Vom Lieben und Leben am Rhein: Kurzgeschichten über die vielen Formen der Liebe und des Lebens
Von Monika Niessen
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Über dieses E-Book
Und manchmal findet man einen Beruf, den man liebt.
Die erste Liebe im Leben eines Menschen ist die Liebe zwischen Mutter und Kind.
Da es hier um das Rheinland geht, spielt auch der Karneval eine große Rolle.
Monika Niessen
Die rheinische Autorin brachte zu ihrem 70. Geburtstag ihren ersten Clementine Weidenbrecher Band heraus. Mittlerweile gibt es auch noch Geschichten vom Lieben und Leben und viele Märchen.
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Buchvorschau
Vom Lieben und Leben am Rhein - Monika Niessen
Kurzgeschichten über die vielen Formen der Liebe und das Leben
Inhaltsverzeichnis
Meine liebe Tochter
Jugendliebe
Zwei Leben
Schwesternliebe
Nestwärme
Die Clique
Das Geheimnis des alten Schrankes
Begegnung auf Kirres
Das Wiedersehen
Die Zofe Loni
Der 50. Geburtstag
Die goldene Hochzeit
Marie-Luise
Sylvester Party
Der Maskenball
Tanzen
…Op „BLÄCKE FÖÖS no Kölle john
Meine liebe Tochter
Deine Mitteilung von heute bewegt mich so sehr, wie Deine Geburt. Als Du vor dreißig Jahren zur Welt kamst, da nahm ich Dich in meine Arme. Es war ein unbeschreibliches Gefühl von Wärme und Liebe für dieses kleine Menschenkind, das mir noch so Fremd und doch auch wieder vertraut vorkam. In diesem Augenblick erkannte ich, dass mein Leben und dass Deines Papas, nie mehr so sein würde, wie es vorher war. Sich mal eben nach Feierabend mit Freunden zum Essen verabreden würde für lange Zeit nicht mehr möglich sein. Dafür erlebten Dein Papa und ich aber so viel Neues mit unserer kleinen Prinzessin, wie er Dich vom ersten Tag an nannte. Natürlich warst Du für uns das schönste Kind, das je geboren wurde! Nie hatte ein Kind eine schönere und zartere Haut als unsere Tochter! Kein Kind der Welt konnte schönere blaue Augen haben! Selbst wenn Du uns des Nachts nicht schlafen ließest und wir am nächsten Tag sehr müde waren, verziehen wir Dir dies. Dein erster Zahn und Dein erstes Wort entzückten uns. Du wähltest Dein erstes Wort sehr diplomatisch aus. Dein „Mapa Pama" hielt Dein Papa gleich mit der Kamera und dem Videorecorder fest.
Wir waren sehr besorgte Eltern, aber Du entwickeltes Dich trotzdem nicht zu einem schüchternen Kind.
Ich kleidete Dich gern als Prinzesschen in rosa und weiß. Wir gingen mit Dir spazieren und waren bis zur ersten Pfütze sehr stolz auf unser adrettes Mädchen.
Dann sprangst Du mit beiden Beinen hinein. Ich sah bald ein, dass Hosen für Dich besser waren.
Mit Tieren gingst Du sehr liebevoll und vorsichtig um. Du brachtest uns selbst Spinnen nach Hause, die Du unterwegs fandest. Je älter Du wurdest, desto mehr wuchs unser Privatzoo. Erst besaßen wir eine Katze, dann kam ein Hund dazu. Vögel und Meerschweinchen bevölkerten unser Zuhause. Erinnerst Du Dich noch an den kleinen Spatz, den wir zusammen aufgepäppelt haben?
Nach dem wir ihn frei ließen besuchte er uns noch oft am Küchenfenster.
Eine erste Zäsur erlebten wir, als Du ein Kindergartenkind wurdest. Es war schlimm für mich, Dich dort abzugeben und allein wieder nach Hause zu gehen. Wie eine Verräterin fühlte ich mich!
Schweren Herzens öffnete ich mittags die KITA - Tür, ich machte mir die schlimmsten Vorwürfe, weil ich mein Prinzesschen unter lauter fremden Kindern allein ließ. Doch dann musste ich erleben, dass die Prinzessin ein kleiner Rabauke war und noch gar nicht mit nach Hause wollte.
Bis Du ein Schulkind wurdest, war ich an den Gedanken gewöhnt, Dich zeitweise abzugeben.
An Deine Schulzeit erinnere ich mich mit sehr gemischten Gefühlen. Du hättest eine sehr gute Schülerin sein können, aber Dein Papa und ich waren zum Ende Deiner Schulzeit froh, dass Du wenigstens einen mittelmäßigen Abschluss hattest.
Mit dem Ende Deiner Schulzeit war auch Deine erste Liebe vorbei. Dein Papa und ich litten sehr mit Dir. Wie gern hätten wir Dir Deinen ersten Liebeskummer erspart. Heute denke ich, dass alle Menschen mindestens einmal in ihrem Leben Liebeskummer erleben.
Zu Deinem und unserem Glück lerntest Du während Deiner Ausbildung Deinen Mann kennen, unseren Schwiegersohn und bald junger Vater, wie Du mir heute mitteiltest. Ihr werdet all das, was wir mit Dir erlebt haben, auch erleben. Es wird viele schöne, aber auch leidvolle Tage geben.
Eines Tages wird Euer Kind, wie Du, vielleicht ein paar Hundert Kilometer entfernt leben. Aber so bald Du eine Nachricht von ihm erhältst, wirst Du Dich freuen. Diese Art Liebe ist es, die Dich und uns ein Leben lang begleiten wird.
Meine liebe Tochter, ich wünsche Dir eine angenehme Schwangerschaft und freue mich sehr auf mein erstes Enkelkind.
In Liebe Deine Mama
Jugendliebe
Helga wurde im Januar 1944 in Frankfurt an der Oder, als Tochter eines Lokführers geboren.
Ihre beiden Großväter arbeiteten ebenfalls bei der Reichsbahn.
Ihre Mutter wurde bis zu Helgas Geburt als Auslandskorrespondentin für französisch bei einer großen Firma beschäftigt. Kurz nach ihrer Geburt kam der Vater ihrer Mutter bei einem Bombenangriff ums Leben. Er wohnte mit seiner Familie als Bahnhofsvorsteher im Bahnhof. Diese Wohnung musste die Großmutter nach seinem Tod verlassen. Sie zog zu ihrer Tochter, Helgas Mutter.
Im Oktober bekam ihre Mutter die Nachricht, dass ihr Mann in einem Lazarett in Bad Nauheim behandelt würde. Es war schwierig, aber dann bekam sie die Erlaubnis mit ihrer Mutter und der kleinen Tochter nach Bad Nauheim zu fahren. Es war eine beschwerliche Reise. Doch nach drei Tagen kamen sie dort an.
Helgas Vater ging es sehr schlecht, darum richteten die Frauen sich auf einen längeren Aufenthalt ein. Sie fanden eine kleine Wohnung in einem alten Haus, das zu einer Gärtnerei gehörte.
Ihre Großmutter war eine sehr gute Schneiderin, die bald ihre ersten Kunden hatte.
Nach Weihnachten verstarb Helgas Vater.
Sie beschlossen den Winter noch in jedem Fall in Bad Nauheim zu verbringen, wo sie sich mittlerweile eingerichtet hatten. Als der Krieg im darauffolgenden Frühjahr zu Ende war, hielten sie es für besser noch länger in Bad Nauheim zu bleiben.
So verging die Zeit bis zum Herbst 1949, da bekam Helgas Mutter die Möglichkeit für die französische Botschaft in Remagen zu arbeiten. Sie hatte noch nie von diesem Städtchen am Rhein gehört, wollte aber so bald wie möglich umziehen, weil Helga im kommenden Frühjahr eingeschult würde.
Es gelang ihr eine kleine Wohnung in einer der Villen an der Kölner Strasse in Remagen zu bekommen. Von da aus war es nicht mehr weit bis zum Schloss Ernich, der Residenz des Botschafters. In dieser Wohnung sollten sie zehn Jahre wohnen.
Helga wurde im Frühjahr 1950 in der evangelischen Klasse der Mädchenschule in Remagen eingeschult. So begann Helgas Remagener Leben.
Nach dem Besuch der Grundschule wechselte sie mit einigen Kindern aus ihrer Klasse auf ein Gymnasium in Bad Godesberg. Mit ihrer Freundin Gisela, die weiter in Remagen zur Schule ging und anschließend die Handelsschule besuchen sollte, ihr Vater meinte das reiche für ein Mädchen, blieb sie weiter in Kontakt. Gisela wohnte in der Bahnhofstrasse, das gefiel Helga sehr gut, da war man mitten im Remagener Leben. Da Helga und auch Gisela gute Schülerinnen waren, hatten die Eltern nichts dagegen, dass die Beiden viel zusammen unternahmen. Gisela war, wie Helga ein Einzelkind und ihre Eltern arbeiteten den ganzen Tag. Helga hatte durch den Sportunterricht in ihrer Schule schwimmen gelernt. Im Sommer radelte sie mit Gisela ins Bad Bodendorfer Schwimmbad und brachte ihr dort das Schwimmen bei. Gisela wurde im Frühjahr 1959 aus der evangelischen Volksschule entlassen. Ihre Eltern zogen mit ihr nach Leverkusen, in die Nähe der Arbeitsstätte ihres Vaters.
Helga war sehr traurig, der Kontakt zu anderen Mädchen in ihrer Klasse beschränkte sich nur auf den Unterricht. An ihrem letzten gemeinsamen Wochenende in Remagen besuchten sie einen Film in der Schauburg. Es war eine Komödie, aber Helga und Gisela war nicht zum Lachen zu mute. Als sie raus gingen wurden sie von einem jungen Mann angesprochen. Er lud sie zu einem Eis ins Eiscafe, er wollte zu gern wissen warum sie bei diesem lustigen Film nicht lachen konnten. Sie nahmen die Einladung an und erzählten Wolfgang, so hieß der siebzehn Jährige, von der bevorstehenden Trennung. Wolfgang gelang es die beiden Mädchen aufzumuntern. Er konnte so lustig erzählen, dass sie mehrmals herzlich lachen mussten.
Plötzlich ertönte aus der Musikbox Peter Kraus mit „Sugar Baby" und das genau in dem Moment als Wolfgang und Helga sich ansahen. Sie wurden Beide ganz rot im Gesicht und wussten nicht warum.
Gisela schaute auf ihre Uhr und meinte sie müsse nach Hause, da bot Wolfgang an, beide Mädchen nach Hause zu begleiten. Er wusste bereits, dass Gisela in der nahen Bahnhofstrasse wohnte und Helga auf der Kölner Strasse. In der Bahnhofstrasse verabschiedeten sie sich von Gisela und liefen durch die Stadt zum Bahnübergang am Drususplatz und von dort den Kreuzweg hoch. Die Villa, in der Helga wohnte, hatte einen Zugang den man an der Apollinariskirche vorbei erreichen konnte. Wolfgang schlug Helga diesen Weg vor, da hätten sie einen gemeinsamen Heimweg. Er wohnte mit seinen Eltern und fünf Geschwistern in der Nähe der Kirche.
Auf dem Nachhauseweg waren sie allein, ihre Hände