Farman F.60
Die Farman F.60 „Goliath“ war ein zweimotoriger Doppeldecker des französischen Herstellers Avions Henri y Maurice Farman aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Sie wurde als Passagiermaschine, Transporter und Bomber verwendet.
Farman F.60 Goliath | |
---|---|
Typ | Verkehrsflugzeug, Bomber |
Entwurfsland | |
Hersteller | Avions Henri y Maurice Farman |
Erstflug | Januar 1919 |
Stückzahl | > 300 |
Geschichte
BearbeitenDie Farman F.60 sollte eine Weiterentwicklung des Bombers Farman F.50 werden. Die Zelle wurde weitgehend aus dieser Serie übernommen. Die erste Version mit der Typenbezeichnung FF.60 – ebenfalls ein Bomber – hatte ihren Rollout 1918.
Das aufkommende Interesse an der Zivilluftfahrt veranlasste jedoch die Brüder Henri und Maurice Farman, die Zelle als Passagierversion neu auszulegen. Im Januar 1919 hob die Farman F.60 „Goliath“, ausgerüstet für zwei Mann Besatzung und zwölf Passagiere, zum Erstflug ab. Die Reisegeschwindigkeit betrug 120 km/h, und die Reichweite lag bei 400 Kilometern.
Die „Goliath“ wurde zum Meilenstein in der damaligen französischen Zivilluftfahrt und in weiten Teilen Europas.
Am 8. Februar 1919 gründeten Henri und Maurice Farman mit der Lignes Aériennes Farman die erste französische Linienfluggesellschaft, die später in der Air France aufging. Der erste kommerzielle internationale Passagierflug wurde an diesem Tag von Werkspilot Lucien Bossoutrot mit einer F.60 „Goliath“ durchgeführt. Er flog mit elf als Militärs angezogenen Passagieren (England erlaubte noch kein Überfliegen seines Gebiets mit Zivilpassagieren) an diesem Tag von Toussus-le-Noble bei Paris nach Kenley bei London.[1] Die damalige Deutsche Luftreederei (DLR) setzte die F.60 im Liniendienst zwischen Berlin und Weimar ein.
Noch im April desselben Jahres stellte Lucien Bossoutrot mit vier Passagieren an Bord einen Rekord auf. Er stieg auf eine Höhe von 6300 Metern über Grund und verweilte dort fünf Minuten lang. Am 25. Mai folgte ein erneuter Aufstieg mit 25 Passagieren auf 5100 Meter.
Im August erfolgte ein Langstreckenrekord. Die beiden Piloten Bossoutrot und Coupet flogen mit sechs Passagieren an Bord in 18 Stunden und 23 Minuten eine Strecke von 2050 Kilometern von Paris nach Casablanca.
Im Liniendienst wurde die F.60 „Goliath“ von Frankreich nach Rumänien von der CIDNA eingesetzt.
Rund 60 Maschinen der F.60 „Goliath“ wurden gebaut, die meisten gingen nach Belgien, Deutschland, Italien, Südamerika und in die Tschechoslowakei. Unter Lizenz wurde die F.60 in der Tschechoslowakei gefertigt.
Insgesamt wurden mehr als 300 Maschinen des Typs F.60 weltweit gebaut. Die letzte F.60 „Goliath“ flog bis Ende 1933 in Südamerika.
Militärversion
BearbeitenDie Militärversion der F.60 wurde ab 1922 in Frankreich gebaut. Die Maschinen waren unter verschiedenen Typenbezeichnungen im Einsatz.
1925 wurden einige als F.62 BN4 bezeichnete Flugzeuge an die Sowjetunion geliefert, mit denen zwei Fliegerstaffeln ausgerüstet wurden und die größtenteils zur Sprungausbildung der neu im Entstehen begriffenen Luftlandetruppen genutzt wurden.[2] In Polen flog sie unter der Bezeichnung F.68 mit zwei Triebwerken von Gnome & Rhône 9Ab mit 420 PS, größeren Tanks mit einer Reichweite von 1200 km, und 32 Goliath waren dort als Absetzmaschine F.68 BN der Fallschirmspringer im Einsatz. Des Weiteren waren sie in Italien und Japan vertreten. Die Luftwaffe und die Marine von Frankreich hatten alleine 60 Maschinen wie die Farman F.60 BN2 „Goliath“, einen Kurzstreckennachtbomber, oder die Farman F-62 BN5 mit zwei 400-PS-Motoren von Lorraine 12Db als Jagdbomber mit Maschinenkanonen 7,7 mm und 600 kg Bombenzuladung im Einsatz.
Technische Daten
BearbeitenKenngröße | Daten |
---|---|
Besatzung | 2 |
Passagiere | 12 |
Länge | 14,33 m |
Spannweite | 26,50 m |
Höhe | 4,91 m |
Flügelfläche | 161 m² |
Nutzlast | 1330 kg |
Leermasse | 2500 kg |
Startmasse | 4770 kg |
Reisegeschwindigkeit | 120–150 km/h in 4000 m über NN |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 6300 m |
Reichweite | 400 km |
Triebwerke | 2 × Salmson-CM.9 mit 9 Zylindern, 200 PS (147 kW), 2 Vierblattpropeller |
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ 8. Februar 1919 - Erster internationaler Linienflug der Welt. In: Stichtag. WDR, 8. Februar 2019, abgerufen am 13. April 2019.
- ↑ Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge. Transpress, Berlin 1989, ISBN 3-344-00391-7, S. 105–107