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Filippo Brunelleschi

italienischer Architekt und Bildhauer der Renaissance

Filippo Brunelleschi (* 1377 in Florenz; † 15. April 1446 ebenda) war ein in Florenz aktiver Bildhauer, Architekt und Ingenieur des 15. Jahrhunderts. Zu seinen Werken als Baumeister gehören das Findelkinderhaus (Ospedale degli Innocenti), die Alte Sakristei von San Lorenzo und die Kuppel der Kathedrale von Florenz (Santa Maria del Fiore). Gemeinsam mit Lorenzo Ghiberti nahm er 1401 am Wettbewerb für das Bronzeportal des Florentiner Baptisteriums teil, in dem er jedoch unterlag.

Filippo Brunelleschi war der Sohn des wohlhabenden Florentiner Notars Brunellesco di Lippo Lapi und von dessen Frau Giuliana degli Spini. Nach seiner Ausbildung als Goldschmied schrieb er sich 1398 in die für diesen Handwerkszweig zuständige Florentiner Zunft (Arte di Por Santa Maria) ein; 1404 ist er dort als "maestro" verzeichnet.

Arbeiten als Bildhauer

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Im 1401 veranstalteten Wettbewerb um den Auftrag für ein Bronzeportal für das Baptisterium reichte Filippo Brunelleschi einen Entwurf ein, der jedoch abgelehnt wurde. Der Auftrag ging an seinen Mitbewerber, den ebenfalls noch jungen Lorenzo Ghiberti.[1]

Zwischen 1410 und 1420 schnitzte und polychromierte Filippo Brunelleschi ein Kruzifix für die Dominikanerkirche Santa Maria Novella, wo es heute in der Cappella Gondi angebracht ist. In Giorgio Vasaris Vita des Künstlers (1568) heißt es, es sei von Brunelleschi geschaffen worden, um Donatellos Kruzifix für die Franziskanerkirche Santa Croce zu übertreffen,[2] weil dieser „einen Bauern ans Kreuz geheftet“ habe („aveva messo un contadino in croce“).[3]

Arbeiten als Architekt

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Kuppel von Santa Maria del Fiore, Florenz

Brunelleschi beteiligte sich 1418 am öffentlichen Wettbewerb um eine Lösung für die noch fehlende Kuppel von Santa Maria del Fiore und konnte sich mit seinem Entwurf gegen Lorenzo Ghiberti durchsetzen. Zwar wurden von der Dombauhütte (Opera del Duomo) beide zu gleichberechtigten Bauleitern bestimmt, doch übernahm Brunelleschi noch während der Arbeiten die alleinige Leitung des Projektes. 1436 war die als achteckiger Doppelschalbau errichtete Kuppel des Doms fertiggestellt.

 
Ospedale degli Innocenti, Florenz

Bereits 1419 erhielt Brunelleschi von der Zunft der Seidenweber und Goldschmiede (Arte di Por Santa Maria) den Auftrag, an der Piazza Santissima Annunziata ein Findelkinderhaus, das Ospedale degli Innocenti, zu errichten. In den folgenden Jahren entwarf er die Cappella Barbadori in der Kirche Santa Felicità (1420), den Saalbau am Palazzo di Parte Guelfa (1420 begonnen, unvollendet) und – für die Medici – die Sakristei von San Lorenzo (1421–1428). Im Zuge der Neugestaltung des Chorbereichs von San Lorenzo wurde ab den 1420er Jahren auch das Langhaus der Kirche neu errichtet; ob die Gestaltung einem Modell Brunelleschis folgt, ist in der kunstwissenschaftlichen Forschung umstritten.

 
Alte Sakristei, Innenansicht, San Lorenzo, Florenz

Die 1434 begonnene, unvollendet gebliebene Kirche Santa Maria degli Angeli besitzt einen achteckigen Grundriss; der Innenraum ist von einem Kranz von Kapellen umgeben. 1444 begann als letztes großes Projekt Brunelleschis der lange geplante Neubau der Kirche Santo Spirito.

 
Santo Spirito, Innenansicht, Florenz

Entdeckung der Zentralperspektive

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Die angebliche Entdeckung der Zentralperspektive durch Filippo Brunelleschi geht auf Antonio di Tuccio Manettis Schilderung in dessen erst in den 1470er Jahren – also Jahrzehnte nach Brunelleschis Tod – verfassten Vita zurück.[4] Brunelleschi habe zur Demonstration seiner Entdeckung, so Manetti, zwei Bildtafeln der Piazza San Giovanni und der Piazza della Signoria eingesetzt. In der kunsthistorischen Forschung wurde mehrfach versucht, das beschriebene Verfahren zu rekonstruieren.[5]

Arbeit als Erfinder und Ingenieur

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Brunelleschi war auch Ingenieur und Erfinder von Maschinen und Apparaten. So erfand er während des Kuppelbaus am Florentiner Dom für den großen Holzkran, der die Baustoffe nach oben transportierte, ein Wechselgetriebe, das das Umspannen von Arbeitstieren überflüssig machte. Bis dahin wurde dessen Hebewerk durch einen Göpel angetrieben, wobei hier die Tiere für die Auf- und Abbewegungen des Korbes immer zeitaufwändig umgespannt werden mussten. Damit konnte Brunelleschi die Bauzeit an der Kuppel erheblich verkürzen. Im Jahr 1421 wurde Brunelleschi für drei Jahre das alleinige Recht zum Bau eines Schiffs mit einer Hebevorrichtung zum Marmortransport verliehen.

Überliefert sind auch Nachrichten von Apparaturen, die Brunelleschi für religiöse Inszenierungen (sacre rappresentazioni) in Florentiner Kirchen gebaut hat; beispielsweise für Aufführungen der Himmelfahrt Mariens in Santa Maria del Carmine (zuerst am 14. Mai 1439)[6] und für ein „Paradies“ in San Felice.[7]

Filippo Brunelleschi starb am 15. April 1446 in Florenz und wurde in der Kirche Santa Maria del Fiore beigesetzt. Sein Adoptivsohn Andrea Cavalcanti (Il Buggiano) nahm ihm die bis heute erhaltene Totenmaske ab.[8] Sie war Vorbild für das 1447–1448 ausgeführten Porträt Brunelleschis in dem von der Kommune zu seinen Ehren im Dom angebrachten Marmorepitaph. Brunelleschis Grab, das über Jahrhunderte unbekannt blieb, wurde im Juli 1972 wiederentdeckt.

 
Totenmaske Filippo Brunelleschis

Forschung

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Informationen zum Leben des Künstlers und zu seinen Werken liefern die Biografie des Architekten und Mathematikers Antonio di Tuccio Manetti (1470er Jahre) und die Vita in Giorgio Vasaris zweiter Edition der Viten von 1568;[9][10] beide Quellen sind jedoch aufgrund ihrer zeitlichen Distanz und der persönlichen bzw. literarischen Absichten ihrer Autoren von bedingter Aussagekraft. Die kunstwissenschaftliche Forschung bemüht sich deshalb seit dem 19. Jahrhundert darum, aus Bau- und Rechnungsbüchern, Verträgen, Chroniken und anderen Urkunden sichere Nachrichten zu gewinnen. Hinweise auf Dokumente sind vor allem den Forschungen von Johannes Gaye (1839),[11] Cesare Guasti (1857)[12] und Cornelius von Fabriczy (1892)[13] (1907)[14] zu verdanken. 1968 (und erneut 1990) erschien die Studie des Architekturhistorikers Heinrich Klotz zu den Frühwerken Brunelleschis, die er aus der „mittelalterlichen Tradition“ ableitet.[15] Die Arbeiten und Biografien von Architekten, die bei Brunelleschi gelernt oder mit ihm gearbeitet hatten – u. a. Andrea Cavalcanti, Antonio Manetti Ciaccheri und Maso di Bartolomeo – behandelt das Buch Brunelleschiani von Franco Borsi, Gabriele Morolli und Francesco Quinterio von 1979.[16] Die langjährigen Forschungen des deutsch-amerikanischen Wissenschaftlers Howard Saalman mündeten 1993 in einem umfangreichen Band zu Brunelleschis Bauwerken.[17]

Eine konzentrierte italienischsprachige Biografie auf Basis der Dokumente liefert der mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis (bis 1972) versehene Artikel von Isabelle Hyman im Dizionario biografico degli Italiani;[18] einen knappen Überblick bietet Alexander Markschies’ Biografie von 2011.[19]

  • Antonio Manetti: Vita di Filippo Brunelleschi, preceduta da La novella del grasso. Edizione critica. In: Domenico De Robertis (Hrsg.): Testi e documenti. Nr. 2. Edizioni "Il Polifilo", Mailand 1976.
  • Heinrich Holtzinger (Hrsg.): Filippo Brunellesco di Antonio di Tuccio Manetti. Kohlhammer, Stuttgart 1887. (Digitalisat)
  • Giorgio Vasari: Le vite de’ più eccellenti pittori scultori ed architettori. Hrsg.: Gaetano Milanesi. Band 2. G. C. Sansoni, Florenz 1878, S. 327–394.(Digitalisat)
  • Giorgio Vasari: Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori e architettori nelle redazioni del 1550 e 1568. Hrsg.: Rosanna Bettarini, Paola Barocchi. Band 3. Sansoni, Florenz 1971, S. 137–198. (Volltext)
  • Giorgio Vasari: Das Leben des Bildhauers und Architekten Filippo Brunelleschi. In: Matteo Burioni (Hrsg.): Das Leben des Brunelleschi und des Alberti. Wagenbach, Berlin 2012, ISBN 978-3-8031-5056-1, S. 13–70.
  • Filippo Baldinucci: Vita di Filippo di ser Brunellesco architetto fiorentino. Niccolo Carli, Florenz, 1812, S. 153–288. (Digitalisat)

Literatur

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  • Cesare Guasti: La cupola di Santa Maria del Fiore, illustrata con i documenti dell’Archivio dell’Opera Secolare. Barbèra, Bianchi & Co, Florenz 1857. (Digitalisat)
  • Cornelius von Fabriczy: Filippo Brunelleschi, sein Leben und seine Werke. Cotta, Stuttgart 1892. (Digitalisat)
  • Leader Scott: Filippo di Ser Brunellesco. George Bell & Sons, London 1901.
  • Cornelius von Fabriczy: Brunelleschiana. Urkunden und Forschungen zur Biographie des Meisters. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen. Nr. 28, 1907, S. 1–84. (Digitalisat)
  • Isabelle Hyman: BRUNELLESCHI, Filippo. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 14: Branchi–Buffetti. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1972.
  • Eugenio Battisti: Filippo Brunelleschi. Electa, Mailand, 1976.
  • Franco Borsi, Gabriele Morolli, Francesco Quinterio: Brunelleschiani. Francesco della Luna, Andrea di Lazzaro Cavalcanti detto il Buggiano, Antonio Manetti Ciaccheri, Giovanni di Domenico da Gaiole, Betto d’Antonio, Antonio di Betto, Giovanni di Piero del Ticcia, Cecchino di Giaggio, Salvi d’Andrea, Maso di Bartolomeo. In: Fonti e documenti per la storia dell’architettura. Band 7. Officina Ed., Rom 1979.
  • Giovanni Fanelli: Brunelleschi. Königsstein im Taunus, Karl Robert Langewiesche Verlag, 1988, ISBN 3-7845-6162-4.
  • Heinrich Klotz: Filippo Brunelleschi: Seine Frühwerke und die mittelalterliche Tradition. DVA, Stuttgart, 1990, ISBN 3-421-02989-X.
  • Howard Saalman: Filippo Brunelleschi. The buildings. In: Studies in architecture. Band 27. Zwemmer, London 1993, ISBN 0-302-00609-5.
  • Attilio Pizzigoni: Filippo Brunelleschi. Verlag für Architektur, Zürich/München, 1991, ISBN 3-7608-8127-0.
  • Peter J. Gärtner: Filippo Brunelleschi 1377–1446. Könemann, 2001, ISBN 3-8290-0683-7.
  • Uta Schedler: Filippo Brunelleschi. Imhof, Petersberg, 2004, ISBN 3-937251-85-5.
  • Ross King: Brunelleschi’s Dome: The Story of the Great Cathedral in Florence. Pimlico, 2005, ISBN 1-84413-827-5.
  • Alexander Markschies: Brunelleschi. C. H. Beck, München, 2011, ISBN 978-3-406-61277-0.

Anmerkungen

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  1. Hanno Rauterberg: Die Konkurrenzreliefs. Brunelleschi und Ghiberti im Wettbewerb um die Baptisteriumstür in Florenz. Lit, Münster 1996, ISBN 3-8258-2738-0.
  2. Andreas Tönnesmann: Humanismus und Kunstpraxis. Brunelleschi im Konflikt mit Donatello. In: Justus Müller Hofstede (Hrsg.): Florenz in der Frührenaissance. Kunst, Literatur, Epistolographie in der Sphäre des Humanismus. Gedenkschrift für Paul Oskar Kristeller (1905–1999). CMZ-Verlag, Rheinbach 2002, ISBN 3-87062-090-0, S. 131–149.
  3. Giorgio Vasari: Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori e architettori nelle redazioni del 1550 e 1568. Hrsg.: Rosanna Bettarini, Paola Barocchi. Band 3. Sansoni, Florenz 1971, S. 144.
  4. Antonio Manetti: Vita di Filippo Brunelleschi, preceduta da La novella del grasso. Edizione critica. In: Domenico De Robertis (Hrsg.): Testi e documenti. Nr. 2. Edizioni "Il Polifilo", Mailand 1976.
  5. Samuel Y. Edgerton: The Renaissance rediscovery of linear perspective. Basic Books, New York 1975, ISBN 1-59740-508-6.
  6. Götz Pochat: Brunelleschis "Sacre rappresentazioni": Beginn einer dynamischen Aufführungspraxis. In: Daidalos. Nr. 14, 1984, S. 14–20.
  7. Giorgio Vasari: Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori e architettori nelle redazioni del 1550 e 1568. Hrsg.: Rosanna Bettarini, Paola Barocchi. Band 3. Sansoni, Florenz 1971, S. 188.
  8. Alfredo Bellandi: Andrea Cavalcanti, "discipulo Filippi ser Brunelleschi". In: Infra sculptores. Nr. 4. Mizen Fine Art Edizion Mario Rizzardo, Paris 2018, ISBN 978-88-89218-33-4.
  9. Giorgio Vasari: Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori e architettori nelle redazioni del 1550 e 1568. Hrsg.: Rosanna Bettarini, Paola Barocchi. Band 3. Sansoni, Florenz 1971, S. 137–198.
  10. Giorgio Vasari: Das Leben des Bildhauers und Architekten Filippo Brunelleschi. In: Matteo Burioni (Hrsg.): Das Leben des Brunelleschi und des Alberti. Wagenbach, Berlin 2012, ISBN 978-3-8031-5056-1, S. 13–70.
  11. Johannes Gaye: Carteggio inedito d’artisti dei secoli XIV, XV, XVI. Band 1. Giuseppe Molini, Florenz 1839, S. 113–115, 125–127.
  12. Cesare Guasti: La cupola di Santa Maria del Fiore, illustrata con i documenti dell’Archivio dell’Opera Secolare. Barbèra, Bianchi & Co, Florenz 1857.
  13. Cornelius von Fabriczy: Filippo Brunelleschi, sein Leben und seine Werke. Cotta, Stuttgart 1892.
  14. Cornelius von Fabriczy: Brunelleschiana. Urkunden und Forschungen zur Biographie des Meisters. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen. Nr. 28, 1907, S. 1–84.
  15. Heinrich Klotz: Filippo Brunelleschi. Seine Frühwerke und die mittelalterliche Tradition (= Univ. Diss., Göttingen, 1968). Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1990, ISBN 3-421-02989-X.
  16. Franco Borsi, Gabriele Morolli, Francesco Quinterio: Brunelleschiani. Francesco della Luna, Andrea di Lazzaro Cavalcanti detto il Buggiano, Antonio Manetti Ciaccheri, Giovanni di Domenico da Gaiole, Betto d’Antonio, Antonio di Betto, Giovanni di Piero del Ticcia, Cecchino di Giaggio, Salvi d’Andrea, Maso di Bartolomeo. In: Fonti e documenti per la storia dell’architettura. Band 7. Officina Ed., Rom 1979.
  17. Howard Saalman: Filippo Brunelleschi. The buildings. In: Studies in architecture. Band 27. Zwemmer, London 1993, ISBN 0-302-00609-5.
  18. Isabelle Hyman: BRUNELLESCHI, Filippo. In: Dizionario Biografico degli Italiani. Abgerufen am 19. März 2022 (italienisch).
  19. Alexander Markschies: Brunelleschi. In: Beck’sche Reihe. Band 2540. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61277-0.
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Commons: Filippo Brunelleschi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien