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Die Baining oder Baininger sind ein indigenes Volk im Osten der Insel Neubritannien (New Britain, ehemals Neupommern) im Bismarck-Archipel von Papua-Neuguinea. Ihr angestammtes Gebiet sind die Bainingberge[1] auf der nordöstlich gelegenen Gazelle-Halbinsel, wohin sie als vermutliche Urbevölkerung von den aus dem Osten einwandernden Tolai vor geschätzten 250 Jahren[2] verdrängt wurden. Selbst nennen sie sich Chachet („Menschen“), von den benachbarten Tolai werden sie noch heute teilweise abschätzig als kaulong (primitiv) bezeichnet, auch die frühen Europäer übernahmen diese Einstellung.[3]

Feuertänzer der Baining mit einer kavat in den Bergen der Gazelle-Halbinsel (2008)
Die Baining leben in den Bergen, die die Halbinsel vom Rest Neubritanniens abtrennen, die Tolai besiedeln die fruchtbare Tiefebene (rechts oben in Grün)
Kavat-Maske des Baining-Volkes: Rindenbast mit Grasbehang (1915)

Die Baininger sind in Nord- und Südbaininger mit insgesamt drei Lokalbehörden (Nordbaining, Sinivit, Lassulbaining) aufgeteilt. Die anhaltende Landnahme angestammten Baining-Gebietes durch Tolai ist ein grundlegendes Problem für die traditionell lebenden Baininger.[3]

Die Baining-Sprachen (Kairak, Makolkol, Mali, Qaqet, Simbali, Taulil-Butam, Ura)[4] werden nur auf der Gazelle-Halbinsel gesprochen, zählen zu den Ostpapuasprachen und wurden 2013 von insgesamt etwa 12.000 bis 13.000 Menschen gesprochen.

Arbeit und Spiel bei den Baining

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Arbeit und Spiel nehmen bei den Baining besondere Rollen ein.[5] Dies rührt anscheinend daher, dass ihr Alltag als Kleinbauern von repetitiver Tätigkeit beherrscht wird. Spiel wird von ihnen als kindlich, peinlich und eines Erwachsenen unwürdig bezeichnet. Ihre Kultur wurde als „die Ödeste“ bezeichnet. Verschiedene Versuche, ihre Kultur zu erforschen, scheiterten. Mythen, Rituale und Religion waren nicht aufzufinden. Selbst den rituellen Maskentänzen wurde keine symbolische Bedeutung zugesprochen.

Initiationszeremonien

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Die Baining messen, wie viele andere Gruppen Ozeaniens, den Lebensphasen, in denen der Mensch sich wandelt, besondere Bedeutung zu. Hierzu gehört vor allem der Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen. In dieser Zeit halten die Baining den Jugendlichen für besonders verletzlich und den bösen Mächten ausgeliefert. Sie können, laut den Baining, nur durch Rituale vor der Versuchung geschützt werden. Um die Jugendlichen nun verantwortungsbewusst in die Gemeinschaft eintreten zu lassen, ist es für die ganze Familie wichtig, dass sie einer Initiationszeremonie unterzogen werden.

Schon Monate vorher beginnen die Männer der Familie hierbei mit der Herstellung des Rindenbaststoffes, welcher für die bei den Zeremonien getragenen Masken benötigt wird. Die Frauen fertigen derweil den passenden Tanzschmuck an. Die Initianden werden zudem durch Paten durch die Zeremonien begleitet. Hier zeigt sich die Verbindung der Initiationszeremonien zu den Heiratsregeln der Baining. Die angestrebte Heiratsform der Baining ist nämlich die Schwesternheirat, das heißt ein Mann, dessen Schwester in eine Familie einheiratet, sollte später eine Schwester seines Schwagers heiraten. Diese Eheschließungen werden schon früh beschlossen, sodass der ältere Schwager und der zukünftige Schwiegervater die Rolle des Paten übernehmen können.

Vor der ersten Zeremonie führt nur der Schwager seinen Patensohn zum Geheimplatz im Busch, an dem die für die Zeremonien nötigen Masken und Musikinstrumente hergestellt werden. Diese sieht der Initiant zum ersten Mal. Der Schwager fertigt zudem die Maske für den ersten Auftritt seines Patensohns an.

Den Auftakt der Feiern bildet der nächtliche Feuertanz mit drei verschiedenen Maskentypen. Alle drei Maskentypen bestehen aus einem Rattangestell, welches mit Rindenbaststoff bezogen wird. Dieser wird anschließend mit rot-schwarzen Mustern bemalt.

Die kavat-Masken stellen Gesichter dar. Die Maske bedeckt hierbei nur den Kopf des Trägers. Die Tänzer sind zudem am ganzen Körper mit schwarzer, weißer und roter Farbe bemalt. Die Waden des Tänzers werden mit Gras und Blättern umwickelt. Dazu trägt der Tänzer einen Schurz und einen Penisaufsatz aus Rindenbaststoff. Die kavat sind die Kinder der vungvung und stellen aggressive Geister dar, die die Menschen bedrohen und sie in Versuchung führen.

Die vungvung-Masken sind wesentlich größer als die kavat. Sie bestehen wie die kavat aus einem großen Kopfteil. Zusätzlich ragt den Masken eine mit Rindenbaststoff verkleidete Bambustrompete aus dem Rachen. Die Masken weisen zudem breite mit Blättern und Rattan verkleidete Seitenbehänge auf, sodass die eigentliche Maske kaum sichtbar ist. Die vungvung sind freundliche Masken, sie stellen die Ahnengeister dar. Die Masken stehen im Rang über den kavat und lingen.

Den letzten Maskentyp stellen die lingen-Masken dar. Die Tänzer tragen ebenfalls Körperbemalungen und Wadenwickel. Die Maske ist ein spitzer Hut mit unterschiedlichen Schmuckaufsätzen. Die lingen verkörpern Geister. Sie sind die jüngsten Söhne der kavat. Sie fungieren als Festordner und führen die anderen Tänzer während des Tanzes.

Für den nächtlichen Maskentanz wird nun ein Feuer entfacht, um das sich die Zuschauer versammeln. Dann beginnen Trommeln und Flöten zu spielen. Die Frauen beginnen mit Tanz und Gesang, ziehen sich aber zurück, sobald die ersten kavat und lingen erscheinen. Diese tauchen einer nach dem anderen auf, präsentieren sich dem Orchester und tanzen ums Feuer. Sobald alle Tänzer den Platz betreten haben, wird der Rhythmus der Musik langsamer und die Tänzer stellen sich in einer Reihe auf. Anschließend kommen die vungvung unter Dröhnen ihrer Bambustrompeten zum Vorschein. Sie tanzen ebenfalls ums Feuer, allerdings langsamer, da die Tänzer in den Masken weniger beweglich sind. Nun wird die Musik wieder schneller, die Masken tanzen mit heftigen Bewegungen in alle Richtungen. Die kavat laufen ins Feuer, treten in die Glut, stoßen Holzscheite um und wirbeln Funken auf, um die Zuschauer zu erschrecken. Der Tanz wird bis zu seinem Höhepunkt kurz vor Sonnenaufgang immer wilder, schließlich ertönt ein Signal, die Masken verlassen den Platz und die Musik bricht ab.

Nach diesem Nachttanz leben die Initianden einige Zeit in Klausur während der sie die Herstellung der Masken sowie die Gesetze der Gemeinschaft lernen.

Den Abschluss der Initiation bildet der Tanz der madask-Masken. Diese bestehen ebenfalls aus Rotang und Rindenbast, sind aber wesentlich höher als die anderen Masken. Sie haben ein den kavat ähnliches Gesicht, über dem ein breiter Rindenbastschlauch aufragt. Es existieren zwei Arten madask: die erste besteht aus einem Hut, in den oben ein hohes aufgespannten Stück Rindenbast eingesteckt wird, die andere wird aus einem Stück hergestellt. Die Masken sind dabei so hoch, dass sie während des Tanzens von Bambusstäben und Rotangschnüren abgestützt werden müssen. Infolgedessen handelt es sich bei dem Tanz der madask um einen langsamen und würdigen Auftritt. Der Tagtanz der madask symbolisiert die Erschaffung der Welt durch die urzeitlichen Ahnen. Durch die Wiederholung dieses Ereignisses soll der Fortbestand und die Fruchtbarkeit der Gemeinschaft gesichert werden.

In der Vergangenheit existierte zudem eine Initiationszeremonie für Mädchen, die dabei gemeinsam unter einer großen kuppelförmigen Maske auftraten. Diese Zeremonie wird jedoch nicht mehr durchgeführt.

Die Initiationszeremonien der Baining unterscheidet sich im Inhalt kaum von denen anderer benachbarter Gesellschaften, besonders ist allerdings die Ungewöhnlichkeit und Größe der Masken. Sie stellen vor allem einen Kontrast zu dem sonst so einfachen Leben der Baining dar. Heute werden die Feuertänze auch bei anderen Gelegenheiten, wie der Eröffnung eines Ladens aufgeführt. Dies bietet den Baining zudem die Gelegenheit mit dem Verkauf von Eintrittskarten Geld zu verdienen.

Nichtsdestoweniger sind die Tänze für die Baining ein religiöses Ritual, über das sie mit Außenstehenden nur ungern sprechen. Mit dem Kavet-Tanz bilden sie das ab, was die „echten“ Kavet-Geister in der „wahren“ Welt tun (denn die materielle Welt ist nur ein Abbild der „wahren“ Welt): Durch den Sprung ins Feuer und das dadurch produzierte Auflodern der Flammen füttern die „echten“ Kavet-Geister die Sonne, so dass sie weiterhin Kraft hat, aufzugehen. Geleitet wird die „echte“ Zeremonie durch die oberste Gottheit der Baining, die sich in unserer Welt als Pythonschlange abbildet. Aus diesem Grund werden beim Tanz Pythonschlangen umhergetragen, die am nächsten Tag geschlachtet, gekocht und verspeist werden. Weitere Einzelheiten haben die Baining bisher nicht verraten.

Literatur

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  • Karl Hesse: A Jos! Die Welt, in der die Chachet-Baininger leben – Sagen, Glaube und Tänze von der Gazelle-Halbinsel Papua-Neuguineas (= Quellen und Forschungen zur Südsee. Band 2). Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05662-5 (Leseprobe in der Google-Buchsuche; Einleitung von Hermann Joseph Hiery als Fließtext ohne Seitenzahlen oder Einzelnachweise: Die Baininger. Einige historische Anmerkungen zur Einführung. PDF, 108 kB, 19 Seiten – Hesse war 1990–2011 Erzbischof von Rabaul auf der Gazellen-Halbinsel).
  • (Pater) Matthäus Rascher: Baining (Neu-Pommern): Land und Leute. In: Bernhard Bley (Hrsg.): Aus der deutschen Südsee. Band 1. Aschendorffsche Buchhandlung, Münster 1909.
  • (Pater) Matthäus Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. In: R. Lange, A. Forke (Hrsg.): Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin, Erste Abteilung – Ostasiatische Studien. Georg Reimer Verlag, Berlin 1904.
  • Eva Ch. Raabe: Kreativität und Übergang: Initiationsmasken bei den Baining, Gazellehalbinsel, Neubritannien. In: Mythos Maske – Ideen, Menschen, Weltbilder, Roter Faden zur Ausstellung 19, Museum für Völkerkunde 1992, Frankfurt am Main, Hrsg.: Eva Ch. Raabe, S. 131–150.
  • Matthias Gretzschel: Geister der Südsee, Hamburg: Koehler, 2017, ISBN 978-3-7822-1280-9.

Englisch:

  • Jane Fajans: They Make Themselves – Work and Play Among the Baining of Papua New Guinea. In: Worlds of Desire – The Chicago Series on Sexuality, Gender and Culture, University of Chicago Press, Chicago 1997, ISBN 978-0-226-23444-1 (Leseprobe in der Google-Buchsuche).
  • Tonya N. Stebbins: Mali (Baining) Grammar: A Language of the East New Britain Province, Papua New Guinea. In: Pacific linguistics, Band 623, Australian National University, 2011, ISBN 978-0-85883-629-7.
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Commons: Baining – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Karl Sapper, Krauß: Bainingberge. (Memento des Originals vom 21. August 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de In: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon, Quelle und Meyer, Leipzig 1920, Band 1, S. 117 f.
    Zitat: »Bainingberge, noch wenig bekanntes Hauptgebirge der Gazellehalbinsel, Neupommern (Deutsch-Neuguinea), bis ca. 1500 m hoch, dicht bewaldet und von den Baining schwach bevölkert; es scheint aus älteren und jüngeren Eruptivgesteinen sowie (bis 525 m Höhe hinauf) gehobenem Korallenkalk aufgebaut zu sein. Die bisher bestimmten älteren Eruptivgesteine sind Monzonit, Augitdiorit, Augitdioritporphyrit und Augitporphyrit. Am Nordrand der Bainingberge, südlich von Lassulbucht und Massawa, liegen die Pflanzungen einiger Deutsch-Queensländer. Neuerdings haben sich auch noch einige weitere Ansiedler niedergelassen. Vor kurzem sind auch zwei kleine Fabriken für die Herstellung von Pfeilwurz entstanden, die sich mit der Ausfuhr dieses Produktes befassen wollen. Auch die Neuguinea-Kompagnie hat hier eine Niederlassung, und zwar baut sie vor allen Dingen Kakao […]«.
  2. Georg Thilenius: Neupommern – 5. Bevölkerung. (Memento des Originals vom 19. April 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de In: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon, Quelle und Meyer, Leipzig 1920, Band 2, S. 638 ff.
    Zitat: »Die Melanesier zerfallen in zwei Gruppen, die eine steht mehr unter dem Einfluß Neumecklenburgs, von wo sie vor vielleicht 150 Jahren (?) einwanderte […] lassen vermuten, daß früher ein heute ausgestorbenes oder noch nicht bekanntes Volk die ganze Insel bewohnte. Vielleicht stehen die Baining ihm nahe. […] 1. Toleute (Nordosten- der Gazellehalbinsel) […] 4. Nordwestbaining, 5. Südostbaining (westlicher Teil der Gazellehalbinsel, Neupommern) […]«.
  3. a b Hermann Joseph Hiery: Die Baininger. Einige historische Anmerkungen zur Einführung. In: Karl Hesse: A Jos! Die Welt, in der die Chachet-Baininger leben. Sagen, Glaube und Tänze von der Gazelle-Halbinsel Papua-Neuguineas (= Quellen und Forschungen zur Südsee. Band 2). Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05662-5, S. VII–XXIX (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
    Zitate (S. VII): „Der Name ‚Baining‘, auf Deutsch ‚Baininger‘, ist von den Europäern übernommen worden und wird heute auch von jenen, die sich selbst ‚Chachet‘, d. h. ‚Menschen‘ nennen, im Verkehr mit der Außenwelt akzeptiert. […] Bis heute bezeichnen viele Tolaileute die Baininger abschätzig als ‚Kaulong‘. Der Begriff bedeutet ‚primitiv, unwissend, unmenschlich/tierisch‘ und ist voll von rassistischen Konnotationen. […] Das größte Problem der Gegenwart ist zweifellos die Okkupation von traditionellem Land der Baininger durch Tolai ohne Rücksichtnahme auf die Rechte der Baininger.“
  4. Ethnologue-Eintrag: Baining (Untergruppen). In: M. Paul Lewis u. a. (Hrsg.): Ethnologue: Languages of the World. 17. Ausgabe, SIL International, Dallas Texas 2013, abgerufen am 13. August 2013 (englisch).
  5. All Work and No Play Make the Baining the "Dullest Culture". In: Psychology Today. Abgerufen am 14. Juni 2016.