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Ballaststoff

weitgehend unverdauliche Nahrungsbestandteile
(Weitergeleitet von Ballaststoffe)

Ballaststoffe sind weitgehend unverdauliche Nahrungsbestandteile, meist Kohlenhydrate, die vorwiegend in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Sie finden sich vor allem in Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Obst, Gemüse, Nüssen und Saaten.

Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Getreide, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte auf einem Marktstand in Malaysia

Ballaststoffe gelten mittlerweile, ganz anders als die Bezeichnung vermuten lässt, als wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung. Sie beugen einer Vielzahl ernährungsmitbedingter Krankheiten vor. In Deutschland weisen 75 % der Frauen und 68 % der Männer eine Ballaststoffzufuhr unter dem Richtwert von mindestens 30 g pro Tag auf.[1]

Ballaststoffe werden in wasserlösliche (wie Johannisbrotkernmehl, Guar, Pektin und Dextrine) und wasserunlösliche (zum Beispiel Cellulose) eingeteilt. Sie sind nicht energielos. Einige Ballaststoffe können mithilfe von Darmbakterien aufgeschlossen werden. Die EU-Verordnung zur Nährwertkennzeichnung weist ihnen einen pauschalen Brennwert von 8 kJ/g (≈2 kcal/g) zu.

Definitionen

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Der in der Nährwertetabelle angegebene Ballaststoffgehalt eines Lebensmittels unterliegt gesetzlichen Bestimmungen. § 2 Nr. 11 der Nährwert-Kennzeichnungsverordnung (NKV) und Anhang I Nr. 12 der Lebensmittelinformationsverordnung definieren u. a.:

  • „Ballaststoffe“ bedeutet Kohlenhydratpolymere mit drei oder mehr Monomereinheiten, die im Dünndarm des Menschen weder verdaut noch absorbiert werden und zu folgenden Klassen zählen:
    • essbare Kohlenhydratpolymere, die in Lebensmitteln, wenn diese verzehrt werden, auf natürliche Weise vorkommen;
    • essbare Kohlenhydratpolymere, die auf physikalische, enzymatische oder chemische Weise aus Lebensmittelrohstoffen gewonnen werden;
    • essbare synthetische Kohlenhydratpolymere, die laut allgemein anerkannten wissenschaftlichen Nachweisen eine positive physiologische Wirkung besitzen.

Abgrenzung zu Rohfaser

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Der Ausdruck Rohfaser (engl. crude fiber) wurde vor mehr als 100 Jahren in der Futtermittelanalytik geprägt. Da manche Ballaststoffe eine faserige Struktur haben, werden sie oft irrtümlich mit diesen gleichgesetzt. Der Ballaststoffgehalt von Nahrungsmitteln übersteigt immer den Rohfasergehalt, der fast ausschließlich aus Cellulose besteht. Rohfasern machen ein Sechstel bis zur Hälfte des gesamten Ballaststoffgehalts eines Lebensmittels aus. Bei Getreide und Hülsenfrüchten sind es ein Sechstel bis zu einem Viertel, bei Obst und Gemüse ein Drittel bis zur Hälfte.

Arten und Vorkommen

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Ballaststoffe kommen in pflanzlichen Nahrungsmitteln in unterschiedlicher Menge vor. Man teilt Ballaststoffe grob in wasserunlösliche und wasserlösliche ein. Als Verdickungsmittel (siehe auch Schleimstoffe) werden einige speziell zur Verwendung als Lebensmittelzusatzstoff produziert (Alginate als Salze der Alginsäure aus verschiedenen Algen, Agar ebenfalls aus Algen, Xanthan usw.).

Nährstoff E-Nummer Vorkommen / Gewinnung
Wasserunlösliche Ballaststoffe
β-Glucane
   Cellulose E 460 Getreide, Obst, Gemüse (alle Pflanzen)
   Chitin in Pilzen, Exoskelett von Insekten und Krustentieren
Hemicellulosen Getreide, Kleie, Holz, Hülsenfrüchte
   Hexosane Weizen, Gerste
   Pentosane Roggen, Hafer
      Arabinoxylan einige Vertreter sind unlöslich
      Arabinogalactane
Lignin Obstkerne, Gemüse (Fäden bei grünen Bohnen), Getreide
Xanthan E 415 Gewinnung mit Xanthomonas-Bakterien aus zuckerhaltigen Substraten
Wasserlösliche Ballaststoffe
β-Glucane
   Lichenin Hafer & Gerste = 6–8 %; Weizen & Roggen < 2 %
Hemicellulosen Getreide, Kleie, Holz, Hülsenfrüchte
   Pentosane Roggen, Hafer
    Arabinoxylan einige Vertreter sind löslich
Fructane ersetzen oder ergänzen in einigen Pflanzentaxa die Stärke als Speicherkohlenhydrat
   Inulin in verschiedenen Pflanzen, z. B. Yacon, Topinambur, Chicorée etc.
Polyuronide
   Pektin E 440 in der Obstschale (besonders Äpfel, Quitten), Gemüse
   Alginsäure (Alginate) E 400 – E 407 in Algen
      Natriumalginat E 401
      Kaliumalginat E 402
      Ammoniumalginat E 403
      Calciumalginat E 404
      Propylenglycolalginat (PGA) E 405
      Agar E 406
      Carrageen E 407 Rotalgen
Raffinose ersetzen oder ergänzen in Hülsenfrüchten die Stärke als Speicherkohlenhydrat
Polydextrose E 1200 synthetisches Polymer, ca. 1 kcal/g

Ballaststoffgehalte verschiedener Lebensmittel

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Der Ballaststoffgehalt der Lebensmittel ist sehr unterschiedlich. Neben dem absoluten Gehalt ist das Verhältnis zum Kohlenhydratgehalt von ernährungsphysiologischem Interesse.

Die folgenden Tabellen geben einige Beispiele an. Auf eine ausführlichere Tabelle wird in den Weblinks verwiesen.[2] Nach der vom Max Rubner-Institut herausgegebenen Nationalen Verzehrsstudie II sind Getreideerzeugnisse mit 41 % die wichtigste Ballaststoffquelle der Deutschen, vor Obst (21 %) und Gemüse (16 %).[3] Alle deutschen Typenmehle können nach den restriktiven EU-Richtlinien als Ballaststoffquelle bezeichnet werden, da sie mehr als 3 % Ballaststoffe aufweisen.[4]

Ballaststoffe können bis zum 100fachen ihres Eigengewichtes an Wasser binden. Sehr ballaststoffhaltige Produkte wie Leinsamen oder Weizenkleie sollten von ausreichend Flüssigkeit begleitet werden, da der Verdauungsbrei sonst im Darm verhärtet und eine Verstopfung begünstigt statt ihr entgegenzuwirken.

Ballaststoffgehalt einiger Lebensmittel
Ballaststoffgehalt Lebensmittel
>10 % Roggen, Roggenknäckebrot, Roggenvollkornmehl/-schrot, Weizenspeisekleie
5 % … 10 % Datteln, Dinkel, Erdnüsse, Feigen, Gerste, Graupen, Hafer entspelzt, Haferflocken, Haselnüsse, Holunderbeeren, Mais, Mandeln, Nüsse, Pumpernickel, Quitten, Roggenmehl: alle Mehltypen, Roggenmischbrot, Schwarze Johannisbeeren, Sultaninen, Vollkornbrot, Vollkornnudeln, Walnüsse, Weizen, Weizengrieß, Weizenmehl Type 1050
2 % … 4,9 % Äpfel, Aprikosen, Artischocken, Avocados, Bananen, Birnen, Blumenkohl, Bohnen, Erbsen, Fenchel, Grünkohl, Heidelbeeren, Himbeeren, Kürbis, Linsen, Möhren/Karotten, Rosenkohl, Sauerkraut, Toastbrot, Weizenbrötchen, Weizenmischbrot, Weizenmehl: Type 405 und 550, Zwiebeln
<2 % Ananas, Auberginen, Erdbeeren, Gurken, Kartoffeln, Kirschen, Kopfsalat, Mandarinen, Melonen, Pfirsiche, Pflaumen, Spargel, Spinat, Tomaten, Weintrauben, Zucchini
Gesamtballaststoffe in g je 100 g des jeweiligen Lebensmittels (alle Angaben beziehen sich auf das verzehrsfertige Frischgewicht, übliche Verzehrform)
Getreide und Getreidenährmittel
Reis, poliert 2,1
Mais, Korn 7,7
Gerste, entspelzt 8,7
Hafer, entspelzt 9,3
Weizen 9,6
Dinkel, Grünkern 9,9
Roggen 13,4
Cornflakes 4,0
Gerstengraupen 4,6
Weizengrieß 7,1
Haferflocken 9,5
Weizenspeisekleie 49,3
Getreidemahlerzeugnisse, Brot, Kleingebäck
Weizenmehl Type 405 3,2
Weizenmehl Type 550 3,5
Weizenmehl Type 1050 5,2
Weizenvollkornmehl/-schrot 10,0
Roggenmehl Type 815 6,5
Roggenmehl Type 997 6,9
Roggenmehl Type 1150 7,7
Roggenvollkornmehl/-schrot 13,5
Weizenbrötchen 3,4
Toastbrot 3,8
Weizenmischbrot 4,8
Roggenmischbrot 6,0
Roggenknäckebrot 14,1
Gemüse und Salat
Gurke 0,9
Zucchini 1,1
Spinat 1,2
Tomaten 1,3
Spargel 1,4
Blattsalat 1,6
Kartoffel 1,9
Blumenkohl 2,9
Weißkohl 3,0
Rosenkohl 4,4
Obst
 
Wassermelone 0,2
Ananas 1,4
Weintrauben 1,6
Pflaume 1,7
Banane 2,0
Apfel 2,3
Kiwi 3,9
Heidelbeeren 4,9
Trockenobst, Nüsse
Sultaninen 5,4
Pflaumen 9,0
Datteln 9,2
Feigen 9,6
Walnüsse 4,6
Erdnüsse 7,1
Haselnüsse 7,4
Mandeln 9,8
Cashewnüsse 3,0

Eigenschaften und Wirkungen

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Ballaststoffe sind vollständig oder teilweise unverdaulich, weil im Verdauungstrakt entweder kein Enzym zur Spaltung der vorliegenden (glycosidischen) Bindung oder kein Transportprotein für den aktiven Transport durch die Zellmembran aus dem Darm in die Darmschleimhaut gebildet wird. Der Mensch beispielsweise besitzt Enzyme, um glycosidische Bindungen vom Typ α-1→2 (Saccharose) oder α-1→4 (z. B. Maltose) zu spalten, aber keines für Verbindungen mit dem β-1→4-Typ (Cellulose). Ebenso besitzt der Mensch eine ganze Reihe von Glucosetransportern. Im Falle von Isomalt liegt eine Bindung vor, die gespalten werden kann; die Glucose, die 50 % ausmacht, wird durch die Darmwand resorbiert und in den Körperzellen metabolisiert, das Sorbitol und das Mannitol (je 25 %) hingegen können nicht durch die Darmwand resorbiert werden.

Ballaststoffe in der Nahrung vergrößern das Nahrungsvolumen, ohne zugleich den Energiegehalt bedeutend zu steigern. Einige Ballaststoffe wie Kleie oder Flohsamenschalen können sehr viel Wasser binden. Sofern sie nicht schon vor der Aufnahme hinreichend gequollen sind, nehmen sie im Magen weiteres Wasser auf. Die daraus resultierende Volumenzunahme führt zu einer weiteren Dehnung des Magensackes nach der Mahlzeit, die ihrerseits zu einer Senkung des appetitanregenden Ghrelin-Spiegels und somit zur Zunahme des Sättigungsgefühls führt.

Ballaststoffe verlängern die Magenverweildauer des Speisebreis.[5] Der Quellvorgang sowie die weitere Zufuhr von Flüssigkeit durch externe Aufnahme oder Sezernierung im Magen benötigen einige Zeit, bis die zur Magenpassage des Nahrungsbreis nötigen Mindestfluidität bzw. Maximalviskosität erreicht ist.

Die im Speisebrei vorhandenen Ballaststoffe binden Wasser und führen zu einer Zunahme des Volumens. Der Druck, den ballaststoffreicher Speisebrei auf die Darmwand ausübt, regt die Peristaltik an, was die Verweildauer ballaststoffreicher Kost im Darm verkürzt (im Gegensatz zum Magen).

Kein höheres Tier besitzt eigene Enzyme zur Spaltung wasserunlöslicher Ballaststoffe, insbesondere Cellulose. Wiederkäuer können Cellulose mithilfe der Mikroorganismen, die ihren Pansen besiedeln, dennoch enzymatisch spalten. Im Dünn- und auch im Dickdarm dagegen fehlen entsprechende Bakterien, so dass wasserunlösliche Ballaststoffe den weiteren Verdauungstrakt praktisch unverändert passieren.

Ein Teil der wasserlöslichen Ballaststoffe wird durch Enzyme der Darmflora des Dickdarms fermentiert (siehe Präbiotika). Dabei entstehen verschiedene Mengen an geruchlosen Gasen wie z. B. Kohlenstoffdioxid, Methan und Wasserstoff, aber auch kurzkettige Fettsäuren (engl. short chain fatty acids, SCFA) wie Acetat, Propionat und Butyrat, die gegenüber mittel- und langkettigen Fettsäuren eine Reihe von Besonderheiten aufweisen (siehe Fettverdauung). Sie werden von der Dickdarmschleimhaut weitgehend resorbiert und tragen zur Ernährung der Schleimhautzellen bei. Durch die Senkung des pH-Werts regulieren sie auch die Zusammensetzung der Darmflora und unterdrücken etwa Clostridium difficile. Neuere Forschungsergebnisse weisen auf eine weitreichende Bedeutung kurzkettiger Fettsäuren für die Gesundheit hin, etwa durch Stimulation des Immunsystems und Regulation der Glukose- und Cholesterin-Werte des Bluts.[6]

Einige Ballaststoffe werden von Pflanzen gebildet, um Fraßfeinde abzuwehren. Solche schlecht verdauten Ballaststoffe können in toxische Gärungsalkohole und biogene Amine umgesetzt werden, welche Darmschleimhaut und Immunabwehr schädigen.[7]

Neben Wasser binden Ballaststoffe auch Mineralstoffe, Toxine, Gallensäuren sowie Mikroorganismen, die dann im Stuhl ausgeschieden werden. Bei ausgewogener Mischkost stellt das kein Problem dar, bei zusätzlicher Zufuhr von Ballaststoffen (etwa als Nahrungsergänzungsmittel) kann jedoch längerfristig ein Mineralstoffmangel auftreten.[8]

Bei ballaststoffarmer Ernährung erhöht sich der Anteil der Darmbakterien, die Aminosäuren (Eiweiße) und Fette verstoffwechseln,[9] während eine ballaststoffreiche Ernährung die Aminosäureproduktion der Darmflora fördert.[6]

Ernährungsphysiologische Einschätzung

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Ballaststoffe verringern das Auftreten zahlreicher ernährungsmitbedingter Krankheiten, insbesondere Adipositas, Bluthochdruck und koronare Herzkrankheit (KHK). Ballaststoffe aus Vollkornprodukten wirken sich positiv auf den Cholesterinspiegel aus und senken das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und Koronare Herzkrankheit. Ballaststoffe aus Obst können das Risiko für Fettstoffwechselstörungen senken.[10]

Die Vorstellung, dass eine ballaststoffreiche Kost gesundheitsförderlich ist und der Vorbeugung gegen Zivilisationskrankheiten dient, basiert u. a. auf einer epidemiologischen Studie von Burkitt und Trowell in den 1970er Jahren,[11] die nahelegte, dass Afrikaner, die sich ballaststoffreich ernähren, erheblich seltener an bestimmten Zivilisationskrankheiten erkranken als Europäer und Amerikaner mit moderner, ballaststoffarmer Kost. Aufgrund methodischer Mängel gilt diese Studie heute nicht mehr als Nachweis der gesundheitsfördernden Wirkung.

Cholesterin

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Eine ballaststoffreiche Ernährung hat möglicherweise einen cholesterinsenkenden Effekt.

Der Stuhl ist die einzige Möglichkeit des menschlichen Körpers, Cholesterin auszuscheiden. Ballaststoffe erhöhen die Gallensäureausscheidung über den Stuhl, indem sie Gallensäuren bzw. deren Salze binden und so ihre Rückresorption im Ileum verhindern.[12] Dies wiederum führt zu einer kompensatorisch gesteigerten Gallensäuresynthese, die ihrerseits Cholesterin verbraucht.

Einige Studien fanden keine cholesterinsenkende Wirkung.[13][14]

Koronare Herzkrankheit

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Mehrere Studien belegen, dass eine ballaststoffreiche Kost das Risiko, an der Koronaren Herzkrankheit zu erkranken, und somit das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, vermindert.[15][16][17][18][19][20]

Ein möglicher Mechanismus hierfür könnte der cholesterinsenkende Effekt der Ballaststoffe sein.

In einem Tierversuch fütterten Forscher Mäuse mit hohem Blutdruck mit Propionat, welches natürlicherweise im Darm entsteht (siehe oben). Danach hatten die Tiere weniger ausgeprägte Herzschäden oder abnormale Vergrößerungen des Organs, was sie weniger anfällig für Herzrhythmusstörungen machte. Auch Gefäßschäden, wie z. B. Atherosklerose, nahmen bei Mäusen ab. Das Forschungsteam hofft nun, ihre Ergebnisse zu bestätigen, indem es die Auswirkungen der Substanz auf den Menschen untersucht.[15]

Cholezystolithiasis (Gallensteinleiden)

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Es gibt Hinweise darauf, dass eine ballaststoffreiche Kost das Risiko der Bildung von cholesterinhaltigen Gallensteinen reduziert.[21][22] Dieser Umstand könnte auf die erhöhte Ausscheidung von Gallensäure im Stuhl zurückzuführen sein.

Blutzuckerspiegel

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Ballaststoffe senken die glykämische Last des Nahrungsbreis.

Aus ballaststoffreicher Nahrung werden die Kohlenhydrate im Darm langsamer aufgenommen. Dies bewirkt einen langsameren Blutzuckeranstieg nach dem Essen und dementsprechend weniger steilen späteren Blutzuckerabfall nach der Spaltung der Stärke. Deshalb wird Diabetikern empfohlen, sich ballaststoffreich zu ernähren.

Unlösliche Ballaststoffe (Cellulose, Hemicellulose, Lignin) verbessern den Blutzuckerspiegel bei Menschen mit Prädiabetes,[23] insbesondere wenn eine Kombination aus gestörtem Nüchternzucker und gestörter Glukosetoleranz vorliegt.[24]

Zahnkaries

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Eine ballaststoffreiche Ernährung regt zum ausgiebigen Kauen an. Sie massiert und strafft das Zahnfleisch und reinigt mechanisch Teile der Zahnoberfläche.[25] Reichliches Kauen erhöht außerdem die Speichelmenge. Speichel wirkt als pH-Puffer und das im Speichel enthaltene Kalziumphosphat sorgt für eine Remineralisation des Zahnschmelzes.[26]

Divertikulose/Divertikulitis

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Zur Wirkung von Ballaststoffen auf Patienten mit Divertikulose und deren entzündlicher Form, der Divertikulitis, gibt es unterschiedliche Studien, die teilweise zu gegensätzlichen Ergebnissen kommen.

Eine Studie besagt, dass eine ballaststoffarme Kost das Auftreten dieser Krankheiten begünstigt und dass die Divertikulose durch ballaststoffreiche Kost behandelt werden kann.[27] Dies konnte dadurch belegt werden, dass man bei Divertikulose-Patienten einen hohen Druck im Dickdarminneren fand, der sich durch Langzeitbehandlung mit Weizenkleie gegenüber Placebo signifikant senken ließ.[28] Dieser hohe Druck wird neben anderen Faktoren für die Entstehung der Dickdarm-Divertikel (Ausstülpungen) verantwortlich gemacht.

Es gibt jedoch auch eine Studie,[29] die zu dem Schluss kommt, dass ballaststoffreiche Kost das Risiko, an Divertikulose bzw. Divertikulitis zu erkranken, sogar erhöht.

Darmkrebs

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Es wird davon ausgegangen, dass das individuelle Darmkrebsrisiko von der genetischen Prädisposition, der Belastung der Nahrungsmittel mit Karzinogenen, der Nahrungszusammensetzung sowie der Ernährungsweise insgesamt abhängig ist. Umstritten ist, welchen Anteil die einzelnen Faktoren an Zunahme oder Abnahme des Risikos haben. Es wird vermutet, dass die beschleunigte Darmpassage durch ballaststoffreiche Kost den im Nahrungsbrei mehr oder weniger reichlich vorhandenen Karzinogenen weniger Zeit lässt, auf die Darmwand einzuwirken.

Experimentelle Befunde in vitro belegen, dass das bei der Ballaststoff-Fermentation gebildete Butyrat (s. o.) einer gestörten Zellvermehrung vorbeugt und damit die Krebsentstehung hemmt.[30][31] Diese Befunde lassen sich jedoch nicht ohne Weiteres auf das In-vivo-Milieu im Darm des Menschen übertragen.

Biopsien belegen, dass rund 90 Prozent aller Darmkrebsfälle sich entweder aus Dickdarmpolypen oder aus Adenomen entwickeln. Eine Vermeidung von Polypen oder Adenomen durch eine ballaststoffreiche Kost konnte bislang nicht nachgewiesen werden.[32] Auch sind keine Studien bekannt, die belegen, dass eine ballaststoffreiche Ernährung das Risiko der Entartung von benignen zu malignen Tumoren senkt.

Die Studienlage ist uneinheitlich: Die Metaanalyse von fünf Interventionsstudien zeigte keinen vor Darmkrebs schützenden Effekt.[33] Dagegen belegt die EPIC-Studie,[34] dass eine ballaststoffreiche Ernährung das Darmkrebsrisiko um ca. 40 Prozent senkt. Der Grund für die Diskrepanz könnte in der uneinheitlichen Ausführung der klinischen Studien liegen. So kann die EPIC-Studie z. B. Störfaktoren nicht ausschließen.

Aktuelle Empfehlungen

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Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich mindestens 30 Gramm Ballaststoffe zu sich zu nehmen, am besten durch Vollkornprodukte, Gemüse, frisches oder getrocknetes Obst und Nüsse. Auf eine gleichzeitige ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zu achten.[35] Die Nationale Verzehrsstudie II ergab allerdings, dass 68 Prozent der Männer und 75 Prozent der Frauen deutlich weniger Ballaststoffe zu sich nehmen.[36]

Der Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung (UGB) empfiehlt, die Ballaststoffzufuhr nur schrittweise anzuheben. Dies kann durch einen gesteigerten Verzehr von bissfest gegartem Gemüse und eine spätere langsam gesteigerte Aufnahme von Rohkost erfolgen. Auch kann Weißmehl schrittweise durch Vollkornmehl ersetzt werden.[37] Eine hohe Ballaststoffzufuhr wird durch Vollwerternährung erreicht.

Die FoodDrinkEurope (FDE) empfiehlt in ihren Guideline Daily Amounts 25 Gramm pro Tag.[38]

Die Harvard School of Public Health empfiehlt die tägliche Aufnahme von mindestens 20 Gramm, am besten in Form von Vollkornprodukten, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen.[39] Die American Heart Association empfiehlt täglich 25 Gramm.[40]

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Dietary fiber – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wiktionary: Ballaststoff – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Mehr Ballaststoffe bitte! Abgerufen am 13. Januar 2022.
  2. Infos zu Ballaststoffen inkl. Tabelle Ballaststoffgehalt der Lebensmittel (PDF; 27 kB) Vereinigung Getreide-, Markt- und Ernährungsforschung
  3. Nationale Verzehrsstudie II. (Memento vom 21. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF) Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
  4. Pressemitteilung des VDM vom 16. August 2011 (Memento vom 11. Januar 2012 im Internet Archive)
  5. Werner Baltes, Reinhard Matissek: Lebensmittelchemie. 7. Auflage, Springer 2011, ISBN 978-3-642-16538-2, S. 13.
  6. a b The Microbiom, Abschnitt Can diet affect one's microbiota?, Harvard T.H. Chan, Harvard University
  7. Udo Pollmer, Susanne Warmuth: Lexikon der populären Ernährungsirrtümer. München 2006, S. 324
  8. Gesundheitskost – gesunde Kost? Verbraucherzentrale NRW, 5. Aufl. 1996, S. 35
  9. Cronin P, Joyce SA, O’Toole PW, O’Connor EM.: Dietary Fibre Modulates the Gut Microbiota. Abschnitt 3. Dietary Fibre Regulates the Composition of the Gut Microbiota. Zeitschrift Nutrients. 2021 May 13;13(5):1655. doi:10.3390/nu13051655. PMID 34068353; PMC 8153313 (freier Volltext).
  10. Mehr Ballaststoffe bitte! Abgerufen am 13. Januar 2022.
  11. DP. Burkitt, HC. Trowell: Dietary fibre and western diseases. In: Ir Med J., 1977 Jun 18, 70(9), S. 272–277.
  12. D.T. Forman et al.: Increased excretion of fecal bile acids by an oral hydrophilic colloid. In: Proc Soc Exper Biol Med., 127, 1968, S. 1060, doi:10.3181/00379727-127-32870.
  13. Der Mythos von den Ballaststoffen. (Memento vom 12. Januar 2012 im Internet Archive) Odysso – Wissen entdecken, SWR Fernsehen, 11. Januar 2007.
  14. Lisa Brown, Bernard Rosner, Walter W Willett, Frank M Sacks: Cholesterol-lowering effects of dietary fiber: a meta-analysis. In: The American Journal of Clinical Nutrition. Band 69, Nr. 1, Januar 1999, S. 30–42, PMID 9925120 (freier Volltext).
  15. a b Wie Ballaststoffe und Darmbakterien den Herz-Kreislauf schützen. In: mdc-berlin.de. 12. Dezember 2018, abgerufen am 17. Dezember 2018.
  16. H. Wu et al.: Dietary fiber and progression of atherosclerosis: the Los Angeles Atherosclerosis Study. In: Am J Clin Nutr., 2003 Dec, 78(6), S. 1085–1091, PMID 14668268.
  17. AT. Erkkila et al.: Cereal fiber and whole-grain intake are associated with reduced progression of coronary-artery atherosclerosis in postmenopausal women with coronary artery disease. In: Am Heart J., 2005 Jul, 150(1), S. 94–101, PMID 16084154.
  18. LA. Bazzano et al.: Dietary fiber intake and reduced risk of coronary heart disease in US men and women: the National Health and Nutrition Examination Survey I Epidemiologic Follow-up Study. In: Arch Intern Med., 2003 Sep 8, 163(16), S. 1897–904, PMID 12963562.
  19. P. Pietinen et al.: Intake of dietary fiber and risk of coronary heart disease in a cohort of Finnish men. The Alpha-Tocopherol, Beta-Carotene Cancer Prevention Study. In: Circulation, 1996 Dec 1, 94(11), S. 2720–2727, PMID 8941095.
  20. D. Lairon et al.: Dietary fiber intake and risk factors for cardiovascular disease in French adults. In: Am J Clin Nutr., 2005 Dec, 82(6), S. 1185–1194, PMID 16332650.
  21. C.J. Tsai et al.: Long-term intake of dietary fiber and decreased risk of cholecystectomy in women. In: Am J Gastroenterol., 2004 Jul, 99(7), S. 1364–1370, PMID 15233680.
  22. S. Arffmann et al.: Effect of oat bran on lithogenic index of bile and bile acid metabolism. In: Digestion, 1983, 28(3), S. 197–200, PMID 6321282.
  23. Caroline Honsek, Stefan Kabisch, Margrit Kemper, Christiana Gerbracht, Ayman M. Arafat: Fibre supplementation for the prevention of type 2 diabetes and improvement of glucose metabolism: the randomised controlled Optimal Fibre Trial (OptiFiT). In: Diabetologia. Band 61, Nr. 6, 1. Juni 2018, ISSN 1432-0428, S. 1295–1305, doi:10.1007/s00125-018-4582-6.
  24. Stefan Kabisch, Nina M. T. Meyer, Caroline Honsek, Christiana Gerbracht, Ulrike Dambeck: Fasting Glucose State Determines Metabolic Response to Supplementation with Insoluble Cereal Fibre: A Secondary Analysis of the Optimal Fibre Trial (OptiFiT). In: Nutrients. Band 11, Nr. 10, 2019, S. 2385, doi:10.3390/nu11102385 (mdpi.com [abgerufen am 11. Oktober 2019]).
  25. C. Leitzmann et al.: Karies. In: Ernährung in Prävention und Therapie. Hippokrates, Stuttgart 2001, S. 312–317.
  26. W. Holzinger: Prophylaxefibel. Grundlagen der Zahngesundheitsvorsorge. 5. Auflage. Hanser, München/Wien 1988.
  27. Walid H. Aldoori: Dietary Fiber in Health and Disease. Hrsg.: David Kritchevsky, Charles Bonfield (= Advances in Experimental Medicine and Biology. Band 427). Springer, New York 1997, ISBN 1-4613-7735-8, Kapitel 29: The Protective Role of Dietary Fiber in Diverticular Disease, S. 291–308, doi:10.1007/978-1-4615-5967-2_29.
  28. J. Weinreich: Zur Therapie von Dickdarmerkrankungen mit pflanzenfasernballaststoffreicher Kost: Ergebnisse einer Studie. In: J. Rottka: Pflanzenfasern-Ballaststoffe in der menschlichen Ernährung. Thieme, Stuttgart 1980.
  29. Anne F. Peery, Patrick R. Barrett, Doyun Park, Albert J. Rogers, Joseph A. Galanko, Christopher F. Martin, Robert S. Sandler: A High-Fiber Diet Does Not Protect Against Asymptomatic Diverticulosis. In: Gastroenterology. Band 142, Nr. 2, Februar 2012, S. 266–272.e1, doi:10.1053/j.gastro.2011.10.035, PMID 22062360.
  30. W. Scheppach et al.: Effect of short-chain fatty acids on the human colonic mucosa in vitro. In: J Parent Ent Nutr 16, 1992, S. 43–48, doi:10.1177/014860719201600143.
  31. W. Scheppach: Effects of short chain fatty acids on gut morphology and function. In: Gut, Suppl. 1, 1994, S. 35–38, PMC 1378144 (freier Volltext).
  32. Petra Meinert: In der Diskussion: Ballaststoffe. (PDF; 593 kB) In: Mitteilungen des Internat. Arbeitskreises für Kulturforschung des Essens, Heft 8, 2001, S. 44 f.
  33. TK. Asano, RS. McLeod: Dietary fibre for the prevention of colorectal adenomas and carcinomas. Cochrane Database of Systematic Reviews 2002, Issue 1. Art. No.: CD003430. doi:10.1002/14651858.CD003430
  34. EPIC-Studie (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive).
  35. Müssen die Ernährungsempfehlungen für die Ballaststoffaufnahme geändert werden? (Memento vom 29. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) In: DGE.de.
  36. Nationale Verzehrsstudie II (Memento vom 21. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF) Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
  37. Wohl bekomm’s: Ballaststoffreich essen. In: UGB.de, abgerufen am 19. August 2013.
  38. fibre. (Memento vom 23. September 2014 im Internet Archive) Guidelines der FDE; abgerufen am 10. März 2013.
  39. Fiber: Start Roughing It! (Memento vom 2. Januar 2013 im Internet Archive) Harvard School of Public Health.
  40. Whole Grains and Fiber. American Heart Association, abgerufen am 20. Mai 2013.