Die Logik der Anderen: Warum wir Andersheiten akzeptieren und verstehen müssen, um zukunftsfähig zu sein
Von Klaus Doppler und Luyanda Mpahlwa
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Über dieses E-Book
Wer könnte uns besser Die Logik der Anderen erklären als zwei erfahrene Vermittler zwischen den Welten? Klaus Doppler und Luyanda Mpahlwa wissen aus eigenem Erleben und Handeln, wie fruchtbar das Verständnis von Andersheiten zwischen den Menschen für alle Seiten ist. In ihrem Buch liefern sie die psychologische Erklärung für unsere spontane Skepsis gegenüber fremden Denk- und Lebensweisen. Sie zeigen auch – anhand der Geschichte ihrer Freundschaft –, wie man Schritt für Schritt den anderen versteht und einen gemeinsamen Nenner findet. Ihr Fazit: Wollen wir als Menschen, Eltern, Arbeitnehmer oder Unternehmer in Zukunft erfolgreich sein, geht dies nur durch die Akzeptanz von Andersheiten und das Verständnis der Logik der Anderen.
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Buchvorschau
Die Logik der Anderen - Klaus Doppler
Klaus Doppler
Luyanda Mpahlwa
Übersetzt aus dem Englischen
von Jan W. Haas
DIE LOGIK
DER ANDEREN
Warum wir Andersheiten
akzeptieren und verstehen müssen,
um zukunftsfähig zu sein
Campus Verlag
Frankfurt/New York
Über das Buch
Akzeptieren, verstehen, vertrauen: so gelingt unsere Zukunft Wer könnte uns besser Die Logik der Anderen erklären als zwei erfahrene Vermittler zwischen den Welten? Klaus Doppler und Luyanda Mpahlwa wissen aus eigenem Erleben und Handeln, wie fruchtbar das Verständnis von Andersheiten zwischen den Menschen für alle Seiten ist. In ihrem Buch liefern sie die psychologische Erklärung für unsere spontane Skepsis gegenüber fremden Denk- und Lebensweisen. Sie zeigen auch – anhand der Geschichte ihrer Freundschaft –, wie man Schritt für Schritt den anderen versteht und einen gemeinsamen Nenner findet. Ihr Fazit: Wollen wir als Menschen, Eltern, Arbeitnehmer oder Unternehmer in Zukunft erfolgreich sein, geht dies nur durch die Akzeptanz von Andersheiten und das Verständnis der Logik der Anderen.
Vita
Klaus Doppler ist Psychologe und Organisationsberater. Er ist der führende Experte auf dem Gebiet des Change-Managements und Autor des Standardwerks zum Thema. Gemeinsam mit Freunden gründete er den Verein Themba Labantu, der sich für die Verbesserung der Lebenssituation der Menschen in den Townships von Südafrika einsetzt. Luyanda Mpahlwa ist Architekt und Stadtplaner aus Kapstadt. 1981 wurde Luyanda Mpahlwa im Gefängnis von Robben Island inhaftiert wegen seines Kampfes gegen die Apartheid. Nach 5 Jahren Haft ging er ins Exil nach Deutschland und lebte 15 Jahre in Berlin. Zu seinen Bauten gehören die Nordischen Botschaften und die Botschaft von Südafrika in Berlin.
INHALT
VORWORT
WAS UNS BEWEGT (1):KLAUS DOPPLER, ORGANISATIONSBERATER UND VERHALTENSTRAINER
Der erste Schritt: »Klosterlaufbahn«
Zweiter Schritt: Der neue selbstständige Beruf »Organisationsberatung und Verhaltenstraining«
Mein einstweiliges Resümee
WAS UNS BEWEGT (2):LUYANDA MPAHLWA, DIPL.-ING. ARCHITEKT, TU BERLIN; LEITER/DIREKTOR: DESIGNSPACEAFRICA GMBH, KAPSTADT
Wandel im Kontext einer sich stetig ändernden und dynamischen Welt
Meine persönliche Reise
Die globale Dimension
Studien- und Lebenserfahrungen in Berlin
Berufliche Perspektiven
Rückkehr: Arbeiten in Südafrika
Wiedereingliederung in Südafrika – Reflexionen und Erfahrungen
Das Demokratieprojekt in Südafrika
Der Architekt als Protagonist des Wandels
Südafrika im afrikanischen Kontext
WAS UNS VERBINDET – EIN DIALOG
Was verbindet uns heute noch?
Was ich aus unseren Gesprächen mitgenommen habe
Teil 1 VERÄNDERUNGEN UND ANDERSHEITEN: EIN LEITFADEN
Kapitel 1
Neue Welt, neuer Kontext, neue Herausforderungen
Was ist denn wirklich anders als früher?
Alle sind weltweit vernetzt – und daher voneinander abhängig
Weltweiter hierarchiefreier Zugang zu allen Informationen und Daten – überwiegend in Echtzeit
Zunehmende Auseinandersetzungen im Kampf um Ressourcen und Deutungen
Digitalisierung in allen Bereichen
Alles wird anders – neue virtuelle Räume
Die neuen Herausforderungen
Fehler als (ungeplante) Investition nutzen
Vertrautes Gelände verlassen
Erfahrungen sind immer ein Blick zurück – und oft wenig hilfreich bei der Reise in die Zukunft
Die Wirkung von Emotionen: Blockade oder Antrieb?
Kapitel 2
Zunehmende Vielfalt von Andersheiten – eine bedrohliche Bereicherung
Eine vielfältige Vielfalt
Mehr Fragen als Antworten
Handeln ohne klare Antworten?
Kapitel 3
Das ist doch logisch! – oder: Der Kampf um Deutungshoheit
Das ist doch logisch!
Die Vielfalt von Logiken
Die Logik der Anderen – eine Zumutung
Kapitel 4
ICH und DIE ANDEREN – eine komplexe Gemengelage
Wir benötigen Andere, um uns selbst zu definieren
Wie erleben wir Andersheiten?
Wie gehen wir mit Anderen und Anderem um?
Die Zwickmühle bleibt bestehen
Kapitel 5
WIR – edler Deckel auf einem undurchsichtigen Topf
Unverblümte Vereinnahmung
Verdeckte Vereinnahmung
Einschwören gegen einen gemeinsamen Außenfeind
Unverbindliche freundliche Einladung
Emotionale Verbundenheit
Kapitel 6
Eine Beziehung aufbauen – eine Brücke mit drei Pfeilern
Wir können uns nicht nicht verhalten
Eine Brücke mit drei Pfeilern
Ein emotionales Fundament
Gefühle in den einzelnen Phasen der Begegnung
Phase 1: Erste Überlegungen, ob überhaupt …
Phase 2: Wollen und Handeln sind zwei Paar Schuhe
Phase 3: Erste persönliche Kontaktaufnahme – reden allein genügt nicht …
Phase 4: Die Begegnungen im weiteren Verlauf
Phase 5: Langfristig betrachtet …
Stabiles Selbstwertgefühl der Beteiligten
Kommunikation als Dialog
Kapitel 7
Der kontrollierte Dialog – eine herausfordernde Übung
Kapitel 8
Ein gemeinsamer Außenfeind – emotionaler Schnellkleber
Kapitel 9
(Leit-)Kultur – ein gemeinsames Fundament für Andersheiten?
Kulturen dienen immer einem bestimmten Zweck
Kultur in Zeiten von Andersheiten
Kultur besteht aus gemeinsamen Werten
Werte sind kontextgebunden
Wenn es um Zukunftsfähigkeit geht, sind alte Kulturen nur bedingt hilfreich
Ohne »schöpferische Zerstörung« kein Platz für Neues
Werte bieten Heimat und sichern Gefolgschaft
Das Dilemma zwischen Sehnsucht nach Heimat und Offenheit für Fremdes
Kultur – eine Dauerbaustelle
Kapitel 10
Vom Wollen zum Handeln: Auslöser und Anreize
Meine persönlichen Erfahrungen in meiner Rolle als Berater oder Sparringspartner für Manager
Ich möchte Menschen dafür gewinnen, sich für ein Projekt zu engagieren, das mir persönlich sehr am Herzen liegt
Wie beeinflusst man Menschen? Einige allgemeine Empfehlungen
Teil 2 PRAKTISCHE BEISPIELE UND AKTUELLE HANDLUNGSFELDER
Kapitel 11
Das Coronavirus: Eine aktuelle Fallstudie und was wir daraus lernen könnten
Die aktuellen Herausforderungen
Wie geht es weiter, wenn das Coronavirus unter Kontrolle ist und die Restriktionen vollständig zurückgenommen werden können?
Was wir aus der Pandemie lernen könn(t)en
Handeln statt hoffen
Alle waren und fühlten sich betroffen
Es gibt keine ausgereiften, bewährten Lösungen
Zeit – ein entscheidender Erfolgsfaktor
Und nun – was tun?
Kapitel 12
Das Projekt Delancey Street
Ein erfolgreiches Projekt ohne Fachleute – mit einem radikal andersartigen Ansatz
Das Grundkonzept
Die Bewohner
Leitideen und Programm
Zwei entscheidende Prinzipien
1. »Outside in«
2. »Acting as if«
Fazit
Kapitel 13
Das Projekt West-Eastern Divan Orchestra
Kapitel 14
Ubuntu – eine afrikanische Lebensphilosophie
Kapitel 15
Die Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika – ein zukunftsfähiges Modell?
Gründungsgeschichte und Kernelemente der Wahrheits- und Versöhnungskommission
Der Fall de Klerk in 2020: Rückschlag für das Demokratieprojekt?
Offene Fragen
Kapitel 16
Architektur – Design für sozialen Wandel
Architektur in der Praxis
Stadtplanung in Südafrika und ihre Herausforderungen
Sandbag House und andere exemplarische Modelle
Projekte von Ithemba Labantu: sozial engagierte Architektur
Die Suppenküche
Das schulische Nachbetreuungszentrum
Das Philipp-Lahm-Sportfeld
Schulbauprojekt »Beyond the River: 50 Schools«
Entwicklung nach dem Baukastenprinzip
Die Aufwertung einer informellen Siedlung im Township Philippi, Kapstadt
Für eine Vielfalt von Andersheiten: Bauen radikal neu denken
Eine interaktive Arbeitsumgebung
DesignSpaceAfrica: Reflexionen über unsere Arbeit
Mein Fazit
Teil 3 DIE ZUKUNFT IST JETZT
Kapitel 17
Digitalisierung und Emotionen
Die neuen Chancen der digitalen Welt
Emotionen im Spiel
Kapitel 18
Wie wir uns schützen können in der Vielfalt von Andersheiten
Haben oder Nichthaben, das ist hier die Frage
Früherkennung und Vorkehrungen
Transparenz von Andersheiten statt uneingeschränkter Willkommenskultur
Spielregeln für den Ernstfall
Was tun bei verhärteten Fronten?
Den Faden nie abreißen lassen
Ein »Schuldenschnitt« als Vorleistung?
Kapitel 19
Ein Plädoyer
Neue Landkarte, neue Wege, neue Ankerpunkte
Das einfache Leben – eine Fiktion
Was du nicht tust, wird nicht geschehen
Verbündete finden
Unzufriedenheit mit dem Status quo erzeugen und die Beteiligten betroffen machen – eine doppelte Kunst
Interesse und Energie für Veränderungen erzeugen
Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun
Es gibt keine allgemeingültige Richtschnur
Handeln mit heiterer Besessenheit
Alles kann auch anders werden
NACHWORT
ANMERKUNGEN
Was uns bewegt (1): Klaus Doppler, Organisationsberater und Verhaltenstrainer
Was uns bewegt (2): Luyanda Mpahlwa, Dipl.-Ing. Architekt, TU Berlin; Leiter/Direktor: DesignSpaceAfrica GmbH, Kapstadt
Kapitel 1: Neue Welt, neuer Kontext, neue Herausforderungen
Kapitel 3: Das ist doch logisch! – oder: Der Kampf um Deutungshoheit
Kapitel 4: ICH und DIE ANDEREN – eine komplexe Gemengelage
Kapitel 5: WIR – edler Deckel auf einem undurchsichtigen Topf
Kapitel 6: Eine Beziehung aufbauen – eine Brücke mit drei Pfeilern
Kapitel 8: Ein gemeinsamer Außenfeind – emotionaler Schnellkleber
Kapitel 9: (Leit-)Kultur – ein gemeinsames Fundament für Andersheiten?
Kapitel 10: Vom Wollen zum Handeln: Auslöser und Anreize
Kapitel 11: Das Coronavirus: Eine aktuelle Fallstudie und was wir daraus lernen könnten
Kapitel 12: Das Projekt Delancey Street
Kapitel 13: Das Projekt West-Eastern Divan Orchestra
Kapitel 14: Ubuntu – eine afrikanische Lebensphilosophie
Kapitel 15: Die Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika – ein zukunftsfähiges Modell?
Kapitel 16: Architektur – Design für sozialen Wandel
Kapitel 17: Digitalisierung und Emotionen
Kapitel 18: Wie wir uns schützen können in der Vielfalt von Andersheiten
Kapitel 19: Ein Plädoyer
VORWORT
»Bei gleicher Umgebung
lebt doch jeder in einer anderen Welt.«
Arthur Schopenhauer
Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre – politische Spannungen, militärische Auseinandersetzungen, technologische Neuerungen und nicht zuletzt der Klimawandel – haben in vielen Ländern zu teilweise massiven Unruhen und zu einer Welle von Migrationsbewegungen geführt. Es gibt keinerlei Anzeichen, dass diese Entwicklung abflaut. Während wir dieses Buch schreiben, steht die Welt zudem im Zeichen des Kampfs gegen das Coronavirus.
Wir werden nicht umhinkommen, uns mit dieser Situation, den Beteiligten und den von ihr Betroffenen auseinanderzusetzen, denn ob es uns gefällt oder nicht: Alle können sich über alles, was in der Welt geschieht, immer besser informieren – und das in Echtzeit. Alle können sich miteinander vergleichen und eine Einschätzung darüber treffen, wie gut oder wie schlecht es ihnen im Verhältnis zu anderen geht. Und sie tun dies auch. Dadurch wachsen zum einen die Ansprüche an Teilhabe und zum anderen die Angst, Besitztümer zu verlieren oder mit anderen teilen zu müssen. Zwar kann die Klasse der Besitzenden sich verbarrikadieren, wie es zum Beispiel in Brasilien oder in Südafrika geschieht. Aber genau dadurch provoziert sie Aggressionen seitens der Habenichtse, die in Favelas oder in Townships ihr Leben fristen. Themen wie Landflucht, Urbanisierung und Bevölkerungsexplosion sind für die Entwicklungs- und Schwellenländer nach wie vor aktuell und brisant.
Wir werden uns in diesem Buch nicht detailliert mit der aktuellen politischen, wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Situation in einzelnen Ländern auseinandersetzen. Dazu gibt es zahlreiche Publikationen und laufend aktuelle Berichte und Kommentare. Vielmehr beschränken wir uns auf einen groben Überblick zur aktuellen weltweiten Lage und zu den mutmaßlichen weiteren Entwicklungen. Entscheidend für uns ist die Frage, was zu tun ist, wenn man in diesem Kontext erfolgreich überleben oder – anders formuliert – zukunftsfähig sein will.
Unverkennbar ist: Wir werden zunehmend Menschen, Situationen, Kulturen und Verhaltensmustern begegnen, die uns fremd, die einfach anders sind. Unsere Welt verändert sich so stark und bisweilen so überraschend schnell, dass wir die bisherigen Praktiken und Verhandlungsprozesse in Frage stellen müssen. Es herrscht nicht mehr »Business as usual«, denn die Welt entwickelt sich zum sprichwörtlichen globalen Dorf. Als Folge dieser neuen Realität sind wir gezwungen, Informationen und Erfahrungen aus weit auseinander liegenden Kontinenten und Kulturen auszutauschen.
Niemand verlangt, dass man für alles gleich eine optimale Lösung präsentieren kann. Aber nachdem wir auf längere Sicht ohnehin nicht vermeiden können, Anderen zu begegnen, könnten wir diese Chance ergreifen und lernen, wie wir solche Begegnungen so gestalten können, dass beide Seiten daraus einen Gewinn ziehen.
Wir werden die sozialpsychologischen Prozesse aufzeigen, die beim Aufeinandertreffen von Andersheiten gleichsam automatisch eintreten, wenn wir den Dingen freien Lauf lassen. Wir werden auch beschreiben, warum dies unserer Meinung nach der Fall ist – und wie wir spürbar befriedigendere Entwicklungen herbeiführen oder zumindest wahrscheinlicher machen können, wenn wir mit dem herkömmlichen Ablauf nicht glücklich sind. Entwicklungen, die wir für wünschenswert und für praktikabel halten, die sich aber nicht von allein ergeben.
Mittlerweile ist den meisten Menschen zumindest theoretisch bewusst, dass die Erfolgs- und Überlebenschancen in Zeiten, wo völlig unterschiedliche und zum Teil gegensätzliche Elemente aufeinandertreffen, mit der Fähigkeit korrespondieren, sich einer Situation rechtzeitig zu stellen, ob als Individuum, als Organisation oder in der Politik. Es geht allemal darum, sich mit diesen Veränderungen im Umfeld auseinanderzusetzen – sie entweder zur Kenntnis zu nehmen und Wege zu finden, darauf zu reagieren, oder sie bewusst auszublenden. Die Grundfrage lautet: Agieren wir füreinander, miteinander, nebeneinander oder gegeneinander? Wir sind mitten im Geschehen und können einer Entscheidung nicht ausweichen. Ein unbeirrtes »Weiter so!« ist keine Option. Und wenn, dann nur unter hohem Verdrängungsaufwand.
Viele nehmen diese Veränderungen zwar zur Kenntnis, fühlen sich davon aber vor allem bedroht, sind unsicher und verängstigt. Sie schieben die Verantwortung von sich weg und blicken stattdessen auf die Politik, in der Erwartung, dass diese Lösungen anbietet, die ihnen den Erhalt ihrer heilen Welt garantieren.
Daneben gibt es allerdings auch Menschen, die insbesondere in turbulenten Zeiten entschlossen sind, die Verantwortung für ihr Leben und ihre Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen. Auch Führungskräfte, Politiker, Lehrer oder Berater sehen gerade in diesen Zeiten ihre Aufgabe darin, andere Menschen und Organisationen auf ihrem Weg zur Zukunftsfähigkeit zu begleiten. Sie alle benötigen ein doppeltes Rüstzeug: Zum einen gilt es, rechtzeitig zu erfassen, was zurzeit überhaupt geschieht und welche Herausforderungen sich daraus ergeben. Zum anderen müssen sie die Kompetenz sowie die erforderliche Energie und den Mut aufbringen, es nicht bei theoretischen Auseinandersetzungen und der Formulierung wünschenswerter Leitbilder zu belassen, sondern tatsächlich zu handeln.
Change-Prozesse sind zwar rational planbar, in der praktischen Umsetzung aber stets emotional überlagert. Diese emotionale Überlagerung rührt nicht zuletzt daher, dass Change immer auch bedeutet, sich intensiv mit anderen Sichtweisen, Interessen, Deutungshoheiten und Logiken auseinandersetzen zu müssen. Entscheidend ist, für Veränderungen offen zu sein und zu akzeptieren, dass unterschiedliche Kulturkreise möglicherweise anders denken und anders handeln, als man es gewohnt ist. Die Fähigkeit und Bereitschaft, die eigene Gedanken- und Erfahrungswelt zu verlassen, sich auf unvertrautes und unsicheres Gelände zu begeben und unterschiedliche Welten miteinander zu verknüpfen, ist daher ein maßgeblicher Erfolgsfaktor für das Gelingen von Veränderung.
Deshalb werden wir uns mit folgenden Fragen befassen: Welche Rolle spielen das Andere und die Anderen in diesem Geschehen? Weshalb tun wir uns so schwer damit, Situationen unter verschiedenen Perspektiven, sprich Logiken, unbefangen zu betrachten und unvoreingenommen zu bewerten? Welche Wege gibt es, um diese Hürden zu meistern? Wie eng und komplex ist das eigene Selbstbild beziehungsweise die eigene Identität verknüpft mit den Bildern, die wir von Anderen haben? Wie und warum gehen wir gleichsam unvermeidlich mit Andersheiten um? Und warum passen viele eingespielte Verhaltensmuster nicht mehr zu der neuen Situation?
Wir werden Mittel und Möglichkeiten aufzeigen und neue Wege erschließen für den Umbau der eigenen Identität, für die Entwicklung von Unternehmen und anderen Organisationen sowie für den Ausbau der persönlichen Kompetenz als Politiker, Manager, Berater, Führungskraft oder als jemand, der sich die Freiheit nimmt, sein Leben im Hinblick auf Zukunftsfähigkeit eigenständig zu gestalten. Wir werden anhand verschiedener Projekte auch einige entscheidende Stellhebel skizzieren, die als Navigationshilfe für den Umgang mit Anderen und unterschiedlichen Logiken dienen. Wir wollen damit bessere Voraussetzungen dafür schaffen, dass Organisationen und diejenigen, die sie maßgeblich mitgestalten, tatsächlich das Etikett »zukunftsfähig« für sich beanspruchen können – in Kontexten, die auf Dauer instabil, unwägbar, komplex und mehrdeutig bleiben werden.
Wie verschiedene Länder, Menschen und Interessengruppen aktuell auf die alles überlagernde Bedrohung durch das Coronavirus reagieren, ist in Form einer dauerhaften Live-Show zu beobachten – allerdings mit der Besonderheit, dass niemand die Möglichkeit hat zu wählen, ob er zuschauen oder gar mitspielen will. Alle sind persönlich existenziell betroffen. Alle sind Mitspieler, ob sie wollen oder nicht.
Zu beobachten sind die unterschiedlichen Logiken, die den Umgang mit der Spannung zwischen demokratischen Werten und den notwendigen strengen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus regieren. In der westlichen Welt werden die Maßnahmen, die die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung einschränken, von dieser nicht ohne Weiteres akzeptiert. Es bedarf eines großen Aufwands an Kommunikation, um die Menschen davon zu überzeugen, bei der Stange zu bleiben. In afrikanischen und anderen Entwicklungsländern werden ähnliche oder strengere Maßnahmen von den Regierungen konsequent durchgeführt mit dem Argument, die unkontrollierte Ausbreitung des Virus würde die Gesundheitssysteme überstrapazieren, mit katastrophalen Auswirkungen für das jeweilige Land. Die Kernfrage lautet überall: Wird es gelingen, die aktuelle Bedrohungssituation zu bewältigen und von der Art der Bewältigung zu lernen, um in Zukunft für ähnliche Bedrohungen besser gerüstet zu sein?
Wir werden in diesem Buch auch einen persönlichen Einblick geben in unsere sehr verschiedenen Welten und Wege – als kreativer Architekt im Regenbogenland Südafrika oder als erfahrener Wegbereiter von Change Management im deutschsprachigen Raum. Wir werden aufzeigen, wie wir selbst mit dem Thema Identität, Kultur und Andersheiten umgehen. Wir wollen bewusst eine Mischung aus unseren persönlichen Erfahrungen und grundlegenden allgemeinen Erkenntnissen anbieten, mit anderen Worten: eine Mischung aus erlebter, angewandter Praxis und daraus abgeleiteter Theorie. Mit dieser Einsicht wollen wir unsere Leser zu einer persönlichen Bestandsaufnahme ermutigen, um daraus vielleicht neue schöpferische Energie im Hinblick auf »Zukunftsfähigkeit« zu erschließen.
Wir werden zunächst einen Einblick in wesentliche sozialpsychologische Erkenntnisse geben und zeigen, wie jeder sie in persönliches Handeln umsetzen kann. Anhand von konkreten Beispielen beschreiben wir anschließend, wie auch größere Projekte langfristig erfolgreich Wirkung erzielen. Zum Abschluss richten wir unser Augenmerk darauf, welche Veränderungen aktuell anstehen – und wie wir uns verhalten können, wenn wir sie mitgestalten wollen.
WAS UNS BEWEGT (1):KLAUS DOPPLER, ORGANISATIONSBERATER UND VERHALTENSTRAINER
»Jeder Mensch erfindet sich
früher oder später eine Geschichte,
die er für sein Leben hält,
oder eine ganze Reihe von Geschichten.«
Max Frisch, Mein Name sei Gantenbein
© Susanne Hesping
Abbildung 1: Klaus Doppler, geboren 1939 in Zeiskam (Deutschland)
Der erste Schritt: »Klosterlaufbahn«
Ich wurde als viertes Kind einer armen ländlichen Arbeiterfamilie kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs geboren. So habe ich auch den gesamten Krieg am eigenen Leib erlebt, verbunden mit allen unwägbaren Gefahren, Bedrohungen, Hoffnungen und Ängsten – übrigens ein Grund dafür, dass ich die aktuelle unkalkulierbare und bedrohliche Situation, die das Coronavirus