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Albert Lebrun

französischer Politiker und letzter Präsident der Dritten Republik

Albert François Lebrun (* 29. August 1871 in Mercy-le-Haut, Département Moselle; † 6. März 1950 in Paris) war ein französischer Politiker (AD). Er war von 1932 bis 1940 letzter Präsident der Dritten Republik.[1]

Albert Lebrun (1932)

Der Sohn wohlhabender Grundbesitzer wurde in dem Teil Lothringens geboren, der nach dem Deutsch-Französischen Krieg bei Frankreich blieb. Er besuchte das Lycée in Nancy, schloss die Pariser École polytechnique als Jahrgangsbester ab und studierte bis 1898 Bergbauingenieurwesen an der École nationale supérieure des mines de Paris. Anschließend wurde er in das staatliche Corps des mines übernommen und arbeitete zunächst bei einem Bergwerk in Vesoul (Haute-Saône), dann in Nancy.[2]

Als Gemäßigter Republikaner (Républicain modéré) wurde Lebrun 1898 in den Generalrat des Départements Meurthe-et-Moselle und zwei Jahre später als Abgeordneter desselben Départements in die französische Abgeordnetenkammer gewählt, der er sechs Legislaturperioden bis 1920 angehörte. Zudem war er von 1906 bis 1932 Präsident des Generalrats von Meurthe-et-Moselle. Im Kabinett Caillaux wurde Lebrun 1911 als Minister für die Kolonien erstmals in die Regierung berufen; dieses Amt hatte er (mit einer Unterbrechung) bis Juni 1914 inne. Er wurde in der Spätphase des Ersten Weltkriegs am 23. November 1917 im Kabinett Clemenceau II Minister für die von der deutschen Besatzung befreiten Gebiete im Nordosten Frankreichs (Ministre du Blocus des Régions libérées) und blieb es bis zum 6. November 1919. Vom 20. Januar 1920 bis zum 10. Mai 1932 war der moderate Mitte-rechts-Politiker Senator von Meurthe-et-Moselle. Nach der Wahl des bisherigen Senatspräsidenten Paul Doumer zum französischen Staatspräsidenten wurde Lebrun im Juni 1931 Senatspräsident.[2][3][4]

Als Nachfolger des ermordeten Doumer wählten die beiden Parlamentskammern Lebrun am 10. Mai 1932 mit mehr als drei Viertel der Stimmen zum Präsidenten der Französischen Republik. In seine erste siebenjährige Amtszeit fielen im Mai 1936 der Sieg der Linksparteien und die Bildung der Regierung der Volksfront unter der Führung des Sozialisten Léon Blum, dem Lebrun reserviert gegenüberstand. Im April 1939 wurde Lebrun mit 56 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit wiedergewählt; sein sozialistischer Gegenkandidat war der ehemalige Arbeitsminister der Volksfrontregierung Albert Bedouce.[5][6]

Das Deutsche Reich begann am Morgen des 1. September 1939 den Überfall auf Polen; Frankreich reagierte zusammen mit Großbritannien am 3. September mit der Kriegserklärung.

 
Albert Lebrun und Oberst de Gaulle bei der Präsentation der Panzereinheit der 5. Armee 1939

Nach der militärischen Niederlage Frankreichs gegen Hitler-Deutschland (kapitulationsähnlicher Waffenstillstand 22. Juni 1940) trat Lebrun nicht zurück, verlor aber sein Amt, weil die nach Vichy verlegte Nationalversammlung Marschall Philippe Pétain die gesamte Exekutivgewalt übertrug und diesen ermächtigte, als Chef de l'État français ein neues autoritäres Regime („Vichy-Regime“) zu errichten.[5][7][1]

Am 27. August 1943 wurde Lebrun in Vizille (Département Isère) verhaftet. Auch die früheren Ministerpräsidenten Leon Blum, Édouard Daladier, Paul Reynaud und Édouard Herriot sowie der ehemalige Botschafter André François-Poncet wurden von der Gestapo verhaftet, nach Deutschland deportiert und inhaftiert (unter anderem im Schloss Itter in Tirol).
Nach dem Krieg erfüllten sich seine legalistischen Rückkehrhoffnungen an die Staatsspitze nicht. Er sagte 1945 im Hochverratsprozess gegen Pétain als Kronzeuge aus.[8][2]

 
Albert Lebrun und Familie 1932 im Élysée-Palast

Lebrun war ab 1902 mit Marguerite Lebrun (1878–1947) verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Jean und Marie Lebrun.[2]

Auszeichnungen

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Literatur

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  • André François-Poncet: Tagebuch eines Gefangenen. Erinnerungen eines Jahrhundertzeugen. Berlin 2015.
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Commons: Albert Lebrun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Albert Lebrun 1871 - 1950 Président de la République du 10 mai 1932 au 11 juillet 1940. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 5. April 2023 (französisch).
  2. a b c d Freysselinard: Albert Lebrun : le dernier Président de la IIIe République. éditions Berlin, Paris 2013, ISBN 978-2-7011-8244-5.
  3. 26ans, c’est la durée du mandat d’Albert Lebrun en tant que président du conseil général de ... In: L'est Républicain. Abgerufen am 8. Februar 2023 (französisch).
  4. Élections. (PDF) In: Archives Meurthe-et-Moselle. Abgerufen am 8. Februar 2023 (französisch).
  5. a b Jean El Gammal, François Roth, Jean-Claude Delbreil: Dictionnaire des parlementaires lorrains de la Troisième République. Serpenoises, Metz 2006, ISBN 978-2-87692-620-2.
  6. M. Albert Lebrun est réélu. In: L'homme Libre über Bibliothèque nationale de France. Abgerufen am 8. Februar 2023 (französisch).
  7. Loi constitutionnelle du 10 juillet 1940. Abgerufen am 8. Februar 2023 (französisch).
  8. Albert Lebrun: TÉMOIGNAGE. In: Wikisource.fr. Abgerufen am 8. Februar 2023 (französisch).
VorgängerAmtNachfolger


Paul Doumer
selbst
Staatspräsident von Frankreich
und Kofürst von Andorra

10.05. 1932 – 04.04. 1939
05.04. 1939 – 11.07.1940


selbst
Philippe Pétain de facto, Vichy
Charles de Gaulle de facto, France libre
Vincent Auriol formell, ab 1947 Präsident

Paul Doumer
Französischer Senatspräsident
11. 06. 1931 – 10.05. 1932

Jules Jeanneney


Charles Jonnart
Minister für die Blockade
der befreiten Regionen

23.11. 1917 – 06.11. 1919


André Tardieu

Alexandre Millerand
Kriegsminister
12.01. 1913 – 21.01. 1913

Eugène Étienne

Adolphe Messimy
selbst
Jean Morel
Kolonialminister
27.06. 1911 – 14.01. 1912
14.01. 1912 – 12.01. 1913
02.12. 1913 – 02.06. 1914

selbst
René Besnard
Maurice Maunoury