Ferrovial
Ferrovial S.E. (Grupo Ferrovial) ist ein weltweit operierendes spanisches Bauunternehmen mit Sitz in Madrid. Es ist derzeit in mehr als 25 Ländern aktiv und hat ca. 74.000 Angestellte (Dezember 2015). Ferrovial ist im IBEX 35 gelistet.
Ferrovial S.E.
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Rechtsform | Sociedad Anónima (Aktiengesellschaft) |
ISIN | ES0118900010 |
Gründung | 1952 |
Sitz | Madrid, Spanien |
Leitung | Ignacio Madridejos (CEO) |
Mitarbeiterzahl | 74.032[2] |
Umsatz | 9,7 Mrd. EUR (2014)[2] |
Branche | Bauwesen |
Website | www.ferrovial.com |
Stand: 31. Dezember 2015 |
Unternehmensgründer war Rafael del Pino, der 1952 mit einer Eisenbahnbaufirma mit dem Firmennamen Ferrovial begann. Rund 40 % des Unternehmenskapitals werden von der Familie Del Pino kontrolliert. Davon halten die Kinder von Rafael del Pino, Rafael 20,1 %, María del Pino y Calvo-Sotelo 8,090 %; Joaquín del Pino y Calvo-Sotelo 2,524 % und Leopoldo del Pino y Calvo-Sotelo 8,296 % der Aktien des Unternehmens.[3]
Tätigkeit
BearbeitenFerrovial betreibt sechs Hauptgeschäftsfelder:
- Autobahnen
- Investitionen und Bau von Autobahnen und den damit einhergehenden Unterhalt der Infrastruktur. Mit der Ferrovial-Tochter Cintra ist das Unternehmen derzeit in Kanada, den USA, Spanien, Großbritannien, Portugal, Irland, Griechenland, Kolumbien und Australien vertreten. Hier werden 28 Konzessionen mit mehr als 2.232 Kilometer Straßen betrieben, in Spanien etwa die Teilstrecken der Autopista del Sol Málaga-Estepona-Guadiaro, in Kanada die 407 ETR, in Dallas, USA die LBJ Express.
- Bauwesen
- Entwurf und Konstruktion komplexer Infrastrukturen, administrativer und industrieller Bauten. Ferrovial Agroman, das für Bauwesen zuständige Unternehmen, hat seit 1952 mehr als 4.600 Kilometer Eisenbahnstrecken in Spanien fertiggestellt. Davon sind rund 700 Kilometer Hochgeschwindigkeitsstrecken für den AVE.
- Die Bahnstrecken verbinden:
- Madrid mit Andalusien (Sevilla und Málaga) mit 160 Kilometer Länge;
- Madrid mit Barcelona (bis zur französischen Grenze) mit 237 Kilometer;
- Madrid mit dem Nordosten (Segovia, Valladolid, Galicien, Baskenland und Asturien) mit 128 Kilometer;
- Madrid und die Mittelmeerregion (Valencia, Castellón, Murcia) mit 197 Kilometer.
- Flughäfen
- Investitionen und Betrieb von Flughäfen: Hierzu zählen die British Airports Authority mit den Flughäfen Heathrow, Glasgow, Aberdeen und Southampton und die damit verbundene Abwicklung von 140 Fluggesellschaften und ca. 87 Millionen Passagieren.
- Energie Infrastruktur
- Mobilität
- Wasser
Geschichte
BearbeitenIm Jahre 2000 erwarb Ferrovial eine Mehrheit am polnischen Bauunternehmen Budimex.
Am 5. Juni 2006 erwarb Ferrovial für 10 Milliarden £ die Heathrow Airport Holdings/British Airports Authority, den Betreiber von sieben Flughäfen in Großbritannien.[4] Ferrovial war 2009 mit über 25 Milliarden Euro verschuldet. Die britische Kartellbehörde Competition and Markets Authority verfügte am 19. März 2009, BAA müsse drei Flughäfen verkaufen.[5]
Ferrovial besitzt über sein Tochterunternehmen Amey Anteile an Tube Lines, einem der beiden Betreiber der London Underground.
Im Dezember 2009 verschmolz Ferrovial mit dem Tochterunternehmen Cintra.[6] Dadurch entstand ein einziges Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 5,8 Mrd. € sowie über 100.000 Beschäftigten weltweit.
Im Dezember 2015 bot Ferrovial 490 Millionen für den Kauf des australischen Unternehmens Broadspectrum. Dieses betreibt u. a. Internierungslager.[7][8] 2019 trennte sich Ferrovial wieder von dieser Beteiligung.[9]
Am 9. Dezember 2015 wurde bekannt, dass die Autonome Gemeinschaft Madrid, vertreten durch deren Präsidentin Christina Cifuentes (PP), eine von der Cintra gebaute, jedoch nie fertiggestellte Autobahn (die MP-203) kaufen wollte. Die Autobahn mit einer Länge von 12,5 Kilometern, zu deren Vervollständigung 300 Meter fehlten, ist seit 2007 verwaist. Das Tochterunternehmen der Ferrovial hatte bis 2015 70 Millionen Euro investiert.[10]
Bei der Jahreshauptversammlung am 13. April 2023 billigte eine Mehrheit der Aktionäre den Vorschlag des Ferrovial-Verwaltungsrates, den Unternehmenssitz von Madrid nach Amsterdam zu verlegen. Dies soll ein Zwischenschritt auf dem Weg an die New Yorker Börse sein. Die Regierung Sanchez unter Ministerpräsident Pedro Sánchez politisierte dies.[11][12]
Illegale Parteifinanzierung und Korruption
BearbeitenAm 8. März 2017 berichten spanische Medien, dass der ehemalige Präsident des Palau de la Mùsica (Palast der katalanischen Musik) Felix Millet vor Gericht aussagte, dass Ferrovial zur illegalen Parteifinanzierung an die Partei Convergencia unter Artur Mas hohe Summen spendete und im Gegenzug dafür öffentliche Bauaufträge erhielt. Bestätigt wurde dieses illegale Procedere vom Finanzvorstand Gemma Montull, der Tochter des ehemaligen Verwaltungsdirektors. Die Bestechungssummen in Höhe von 4 % wurden aufgeteilt: 2,5 % für die Partei und den Rest teilten sich der ehemalige Verwaltungsdirektor Jordi Montull und Felix Millet. Auf die Frage des Gerichts, weshalb 4 %, früher seien doch 3 % gezahlt worden, antwortete Montull, weil die Partei mehr Geld verlangt habe. So seien insgesamt 3,7 Millionen aus dem Etat des Palau de Música in bar an die Schatzmeister der CDC ausbezahlt worden.[13][14][15]
Kritik
BearbeitenDie Europäische Kommission kritisiert die hohen spanischen Investitionen in den Bau neuer Autobahnen und Hochgeschwindigkeitsstrecken trotz deren Unrentabilität.[16]
2016 erwarb Ferrovial eine Firma, die auch ein Internierungslager auf der Pazifikinsel Nauru (Nauru Detention Centre) betrieb.[17] Regierungsberichten zufolge kam es dort zu Gewalttaten und sexuellem Missbrauch.[18] Der Betreibervertrag mit der australischen Regierung lief 2017 aus.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Board of Directors (Firmenwebseite). Abgerufen am 5. Oktober 2022.
- ↑ a b Ferrovial 2015 Integrated Annual Report
- ↑ „Los Del Pino reordenan su participación en Ferrovial“. In: El País vom 4. August 2015
- ↑ BAA agrees to Ferrovial takeover. In: news.bbc.co.uk. 5. Juni 2006, abgerufen am 24. Februar 2024.
- ↑ ftd.de ( vom 21. März 2009 im Internet Archive)
- ↑ http://www.ferrovial.com/en/index.asp?MP=18&MS=338&MN=2&id=1502 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Baukonzern bietet für Internierungslager. In: n-tv.de vom 7. Dezember 2015
- ↑ Ferrovial lanza una opa de 490 millones por una empresa australiana. In: El País vom 7. Dezember 2015
- ↑ Ferrovial entrega sistema de agua en El Salado, Colombia. Abgerufen am 6. November 2023 (britisches Englisch).
- ↑ „Cifuentes quiere comprar una autopista abandonada hace ocho años“. In: El País vom 9. Dezember 2015
- ↑ Hans-Christian Rößler: Ein unpatriotischer Umzug nach Amsterdam (faz.net 14. April 2023)
- ↑ ferovial.com: Rafael del Pino: “Ferrovial is not leaving Spain. It will maintain its activity, employment, investments, tax contribution and listing on the Spanish stock exchanges” (Presseerklärung)
- ↑ Millet confiesa: „Ferrovial pagaba a Convergència por obra pública“. In: El País vom 8. März 2017, am 8. März 2017 abgerufen.
- ↑ "El ex número dos del Palau dice que las comisiones pasaron del 3 al 4% porque "CDC pedía más dinero"y otras cinco noticias." In: El Mundo vom 9. März 2017, am 9. März abgerufen.
- ↑ "Montull: “Vam passar del 3 al 4% perquè Convergència volia més diners”. In: El País vom 9. März 2017, am selben Tag abgerufen.
- ↑ „Bruselas critica la política inversora de España en el AVE y las autopistas.“ In: El País vom 8. Dezember 2015
- ↑ https://investigate.afsc.org/company/ferrovial
- ↑ Urs Wälterlin: Berichte über australisches Asyllager: Der Knast im Meer. In: taz.de. 10. August 2016, abgerufen am 30. Januar 2024. taz August 2016