Organhandel
Von Karel Hruby
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Über dieses E-Book
Unsicherheit und berechtigte Angst vor Missbrauch ist vielfach ein Argument gegen eine Organspende.
Diese Spende rettet Leben, vielleicht auch eines Tages das Ihre!
Organ Handel
Ein Tanktourist verschwindet an der deutsch-tschechischen Grenze.
Wochen später taucht er mit einer Narbe im Unterbauch wieder auf.
Eine Detektei ermittelt im Auftrag des Geschädigten und stößt auf weltweit agierende Organhändler.
Karel Hruby
Karel Hruby geb. 1949, lebte in Prag und Dresden, studierte Jura und kreatives Schreiben. Der Autor identifiziert sich mit den Protagonisten des Romans.
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Buchvorschau
Organhandel - Karel Hruby
35
Kapitel 1
„Herr van Holms, bitte kommen sie zum Abfertigungsschalter!", hört Ingolf zum wiederholten Mal die Aufforderung aus dem Lautsprecher.
„Wo ist sie schon wieder?", spricht der attraktive Mann, dem man den Politiker ansieht, verärgert vor sich hin. Er blickt sich suchend um. Da sieht er seine hübsche Gattin im Gedränge der Fluggäste auftauchen.
„Nun wird es Zeit, wo bist du so lange gewesen?"
„Das erzähle ich dir im Flugzeug", beruhigt sie ihn sanft. Nachdem die Maschine von Wien nach Berlin gestartet ist, beginnt Cornelia ihrem Mann zu berichten.
„Ich sah in der Halle des Abflugbereiches eine Ausstellung - Hinschauen statt wegschauen. Kinder brauchen Schutz, weltweit! - Weißt du, es geht um die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern im Rahmen des Tourismus. Es wurden Möglichkeiten aufgezeigt diese Verbrechen wirksam zu bekämpfen. Da waren Stände von Vertreterinnen aus Politik, Wirtschaft, Adel und internationalen Kinderschutzorganisationen, mit denen ich ins Gespräch kam."
„Und wenn Frauen labern, vergessen sie die Welt um sich."
Nein so war das nicht, dabei habe ich an dich gedacht.
„Ich kann da keine Verbindung zu mir erkennen."
„Warts ab, lass mich erst einmal weitererzählen." Das Flugzeug beginnt zu flattern, es rumpelt wie auf einer asphaltierten Straße. Ingolf verzieht sein Gesicht.
„Was ist mit dir, Liebling, hast du wieder Schmerzen?"
„Ja, ich habe geglaubt im Flugzeug weniger Probleme als im Zug zu haben, das war ein Trugschluss."
„Wie lange willst du diese Schmerzen noch ertragen? Wir können nur noch in die Orte fahren, wo du eine Möglichkeit hast, an die Dialyse angeschlossen zu werden. Bevor du für das Spitzenamt kandidierst, musst du unbedingt operiert werden."
„Das sagst du so leicht. Bitte Cornelia erkläre mir, woher bekomme ich organische Ersatzteile?"
Cornelia überlegt, „kommt Zeit, kommt Rat", sagt sie dann besänftigend.
„Bitte erzähle weiter, mir geht es wieder besser, seitdem die Maschine wieder ruhiger fliegt."
„Wo war ich stehen geblieben?"
„Nicht zu glauben, meine Frau wird vergesslich. Du hattest dich mit den Politikerfrauen verplaudert und mich warten lassen, dass wir beinahe unseren Flieger verpasst hätten."
„Ach ja, mir kam dabei ein Gedanke. Während du dich auf deine politische Laufbahn vorbereitest und eh keine Zeit für mich hast, werde ich ein Kinderprojekt unterstützen."
„Das klinkt gut, woran denkst du?"
„Ich hörte einen Bericht von der Kinderschutzorganisation aus Brasilien und Indien. Brasilien interessiert mich eher, ich wollte schon immer mal dahin reisen."
„Musst du denn gleich dorthin fahren, um zu helfen?"
„Nein, natürlich nicht. Während ich in meiner Tasche nach einen Stift suchte, trat ein junger Mann an mich heran und übergab mir seine Visitenkarte. Er stellte sich als Vorsitzender eines internationalen Kinderhilfswerkes vor. Mehr würde ich im Internet über seine Organisation erfahren, die viele internationale Kinder- und Jugendprojekte im In- und Ausland betreut."
Sie reicht Ingolf die Visitenkarte, die sie eilig in ihre Jackentasche gesteckt hatte.
„Gut, und was willst du dort machen?"
„Zuerst werde ich für zwei Kinder die Patenschaft übernehmen, das kostet 25 € pro Kind im Monat. Für uns ist das wenig Geld, diese Kinder können damit einen Monat in einem Kinderheim in São Paulo leben. Wenn ich das Projekt des Kinderhilfswerkes kennengelernt habe, werde ich ein Wohltätigkeitsessen organisieren. Natürlich bringe ich die Spenden persönlich in das Kinderheim, um mich zu vergewissern, dass die Spenden wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden."
„Damit kann ich mich anfreunden, erklärt Ingolf. Er küsst seine Frau dankbar und liebevoll auf die Wange. Nach dem Imbiss fällt Ingolf ein, „bitte entschuldige Cornelia, ich musste gestern so schnell weg, dass du mir nichts über dein Klassentreffen erzählen konntest, nun haben wir dazu genügend Zeit.
Cornelia berichtet gern. Noch immer ist sie begeistert, nach 30 Jahren ihre Schulfreundinnen wieder getroffen zu haben.
„Wir trafen uns in dem Hinterraum einer Gaststätte. Die Ersten hatten es gut. Immer wenn die Tür sich öffnete und ein Mitschüler bzw. Schülerin eintrat, begann das große Rätseln. Wir erkannten die Meisten an ihren Gesten. Es war für mich beklemmend, an den Anderen erkannte auch ich, wie die Jahre uns geprägt und älter gemacht haben."
„Das kann ich nicht bestätigen, du siehst immer noch so entzückend aus, wie ich dich vor 25 Jahren kennengelernt habe, schmeichelt Ingolf. „25 Jahre? Ingolf, dann feiern wir im Herbst Silberhochzeit!
„Ich weiß, dafür habe ich eine besondere Überraschung. Schau mich nicht so an, diesmal verrate ich dir nichts!"
Ingolf sieht müde aus, oder sind es seine Schmerzen? Die Frau lehnt sich besorgt in ihren Sessel zurück und geht ihren Gedanken nach, während Ingolf die Augen schließt. Cornelia ist in Gedanken wieder beim Klassentreffen. Sie freut sich über die Wiedervereinigung des vierblättrigen Kleeblatts.
Carmen Bergmann, die sich nunmehr Krämer nennt, hatte sie sofort erkannt. Die Freundinnen fielen sich vor Freude um den Hals. Als Sabine Berger eintrat, war Cornelia positiv überrascht, das ehemalige Pummelchen hatte sich ganz schön gemausert, studiert und ein Diplom soll sie haben. Sie umarmten sich herzlich. Die Letzte war, wie eh und je, Helga Schuster, diese stellte sich als Helga Schmidt vor. Helga war immer sehr grazil, kaum zu fassen, wie unförmig Helga auseinandergegangen war. Die Begrüßung, von Cornelias Seite, fiel deshalb nicht ganz so herzlich aus.
Jeder berichtete, was er die Jahre über erlebt hatte. Sie sprachen über ihre Kinder und gescheiterten Ehen. Dann unterhielten sich die Meisten in zweier Gruppen, bis auf das vierblättrige Kleeblatt, Carmen, Cornelia, Sabine und Helga.
„Das Letzte, was wir von dir hörten, war, dass du ein Verhältnis mit Thomas Weizmann hattest. Wie hast du das nur angestellt? Wir waren in der Schulzeit alle in Thomas verliebt", stellte Carmen verschmitzt fest.
„Es ist lange her", lenkte Cornelia ab.
Carmen lies nicht locker. „Das musst du uns ausführlich erzählen, wir waren das unzertrennliche Kleeblatt und teilten alle Geheimnisse."
Da klingelte Cornelias Handy und Ingolf meldete sich. „Liebling, ich kann dich nicht abholen, ich bin noch in der Konferenz."
Verärgert hatte sie mit den Worten aufgelegt, „dann lege dich zukünftig mit deiner Politik ins Bett! Carmen nickte verständnisvoll, „ich habe die gleichen Probleme mit meinem Mann, der in der Wirtschaft arbeitet und kaum noch nach Hause kommt.
Mit dem Versprechen, das sich die vier Freundinnen nun öfter treffen, verabschiedeten sie sich voneinander."
Cornelia erwacht aus ihren Gedanken und schaut zu Ingolf. Dieser ist eingeschlafen und atmet tief. Die Frau kehrt zu ihren Erinnerungen zurück und errötet, als sie an ihre, immer wieder auffrischenden Affären mit Thomas Weizmann denkt.
Sie sah ihn in der letzten Zeit öfter. Thomas war der Einzige, der zur Verfügung stand, um sie vom Klassentreffen abzuholen. Sie waren an diesem Abend nicht nach Hause, sondern in einen Pärchenklub gefahren. Als sie im Morgengrau den Klub verlassen wollten, hatte Thomas mit der Geschäftsleitung einen Streit. Cornelia wusste nicht, warum es ging. Sie hatte das Gefühl, in dem separaten Raum, in dem sie sich mit Thomas liebte, beobachtet zu werden. Die Frau fühlte sich in Thomas Nähe geborgen und willigte ein, ihn am nächsten Tag wieder zu treffen. Cornelia fühlte, dass sie Ingolf nicht immer mit dem gleichen Mann betrügen durfte. Die Gewissensbisse trieben sie dazu in der vornehmen Villa auf und ab zu gehen. Im Magen verspürte sie das Gefühl eines nicht wieder gutzumachenden Verlustes. Ingolf kränkelte immer mehr. Seine Ausdauer brauchte er für die Politik, da blieb wenig Zeit für das Eheleben und Thomas war immer noch der ungebremste zärtliche Liebhaber. Für wen soll ich mich entscheiden? Mit diesen Gedanken legte sie sich aufs Bett, nahm ein Buch zur Hand und versuchte sich abzulenken, es gelang ihr nicht. Sie stand auf, begab sich unter die heiße Dusche und stellte zufrieden fest, dass ihre Brüste noch straff waren. Ich muss meine Zeit nutzen, nicht lange, dann werden sie schlaff. Vielleicht sollte ich langsam mit einer Gymnastik beginnen. Dachte sie über ihren Körper nach und an Thomas, auch ihr Körper begab sich in eine Erwartungshaltung. Cornelia wusste, dass er ihren Reizen immer noch erlegen war. In einem Badetuch eingewickelt legte sie sich ins Bett, die Magenschmerzen hatten sich gelegt. Sie grübelte weiter, vielleicht will er gar nicht, dass ich mich scheiden lasse, sonder nur ein Abenteuer. Warum sollte sie ihre Sicherheit an Ingolfs Seite aufgeben. Cornelia sah auf die Uhr, es wurde Zeit Thomas wartete bestimmt schon. Die Tür schlug zu. Ohne sich umzusehen, begab sich die Frau zu ihrem Auto. Von Ingolf, der wieder auf einer Versammlung war, hatte sie nichts zu erwarten. Sie startete ihr Auto. Vor dem Pärchenklub nahm der schon wartende Thomas sie zärtlich in die Arme. Die Beiden waren so mit sich beschäftigt, dass sie das Klicken einer Kamera nicht bemerkten.
Der Flugkapitän kündigt die Landung an, Cornelia erwacht aus ihrem Tagtraum.
„Was war mit dir los Liebling, du hast so glücklich ausgesehen?"
„Nichts! Ich habe an unseren 25. Hochzeitstag gedacht."
Kapitel 2
Ingolf van Holms betritt am nächsten Tag sein Büro. Frau Heidenreich, seine unermüdliche Vorzimmerperle, eine Frau im älteren Semester, blickt auf.
„Herr Abgeordneter, sie sind schon da!"
„Guten Morgen gibt es etwas Neues?"
„Nein, die Post habe ich auf ihren Schreibtisch gelegt. Ach ja, eine Frau Berger hat sich für 10.00 Uhr angemeldet."
„Danke, ich brauche dringend meinen Referenten. Bitte rufen sie Joachim Redlich."
„Der wartet bereits in ihrem Büro."
„Danke." Ingolf öffnet die Tür zu seinem Büro.
„Guten Morgen Joachim. Es ist schön, dass sie bereits hier sind."
„Guten Morgen, wie war die Reise und Konferenz?"
„Danke, wie immer sehr informativ, darüber berichte ich in der Fraktionssitzung."
„Ich habe vorerst eine dringende Aufgabe für sie. Bitte prüfen sie die Angaben auf der Visitenkarte und holen sie mir alle Informationen über dieses Hilfswerk zusammen.
Ich brauche das möglichst schnell."
Mit diesen Worten übergibt Ingolf seinem Referenten die Visitenkarte des Kinderhilfswerkes.
„Was muss ich beachten?"
„Meine Frau hat wieder ein neues Hobby. Sie will Kinder in Brasilien unterstützen und sich um zwei Patenkinder kümmern. Wie sie wissen, kann Cornelia keine eigenen Kinder bekommen."
„Ich werde mich bemühen, den Wunsch ihrer Frau so schnell wie möglich zu erfüllen."
Der junge Mann verlässt das Büro seines Chefs und denkt, die kühle Cornelia ist viel zu berechnend, da steckt bestimmt mehr dahinter.
Die Wechselsprechanlage schrillt. „Was gibt es?"
„Hier ist Frau Berger."
„Ich erwarte die Dame", entgegnet Ingolf aufstöhnend und überlegt. Bis jetzt bearbeite ich nur die Wünsche von Cornelia, zu meiner eigentlichen Arbeit bin ich noch nicht gekommen.
Die