Humoreske
Die Humoreske ist in der Literatur die Gattungsbezeichnung einer humoristischen Erzählung oder Kurzgeschichte und in der Musik die Bezeichnung für ein kurzes, heiteres, lustiges oder komisches Instrumentalstück.
Die Humoreske in der Literatur
BearbeitenDer Begriff der Humoreske entstand im 1. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts und wurde analog zu den Begriffen Groteske, Burleske und Arabeske gebildet. Die Humoreske war anfangs eine kurze, heitere, harmlose, liebenswürdige, versöhnliche und humoristische Geschichte, die oft Begebenheiten aus dem bürgerlichen und etablierten Alltag aufgriff, und daher in bürgerlichen Verhältnissen spielt. Seit den 1820er Jahren werden auch humoristische und zunehmend satirische Romane (humoreske Romane) als Humoresken bezeichnet.
Klassische Vertreter des humoresken Romans sind Jean Paul, Adolf Stern, Henry Fielding, und Charles Dickens.
Die Humoreske in der Musik
BearbeitenJoseph Küffner führte 1837 den Begriff mit seiner Humoreske D-Dur op. 276, einer Walzerfolge mit Introduction und Finale, erstmals in die Musik ein.[1] Robert Schumanns Humoreske op. 20 von 1839 zeigte dagegen in Anlehnung an Jean Paul einen direkten Bezug zur Literatur. Schumann konnte sich unter der Bezeichnung des Humoristischen kompositorische Freiheiten gestatten und sein Werk von überkommenen Formregeln befreien.
Als weitere Haupteigenschaften der Gattung Humoreske gelten neben der Kürze und dem heiteren Charakter des Tonstücks dessen Tiefsinn und Kontrastreichtum. Die Humoreske wurde besonders in der Musik des 19. Jahrhunderts gepflegt und meist für Klavier komponiert. Vorformen der Humoreske sind das Scherzino und die Burleske.
Der Begriff wurde von weiteren Komponisten übernommen, beispielsweise:
- Antonín Dvořák, Humoresken Op. 101
- Edvard Grieg, Humoresken, Op. 6
- Engelbert Humperdinck, Humoreske E-dur für Orchester
- Georg Schumann, u. a. Humoreske in Variationsform, Gestern Abend war Vetter Michel hier Op. 74 (Orchester-Humoreske)
Literatur
BearbeitenDie Humoreske in der Literatur
- Reinhold Grimm: Begriff und Gattung Humoreske. In: Jahrbuch der Jean Paul Gesellschaft. 3, 1968, ISSN 0075-3580, S. 145–164.
- Dieter Burdorf, Christoph Fasbender, Burkhard Moennighoff (Hrsg.): Metzler Literatur Lexikon. Begriffe und Definitionen. 3. völlig neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart u. a. 2007, ISBN 978-3-476-01612-6.
- Anton Tschechow: Humoresken und Satiren. 2 Bände. Herausgegeben und übersetzt von Peter Urban. Diogenes, Zürich 2001, ISBN 3-257-06266-4.
Die Humoreske in der Musik
- Bernhard Appel: R. Schumanns Humoreske für Klavier op. 20. Zum musikalischen Humor in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung des Formproblems. Dissertation. Universität Saarbrücken, Saarbrücken 1981.
Weblinks
BearbeitenDie Humoreske in der Literatur
- Carl Maria Seyppel, Schlau, schläuer, am schläusten, Ägyptische Humoreske, niedergeschrieben und abgemalt 1315 Jahre vor Christus von C. M. Seyppel, Hofmaler und Poet seiner Majestät des Königs Rhampsinit III, Memphis, Mumienstraße No 35, 3 Etage, 4x Klingeln, ausgegrabenes Buch, Düsseldorf, Bagel, 1882.
Die Humoreske in der Musik
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Matthias Henke: Küffner, Joseph (Georg). In Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite, neubearbeitete Ausgabe, Personenteil 10, Kassel et altera 2003, Spalte 801.