Kulturen der Gesellschaft
Von Joachim Fischer, Takemitsu Morikawa, Sylka Scholz und
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Über diese Serie
Titel in dieser Serie (58)
- Konsum und Modernisierung: Die Debatte um das Warenhaus als Diskurs um die Moderne
2
Warenhäuser waren von Beginn an Orte, an denen moderne Konsum- und Weltverhältnisse ausgestellt und erfahrbar wurden. Damit wurden sie auch zu Kristallisationspunkten einer moralisch aufgeladenen, mit antisemitischen und misogynen Stereotypen durchsetzten Auseinandersetzung um den beginnenden Massenkonsum und die Modernisierung des Kaiserreichs. Thomas Lenz analysiert den Diskurs um Warenhaus und (Massen-)Konsum in den Wissenschaften, der Öffentlichkeit und in den Literaturen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der soziologische Blick auf den Konsum um 1900 wird hierbei - am Beispiel der Positionen von Weber, Simmel, Sombart und Veblen - mit der Debatte um die »unerwünschte Betriebsform« Warenhaus verknüpft.
- Die Zukunft des Todes: Heterotopien des Lebensendes
15
Sterben und Tod sind alltägliche Vorkommnisse, die oft als außeralltäglich angesehen werden. Die Verwendung abstrakter Begriffe lässt das Problem der konkreten Lebensbeendigung in die Ferne rücken. Der Tod geht so auf Distanz und kreist dennoch das Leben ein. Seine Präsenz in zeitlicher wie in räumlicher Perspektive ist einerseits ein Effekt normativer Konzepte und andererseits eine Konsequenz sozialer Wandlungsprozesse. Die Beiträge des Bandes gehen aus interdisziplinärer Sicht auf Sterbe- und Todeskontexte wie Friedhof, Hospiz, das Lebensende im Internet, anonyme Bestattung, Heimtiertod sowie auf den Einfluss der Individualisierung ein und zeigen, dass das Image des Todes sich wandelt und neue Sinnzusammenhänge entstehen.
- Art Unlimited?: Dynamics and Paradoxes of a Globalizing Art World
20
Until recently still a blank spot on the world map of art, China today occupies one of the top positions in the rankings of the global art market and has moved into the center of the speculations and the covetousness of its protagonists. But what is really happening on the spot, beyond the ethnocentric distortions of the Western viewpoint? What social representations and uses of art can be identified? A research team from the University of St. Gallen has taken up such questions in an ethnographical field research project which enables the actors in this emergent and nonetheless already market-dominated art field to have their say.
- In Liebe verbunden: Zweierbeziehungen und Elternschaft in populären Ratgebern von den 1950ern bis heute
9
Trotz der Pluralisierung von Lebensformen gehören eine dauerhafte Liebe und die gemeinsame Elternschaft weiterhin zu den wichtigsten Lebenszielen. Um die vielfältigen Verunsicherungen, die mit dem sozialen Wandel einhergehen, zu überwinden und die Kontinuität ihrer Beziehungen zu sichern, greifen immer mehr Paare und Eltern auf Ratgeber zurück. Aber welche Leitbilder von Liebe, Zweierbeziehung, Elternschaft und Geschlecht vermitteln die Ratgeber? Die Beiträge dieses Bandes untersuchen erstmals eine große Zahl von Beziehungs- und Erziehungsratgebern im Zeitvergleich und legen ihre jeweiligen kulturellen Legitimationsmuster offen.
- Fahrzeuge auf Zelluloid: Fernsehwerbung für Automobile in der Bundesrepublik des Wirtschaftswunders. Ein kultursoziologischer Versuch
3
Diese kultursoziologische Studie rekonstruiert den Wandel von Fernsehwerbespots, die für Modelle der gehobenen Mittelklasse der Kölner Ford-Werke in den Jahren 1959 bis 1967 produziert worden sind. Das theoretische Vokabular hierfür bezieht Stefan Bauernschmidt aus der »Theorie soziokultureller Dynamik« (Geertz). Mit den Mitteln qualitativer Inhalts- und Bildanalyse zeichnet er die Korrespondenz zwischen den Bedeutungsgehalten der Fernsehspots und dem Weltbild der Zielgruppe nach und gelangt so zu einer detaillierten Beschreibung der Bedeutungskarrieren dieser Werbefilme. Eine materialreiche Fallstudie zu einer Kulturgeschichte der Fernsehwerbung.
- Ganzheitliches Leben: Das holistische Milieu zwischen neuer Spiritualität und postmoderner Wellness-Kultur
5
Yoga, Astrologie, Feng Shui, Reiki oder Schamanismus: Ganzheitliche Körper-, Selbsterfahrungs- und Heilpraktiken erfreuen sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit. Das Buch beleuchtet diesen Trend anhand einer empirischen Studie aus soziologischer Perspektive, geht den sozialen und kulturellen Wurzeln der holistischen Bewegung nach und fragt u.a.: Wie weit sind die Heil oder Heilung versprechenden Praktiken in der Bevölkerung verbreitet? Wer sind die Akteure und welche Motivation treibt sie an? Auf welche Weise werden holistische Sinnmuster experimentell-kreativ in den individuellen Wertehorizont und in die Gestaltung des Alltagslebens integriert?
- Liebessemantik und Sozialstruktur: Transformationen in Japan von 1600 bis 1920
13
Nach dem Muster von Niklas Luhmanns Analysen in »Liebe als Passion« analysiert Takemitsu Morikawa den Wandel der Liebessemantik in Japan im Übergang von stratifikatorischer zu funktionaler Gesellschaftsdifferenzierung: von der Frühen Neuzeit bis ca. 1920. In Auseinandersetzung mit Texten der literarischen Tradition Japans (beispielsweise Romanen, Novellen, Erzählungen und Dramen) fragt er, inwieweit sich Luhmanns theoretische Konstruktion des wechselseitigen Verhältnisses von Evolution der Semantik einerseits und Differenzierung der Gesellschaft andererseits im japanischen Kontext bewährt.
- Freundschaft heute: Eine Einführung in die Freundschaftssoziologie
22
Welche Beziehungen führen Menschen, die aufgrund steigender Scheidungs- und sinkender Geburtenraten weder Kinder noch Verwandte haben? Auf wen greift man zurück, wenn im Alter die Familie als Absicherung ausfällt? Welcher Form sozialer Beziehungen entsprechen Online-Kontakte in Sozialen Netzwerken oder Beziehungen am Arbeitsplatz in der modernen Arbeitswelt? Freundschaft scheint die naheliegende Antwort auf diese Fragen zu sein. Der Band liefert erstmalig eine Einführung in die Freundschaftssoziologie. Die Beiträge bieten einen Überblick über soziologisches Basiswissen zu Freundschaft und Einblicke in die Vielfalt von Freundschaftsphänomenen. Nicht zuletzt wird dabei die Frage beantwortet: Wie stellt sich Freundschaft heute dar? Mit Gastbeiträgen von Andrea Knecht, Christian Kühner und Kai Marquardsen.
- Inwastement - Abfall in Umwelt und Gesellschaft
16
Abfälle entwickeln eine vollkommen eigenständige soziale, ökonomische und ökologische Handlungsmacht. Sie bilden das Inwastement einer Gesellschaft, das durch soziale Praxen, rechtliche Normen und kulturelle Kontexte konstituiert wird. In einem kompositionistischen Verständnis, welches die materielle Gegenständlichkeit von Abfall mit dessen kultureller Perzeption verbindet, konzipieren die Beiträge des Bandes Abfall als Kulturtechnik. Diese interdisziplinäre Perspektive, die auf eine Ergänzung der Technikwissenschaften durch die Kulturwissenschaften Wert legt, weist auf das problematische Verhältnis von individueller und kollektiver Abfallverantwortung hin und schließt damit unmittelbar an Fragen nach globaler »Waste Justice« und einer Zukunft ohne Müll (»Zero Waste«) an.
- Die Kontinuität romantischer Ideen: Zu den Überzeugungen gegenkultureller Bewegungen. Eine Ideengeschichte
6
Die Ideale der Authentizität und der naturverbundenen, »ganzheitlichen« Lebensweise üben gegenwärtig eine starke Anziehungskraft aus - doch woher stammen sie, über welche Kanäle wurden sie verbreitet und was trägt zu ihrer Attraktivität bei? Thomas Tripolds ideengeschichtliche Studie geht diesen Fragen nach und untersucht die beiden Ideen in ihrer Kontinuität anhand von drei gegenkulturellen Bewegungen: Romantik, Lebensreform und Counter Culture der 1960er-Jahre in den USA. Die Rekonstruktion typischer sozialer (etwa spiritueller, künstlerischer oder sexueller) Praktiken, in denen sich diese Ideen manfestierten, veranschaulicht dabei das jeweilige Netz an Überzeugungen der Bewegungen.
- Gesundheit, Genuss und gutes Gewissen: Über Lebensmittelkonsum und Alltagsmoral
10
Welche Rolle spielt Moral beim Kauf und Konsum von Lebensmitteln? Um diese Frage zu beantworten, untersucht Jonas Grauel den Alltag ›gewöhnlicher‹ Menschen - anstelle vordefinierter Gruppen wie z.B. Bio-Käufer. Er arbeitet vier Orientierungsmuster heraus (Verantwortung, Authentizität, Selbstsorge, Bescheidenheit) und zeichnet nach, wie sich moralische Urteile in sozialen Beziehungen entwickeln. Schließlich zeigt der Autor, dass Konsummoral auch zur Distinktion von Gruppen mit höherem bzw. niedrigerem Sozialstatus dienen kann. Die Ergebnisse offenbaren: Moral ist in routinisierte Praktiken ›eingeschrieben‹, doch aufgrund der praktischen und ethischen Komplexität des Alltags liegt ein ›richtiger‹ Konsum keineswegs auf der Hand.
- Situationistische Internationale: Eintritt, Austritt, Ausschluss. Zur Dialektik interpersoneller Beziehungen und Theorieproduktion einer ästhetisch-politischen Avantgarde (1957-1972)
4
Die »Situationistische Internationale« hat eine der einflussreichsten Kritiken der Kultur der 1960er Jahre ausgearbeitet, in der das Scheitern der historischen Avantgarden als zentraler Bestandteil in die eigene Theorieproduktion eingeht. Die zentralen Theoreme der Gesellschaft des Spektakels, der dérive, des détournement und der récupération sind nicht nur der Versuch, diese Gesellschaft zu subvertieren, sondern werden selbstreflexiv auf die eigene Gruppenstruktur, deren Organisation sowie die Aktivität der Mitglieder appliziert. In Erweiterung bisheriger Ansätze zur Gruppensoziologie (Simmel, von Wiese) sowie zur Soziologie interpersoneller Beziehungen (Kracauer) stellt Max Jakob Orlich die Relevanz von intellektuellen Freundschaftsdyaden und Gruppenbindungen - sowohl für die Gruppenbewegungen als auch für die Theorieproduktion - anhand der Eintritte, Austritte und Ausschlüsse der Mitglieder dar. Das dabei verwendete umfangreiche empirische Material wird hier zum ersten Mal zugänglich gemacht.
- Hillarys Hand: Zur politischen Ikonographie der Gegenwart
11
Ein Foto aus dem »Situation Room« im Weißen Haus, in dem sich am 1. Mai 2011 das nationale Sicherheitsteam der US-Regierung versammelte, ging um die Welt. An Kommentaren zu diesem Foto fehlt es nicht - wohl aber an wissenschaftlich begründeten Aussagen. Das Buch versammelt ein breites Spektrum soziologischer, kunst- und kulturwissenschaftlicher Analysen und bündelt sie in einer methodischen Reflexion. Mit Beiträgen von Ruth Ayaß, Roswitha Breckner, Horst Bredekamp, Michael Diers, Michael Kauppert, Irene Leser, Katja Müller-Helle, Susann Neuenfeldt, Ulrich Oevermann, Jürgen Raab, Gerhard Schweppenhäuser und Boris Traue.
- Die Welt der Liebe: Liebessemantiken zwischen Globalität und Lokalität
7
Wie ist der globale Konsum von Liebe möglich? Was geschieht, wenn lokale und globale Semantiken zusammenstoßen? Fördert diese Begegnung die Evolution der Liebessemantik - oder wird sie dadurch behindert? Dieser Band beleuchtet das Spannungsverhältnis von Globalität und Lokalität anhand von unterschiedlichen Rezeptionen der modernen, westlich geprägten Liebessemantik in verschiedenen Kulturkreisen und sozialen Schichten. Systematisch präsentieren und diskutieren die Beiträge verschiedene Rezeptionsprozesse sowie Modifikationen durch die Konfrontation mit lokalen, traditionellen Semantiken und ermöglichen so einen außergewöhnlichen Einblick in die Welt der Liebe.
- Soziologie der Weltraumfahrt
12
Seit dem 20. Jahrhundert hat sich die Gesellschaft in den Weltraum ausgedehnt. Einerseits hängen Kommunikation, Sicherheit und Wissen von weltraumgestützten Systemen ab, andererseits bricht durch die bemannte Raumfahrt die Gesellschaft faktisch in den Kosmos auf. Dieser Band startet eine Sonde in einen soziologisch ziemlich unbekannten Gesellschaftsraum. Er erklärt die conditio humana der Weltraumfahrt und sichtet Weltraumkonzepte und Astronautik in der modernen Diskursordnung, für die globale Sicherheit, in der Architektur und in der Massenkultur. Mit Gastbeiträgen von Heike Delitz und Helmuth Plessner (1892-1985), der schon früh die Bedeutung der Kosmonautik antizipierte.
- Vater, Mutter, Kind werden: Eine posthumanistische Ethnographie der Schwangerschaft
8
Wie werden Menschen Eltern? Warum ist die Kernfamilie das häufigste Ergebnis der Transition zur Elternschaft? Cornelia Schadlers Ethnographie zeigt deutlich, dass das Eltern-Werden nicht auf einzelne Ereignisse reduziert werden kann, sondern das Ergebnis einer Vielzahl alltäglicher (Mikro-)Praktiken ist, die unterschiedlichste menschliche und nicht-menschliche Teilnehmer_innen umfassen. Ihr von gegenwärtigen Theorieentwicklungen des feministischen Posthumanismus und Neomaterialismus beeinflusster Blick eröffnet, wie Subjekte als Eltern und Kinder figuriert werden, die Teil von heteronormativen und heteromateriellen Lebensgemeinschaften sind.
- Sakrotope - Studien zur materiellen Dimension religiöser Praktiken
23
Welche Rolle spielen Artefakte und andere Formen des Materiellen für das menschliche Handeln? Ausgehend von einem differenzierten Begriff sozialer Praktiken, wie ihn Theodore Schatzki anbietet, knüpft Torsten Cress an diese zunehmend wichtiger werdende sozial- und kulturwissenschaftliche Fragestellung an. Dafür wendet er sich der Religion als einem Bereich zu, der in oft grundlegender Weise durch Dinge wie Bilder, Figuren oder Gebetsketten geprägt ist. Über die ethnographische Erforschung katholischer Glaubensvollzüge, wie sie nicht zuletzt an wichtigen Pilgerstätten anzutreffen sind, wird das Verhältnis von sozialen Praktiken und materiellen Entitäten systematisch ausgelotet.
- Verzeihen, Versöhnen, Vergessen: Soziologische Perspektiven
24
Das Thema »Verzeihen« wird in den Human- und Sozialwissenschaften viel diskutiert. Es kann als eine universale, anthropologische Konstante des menschlichen Zusammenlebens aufgefasst werden, die ihre Allgemeingültigkeit an die Fehlbarkeit von Menschen knüpft. Doch trotz seiner großen Reichweite ist das Verzeihen in der Soziologie eher wenig beachtet worden. Anhand zahlreicher historischer Beispiele von Gesellschaften, die von einer schweren Humankatastrophe getroffen wurden, stellen die Beiträger_innen die Unverzichtbarkeit dieser Kategorie für die Sozialtheorie heraus und betonen das bislang kaum systematisch ausgedeutete gesellschaftsfundierende Potenzial des Verzeihens.
- Kritische Kreativität: Perspektiven auf Arbeit, Bildung, Lifestyle und Kunst
38
Kreativität - einst Kernforderung der (künstlerischen) Gesellschaftskritik - scheint heute nicht mehr als ein omnipräsenter gesellschaftlicher Imperativ zu sein. Ihr emanzipatorisches Potenzial wurde verspielt zugunsten einer strategischen Verwertung durch Politik und Wirtschaft, so der allgemeine Vorwurf. Vor diesem Hintergrund thematisiert der Band das facettenreiche Verhältnis von Kreativität und Kritik. Dazu versammelt er Beiträge aus unterschiedlichen Forschungsdisziplinen, künstlerischer sowie aktivistischer Praxis entlang der zentralen Fragen: Wie lässt sich das Konzept der Kreativität kritisieren und (wie) kann sein ursprünglich kritisches Potenzial reaktualisiert werden?
- Der Kreativitätskomplex: Ein Vademecum der Gegenwartsgesellschaft
37
Wohin man auch blickt, finden sich kreative Praktiken, Räume, Organisationen und Subjekte: der Kreativitätskomplex. Im Arbeitsalltag, im Stadtraum, in Medien und Werbung, auf den sozialen Plattformen, in Schulen und Universitäten - der Imperativ für alle lautet, neu und besonders, auffallend und einzigartig zu sein. Doch wie ist es dazu gekommen? Mit welchen Begriffen lässt sich der vielgestaltige und in sich widersprüchliche Komplex fassen? Und wo sind seine Grenzen? In 40 kurzen Texten erschließt, untersucht und erklärt dieses Vademecum den Kreativitätskomplex. Mit einem Nachwort von Andreas Reckwitz.
- Peinlichkeit: Formen und Funktionen eines kommunikativ konstruierten Phänomens
19
Peinlichkeit wird klassischerweise entweder auf ihre sichtbare Oberflächenebene reduziert und als Fauxpas betrachtet oder emotionspsychologisch als negative Selbsteinschätzung bzw. soziale Angst begriffen. Julia Döring hingegen versteht Peinlichkeit als genuin kommunikatives Phänomen, bei dem eine innere Erfahrungs- von einer äußeren Ereignisebene unterschieden werden kann. Mit dieser analytischen Leitdifferenz entwickelt sie ein umfassendes Begriffsinventar der Peinlichkeit, das auch Sonderformen des Peinlichen wie die so genannte »Fremdscham« erfasst. Anhand einer empirischen Studie über moderne Junggesellenabschiede zeigt sie darüber hinaus Bedeutungs- und Funktionsmöglichkeiten ritualisierter Peinlichkeit auf.
- Antiamerikanismus in Deutschland: Über die Funktion von Amerikabildern in nationalistischer und ethnozentrischer Rhetorik
21
Politische Diskurse und sozialwissenschaftliche Debatten ringen gleichermaßen um eine angemessene Unterscheidung von antiamerikanischen Vorurteilen und legitimer Kritik an den USA. Felix Knappertsbusch leistet einen innovativen Beitrag zur Überwindung dieser Definitionsprobleme, indem er antiamerikanische Sprachgebräuche in Deutschland auf deren Funktionen bei der Herstellung diskriminierender gesellschaftlicher Verhältnisse befragt. Seine detaillierten Analysen von Interview- und Umfragedaten zeigen, wie Antiamerikanismus bei der Reproduktion nationalistischer Identitätskonstruktionen mit fremdenfeindlicher, rassistischer und antisemitischer Rhetorik zusammenspielt.
- Campus Shootings: Amok an Universitäten als nicht-intendierte Nebenfolge der Hochschulreform
18
Was veranlasst Universitätsangehörige dazu, Kollegen und Kommilitonen zielgerichtet zu töten? Derlei Taten sind die identitätsbedrohenden, nicht-intendierten Nebenfolgen der Hochschulreformen - so das Ergebnis dieser erstmalig tiefergehenden Analyse von Amoktaten an Universitäten. Mit dem soziologischen Blick einer differenzierungstheoretisch angelegten Verflechtung von Handeln und Strukturen gelingt ein tiefer Einblick in die Folgen der gesellschaftlich und kulturell verankerten Ökonomisierung von Universitäten und in die dynamisch angelegte Sichtweise auf universitäre Amoktaten als letzte Form von Identitätsbehauptung.
- Ultras: Eine Fankultur im Spannungsfeld unterschiedlicher Subkulturen
17
»Ultra« gilt als am schnellsten wachsende jugendbetonte Subkultur Deutschlands - was zeichnet sie aus und wie kann sie in Bezug auf andere Subkulturen eingeordnet werden? Das Phänomen Ultra wird in dieser Grundlagenarbeit im Kontext der Subkultur-Theorie aufgearbeitet und wissenschaftlich hinterfragt. Im Fokus stehen dabei Interdependenzen mit anderen Subkulturen wie u.a. HipHop, Punk und Graffiti. Interviews mit Szenemitgliedern oder ausgemachten Experten (unter anderem mit Jan-Henrik Gruszecki, Sven Brux, James M. Dorsey und Kai Tippmann), welche die Analysen der jeweiligen Subkultur ergänzen, gewährleisten die Authentizität und Szenenähe des Bandes.
- Corona und andere Weltuntergänge: Apokalyptische Krisenhermeneutik in der modernen Gesellschaft
48
Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Klimanotstand und nun Corona. Das 21. Jahrhundert ist von Beginn an reich an Krisen. Zugleich haben spätestens seit dem Jahrtausendwechsel apokalyptische Deutungen des Weltgeschehens Konjunktur. Alexander-Kenneth Nagel analysiert die apokalyptische Tiefenstruktur aktueller Krisendiagnosen zur Corona-Pandemie, zur ökologischen Krise vom Club of Rome bis hin zu Extinction Rebellion und zur Krise des Nationalismus. Er vermittelt ein vertieftes Verständnis der Endzeit-Mentalität spätmoderner Gesellschaften und der anhaltenden Konjunktur der Apokalyptik als religiösem und weltanschaulichem Geschäftsmodell.
- Noise - Klang zwischen Musik und Lärm: Zu einer Praxeologie des Auditiven
27
Wann wird Klang zur Musik, wann wird er als Lärm erfahren? Welche sozialen Praktiken stehen dahinter? »Noise«, eine Spielart der Klang- und Musikproduktion, die sich durch einen Fokus auf das Geräusch auszeichnet, ist prädestiniert dafür, musikalische Sinnstiftung zu untersuchen. Kai Ginkel ergründet diese, indem er Soziologie, Ethnografie und Sound Studies miteinander in Dialog bringt. Schwerpunkte seiner Studie sind Verkörperung, Raum, Konflikt sowie Wissen und Kompetenz.
- Tourismus und Authentizität: Zur gesellschaftlichen Organisation von Außeralltäglichkeit
14
Welche Bedeutung hat Tourismus für die Gesellschaft heute? Ausgehend von der These der »staged authenticity« (MacCannell) und anhand touristischer Fallbeispiele ergründet Robert Schäfer, welche Rolle der Tourismus in der heutigen Gesellschaft spielt und was in diesem Zusammenhang Authentizität bedeutet. Durch die Verschränkung von empirischer Forschung und theoretischer Begriffsbildung ist die Studie für all diejenigen interessant, die sich für eine kultursoziologische Erklärung des Tourismus sowie für eine empirisch gesättigte Theorie des Authentischen interessieren.
- Dogtown und X-Games - die wirkliche Geschichte des Skateboardfahrens: Körper, Räume und Zeichen einer Bewegungspraktik zwischen Pop- und Sportkultur
42
Subkultur und Sportbetrieb: Passt das zusammen? Das fragten viele, als Skateboarding für 2020 zur Olympiadisziplin erklärt wurde. Einerseits gab es in der Geschichte dieser sportiven Praktik tatsächlich Phasen, in der sie mit »Sport« kaum zu tun hatte. Andererseits aber war Olympia schon in den 1960ern Thema. Ausgehend von Foucaults Überlegungen zur »wirklichen Historie« und orientiert an der jüngeren »praxeologischen« Kultursoziologie rekonstruiert Eckehart Velten Schäfer erstmals umfassend jene Pendelbewegung zwischen Sport- und Popkultur, in der Skateboarding zum paradigmatischen Fall dessen wurde, was man heute etwas unglücklich »Trendsport« nennt.
- Mit Geld spielt man nicht!: Glücksspiel und »Glücksspielsucht« im parlamentarischen Diskurs
52
Es geht um sehr viel Geld. Mehr als 16 Milliarden Euro haben die Menschen in Deutschland im Jahr 2019 beim Glücksspiel verloren. Nach jahrzehntelangem Ringen hat sich die Politik jetzt dazu entschlossen, den Glücksspielmarkt im Internet zu legalisieren - die Suchtexpert*innen sind alarmiert. Vor diesem Hintergrund untersucht Gerd Möll den Glücksspieldiskurs in verschiedenen Landesparlamenten und im Bundestag. Seine Analyse zeigt, dass »Glücksspielsucht« einerseits als medizinischer Sachverhalt präsentiert wird, andererseits aber auf moralischen Wirklichkeitsvorstellungen beruht. Das Problemmuster »Glücksspielsucht« wird dabei für unterschiedliche gesellschaftliche Interessen instrumentalisiert und legitimiert darüber hinaus ein neues Kontrollregime.
- Politische Konsumentinnen im Social Web: Praktiken der Vermittlung zwischen Bürger- und Verbraucheridentität
25
Politische Beteiligung wandelt sich. Der sozialwissenschaftliche Diskurs weist immer wieder auf eine Hinwendung der Bürger_innen zu neuen Formen des Engagements hin, die außerhalb der Einflusskanäle des repräsentativen Systems liegen. Dem Social Web kommt in diesem Prozess eine besondere Bedeutung zu, da es potenziell einen Raum für bürgerschaftliche Bildungsprozesse darstellt. Katharina Witterhold untersucht die dieser Entwicklung zugrunde liegenden Bedingungen am Beispiel politischer Konsumentinnen. Mit dem Blick auf Frauen als Wegbereiterinnen eines neuen Politikstils sowie mit der Entwicklung einer praxeologischen Analyseperspektive auf Alltagspolitik betritt ihre Studie auch theoretisch Neuland.
Joachim Fischer
Joachim Fischer, Jahrgang 1951, ist habilitierter Soziologe. Er lehrt seit 2009 als Gastprofessor an verschiedenen Universitäten (Erlangen-Nürnberg, Halle-Wittenberg, Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder, Innsbruck) und seit 2012 als Honorarprofessor an der TU Dresden. Er ist Mitgründer und seit 2011 Präsident der Helmuth Plessner Gesellschaft. Bei zu Klampen veröffentlichte er »Wie sich das Bürgertum in Form hält« (2012).
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