Baddeleyit
Baddeleyit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit einem Mengenverhältnis Metall zu Sauerstoff = 1:2. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Formel ZrO2 und ist damit chemisch gesehen Zirconium(IV)-oxid.
Baddeleyit | |
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Baddeleyit aus Phalaborwa, Südafrika | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Bdy[1] |
Chemische Formel | ZrO2 |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide mit Metall:Sauerstoff = 1:2 |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
IV/D.31 IV/D.31-010 4.DE.35 04.04.14.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m |
Raumgruppe | P21/c (Nr. 14) |
Gitterparameter | a = 5,151 Å; b = 5,212 Å; c = 5,317 Å β = 99,23°[2] |
Formeleinheiten | Z = 4[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 6,5 |
Dichte (g/cm3) | 5,5 bis 6 |
Spaltbarkeit | {001} deutlich |
Bruch; Tenazität | muschelig |
Farbe | braun, bräunlichschwarz, schiefergrau, farblos, grün, gelb, grünlich braun |
Strichfarbe | weiß, bräunlichweiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 2,13 nβ = 2,19 nγ = 2,20[2] |
Doppelbrechung | δ = 0,070 |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 30°: berechnet: 28°[2] |
Es entwickelt meist tafelige Kristalle von braunschwarzer, grüner oder gelber Farbe und bis zu 6 cm Größe. Auch farblose Kristalle sind bekannt. Mit einer Mohshärte von 6,5 zählt es zu den mittelharten Mineralen.[2]
Etymologie und Geschichte
BearbeitenBenannt wurde es nach Joseph Baddeley, der das Mineral beschrieb. Erstmals entdeckt und beschrieben wurde es 1892 in Sri Lanka und Brasilien.[2]
Das Typmaterial wird in Natural History Museum in London aufbewahrt.[2]
Klassifikation
BearbeitenBereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte das Baddeleyit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Oxide mit Verhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 und verwandte Verbindungen)“, wo es zusammen mit Calzirtit, Cerianit-(Ce), Hiärneit, Tazheranit, Thorianit und Uraninit die nach ihm benannte Baddeleyit-Uraninit-Reihe mit der Systemnummer IV/D.31 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Baddeleyit ebenfalls in die Abteilung der „Sauerstoff = 1:2 und vergleichbare“ ein. Diese ist jedoch weiter unterteilt nach der Größe der Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen; Mit verschiedenen Polyedern“ zu finden ist, wo es mit Akaogiit (das erst 2007 entdeckt wurde) in der ebenfalls nach ihm benannten Baddeleyitgruppe mit der Systemnummer 4.DE.35 ist.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Baddeleyit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung „Oxide“ (Nr. 4) und dort in die Untergruppe „Einfache Oxide mit einer Kationenladung von 4+ (AO2)“ ein. Hier ist er ebenfalls zusammen mit Akaogiit der unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 04.04.14 zu finden.
Kristallstruktur
BearbeitenBaddeleyit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 5,151 Å, b = 5,212 Å, c = 5,317 Å und β = 99,23° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Modifikationen und Varietäten
BearbeitenBaddeleyit ist eine Modifikation des Zirconium(IV)-oxids. Oberhalb von 1173 °C wandelt es sich in eine tetragonale, ab 2370 °C in eine kubische Modifikation um.
Bildung und Fundorte
BearbeitenBaddeleyit wird häufig als Verwitterungsgrus in Kies gefunden. Insgesamt sind 191 Fundorte bekannt.[3]
In Deutschland sind aus Rheinland-Pfalz Fundorte bekannt. Am Laacher See sind in Kruft und Mendig Fundorte bekannt. In Ettringen ist ebenfalls ein Fundort bekannt. Eine vierte deutsche Fundstelle findet sich in Wolfstein in der Pfalz.[3]
In Österreich gibt es einen Fundort in Stubenberg am See in der Steiermark. Zudem gibt es einen nicht genauer lokalisierten Fundort in Tirol.[3]
Weitere Fundorte gibt es in Algerien, Angola, der Antarktis, Argentinien, Armenien, im Atlantischen Ozean, Australien, Brasilien, Burma, Chile, China, Elfenbeinküste, Finnland, Frankreich, Gabun, Grönland, Indien, im Indischen Ozean, Irak, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, der Demokratischen Republik Kongo, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Namibia, Norwegen, Oman, Rumänien, Russland, Schweden, Sri Lanka, Südafrika, Tansania, Tschechien, Uganda, Ungarn, der Ukraine, dem Vereinigten Königreich und den US-Bundesstaaten Arkansas, Kalifornien, Colorado, Georgia, Kansas, Minnesota, Montana, New Hampshire, New Mexico, Pennsylvania, Texas, Wisconsin und Wyoming.[3]
Als Nebengemenganteil wurde Baddeleyit auch zusammen mit Spinell, Chromit, Zirkon und (OH)-freiem Apatit auf dem Mond gefunden.[4]
Verwendung
BearbeitenBaddeleyit ist ein wichtiger Rohstoff zur Gewinnung von Zirconium.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2002, ISBN 3-921656-17-6
Weblinks
Bearbeiten- Mineralienatlas:Baddeleyit (Wiki)
- Webmineral – Baddeleyite
- Database of Raman spectroscopy – Baddeleyite (Datenbank, enthält u. a. weitere Literatur)
- American Mineralogist Crystal Structure Database – Baddeleyite (Kristallstrukturdatenbank)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c d e f g Baddeleyite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy. Mineralogical Society of America, 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF]).
- ↑ a b c d MinDat – Baddeleyite (englisch)
- ↑ Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 429