen ist. Derzeit haben mehr als 20 Gesellschaften das Schürfrecht nach Erdöl in Aserbaidschan, führendes Unternehmen ist dabei die British Petrol (BP). Die Gewinne aus den Erdölexporten werden vor allem in das Militär, aber auch in Sozialleistungen für die Bürger investiert. Trotz boomender Wirtschaft ist die Arbeitslosenrate als Spätfolge der Entstaatlichung noch sehr hoch. Etwa 50% der Bewohner leben unter der Armutsgrenze, die Schattenwirtschaft ist noch immer intensiv. Über Aserbaidschan geht auch die schon im Mittelalter als wichtiger Handelsweg sehr frequentierte Seidenstraße, auf der Güter aus Ostasien bis nach Europa transportiert wurden.
KÖNIGREICH BAHRAIN (BRN)
Geschichte
Das Inselkönigreich Bahrain war dank seiner günstigen geographischen Lage an einer wichtigen Schiffsrouten im Persischen Golf schon in der Antike besiedelt. Die frühe Hochkultur des Handelsvolkes der Tilmun, das dort zwischen 3000 und 2000 v. Chr. siedelte, wurde durch die Assyrer, Perser und Griechen abgelöst. Um 800 n. Chr. eroberten die Araber die Inseln, die in der Folge islamisiert wurden. Schon damals war Bahrain ein wichtiger Handelstützpunkt und Lieferant für die begehrten Perlen, die um Bahrain aus dem Meer gefischt wurden. 1522 wurde Bahrain durch die Portugiesen besetzt, etwa 80 Jahre später ging es wieder in persische Hände über. 1782 vertrieb der Ahnherr der noch heute herrschenden Dynastie Ahmed al-Faith Al-Chalifa die Perser und machte Bahrain zu einem unabhängigen Scheichtum. Im Ersten Viertel des 19. Jh. wurden Protektoratsverträge mit Großbritannien geschlossen, die dem Land innere Autonomie und Schutz vor persischer und osmanischer Bedrohung boten. In der ersten Hälfte des 20. Jh. verlor die Perlentaucherei zusehends an Bedeutung durch das Aufkommen der Kulturperlen. Stattdessen wurde seit den dreißiger Jahren des 20. Jh. Öl gefördert.
Politisches System
1971 erklärte sich Bahrain wieder unabhängig. Bereits 1973 fanden erste allgemeine Wahlen statt, doch 1975 wurde das Parlament wieder aufgelöst und die Verfassung suspendiert. Ab 1993 bestand eine Beratende Versammlung. 2002 wurde die Verfassung wieder reaktiviert, das Land offiziell in ein Königreich umgewandelt und ein Zwei-Kammern-Parlament gebildet. Politische Parteien sind nicht erlaubt. Bahrain ist Mitglied der Vereinten Nationen. Der Iran erhebt noch immer Ansprüche auf den Inselstaat. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt auf der Hauptinsel Bahrain, das Emirat ist etwa zu 80% urbanisiert. Das Scheichtum ist kein fundamentalistischer Staat, sondern religiös sehr tolerant. Die Bevölkerung ist etwa zur Hälfte sunnitisch und zur Hälfte schiitisch, wobei der gesellschaftliche Einfluss der Sunnniten größer ist, da die Herrscherfamilie dieser Glaubensrichtung anhängt. Für Frauen besteht keine Schleierpflicht, sie können eine gute Ausbildung erlangen.
Wirtschaft
Das Scheichtum am Persischen Golf verfügt nicht über gewaltige Erdölreserven, aber über eine florierende Erdölindustrie und ist einer der wichtigsten Bankplätze im Vorderen Orient. 1989 wurde auch eine Börse gegründet. Bahrain, aus 33 Inseln bestehend, ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für die Golfstaaten. Zu Saudi-Arabien existiert von einer der Inseln eine Straßenverbindung über einen Damm, jährlich nutzen etwa 3 Millionen Fahrzeuge diese Verbindungsstraße. Von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind die für den Inselstaat groß dimensionierten Werften. Bahrain besitzt das drittgrößte Trockendock der Welt, das auch für Supertanker geeignet ist.
Da das Erdölvorkommen begrenzt und ein Ende dieser Erwerbsquelle damit absehbar ist, setzt Bahrain zunehmend auf den Ausbau des Fremdenverkehrs.
Landwirtschaftliche Nutzung ist nur im Norden der Inselgruppe an schmalen Küstenstreifen möglich, es werden Datteln, Zitrusfrüchte und Gemüse angebaut. Von Bedeutung ist die Fischerei. Viele der Inseln sind felsig und liegen kaum über Meersniveau.
Um das wirtschaftliche Spektrum angesichts der nicht mehr lange anhaltenden Ölreserven zu diversifizieren, wurde in den siebziger Jahren des 20. Jh. eine Aluminiumproduktion gestartet.
VOLKSREPUBLIK BANGLADESH (BD)
Geschichte
Das Mündungsdelta der Flüsse Ganges und Brahmaputra ist alter Kulturboden. Etwa seit der alexandrinischen Zeit gehörte Ostbengalen zu Indien. Im 13. Jh. wurde dieser flache Landstrich von türkischen Truppen im Auftrag des Kaisers von Delhi erobert und zu dieser Zeit der Islam verbreitet. Ab etwa der Mitte des 18. Jh. blieb Bengalen Teil Indiens bis zur Unabhängigkeitserklärung des Subkontinents von der englischen Herrschaft. 1947 wurde das überwiegend islamische Ostbengalen als Provinz Ost-Pakistan ein Teil Gesamtpakistans. Doch die weite Distanz zwischen den beiden durch Indien getrennten Landesteilen führte zu einer ständigen Benachteiligung der Osthälfte; öffentliche Ämter und Fördermittel wurden dem Ostteil verweigert, sodass es zu vehementen Unmutsäußerungen kam. Von Indien unterstützt, fand ein Unabhängigkeitskrieg statt, der schließlich 1971 zur Selbstständigkeit führte. Der neun Monate währende Bürgerkrieg forderte fast eine Million Tote, zwischen sechs und neun Millionen Menschen flohen nach Indien. Der neue Staat nannte sich Bangladesh und erklärte sich zur unabhängigen Volksrepublik. Bereits 1972 wurden die wichtigsten Wirtschaftsbereiche, wie Banken, Versicherungen und Industrien verstaatlicht.
Politisches System
Das Land nahm vier Grundprinzipien für seine Regierungsform an, und zwar: nationalistisch, demokratisch, sozialistisch und islamisch. In den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit gab es noch unsichere Verhältnisse, es herrschte das Kriegsrecht, doch ab 1986 wurden Gewerkschaften zugelassen, 1988 eine Verfassung beschlossen. Außenpolitisch schloss sich Bangladesh der