Hilmsen
Hilmsen ist ein Ortsteil der Gemeinde Wallstawe im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.
Hilmsen Gemeinde Wallstawe
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Koordinaten: | 52° 47′ N, 10° 57′ O | |
Höhe: | 45 m | |
Fläche: | 5,06 km²[1] | |
Einwohner: | 64 (31. Dez. 2023)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 13 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Juli 2009 | |
Postleitzahl: | 29413 | |
Vorwahl: | 039031 | |
Lage von Hilmsen in Sachsen-Anhalt | ||
Dorfkirche Hilmsen
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Geographie
BearbeitenHilmsen, ein Rundplatzdorf mit Kirche auf dem Platz, liegt etwa fünf Kilometer südwestlich von Wallstawe und 13 Kilometer und südwestlich der Kreisstadt Salzwedel in der Altmark. Im Osten fließt der Molmker Bach. Der Goldberg im Nordosten hat eine Höhe von 52 Metern.[3][1]
Am nordwestlichen Ortsausgang befindet sich auf einer Koppel ein Geotop, der Findling „Küsterstein“ („Glockenstein“) aus Gneisgranit-Granit.[4] Er ist ein Schälchenstein.
Nachbarorte sind Fahrendorf im Westen, Nipkendey im Nordwesten, Ellenberg im Norden, Gieseritz und Umfelde im Südosten, sowie Peckensen im Süden.[3]
Geschichte
BearbeitenMittelalter bis Neuzeit
BearbeitenIm Jahre 1238 wird ein Johannes Balch dictus de Hildeshem genannt.[5]
Im Jahre 1303 wird Hilmsen erstmals urkundlich als Hildensem dictam erwähnt, als Ritter Gerhard vom Berge den Verkauf des Dorfes an das Kloster Diesdorf beurkundete.[6] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Hildesheim aufgeführt.[7] Weitere Namensnennungen stammen aus den Jahren 1541 Hildeßheim, 1542 Hildenßem, 1585 Hildessem, 1775 Hilmsen, eigentlich Hildesheim[8] und 1804 nur noch Hilmsen.[9]
Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 21 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 491, eine Kirchenbesitzung umfasste 38 Hektar Land.[1]
Archäologie
BearbeitenIm Jahre 1844 wurde erstmals über Urnenfunde „aus der Zeit der Kegelgräber“ bei Hilmsen berichtet.[10] 1930 und 1952 wurden beim Kiesabbau am Goldberg eine Urne mit zwei Beigefäßen sowie vollständige und fragmentarisch erhaltene Urnen geborgen. Ein weiterer Fund stammt aus einem Baumwurf des Winters 1971/72.[11] Im 1972 sowie 1975 fanden Ausgrabungen der Arbeitsgemeinschaft »Junge Historiker« der Polytechnischen Oberschule Stöckheim statt. Der Fundplatz konnte nun in die Jastorf-Kultur in der Eisenzeit datiert werden.[12] Zuletzt wurden 2001 Urnen mit Beigaben an das Danneil-Museum übergeben. 2021 wurde ein Fundkatalog mit einer wissenschaftlichen Beschreibung der Funde aus Hilmsen veröffentlicht.[11]
Häuser aus Hilmsen im Freilichtmuseum
BearbeitenDer alte Dorfkrug aus Hilmsen und eine Scheune wurden in das Freilichtmuseum Diesdorf versetzt.
Herkunft des Ortsnamens
BearbeitenJürgen Udolph führt den Ortsnamen, abgeleitet von 1303 hildensen, 1541 hildessheim, auf ein Kompositum des altsächsischen Personennamens „Hillin“ mit dem Suffix „-heim“ zurück.[13]
Eingemeindungen
BearbeitenUrsprünglich gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Diesdorf auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Salzwedel, dem späteren Landkreis Salzwedel.[1]
Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Hilmsen in den Kreis Salzwedel umgegliedert. Am 1. Juni 1973 wurde die Hilmsen in die Gemeinde Ellenberg eingemeindet.[14]
Durch den Zusammenschluss von Ellenberg mit anderen Gemeinden zur neuen Gemeinde Wallstawe kam der Ortsteil Hilmsen am 1. Juli 2009 zu Wallstawe.
Einwohnerentwicklung
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Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]
Religion
BearbeitenDie evangelische Kirchengemeinde Hilmsen, die früher zur Pfarrei Hilmsen gehörte,[19] wird heute betreut vom Pfarrbereich Diesdorf im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[20]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Hilmsen stammen aus dem Jahre 1647.[21]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Laurentius in Salzwedel im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[22]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Die evangelische Dorfkirche Hilmsen ist ein spätgotischer Feldsteinbau mit einem quadratischen Westturm, der wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert stammt.[23] Auf der Nordseite ist ein vermutlich noch mittelalterlicher Anbau aus Backstein zu finden. Im Innern des Schiffs ist eine Balkendecke eingezogen; ein runder profilierter Triumphbogen vermittelt zum Chor, der mit einem Gewolbe mit Birnstabrippen geschlossen ist und im Schlussstein einen Davidsstern zeigt. Der mittelalterliche Flügelaltar entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts.[13] Er zeigt im Mittelschrein eine Strahlenkranzmadonna, seitlich und in den Flügeln Heilige in zwei Reihen unter kielbogigen Maßwerken, der Abschluss wird durch einen Blattkamm gebildet. Die hölzerne Kanzel ist auf das Jahr 1591 datiert.[24]
- Der Friedhof liegt nördlich des Dorfes im Wald.
Vereine
Bearbeiten- Atelierhaus Hilmsen e. V.
Sagen über Steine aus Hilmsen
BearbeitenIn mehreren Sagen wird über Riesensteine berichtet, so über den Glockenstein und den Küsterstein, der noch heute 200 Meter entfernt vom Kirchturm am westlichen Ortsausgang liegt.[25] Diesen soll der Küster von Dähre dorthin geworfen haben, weil die Glocken von Hilmsen aus der Ferne so schön klingen.[26] Die Schälchen auf dem Stein werden in der Sage als Fingerabdrücke des Riesen interpretiert.[27] Im Schulgehöft zu Hilmsen zeigte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Glockenstein, mit dem ein Riese, zornig über das schöne Geläut, ebenfalls die Glocken des Dorfes zerstören wollte.[27] Ein dritter Stein, Hobohmsruhe genannt, hat am Waldesrand gelegen. Ihn soll ein Mann aus Dähre geworfen haben.[25]
Weblinks
Bearbeiten- Hilmsen im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Literatur
Bearbeiten- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 944–947, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 156 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 334–335, 72. Hilmsen (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 944–947, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB 1047268213, S. 15.
- ↑ a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt: Geotopkataster – Findling „Küsterstein“ („Glockenstein“) bei Hilmsen. Abgerufen am 2. Juni 2023.
- ↑ Peter Wilhelm Behrens: Graf Siegfried von Osterburg und Altenhausen resigniert viele Dörfer und Grundstücke in der Altmark 1238. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1841, S. 48 (Digitalisat ).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 103 (Digitalisat).
- ↑ Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 406 (uni-potsdam.de ( vom 22. März 2019 im Internet Archive)).
- ↑ Anton Friedrich Büsching: Vollständige Topographie der Mark Brandenburg. Verlag der Buchhandlung der Realschule, Berlin 1775, S. 120 (Digitalisat ).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Berlin 1804, S. 376 (Digitalisat ).
- ↑ Generalbericht für 1843. 2. Aus der Periode der Kegelgräber. In: Johann Friedrich Danneil (Hrsg.): Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 7. Jahresbericht, 1844, S. 8 (Digitalisat ).
- ↑ a b Maximilian Mewes: Die jastorfzeitlichen Gräber von Hilmsen, Altmarkkreis Salzwedel (= Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 98). 2021, ZDB-ID 2944368-4, S. 211–293. doi:10.11588/jsmv.2021.1.81482
- ↑ Hartmut Bock: 40 Jahre Ausgrabungen der Jungen Archäologen der Altmark (= Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Kleine Hefte zur Archäologie in Sachsen-Anhalt. Heft 9). 2012, DNB 1020717920, S. 7–9, Hilmsen, ehemaliger Kreis Salzwedel.
- ↑ a b Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski, Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 220–223.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 357, 361 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 156 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ a b Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
- ↑ a b Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
- ↑ Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 98 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Diesdorf. In: ekmd.de. Abgerufen am 2. Juni 2023.
- ↑ Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 14 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 19. August 2021.
- ↑ Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 187.
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt I. Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 414.
- ↑ a b Lothar Mittag: Sagenhafte Steine. Großsteingräber, besondere Steine und Steinkreuze in der altmärkischen Sagenwelt (= Schriften zur Regionalgeschichte der Museen des Altmarkkreises Salzwedel. Band 5). 2006, ISBN 3-00-020624-8, S. 56–57, Hilmsen. Der Glocken- oder Küsterstein.
- ↑ Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band 2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S. 149, Sage vom Küsterstein bei Hilmsen (Digitalisat ).
- ↑ a b Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band 2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S. 143, Die Hünen oder Riesen (Digitalisat ).