Deutschland. Ein Wintermärchen
Von Heinrich Heine
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Über dieses E-Book
Schon an der Landesgrenze empfängt man Heinrich Heine mit einer Durchsuchung seines Gepäcks, in dem verbotene Literatur vermutet, aber nicht gefunden wird. Heine kommentiert in den besuchten Städten vor allem die allerorten wahrnehmbare Atmosphäre zensierten Denkens und die im Straßenbild allgegenwärtigen Herrschaftssymbole Preußens.
»Deutschland: Ein Wintermärchen« bietet einen satirischen Blick auf das Deutschland des Jahres 1844. Zahlreiche Autoren haben Heines Motiv aufgegriffen. Am bekanntesten ist Wolf Biermanns gleichnamige Adaption von 1972. Aber auch Sönke Wortmanns Filmtitel »Deutschland: Ein Sommermärchen« über die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 spielt auf Heinrich Heines »Wintermärchen« an.
Heinrich Heine
Heinrich Heine wurde am 13.12.1797 in Düsseldorf geboren. Er verstarb am 17.02.1856 in Paris. Heinrich Heine war Schriftsteller und Journalist und gilt als einer der bedeutendsten Dichter des 19. Jahrhunderts.
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Buchvorschau
Deutschland. Ein Wintermärchen - Heinrich Heine
Deutschland. Ein Wintermärchen
Deutschland. Ein Wintermärchen
Vorwort
CAPUT I
CAPUT II
CAPUT III
CAPUT IV
CAPUT V
CAPUT VI
CAPUT VII
CAPUT VIII
CAPUT IX
CAPUT X
CAPUT XI
CAPUT XII
CAPUT XIII
CAPUT XIV
CAPUT XV
CAPUT XVI
CAPUT XVII
CAPUT XVIII
CAPUT XIX
CAPUT XX
CAPUT XXI
CAPUT XXII
CAPUT XXIII
CAPUT XXIV
CAPUT XXV
CAPUT XXVI
CAPUT XXVII
Impressum
Heinrich Heine
Deutschland. Ein Wintermärchen
Vorwort
Das nachstehende Gedicht schrieb ich im diesjährigen Monat Januar zu Paris, und die freie Luft des Ortes wehete in manche Strophe weit schärfer hinein, als mir eigentlich lieb war. Ich unterließ nicht, schon gleich zu mildern und auszuscheiden, was mit dem deutschen Klima unverträglich schien. Nichtsdestoweniger, als ich das Manuskript im Monat März an meinen Verleger nach Hamburg schickte, wurden mir noch mannigfache Bedenklichkeiten in Erwägung gestellt. Ich mußte mich dem fatalen Geschäfte des Umarbeitens nochmals unterziehen, und da mag es wohl geschehen sein, daß die ernsten Töne mehr als nötig abgedämpft oder von den Schellen des Humors gar zu heiter überklingelt wurden. Einigen nackten Gedanken habe ich im hastigen Unmut ihre Feigenblätter wieder abgerissen, und zimperlich spröde Ohren habe ich vielleicht verletzt. Es ist mir leid, aber ich tröste mich mit dem Bewußtsein, daß größere Autoren sich ähnliche Vergehen zuschulden kommen ließen. Des Aristophanes will ich zu solcher Beschönigung gar nicht erwähnen, denn der war ein blinder Heide, und sein Publikum zu Athen hatte zwar eine klassische Erziehung genossen, wußte aber wenig von Sittlichkeit. Auf Cervantes und Molière könnte ich mich schon viel besser berufen; und ersterer schrieb für den hohen Adel beider Kastilien, letzterer für den großen König und den großen Hof von Versailles! Ach, ich vergesse, daß wir in einer sehr bürgerlichen Zeit leben, und ich sehe leider voraus, daß viele Töchter gebildeter Stände an der Spree, wo nicht gar an der Alster, über mein armes Gedicht die mehr oder minder gebogenen Näschen rümpfen werden! Was ich aber mit noch größerem Leidwesen voraussehe, das ist das Zetern jener Pharisäer der Nationalität, die jetzt mit den Antipathien der Regierungen Hand in Hand gehen, auch die volle Liebe und Hochachtung der Zensur genießen und in der Tagespresse den Ton angeben können, wo es gilt, jene Gegner zu befehden, die auch zugleich die Gegner ihrer allerhöchsten Herrschaften sind. Wir sind im Herzen gewappnet gegen das Mißfallen dieser heldenmütigen Lakaien in schwarzrotgoldner Livree. Ich höre schon ihre Bierstimmen: »Du lästerst sogar unsere Farben, Verächter des Vaterlands, Freund der Franzosen, denen du den freien Rhein abtreten willst!« Beruhigt euch. Ich werde eure Farben achten und ehren, wenn sie es verdienen, wenn sie nicht mehr eine müßige oder knechtische Spielerei sind. Pflanzt die schwarzrotgoldne Fahne auf die Höhe des deutschen Gedankens, macht sie zur Standarte des freien Menschtums, und ich will mein bestes Herzblut für sie hingeben. Beruhigt euch, ich liebe das Vaterland ebensosehr wie ihr. Wegen dieser Liebe habe ich dreizehn Lebensjahre im Exile verlebt, und wegen ebendieser Liebe kehre ich wieder zurück ins Exil, vielleicht für immer, jedenfalls ohne zu flennen oder eine schiefmäulige Duldergrimasse zu schneiden. Ich bin der Freund der Franzosen, wie ich der Freund aller Menschen bin, wenn sie vernünftig und gut sind, und weil ich selber nicht so dumm oder so schlecht bin, als daß ich wünschen sollte, daß meine Deutschen und die Franzosen, die beiden auserwählten Völker der Humanität, sich die Hälse brächen zum Besten von England und Rußland und zur Schadenfreude aller Junker und Pfaffen dieses Erdballs. Seid ruhig, ich werde den Rhein nimmermehr den Franzosen abtreten, schon aus dem ganz einfachen Grunde: