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Chancen des Wachstums: Globale Perspektiven für den Wohlstand von morgen
Chancen des Wachstums: Globale Perspektiven für den Wohlstand von morgen
Chancen des Wachstums: Globale Perspektiven für den Wohlstand von morgen
eBook449 Seiten5 Stunden

Chancen des Wachstums: Globale Perspektiven für den Wohlstand von morgen

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Über dieses E-Book

Hochkarätige Wissenschaftler, Politiker und Topexperten wie Joseph Stiglitz, Jean-Claude Trichet und der Dalai Lama vereinen ihre Thesen zum Thema »Nachhaltiges Wirtschaftswachstum« und gehen dabei auch auf die spezielle deutsche Situation ein. Sie zeigen: Wachstum birgt viele Chancen.
SpracheDeutsch
HerausgeberCampus Verlag
Erscheinungsdatum6. Dez. 2007
ISBN9783593404004
Chancen des Wachstums: Globale Perspektiven für den Wohlstand von morgen

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    Buchvorschau

    Chancen des Wachstums - Beatrice Weder di Mauro

    Weder di Mauro, Beatrice

    Chancen des Wachstums

    Globale Perspektiven für den Wohlstand von morgen

    www.campus.de

    Impressum

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

    Copyright © 2008. Campus Verlag GmbH

    Besuchen Sie uns im Internet: www.campus.de

    E-Book ISBN: 978-3-593-40400-4

    Über dieses Buch

    Chancen des Wachstums ist ein Projekt der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Das Buch versammelt hochrangige Wissenschaftler, Politiker und internationale Entscheidungsträger, die von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft gebeten wurden, die Wachstumsdebatte im 21. Jahrhundert neu zu definieren.

    Die Autoren diskutieren die Kriterien für eine weltweite, zukunftsgerichtete und nachhaltige Wachstumspolitik. Die Globalisierung hat dazu beigetragen, dass die Wirtschaft besonders in ehemals bitterarmen Ländern wie Indien und China rasant wächst. Dieses Wachstum hat eine neue Qualität, denn es bringt Hunderten Millionen Menschen Zugang zu Wohlstand, Bildung und Gesundheitsversorgung, und es macht diese Länder zu gleichberechtigten Akteuren der Weltwirtschaft. Auch in den Industrieländern gehören Wachstum und Beschäftigung zu den Kernzielen der Politik. Wachsende Gesellschaften blicken einerseits mit höherer Zuversicht in die Zukunft, andererseits müssen aber auch neue Fragen geklärt werden: Wie kann Wirtschaftswachstum nachhaltig verlaufen? Wie begegnet man der weltweiten Ungleichheit? Die Debatte zeigt, dass eine stabile und gerechte Innovations- und Wachstumspolitik möglich ist. Die Bevölkerung erwartet von Politik und Wissenschaft zu Recht Antworten auf die neuen Herausforderungen der globalen Welt.

    Die renommierte Ökonomin Beatrice Weder di Mauro, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und Mitglied im deutschen Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, wurde für die Herausgeberschaft von Chancen des Wachstums gewonnen.

    Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist eine branchen und parteiübergreifende Reformbewegung für mehr Wachstum, Wettbewerb und Arbeitsplätze in Deutschland. Sie ist dem Gedanken der Sozialen Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards verbunden und arbeitet an der Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft unter der Herausforderung der Globalisierung, der Demografie und des Wandels der Arbeitswelt. Weitere Informationen unter www.insm.de.

    Vorwort

    Beatrice Weder di Mauro

    Die Weltwirtschaft hat in den letzten zwei Jahrzehnten einen sehr schnellen Wandel erfahren. Das weltweite Wachstum beschleunigte sich merklich und hatte gleichzeitig auch eine neue Qualität, da ärmere Länder nicht nur als Teilhaber, sondern zunehmend als Treiber der Expansion auftraten. Was noch vor 15 Jahren schwer vorstellbar war, ist mittlerweile Realität, denn mit Wachstumsraten von über 8 Prozent konnte eine Gruppe von Schwellenländern deutlich gegenüber den Industrieländern aufholen, und selbst als hoffnungslos geltende Länder haben in kurzer Zeit eine sehr dynamische Entwicklung durchlaufen. Dies macht bewusst, welch eine ungeheuerliche Kraft zur Veränderung in hohen Wachstumsraten steckt.

    Vieles an dieser Veränderung ist zweifellos positiv. So brachte das Wachstum für Millionen von Menschen die Chance, sich aus der Armut zu befreien und ihren Kindern den Zugang zu Bildung und Gesundheitsleistungen zu ermöglichen. Gleichzeitig werden die Veränderungen auch mit Skepsis betrachtet. Es stellt sich die Frage, weshalb gerade die ärmsten Länder vielfach wenig vom weltweiten Wachstum profitieren konnten. In den Industrieländern wird die höhere Konkurrenz zunehmend als Bedrohung empfunden. Schließlich muss man angesichts der Einwirkung einer immer noch zunehmenden Weltbevölkerung auf ihre natürliche Umwelt die Frage nach der Nachhaltigkeit dieser Entwicklung stellen. Und nicht zuletzt gibt es grundsätzliche Fragen in der ethischen Dimension, wie die nach der Wünschbarkeit von Wachstum und danach, ob ein höheres Einkommen die Menschen auch in die Lage versetzt, glücklicher zu leben. Zu diesen komplexen Fragen und unterschiedlichen Dimensionen des »Phänomens Wachstum« soll dieses Buch Antworten geben und Perspektiven aufzeigen. Hier versammeln sich die Stimmen einer ausgesprochen eindrucksvollen Reihe von Wissenschaftern, Politikern und Glaubensvertretern, die zu Chancen und Risiken des Wachstums Stellung nehmen. Ihre Analysen und Rezepte unterscheiden sich, aber ein gemeinsamer Tenor klingt durch: Wachstum birgt Chancen. Daher der Titel dieses Buches.

    Um dem »Phänomen Wachstum« näher zu kommen, soll zunächst ein Umweg genommen werden, um die Größenordnungen zu illustrieren, mit denen Wachstumsraten wirken. Dies kann man sich mit folgender Frage vor Augen führen: Wie schnell verdoppelt sich das (durchschnittliche) Einkommen eines Landes, wenn es konstant mit einer Rate von X Prozent wächst? Eine gute Annäherung für die Antwort liefert die Daumenregel 70 /X Jahre. Wächst ein Land mit 1,5 Prozent – was dem Trendwachstum Deutschlands entspricht – so dauert es etwa 47 Jahre, bis sich das durchschnittliche Einkommen verdoppelt hat. Wächst das Land – wie zurzeit China – hingegen mit 9 Prozent im Jahr, so wird sich schon nach acht Jahren das Einkommen verdoppelt haben. Mit anderen Worten: In einem solchen Land kann jede Generation erwarten, dass sich ihr materieller Wohlstand über ihre Lebenszeit verzehnfacht. Zweifellos werden Gesellschaften mit derart positiven Perspektiven auch eine ganz andere Dynamik entwickeln als solche, in denen die Verbesserungsperspektiven deutlich gedämpfter ausfallen. Schnell wachsende Gesellschaften blicken mit höherer Zuversicht in die Zukunft, Entwicklungschancen treten in den Vordergrund und Verteilungsfragen eher in den Hintergrund. Hier werden rascher Wandel und konstanter Forschritt als völlig normal und gar unaufhaltsam angesehen.

    1

    Historisch gesehen war hohes Wirtschaftswachstum allerdings keineswegs der Normalfall. Für den größten Teil der letzten zwei Jahrtausende scheint vielmehr das Nullwachstum der Normalfall gewesen zu sein. Wirtschaftshistoriker haben ermittelt, dass der Lebensstandard über Jahrhunderte hinweg praktisch unverändert blieb.

    2

    Das durchschnittliche Einkommen pro Kopf lag, in heutigen Preisen ausgedrückt, bis zum Jahr 1000 bei etwa 450 US-Dollar und ab dann bis zum Jahr 1820 bei etwa 670 US-Dollar. Die Unterschiede zwischen Ländern und Regionen der Welt waren gering. Nach Jahrtausenden der Stagnation vollzog sich um das Jahr 1820 herum eine radikale Wende. Die Industrielle Revolution brachte plötzlich eine anhaltende Expansion der Weltwirtschaft mit sich. Nachdem das weltweite Einkommen während 18 Jahrhunderten bildlich gesprochen nicht vom Fleck gekommen war, ist es in den letzten zwei Jahrhunderten geradezu explodiert. Allerdings hat diese Explosion in den verschiedenen Regionen der Welt in sehr unterschiedlichem Ausmaß stattgefunden. Am stärksten war die Einkommensexplosion in den heutigen Industrieländern, in denen sich der materielle Lebensstandard etwa vervierzigfacht hat. Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es Länder, die noch heute ein Pro-Kopf-Einkommen haben, das nur wenig über dem historischen liegt. Dies führt direkt zum nächsten Thema: Wachstum und Verteilung.

    Über den Zusammenhang von Wachstum und Verteilung lässt sich trefflich streiten. Neben allen Schwierigkeiten, die komplexen Wirkungszusammenhänge zu durchdringen, scheiden sich die Geister oftmals schon auf der Ebene der Fakten. Auf der einen Seite steht die Behauptung einer zunehmenden weltweiten Ungleichheit, der zufolge sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffne. Auf der anderen Seite sind jene, die die hohen Wachstumsraten einiger der ärmsten und bevölkerungsreichsten Länder in den Blick nehmen und eine Abnahme der weltweiten Ungleichheit sehen. Hat die Ungleichheit nun zu- oder abgenommen? Es stellt sich heraus, dass die Antwort sowohl vom Zeitfenster als auch vom Verteilungsmaß abhängt. Nicht nur gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Verteilungsmaßen, es gibt auch drei grundsätzlich unterschiedliche Arten, die Einkommensverteilung in der Welt zu betrachten. Die erste sieht die Länder als Handlungseinheit und beschreibt die Entwicklung der Einkommensverteilung zwischen Ländern. Die zweite beschreibt die Verteilung zwischen Individuen innerhalb eines Landes. Die letzte Betrachtung fasst die vorherigen zusammen, indem sie die Welt als Einheit sieht und die Ungleichheit zwischen allen Individuen aller Länder untersucht. Diese hat seit dem Jahr 1820 dramatisch zugenommen.

    3

    Gemessen mit dem Gini-Koeffizient nahm sie um 30 Prozent, gemessen am Theil-Index, einem alternativen Ungleichheitsmaß, gar um 60 Prozent zu. Allerdings war die Zunahme der Ungleichheit bis zum Jahr 1950 besonders stark, während sie sich anschließend verlangsamte. Bemerkenswert ist auch die Zusammensetzung: Im Jahr 1820 war der überwiegende Anteil der Ungleichverteilung auf Ungleichheit innerhalb von Ländern zurückzuführen, während im Jahr 1992 die Unterschiede zwischen Ländern den deutlich höheren Anteil ausmachten. Mit anderen Worten: Die Zunahme der weltweiten Ungleichheit ist in erster Linie auf stärkere Einkommensunterschiede zwischen Ländern und weniger auf Einkommensunterschiede innerhalb von Ländern zurückzuführen. Die Einkommensungleichheit innerhalb von Ländern verbesserte sich sogar zeitweise und nahm erst zuletzt wieder etwas zu.

    Wenn aber zunehmend die weltweite Ungleichheit auf unterschiedliche Entwicklungen zwischen Ländern zurückzuführen ist, so wirft dies einerseits die Frage nach den Bedingungen auf, die erfolgreichen Ländern ihr schnelles Wachstum ermöglicht haben, und andererseits nach den Lehren, die die weniger erfolgreichen daraus ziehen könnten. Im Rampenlicht stehen somit die wirtschaftspolitischen Handlungen und Unterlassungen von Ländern und Ländergruppen. Oder, um es sinngemäß mit den berühmt gewordenen Worten von Robert Lucas auszudrücken: Solche (Ungleichheits-)Zahlen zeigen vor allem Chancen auf. Gibt es etwas, das die Regierung eines armen Landes unternehmen kann, um die hohen Wachstumsraten der erfolgreichen Länder zu erreichen? Wie müsste diese Politik aussehen? Die Konsequenzen dieser Frage für die Wohlfahrt einer derart großen Anzahl von Menschen sind so enorm, dass, wenn man einmal begonnen hat, darüber nachzudenken, es schwierig wird, über irgendetwas anderes nachzudenken.

    Eine Vielzahl von Ökonomen dachte wie Lucas und hat sich während der letzten 15 Jahre intensiv mit dem Phänomen des Wachstums beschäftigt. Es war eine wahrhafte Renaissance der Forschung zur Wachstumstheorie und -empirie. Als Resultat wissen wir heute sehr viel mehr über die Wirkungszusammenhänge und die Determinanten von Wachstum. Es hat sich gezeigt, dass die Hindernisse für Wachstum in den ärmeren Ländern auf einer anderen Ebene liegen als in den bereits kapitalreichen Ländern.

    Wachstumschancen für die industrialisierten Länder sind in erster Linie über einen fortgesetzten technischen Fortschritt, hohe Innovationsdynamik, verbesserte Bildungschancen, Anreize zum unternehmerischen Handeln sowie über flexible und anpassungsfähige Arbeitsmärkte und Gütermärkte zu suchen. Dieses sind die Themen von vier Beiträgen im ersten Teil des vorliegenden Buchs.

    Richard G. Lipsey von der Simon Fraser University zeigt, welche Rolle den technologischen Innovationen in einem historischen Rahmen für langfristiges Wirtschaftswachstum zugekommen ist. Der Wirtschaftshistoriker stellt die These auf, dass ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum im Sinne langzeitiger volkswirtschaftlicher Entwicklung nur durch einen grundlegenden technologischen Wandel zu begründen sei. »Man stelle sich vor, was geschehen wäre, hätte man im Jahr 1900 den technologischen Wissensstand eingefroren und nur noch in bereits vorhandene Technologien und Methoden investiert. [...] Ein Wirtschaftswachstum ohne technologischen Wandel bedeutet lediglich eine Vermehrung dessen, was bereits vorhanden ist und kann den materiellen Lebensstandard auf Dauer nicht signifikant erhöhen.« Die Entwicklung von effizienten Mehrzwecktechnologien setzte sich mit der Zeit branchenübergreifend durch und ließ dabei nicht nur eine Vielzahl verwandter Technologien entstehen, sondern veränderte gesellschaftliche, politische und ökonomische Strukturen wesentlich.

    Jean-Claude Trichet, der Präsident der Europäischen Zentralbank, untersucht das europäische Wachstumspotenzial seit Mitte der neunziger Jahre im Vergleich zu anderen fortschrittlichen Wirtschaftsräumen, insbesondere den Vereinigten Staaten. Er zeigt auf, dass das schwächere Produktionswachstum Europas mit einer niedrigeren Arbeitsproduktivität und einer geringeren Auslastung des Arbeitskräftepotenzials erklärt werden kann. Er fordert Strukturreformen, um das langfristige Wachstumspotenzial Europas zu steigern. Die Hauptprioritäten sieht er in einer höheren Zahl von Erwerbstätigen und in einer Intensivierung des Wettbewerbs, um die Produktionseffizienz zu steigern und bessere Investitions- sowie Innovationsanreize zu setzen. Als weitere Voraussetzung sieht Trichet die Schaffung eines unternehmerfreundlichen wirtschaftlichen Umfelds, in dem sich mehr junge und erfolgreiche Unternehmen ansiedeln und entwickeln können, sowie Maßnahmen zur Förderung von Innovation durch höhere Investitionen in Forschung und Entwicklung. Nicht zuletzt weist Jean-Claude Trichet darauf hin, dass diese Reformen durch einen angemessenen und stabilen Rahmen seitens der Finanz- und der Geldpolitik flankiert sein müssen.

    Zu einer ganz ähnlichen Schlussfolgerung gelangen Gavin Cameron, Nicholas Fawcett und Rosa Fernandez von der Oxford University. Sie gehen ebenfalls vom Vergleich zwischen Europa und dem US-amerikanischen Wachstum aus und diagnostizieren einen relativen Verlust an Produktivität in den großen EU-Ländern. Die Autoren argumentieren, dass ein unflexibler Arbeitsmarkt, die schwache Einbindung bestimmter Altersgruppen sowie eine niedrige Quote arbeitstätiger Frauen die Gesamtleistung der europäischen Wirtschaft drücke. »Das Arbeitsangebot in Europa ist nicht von schlechter Qualität, doch wird es keinesfalls optimal genutzt.« Wenige Steueranreize für Unternehmer sowie die starke Positionierung von Arbeitnehmerverbänden wirken sich ebenfalls nachteilig auf die Wachstumsentwicklung der EU aus. Erst eine Reform der starren, institutionellen Rahmenbedingungen sowie eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes könne die wirtschaftliche Situation Europas konsolidieren: »Westeuropa sollte sich auf die wachsende Auslastung seiner Arbeitsressourcen konzentrieren und außerdem auf die Steigerung des Wettbewerbs und die Förderung des Unternehmertums«, so die Wissenschaftler.

    Der Beitrag von David B. Audretsch betont die Bedeutung von »Entrepreneurship«, um Beschäftigung, Wachstum und somit auch gesamtgesellschaftlichen Wohlstand zu schaffen. Eine allein kapitalorientierte Wirtschaftspolitik, so Audretsch, sichert kein langfristiges Wachstum. Aber auch die Investition in Wissen und Forschung allein ist hierfür kein Garant. »Es bedarf mehr als Investition in Wissen, Bildung und Humankapital. Die neuen Ideen müssen auch ihren Weg in den Markt an dem Ort ihrer Entstehung finden, um dort Beschäftigung und Wachstum zu schaffen.« Der Ökonom vom Max-Planck-Institut für Ökonomik in Jena sieht im Entrepreneurship die fehlende Verbindung zwischen kreativen Ideen und ihrer kostenintensiven Markteinführung. Um Wachstum zu sichern, sei es notwendig, wirtschaftspolitisch so umzudenken, dass die grundlegenden politischen, rechtlichen und ideellen strukturellen Voraussetzungen für eine neue Entrepreneurial Society geschaffen werden.

    Der zweite Teil des Buchs wendet sich den Wachstumschancen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu. Ein zentrales Thema praktisch aller hier versammelter Beiträge sind die institutionellen Rahmenbedingungen als Wachstumsvoraussetzung. Obwohl es fast selbstverständlich erscheinen mag, dass fehlende Rechtsstaatlichkeit, unglaubwürdige Durchsetzungsmöglichkeiten für Eigentums- und Vertragsrechte, Korruption und Gewalt enorme Wachstumshindernisse darstellen, standen diese für lange Zeit weder im Zentrum der Wachstumsforschung noch der Entwicklungspolitik. Beides hat sich mittlerweile drastisch geändert. Die neuere Wachstumsforschung zeigt, dass ein stabiler und glaubwürdiger institutioneller Rahmen auch für die heutigen Industrieländer eine notwendige Voraussetzung zum »take off« gewesen ist. Ebenfalls hat sie aufzeigen können, dass Korruption und fehlendes »rule of law« entscheidende Entwicklungshemmnisse insbesondere für die ärmsten Länder der Welt darstellen.

    Daron Acemoglu vom Massachusetts Institute of Technology unterstreicht die fundamentale Bedeutung von Institutionen für die Wachstumsdynamik von Ländern und zeigt, dass Unterschiede im Grad der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen verschiedenen ehemaligen Kolonien auf unterschiedliche institutionelle Rahmenbedingungen zurückzuführen sind. Er geht sogar einen Schritt weiter und fragt: »Wenn bestimmte Institutionen – etwa die Institution sicherer Verfügungsrechte – mehr Wachstum und einen höheren Lebensstandard ermöglichen, warum sollte eine Gesellschaft dann überhaupt Institutionen wählen, die dieses Ziel verhindern?« Acemoglu führt die Blockierung der Wachstumsdynamik auf den Einfluss wirtschaftlicher und politischer Eliten zurück, die die Einführung neuer Technologien abwehren, weil sie den Eintritt neuer Marktteilnehmer verhindern möchten. Er sieht eine besondere Rolle in der Konsolidierung demokratischer Staatsstrukturen, die sich in der Vergangenheit als Motor für Innovationen, Investitionen und Unternehmertum und zur gesamtwirtschaftlichen Stärkung eines Landes bewährt hätten.

    Die Analyse der Korruption steht im Mittelpunkt des Beitrages von Makram El-Shagi von der Universität Mannheim. El-Shagi diskutiert die institutionellen Voraussetzungen, um Korruption zu verhindern, und analysiert die Wechselwirkungen zwischen politischer Korruption, der institutionellen Entwicklung – verstanden als Rahmenbedingung für die Politikgestaltung – und dem Einkommen. Eine Erhöhung des Volkseinkommens, so die Untersuchung, kann, wenn sie nicht durch eine entsprechend positive institutionelle Entwicklung begleitet wird, langfristig sogar negative Folgen haben. Korruptionswillige Politiker können bei erhöhtem Volkseinkommen aufgrund der verbesserten Zahlungsfähigkeit der Bürger und des Umsatzes der Wirtschaft ein höheres Einkommen aus Korruption erzielen, ohne dabei proportional höheren Risiken ausgesetzt zu sein. Langfristig kommt es bei einer solchen Entwicklung daher zu verstärkter Korruption, die nicht nur das Wirtschaftswachstum begrenzt, sondern auch zur weiteren Erosion der institutionellen Rahmenbedingungen beiträgt. El-Shagi kommt somit ebenfalls zu dem Schluss, dass die Förderung einer demokratischen Entwicklung und des Aufbaus rechtsstaatlicher Institutionen zentrale Entwicklungsvoraussetzungen sind.

    Aus einer afrikanischen Perspektive nähern sich die liberianische Staatspräsidentin Ellen Johnson Sirleaf und ihr Co-Autor Steven Radelet, Berater der liberianischen Regierung und Senior Fellow am Center for Global Development in Washington, der Diskussion an: Der tristen Wachstumsbilanz Afrikas insgesamt und der Analyse der Faktoren, die zu einer in vielen Fällen verheerenden Lage der postkolonialen Volkswirtschaften des Kontinents geführt haben, werden Wachstumschancen gegenüber gestellt. Der Vergleich Afrikas mit den asiatischen Tigerstaaten betont das Ausmaß der Rückständigkeit der afrikanischen Wachstumsbilanz: »Während die asiatischen Tigerstaaten historisch einmalige Wachstumsraten und Erfolge in der Armutsbekämpfung verzeichneten, versank der größte Teil Afrikas im Elend.« Der Abschied von undemokratischen und korrupten Regimes ist für einen Neuaufbruch Grundvoraussetzung, so die Autoren. Liberia selbst hat Symbolkraft, denn es galt jahrzehntelang durch seine zermürbenden Bürgerkriege als Inbegriff der Instabilität und Anarchie, die jegliche Chancen auf Wachstum unmöglich machten. Die Präsidentin beschreibt den schwierigen Pfad des Wiederaufbaus, aber auch die nötigen Rahmenbedingungen und die Hoffnung, die mit dem langsamen Prozess eines selbstverantwortlichen Liberias verbunden werden. Sie stellt hier dar, welche Wachstumspolitik Korruption, Armut, die Schuldenfalle und interne Konflikte überwinden kann.

    Der Kameruner Volkswirtschaftler John Mukum Mbaku von der Weber State University in Utah sieht in der Schwäche der marktwirtschaftlichen Institutionen sowie in der staatlichen Korruption die Hauptursachen für die Wachstumsschwäche Afrikas. Auslandsinvestitionen und Unternehmensgründungen würden direkt von der Abwesenheit transparenter Rahmenbedingungen für die afrikanischen Märkte beeinträchtigt. In einer Perspektive der Wirtschaftsliberalisierung einerseits und der Sicherung des Rechtsstaats andererseits, sieht Mbaku die besten Chancen einer Kehrtwende für den afrikanischen Kontinent, der auf dramatische Weise seit Jahrzehnten die schwächsten und oft negativen Wachstumsquoten vorweist. Er fordert einen radikalen Wechsel, weg von einer Rentiersmentalität, hin zu Eigenverantwortung: »Zur Steigerung nachhaltigen Wirtschaftswachstums in Afrika und zur effektiven Bekämpfung der Armut, müssen die Afrikaner Mechanismen zur Schaffung von Wohlstand entwickeln, statt sich auf so genannte globale Programme zur Umverteilung von Wohlstand zu verlassen.«

    Raghbendra Jha von der National University of Australia, langjähriger Regierungsberater Indiens in Wirtschaftsfragen, untersucht das Wachstumspotenzial Indiens und zeigt, dass die aktuelle Entwicklung vor dem Hintergrund der Wirtschaftsgeschichte Indiens und einer lang anhaltenden Wachstumsschwäche zu verstehen ist. Gleichzeitig prüft er, wie Indien ein anhaltendes Wachstum durch Innovationsstrategien sichern sollte. Er stellt dabei die Produktivitätssteigerungen im Produktions- und Dienstleistungssektor, die Verbesserungen auf der Angebotsseite des Arbeitsmarktes, sowie die Konsolidierungspolitik des letzten Jahrzehnts als zentrale Faktoren heraus. Trotz bleibender Probleme in der gemeinsam mit China bevölkerungsreichsten Volkswirtschaft der Welt zeigt die Analyse Indien als »Land mit physischem Kapital, mit jungen, qualifizierten und disziplinierten Arbeitskräften und einer Kultur von Innovation.« Ein Land, das aus unzähligen Schocks gelernt hat, so Jha.

    Ein Beitrag von Joseph Stiglitz beschließt den zweiten Teil des Buches. Der Ökonom und Nobelpreisträger ist der Auffassung, dass das Bruttoinlandsprodukt zwar ein nützlicher Maßstab für das Wirtschaftswachstum sei, er jedoch nicht ausreiche, um den Entwicklungsstand eines Landes und seines Volkes realistisch zu bestimmen. So könne Wachstum beispielsweise mit einer Verringerung von Armut einhergehen, oftmals könne es jedoch auch finanzielle Einbußen für eine bestimmte Bevölkerungsschicht bedeuten. Es sei zwingend notwendig, nachhaltiges Wachstum zu fördern, welches den Lebensstandard des Einzelnen verbessert und Möglichkeiten für Bildung, Arbeit und Gesundheit schaffen kann. Die Globalisierung und die Hochtechnologie fordern »hohe öffentliche Investitionen«. Stiglitz zeigt an Beispielen, wie Entwicklungsländer die Herausforderungen meistern, wobei die Erfolgsgeschichten leider bisher die Ausnahme bilden. Den richtigen Lösungsansatz sieht Stiglitz jedoch in eigenständigem Handeln: »Die übrigen Länder können die Probleme der Entwicklungsländer nicht lösen. Das müssen sie selbst tun.« Die richtigen Ausgangsbedingungen dafür zu schaffen, ist jedoch Aufgabe der Weltgemeinschaft, so Stiglitz.

    Im dritten Teil wendet sich die Diskussion den Möglichkeiten und Grenzen des Wachstums zu.

    Eberhard von Koerber, Unternehmer und Vizepräsident des »Club of Rome«, beleuchtet den Paradigmenwechsel von »Grenzen« zu »Chancen« des Wachstums. Aus von Koerbers Sicht müssten die Ansätze, die der »Club of Rome« vor über 30 Jahren im Rahmen seiner Publikation »Grenzen des Wachstums« veröffentlicht hat, überdacht und der heutigen Welt angepasst werden. Viele Sorgen, die 1972 im Vordergrund standen, haben an Brisanz verloren. So etwa die Angst vor Bevölkerungswachstum und Nahrungsmittelknappheit und selbst jene um erschöpfbare Ressourcen: »Richtig gestaltet, kann Wachstum die treibende Kraft auf dem Weg zu einem ökologischen Gleichgewicht sein, indem es hilft, ressourcenintensive Technologien durch neue, Umwelt schonende Verfahren abzulösen.« Der Vizepräsident definiert die wichtigsten Trieb- und Gestaltungskräfte für eine langfristige Wachstumsdynamik vor dem Hintergrund der heutigen Globalisierungsprozesse. Letztlich sei die Politik der Bevölkerung Antworten auf drängende und komplexe Fragen schuldig und müsse vor allem die Frage nach einer neuen Sozialen Marktwirtschaft beantworten. In diesem Sinne fordert von Koerber eine langfristige, globale Denkweise, die – basierend auf Gerechtigkeit und Menschlichkeit – Erfolg für die Gesellschaft, aber auch für jeden Einzelnen versprechen kann.

    Achim Steiner, Exekutiv-Direktor des United Nations Development Programm in Nairobi, diskutiert die Nachhaltigkeit des Wachstums angesichts des knappen und erschöpfbaren natürlichen Kapitals, wie stabiles Klima, reine Luft und sauberes Trinkwasser. Die Kosten am natürlichen Kapital zu erkennen und die ökologische Bilanz in die wirtschaftliche Bilanz fest zu integrieren, ist Kernbestandteil des Umdenkens, zu dem Steiner aufruft. Er nennt konkrete Beispiele, wie einerseits ökologisch kostspielige politische Entscheidungen korrigiert werden müssen – etwa im Feld der Fischereisubventionen – und andererseits wirtschaftliche Anreize geschaffen werden können, ökologische Zerstörung zu vermeiden – etwa bezüglich der Vermeidung von Abholzungen. Während manche Wachstumsprozesse der letzten Jahrzehnte einerseits hohe Kosten für die Natur verursacht haben, sieht Steiner so andererseits Chancen, Wachstum mit geringeren Kosten für die Umwelt zu erreichen, sowie Umweltressourcen und nachhaltige Technologien selbst zu Wachstumsbranchen zu entwickeln.

    Aus Sicht der Klimaforschung arbeitet Hartmut Graßl den Zusammenhang zwischen Wachstum, Globalisierung und Klimawandel heraus. Auch er weist einen strikten Gegensatz von Wachstum und Klimaschutz zurück und unterstreicht stattdessen die Rolle der Forschung und der Innovation, mit denen er auf die Chancen einer klimaverträglichen Wachstumspolitik hinweist. Graßl stellt Entwicklungsszenarien vor, welche die Verzahnung von Innovation, Wirtschaftswachstum und Klimawandel darlegen. Die Energieversorgung spielt eine Schlüsselrolle: »Ohne Zugang zu Elektrizität ist die Entwicklung, die sich alle Länder wünschen, nicht möglich. [...] Die zukünftige Energieversorgung der Menschheit ist der Schlüssel zu Wirtschaftswachstum, Nachhaltigkeit und mehr Gerechtigkeit zugleich.« Für eine langfristige Klimapolitik gilt es, einen realisierbareren nachhaltigen Entwicklungspfad zu entwickeln, der die schlimmstmöglichen Auswirkungen der Klimaerwärmung noch vermeiden kann und gleichzeitig Wirtschaftswachstum, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit sichert.

    Im letzen Teil des Buches wird es grundsätzlich. Hier werden die philosophischen und moralischen Grundlagen von Wachstum beleuchtet.

    Der Dalai Lama plädiert dafür, dass die steigende Verflechtung durch Globalisierung, Wachstum und Fortschritt auch dazu genutzt wird, das Verantwortungsbewusstsein für andere Menschen auf der Welt zu schärfen. Die Chance besteht darin, dass in einer Weltwirtschaft, die immer stärker miteinander verschmilzt, die Bedeutung von Staatsgrenzen schwindet und sogar befeindete Staaten zur Kooperation gezwungen sind, etwa in der Nutzung von gemeinsamen natürlichen Ressourcen. Allerdings weist der Dalai Lama auch auf die Risiken eines ungezügelten Strebens nach materiellem Wohlstand hin: »Die Gier nach endlichen Dingen kann nie wirklich befriedigt werden«, und sie schaffe gleichzeitig die Grundlage für Neid und Unzufriedenheit. Dass Reichtum per se nicht glücklich macht, würde wohl niemand leugnen. Allerdings schließt der Dalai Lama daraus nicht, dass man dem technischen und wissenschaftlichen Fortschritt abschwören, sondern sich vielmehr der globalen Verantwortung bewusst werden sollte. Unter globaler Verantwortung versteht er die Einsicht, dass alle Handlungen weit reichende, ja universelle Konsequenzen haben und fordert eine Haltung, die vom Respekt für andere Menschen geprägt ist. Die Chancen des Wachstums entstehen in Verbindung mit dem globalen Verantwortungsgefühl, denn die Anteilnahme am Leben anderer Menschen ist die Grundlage für ein solidarisches und gerechtes Handeln.

    Die Frage der internationalen Gerechtigkeit bewegt auch Thomas Pogge von der Columbia University in New York. Er postuliert, dass die internationale Gerechtigkeit nicht am Vergleich des Bruttoinlandproduktes verschiedener Volkswirtschaften festgemacht werden dürfe, vielmehr müsse jeweils die Position der schwächsten Bevölkerungsschichten als Maßstab genommen werden. Die konsequente Bekämpfung der Armut müsse so zum Ziel einer gerechten Wachstumspolitik werden. »Die Analyse zeigt, dass das Problem globaler Armut sowohl erstaunlich klein als auch erstaunlich groß erscheinen kann. In ökonomischer Hinsicht ist es erstaunlich klein: Denjenigen 40 Prozent aller Menschen, die unterhalb der 2-Dollar-pro-Tag-Armutsgrenze der Weltbank leben, fehlen zusammengenommen im Jahr gerade einmal 300 Milliarden Dollar, um diese Grenze zu erreichen, viel weniger, als die USA für ihr Militär ausgeben. [...] Auf der anderen Seite ist das Problem der globalen Armut in menschlicher Hinsicht erstaunlich groß, denn es ist verantwortlich für ein Drittel aller Todesfälle und für den Großteil von Mangel, Krankheit und Leid auf der Welt.« Wachstum sei nur dann positiv zu verstehen, wenn auf internationale Gerechtigkeit Rücksicht genommen werde und es für alle Bevölkerungsschichten Vorteile schaffe.

    Notker Wolf, Abtprimas des Benediktinerordens, widmet sich den Widersprüchen der westlichen Entwicklungspolitik. Eines der Hauptprobleme bei der Armutsbekämpfung in weiten Teilen des afrikanischen Kontinents sieht Wolf in der Vergabe von Entwicklungsgeldern. Nach Wolf sollten die reichen Länder in erster Linie durch Handelsliberalisierung, also durch die Öffnung ihrer Märkte für Produkte aus den ärmeren Ländern, zum Wachstum beitragen. Er fordert neben der Beseitigung von Handelsbarrieren in erster Linie Eigenverantwortung »[Angenommen] die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den armen Ländern würden sich zum Besseren wenden, die Korruption könnte unter Kontrolle gehalten werden, wir hätten es mit Politikern zu tun, die ernsthaft an der Beseitigung der Armut ihres Landes interessiert sind, die Politiker der Geberländer würden sich mit denen der Empfängerländer zusammensetzen und nach Wegen suchen, die beide in die Verantwortung nehmen, die Handelsschranken würden beseitigt – [...] All das wäre zumindest eine minimale Voraussetzung«, so Wolf.

    Dieses Buch schlägt den großen Bogen vom Machbaren über das Denkbare zum Wünschenswerten des Wachstums. Zweifellos hat sich die Welt stark verändert. Seit der »Club of Rome« über die Grenzen des Wachstums schrieb, werden die Chancen des Wachstums an vielen Orten der Welt heute deutlich positiver gesehen. Die Möglichkeiten einer wachstumsorientierten Entwicklungspolitik sind in einer offeneren Welt ebenfalls gestiegen. Dennoch ist die globale Welt auch eine kleinere Welt. Die Knappheit natürlicher Ressourcen und Regeln für ihre gemeinsame Nutzung stellt nach wie vor eine große Aufgabe dar, denn es geht nicht nur um die Verteilung zwischen heute lebenden Generationen, sondern auch um zukünftige Generationen. Und die Tatsache, dass es selbst in einer derart guten Phase für die Weltwirtschaft einigen der ärmsten Ländern nicht gelungen ist, daran zu partizipieren, ist ebenfalls eine andauernde Herausforderung. Die gegenseitige Abhängigkeit nimmt zu und – wie der Dalai Lama uns ermahnt – so sollte auch die Verantwortung für andere Menschen im Gleichschritt wachsen.

    Anmerkungen

    1

    Unvergesslich ist mir in diesem Zusammenhang eine Episode, die sich vor einigen Jahren in Kuala Lumpur ereignete. Mit Blick auf die zahllosen Kräne und emporschießenden Hochhäuser sprach mein Gastgeber über seinen zehn Jahre zurückliegenden Besuch in Bern, um dann nachdenklich zu schließen, dass sich diese Stadt in der Zwischenzeit wohl auch zur Unkenntlichkeit verändert haben müsse. Ich konnte ihm versichern, dass sie sich höchstwahrscheinlich seit seinem Besuch kein bisschen verändert habe. Er sah mich ungläubig an.

    2

    Maddison Angus, The World Economy. A Millennial Perspective, OECD, Paris 2001.

    3

    François Bourguignon und Christian Morrisson, Inequality among World Citizens: 1820–1992, The American Economic Review, Vol. 92, No. 4., S. 727–744, 2002.

    Teil I Chancen des Wachstums in Industrieländern

    Wachstum, Technologie und Institutionen

    Parameter der geschichtlichen Entwicklung

    Richard G . Lipsey

    Seit der neolithischen Revolution vor 10 000 Jahren steuert das ökonomische Wachstum den

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