Dieter Bachmann
Dieter Bachmann (* 17. Dezember 1940 in Basel) ist ein Schweizer Publizist und Schriftsteller.
Leben
BearbeitenDieter Bachmann studierte Germanistik und Philosophie und promovierte 1969 bei Emil Staiger mit einer Arbeit über Essay und Essayismus an der Universität Zürich. Journalistisch tätig war er zunächst (ab 1970) als Redaktor der Weltwoche, dann beim Tages Anzeiger-Magazin (heute: Das Magazin), schliesslich von 1988 bis 1998 als Chefredaktor der Schweizer Kulturzeitschrift du, die in dieser Ära zu einer international angesehenen Publikation avancierte, zu einer veritablen "Enzyklopädie des Wissens und der Kultur".[1] Sie begründete Bachmanns Ruf als einen "der letzten Universalgeister der Kultur".[2]
Zwischen 1975 und 1985 war er Mitglied des Stiftungsrats von Pro Helvetia. Von 2000 bis 2003 leitete er das Istituto Svizzero di Roma. Dort entstanden die von Bachmann kuratierten Ausstellungen Max Frisch – ich lebe in Rom (2002) und Il lungo Addio (2003) zur italienischen Emigration in die Schweiz nach 1945, die erfolgreich auch an weiteren Standorten (u. a. in Zürich) gezeigt wurde. Er wohnt seit 2001 vorwiegend in Italien.
Neben seiner kulturjournalistischen Tätigkeit trat Dieter Bachmann seit seinem literarischen Debüt Rab (1985) als Autor von mehreren Romanen und Erzählbänden in Erscheinung. Der mit Bachmann befreundete Schriftsteller Hermann Burger nannte Rab bei Erscheinen einen "erzählerische[n] Wurf"[3]. Narrativ dem erzählerischen Essay verpflichtet, der faktuales und fiktionales Schreiben zu einer anspruchsvollen Symbiose verbindet, kreist Bachmanns Werk oft aus der Perspektive von sarkastischen Aussenseiterfiguren um melancholische Motive wie Abschied, Verlust und Vergänglichkeit.
Bachmann ist Mitglied der Schriftstellervereinigung Autorinnen und Autoren der Schweiz und des Verbands Schweizer Presse (VSP). Sein Archiv befindet sich seit 2012 im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.
Auszeichnungen
Bearbeiten- 1984 Zürcher Journalistenpreis und Werkjahr des Kantons Aargau
- 2002 Ehrengabe des Kantons Zürich
- 2003 Einzelwerkpreis der Schweizerischen Schillerstiftung
- 2015 Anerkennungspreis des Kantons Zürich für den Roman Die Gärten der Medusa
- 2023 Anerkennungspreis des Kantons Zürich für Archipel (Nimbus 2021)[4]
Werke
BearbeitenProsawerke
Bearbeiten- Rab. Roman. Ammann, Zürich 1985
- Sorgen im Paradies. Reportagen. Ammann, Zürich 1987
- Der kürzere Atem. Roman. Residenz, Salzburg 1998
- Grimsels Zeit. Roman. Berlin Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-8270-0463-2.
- Die Vorzüge der Halbinsel. Auf der Suche nach Italien. marebuchverlag, Hamburg 2008, ISBN 3-86648-084-9.
- Unter Tieren. Erzählungen, Limmat Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-85791-610-6.
- Die Gärten der Medusa. Roman. Limmat Verlag, Zürich 2015, ISBN 978-3-85791-756-1[5].
- Unwiderruflich letzte Vorstellungen. Roman in fünf Akten. Zürich/Berlin: Edition Voldemeer/DeGruyter 2020, ISBN 978-3-11-071231-5.
- Archipel: Expeditionen Begegnungen Schauplätze. Gesammelte Reportagen, Essays und Porträts, Wädenswil : NIMBUS. Kunst und Bücher AG, 2021, ISBN 978-3-03850-082-7
- Artikel
- Der Heilige von Sindian. In: Geo-Magazin. Hamburg 1980,9, S. 136–152. Erlebnisbericht über islamische Führer in der Casamance Senegals. ISSN 0342-8311
- Friedrichsfelder Songline. In: Lettre International 49, Sommer 2000, S. 10–15. ISSN 0945-5167
- Die ersten letzten Tage. Jürg Federspiel – ein Schweizer, dem die Schweiz nicht genügte. In: Lettre International 125, Sommer 2019, S. 60–69. ISSN 0945-5167
Sachbücher
Bearbeiten- Essay und Essayismus. Kohlhammer (Sprache und Literatur 55), Stuttgart 1969
- Momente und Motive. Bemerkungen zur deutschschweizerischen Lyrik seit 1945. Pro Helvetia, Zürich 1975
- Tessin. Täler und Dörfer (Texte zus. mit Hans Schmid). Huber, Frauenfeld 1981
- Die Schweiz sehen. 66 Landschaften von Walter Imber. Ein Standpunkt von Dieter Bachmann. Mondo, Lausanne 1984
- Architektur des Aufbegehrens. Neues Bauen im Tessin (mit Gerardo Zanetti, Ehemann von Pia Zanetti). Birkhäuser, Basel 1985
- Tessin (mit Max Wermelinger und Jürg-Peter Huber). dtv (dtv Merian Reiseführer 3742), München 1988
- Robert Müller – Kreta : Zeichnungen 1978–1987. Texte (mit Emil Theodor Heinrich Zürcher). Nikator, Dieterswil 1990
- Der geduldige Planet. Eine Weltgeschichte. 255 Fotografien aus der Zeitschrift «du» (mit Daniel Schwartz). du Verlag, Zürich 1995
- Die Leute von Soglio (mit Pio Corradi und Urs Frei). Offizin, Zürich 2004
Als Herausgeber
Bearbeiten- Der kühne Heinrich. Almanach, Zürich 1975
- Fortschreiben. 98 Autoren der deutschen Schweiz. Artemis, Zürich 1977
- Das verschonte Haus. Das Zürcher Schauspielhaus im Zweiten Weltkrieg. Ammann, Zürich 1987
- Max Frisch – ich lebe in Rom, der herrlichsten Stadt der Welt. Begleitbüchlein zur Ausstellung in den Räumen des Istituto Svizzero di Roma. Rom 2002
- Il lungo addio – Der lange Abschied. Limmat, Zürich 2003
- Im ganzen Land schön. Die Schweiz mit der Tageskarte. Limmat, Zürich 2006
Theater-Aufführungen
Bearbeiten- Angscht, UA 1983 im Schauspielhaus Zürich
- Mikado (neue deutsche Fassung) von Gilbert und Sullivan, UA 1984
Literatur
Bearbeiten- Roman Bucheli: Eros der Genauigkeit. Der Schriftsteller Dieter Bachmann hat viele Gesichter und spricht viele Stimmen. In: Neue Zürcher Zeitung (17. Dezember 2010).
- Dietrich Seybold: Dieter Bachmann. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 98.
- Magnus Wieland: Hebels Erbe. Journalistisches Erzählen bei Dieter Bachmann. In: Stefanie Leuenberger u. a. (Hrsg.): Literatur und Zeitung. Fallstudien aus der deutschsprachigen Schweiz von Jeremias Gotthelf bis Dieter Bachmann. Zürich, Chronos, 2016, S. 87–104.
- Martin Zingg: Dieter Bachmann. In: Kritisches Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur 10 (2006), 84. Nachlieferung, S. 1–10.
- Hepp! Dieter Bachmann zum Achtzigsten, hrsg. von Magnus Wieland. Zürich, Edition Voldemeer 2020, ISBN 978-3-908704-04-1 (mit Beiträgen von Barbara Basting, Christoph Baumann, Martin R. Dean, Lukas Dettwiler, Bernhard Echte, Marc-Antoine Fehr, Fanni Fetzer, Christoph Geiser, Peter Herzog, Bruno Hitz, Christoph Kuhn, Gertrud Leutenegger, Christina Links, Guido Magnaguagno, Christoph Marthaler, Marco Meier, Klaus Merz, Adolf Muschg, Alberto Nessi, Paul Nizon, Elsbeth Rieder, Isolde Schaad, Daniel Schwartz, Nicola Steiner, David Streiff, Ruth Vögtlin, Angelika Waldis, Peter Weber, Peter K. Wehrli, Gabriele Werffeli, Irmgard M. Wirtz, Pia Zanetti, Martin Zingg, Stefan Zweifel)
Weblinks
Bearbeiten- Publikationen von und über Dieter Bachmann im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Archiv Dieter Bachmann in der Datenbank HelveticArchives bzw. als Online-Inventar (EAD) des Schweizerischen Literaturarchivs
- Literatur von und über Dieter Bachmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag über Dieter Bachmann im Lexikon des Vereins Autorinnen und Autoren der Schweiz
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Dieter Bachmann bei Perlentaucher
- Von Bachmann gelesener Auszug aus Die Vorzüge der Halbinsel bei Literaturport
- Biographie des Internationalen Literaturfestivals Berlin über Dieter Bachmann
- Dieter Bachmann, Biografie und Bibliografie auf Viceversa Literatur
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Roman Bucheli: Eros der Genauigkeit | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. (nzz.ch [abgerufen am 20. Februar 2023]).
- ↑ «Ich möchte mich nicht einschliessen» | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. (nzz.ch [abgerufen am 20. Februar 2023]).
- ↑ Hermann Burger: Ungelebtes Leben ist mörderisch. Zu Dieter Bachmanns Roman "Rab". In: Aargauer Tagblatt. 1985.
- ↑ Neues aus dem Verlag 2/2023 | Nimbus. Abgerufen am 22. August 2023.
- ↑ Samuel Moser: Vertrieben aus dem Paradies Rezension in der Neuen Zürcher Zeitung
Personendaten | |
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NAME | Bachmann, Dieter |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Publizist und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 17. Dezember 1940 |
GEBURTSORT | Basel |