Eva Hahn
Eva Hahn (* 1946 in Prag als Eva Schmidtová) ist eine deutsch-tschechische Historikerin mit dem Schwerpunkt Bohemistik und deutsch-tschechische Beziehungen.
Leben
Bearbeiten1968 ist sie aus der Tschechoslowakei geflüchtet, seither lebt sie in der Bundesrepublik Deutschland. Bis 1993 hat sie auch unter dem Namen Eva Schmidt-Hartmann (Eva Hartmann) publiziert. In Tschechien wird sie auch Eva Hahnová genannt.
Eva Hahn studierte an den Universitäten in Prag (vor 1968), Stuttgart (nach 1968) und an der LSE (Promotion 1981 bei Ernest Gellner).
1981 bis 1999 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Collegium Carolinum im Sudetendeutschen Haus in München, Forschungsstelle für böhmische Länder. Sie redigierte u. a. die Zeitschrift Bohemia und das Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder.[1] Im April 1999 erschien ihr Artikel Deutsche Bohemistik – von außen gesehen[2]; unmittelbar darauf wurde sie vom Collegium Carolinum fristlos entlassen.[3]
Sie lebt und arbeitet mit ihrem Mann Hans Henning Hahn, emeritierter Professor für osteuropäische Geschichte der Universität Oldenburg, in Apen bei Oldenburg bzw. inzwischen in Gerolstein.
Wissenschaftliche und publizistische Arbeit
BearbeitenIhre ersten Veröffentlichungen setzten sich kritisch mit den innenpolitischen Praktiken und Entscheidungen der tschechoslowakischen Regierungen während des Zweiten Weltkriegs (im Exil) und in der unmittelbaren Nachkriegszeit[4], sowie mit dem politischen Denken des ersten tschechoslowakischen Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk[5] auseinander. Anschließend unterzog sie in zahlreichen Veröffentlichungen auf Deutsch, Tschechisch und Englisch das tschechische Erinnern an die Vertreibung einer detaillierten kritischen Analyse. In den 1990er Jahren gab sie mehrere wissenschaftliche Sammelbände heraus, unter anderem zu Theorie und Geschichte des Nationalismus,[6] zu Interpretationen des Kommunismus[7] und zur Geschichte der tschechischen Europabilder[8]. Zu ihrer publizistischen Tätigkeit gehören seit 1990 Beiträge, die sie für die Prager Zeitung Lidové noviny schreibt. Seit 2001 beschäftigt sie sich intensiv mit dem deutschen Erinnern an die Vertreibung.
Bibliografie
Bearbeiten- Sudetoněmecký problém: obtížné loučení s minulostí (Sudetendeutsches Problem: Schwieriger Abschied von der Vergangenheit), Prag 1995/96, Aussig 1999.
- mit Hans-Henning Hahn: Flucht und Vertreibung, in: Etienne François, Hagen Schulze (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte 1, C.H. Beck, München 2001, S. 335–351.
- mit Hans-Henning Hahn: Sudetoněmecká vzpomínání a zapomínání (Sudetendeutsches Erinnern und Vergessen), Votobia, Prag 2002, ISBN 80-7220-117-4.[9]
- mit Hans Henning Hahn: Die Vertreibung im deutschen Erinnern. Legenden, Mythos, Geschichte. Schöningh, Paderborn 2010, ISBN 978-3-506-77044-8.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Eva Hahn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur und andere Medien von und über Eva Hahn im Katalog der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik
- bohemistik.de eigene Webseiten von Eva Hahn (und Hans Henning Hahn)
- Hans-Henning und Eva Hahn: Für mehr Erinnern ohne ein Zentrum gegen Vertreibungen, Pressedienst Uni Oldenburg, 4. Mai 2005
- Publikationen von und über Eva Hahn im Bibliotheks- und Bibliographieportal / Herder-Institut (Marburg)
Artikel
- Artikel von Eva Hahn, Hans Henning Hahn auf dem Web von Britské listy (auf Tschechisch):
- O Češích, jejich sousedech a odsunu (Über die Tschechen, ihre Nachbarn und die Abschiebung), 26. August 2003
- Historický místopis (sudeto)německých vzpomínek (Historische Topographie der (sudeten)deutschen Erinnerungen), 5. Juni 2003
- Edvard Beneš a jeho dekrety – (sudeto)německý problém (Edvard Beneš und seine Dekrete – ein (sudeten)deutsches Problem), 11. Juli 2002
- Die „tschechische Frage“ von Masaryk bis Havel, www.demokratiezentrum.org (deutsch; PDF; 110 kB)
- Martin D. Brown, Eva Hahn: Sudeten Dialogues , Central Europe Review, 7. Mai 2001
- Eva Hahn, Hans Henning Hahn:
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Collegium Carolinum: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder ( des vom 13. Mai 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Eva Hahn: Zur Diskussion gestellt – Osteuropaforschung im Umbruch Die deutsche Bohemistik – von außen gesehen, Osteuropa. Zeitschrift für Gegenwartsfragen des Ostens. Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, 4/1999, S. 387–396.
- ↑ Collegium Carolinum – fristlose Kündigung am 22. April 1999: Support Eva Hahn and the academic freedom! ( vom 7. Juli 2010 im Internet Archive) (werbefinanziert) – Die Auskunft über die gesamte einschlägige Auseinandersetzung kann in der Zeitschrift Osteuropa. Zeitschrift für Gegenwartsfragen des Ostens 1999 nachgelesen werden. Die Begründung der Entlassung ist dem folgenden Beitrag zu entnehmen: Ferdinand Seibt: Deutsche Bohemistik von innen. Eine Replik auf Eva Hahn: Bohemistik von außen, in: Osteuropa, 6/1999, S. 630–634. Unmittelbare Erwiderung im Einzelnen erschien in: Eva Hahn: Deutsche Bohemistik – wie?, in: Osteuropa 9/1999, S. 957–974.
- ↑ Eva Hartmann: Innenpolitische Voraussetzungen für die Machtübernahme der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei. In: Bohemia. Band 19, 1978, S. 197–246 (Digitalisat).
- ↑ Eva Schmidt-Hartmann: Thomas G. Masaryk’s Realism: Origins of a Czech Political Concept 1882–1914. München 1984.
- ↑ Eva Schmidt-Hartmann (Hrsg.): Formen des nationalen Bewußtseins im Lichte der zeitgenössischen Nationalismustheorien. München 1994.
- ↑ Eva Schmidt-Hartmann (Hrsg.): Kommunismus in Osteuropa. Interpretationen im Wandel der Zeit. München 1994.
- ↑ Eva Hahnová (Hrsg.): Evropa očima Čechů. Praha 1997.
- ↑ Buchrezension von Christian Domnitz: Eva Hahnová/Hans Henning Hahn: Sudetoněmecká vzpomínání a zapomínání, Sehepunkte 4/04, 15. April 2004.
Personendaten | |
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NAME | Hahn, Eva |
ALTERNATIVNAMEN | Schmidt, Eva (Geburtsname); Schmidt-Hartmann, Eva (Pseudonym); Schmidtová, Eva; Hahnovà, Eva |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-tschechische Historikerin, spezialisiert auf Bohemistik |
GEBURTSDATUM | 1946 |
GEBURTSORT | Prag |