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Kornblume

Art der Gattung Flockenblumen (Centaurea)

Die Kornblume (Centaurea cyanus), auch Zyane (von gleichbedeutend lateinisch Cyanus[1]) und Blaue Kornblume genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Centaurea innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Kornblume

Kornblume (Centaurea cyanus)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Carduoideae
Tribus: Cynareae
Gattung: Flockenblumen (Centaurea)
Art: Kornblume
Wissenschaftlicher Name
Centaurea cyanus
L.

Beschreibung

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Illustration aus Nordens Flora
 
Laubblätter und Stängel
 
Im knospigen Zustand sind die Hüllblätter gut erkennbar
 
Blütenkorb im Detail, von der Seite sind die Hüllblätter gut erkennbar
 
Achänen mit Pappusborsten

Erscheinungsbild und Blatt

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Die Kornblume ist eine einjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 100 Zentimetern erreicht. Der aufrechte, kantige, einfache oder bis im oberen Bereich verzweigte Stängel ist locker filzig behaart.[2][3]

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind mehr oder weniger locker grau filzig behaart. Bei den untersten Stängelblättern ist die Blattspreite bei einer Länge von 3 bis 10 Zentimetern linealisch-lanzettlich mit spitzem oberen Ende oder manchmal fiederspaltig.[4] Ihr Blattrand ist einfach oder besitzt entfernt linealische Blattlappen. Die übrigen Stängelblätter sind linealisch und meist ganzrandig; meistens sind sie nach oben hin nicht deutlich kleiner, außer denen direkt unter den Blütenständen.[2] Die unteren Stängelblätter können kurz gestielt sein, die mittleren und oberen sind sitzend.[3]

Blütenstand, Blüte und Frucht

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In einem offenen, gerundeten bis mehr oder weniger abgeflachten zymösen Gesamtblütenstand stehen über Blütenstandsschäften die körbchenförmigen Blütenstände. Das Involucrum ist bei einer Höhe von 12 bis 16 Millimetern glockenförmig. Die anfangs filzig behaarten und dann verkahlenden Hüllblätter sind am Rand und an den aufrechten Anhängseln trockenhäutig, dunkelbraun bis schwarz, die mit etwa 1 Millimeter langen Zähnen gefranst sind. Die äußeren Hüllblätter liegen eng an und sind grün gefärbt[4] und eiförmig. Die inneren Hüllblätter stehen lockerer, sind violett überlaufen[4] und länglich. Ihre Anhängsel sind dreieckig, schwarz, beiderseits wie Kämme gefranst mit auf jeder Seite 4 bis 7 weniger als einen Millimeter langen Fransen.[3] Der flache Körbchenboden besitzt keine Spreublätter. Die diskusförmigen Blütenkörbchen enthalten 25 bis 35 Röhrenblüten.[2][5]

Die Röhrenblüten sind unterschiedlich blau, können aber auch weiß, rosa- oder purpurfarben sein. Die am Rand der Körbchen stehenden Röhrenblüten sind steril, ihre Krone ist auffallend auf eine Länge von 20 bis 25 Millimetern vergrößert, deutlich zygomorph mit fünflappigem, selten bis zu achtlappigem oberen Ende. Die im inneren des Blütenkorbes stehenden Röhrenblüten sind fertil und ihre Krone ist 10 bis 15 Millimeter lang.[2][5]

Die strohfarbenen oder silbergrauen, fein behaarten Achänen sind 4 bis 5 Millimeter lang. Der Pappus besteht aus ungleichen, steifen Borsten, die mit einer Länge von 1 bis 4 Millimetern[5] meist kürzer als die Achäne sind.[2]

 
Pollen der Kornblume (400-fache Vergrößerung)

Chromosomensatz

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Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 12; bei Centaurea cyanus liegt Diploidie mit Chromosomenzahl von 2n = 24 vor.[4][6]

Ökologie

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Entweder überwintert Centaurea cyanus als Frucht, keimt im Frühjahr und stirbt schließlich nach der Fruchtbildung im Herbst desselben Jahres ab (sommerannuell), oder aber sie keimt bereits im Herbst, überwintert als Jungpflanzen, blüht im Frühjahr und stirbt nach der Fruchtbildung ab (winterannuell).

 
Hummeln an einer Kornblumen-Sorte

Blütenökologisch handelt es sich bei diesem Korbblütengewächs um den „Körbchenblumentyp“. Ihre Blaufärbung erhalten die Blütenkronen vom Anthocyanidin und dem sehr empfindlichen Cyanidin. Letzterer Farbstoff ist eigentlich rot, erscheint hier aber auf Grund eines Eisen-Magnesium-Kalzium-Komplexes blau.[7] Die Blütenblätter fluoreszieren unter Ultraviolettstrahlung und fallen dadurch schon von Weitem auf. Die randständigen Röhrenblüten sind als Schaublüten vergrößert, sie sind strahlend tiefblau und steril. Die Staubfäden sind leicht reizbar: Bei einer Berührung werden sie durch plötzlichen Zellunterdruck (Turgorverlust) entspannt, biegen sich dadurch knieförmig nach außen und ziehen den Staubbeutelring nach unten. Der feststehende Griffel schiebt dann den nach innen entleerten Pollen aus der Staubbeutelröhre nach dem „Lampenputzer-Prinzip“ heraus. Bereits nach einer Minute sind die Staubfäden erneut reizbar. Die Bestäuber sind beispielsweise Hautflügler, Schwebfliegen und Tagfalter. Der maximale Besuch von Bienen erfolgt vormittags gegen 11 Uhr. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis September/Oktober (Überwinternde Exemplare blühen bereits ab Mai).[8]

Die Achänen besitzen einen basalen Ölkörper; dies dient der Ausbreitung durch Ameisen (Myrmechorie). Die Haare des Pappus sind hygroskopisch und daher bei Trockenheit spreizend. Dadurch können sie der Windausbreitung unterliegen; es kann aber auch zur Selbstausbreitung der Achänen kommen: Als „Bodenkriecher“ oder, indem sie als „Bohrfrucht“ in den Boden eindringen. Daneben erfolgt eine Zufallsausbreitung durch den Menschen mit Saatgut. Die Fruchtreife liegt zwischen Juli und November. Die langlebigen Samen enthalten bis zu 28 % fettes Öl.[8]

Die Kornblume wird vom Rostpilz Puccinia cyani mit Spermogonien, Uredien und Telien befallen.[9] Auch ein Befall der Pilze Bremia lactucae und Erysibe cichoriacearum wurde beobachtet.[3] Zoocecidien, die durch Urophora eriolepis hervorgerufen wurden, wurden beobachtet.[3]

 
Kornblumen als Wildkraut in einem Rapsfeld

Vorkommen

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Das weite archäophytische Verbreitungsgebiet von Centaurea cyanus reicht von Finnland sowie von Belgien über Luxemburg bis Deutschland und Ungarn nach Tschechien, Slowenien, Serbien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Montenegro, Albanien, Moldawien, Mazedonien sowie Griechenland und von den baltischen Staaten über Belarus, Polen, Ciscaucasien, Georgien, Armenien bis Aserbaidschan und von der Türkei bis in den nördlichen Irak und von Spanien (inklusive Balearen) über Portugal und Frankreich nach Italien (inklusive Sardinien, Sizilien).[10] Nach POWO kann sie als ursprünglich gelten in Italien, Sizilien, im früheren Jugoslawien, in Albanien, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, in der Türkei, in der Ägäis und im Gebiet von Libanon und Syrien.[11] Sie kommt in Tirol bis 1600 Meter, im Kanton Wallis bis 1675 Meter, in Graubünden bei Arosa bis 1780 Meter Meereshöhe vor.[3]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+w+ (frisch aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[12]

Die Kornblume gehört nicht zu den ursprünglich in Mitteleuropa einheimischen Pflanzen. Seit dem Neolithikum (der jüngeren Steinzeit um 7500 v. Chr.) ist sie als Kulturfolger bzw. Kulturbegleiter nachgewiesen, ursprünglich kommt sie aus dem östlichen Mittelmeergebiet.[13] Sie ist vermutlich mit Saatgut aus dem Mittelmeerraum unbewusst eingeführt worden (so genannte Speirochorie) und zählt damit zu den hemerochoren Pflanzen. Seitdem der Mensch Ackerbau betreibt, ist die Kornblume eine ständige Begleiterin von Getreidefeldern. Sie ist eine Charakterart der Ordnung Centauretalia cyani.[14]

In vielen Gebieten der Welt ist Centaurea cyanus ein Neophyt.[10]

Ihr gehäuftes Auftreten am Rande von Kornfeldern hat ihr bereits im Mittelalter ihren Trivialnamen verliehen. Doch auch an Schuttplätzen und recht trockenen Standorten ist die Kornblume stellenweise zu finden, wobei sie an letzteren Orten meist mit Kamille und Klatschmohn (wie die Kornblume ein Symbol hochsommerlicher Getreideäcker[15]) zusammen anzutreffen ist. Lange Zeit war sie durch Überdüngung der Felder selten geworden und durch Unkrautbekämpfung mit Herbiziden von vielen ihrer Standorte verdrängt worden. Sie ist ein Bioindikator, der anzeigt, wie stark die Felder in vergangenen Jahren gedüngt wurden. Heutzutage ist sie wieder häufiger anzutreffen.

Taxonomie

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Die Erstveröffentlichung von Centaurea cyanus erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 911.[16] Synonyme für Centaurea cyanus L. sind: Cyanus segetum Hill, Centaurea cyanocephala Velen., Centaurea pulchra DC., Centaurea segetalis Salisb., Centaurea umbrosa Huet & Reut.,Centaurea cyanus L., Jacea segetum Lam., Leucacantha cyanus (L.) Nieuwl. & Lunell.[17][10]

Namensgebung und Mythologie

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Durch ihre auffallend hellblauen (cyanen) Blüten hat sie den Trivialnamen Zyane und das Artepitheton erhalten. Der deutsche Trivialname Kornblume ist wie die lateinische Bezeichnung als Flores frumentor („Kornblumen“)[18] seit dem 15. Jahrhundert nachgewiesen und bezieht sich auf die Tatsache, dass es sich um ein Getreideunkraut handelt.[19]

Hippokrates, der berühmte griechische Arzt, benutzte den Namen für blaublühende Arten, wohl der Enziangewächse. Er leitet sich von Kentaureios = „zu den Kentauren gehörig“ ab. Carl von Linné hat diesen Namen Centaurea auf die Gattung übertragen. Er leitet sich möglicherweise vom Centauren Chiron ab, der eine Wunde am Fuße des Helden Achilles geheilt haben soll. Friedrich Schiller greift in einer seiner Xenien das weitverbreitete Bild von Ceres, der römische Göttin der Ernte auf, die mit ihnen im Haar diese Blumen streute.[20]

Für die Kornblume bestehen und bestanden, zum Teil auch nur regional, auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Blaufruchtblust, Blaumütze (Bremen, Dithmarschen), Bloch Kühreblome (Siebenbürgen), Chorenpluem (althochdeutsch), Flessän-Durt (Siebenbürgen), Hunger (Altmark), Hungerblom (Altmark), Karenbloimeken (Göttingen), Karnblume (Grafschaft Mark), Kleinblume, Korenblum (mittelhochdeutsch), Kooreblome (Unterweser, Ostfriesland), blau Kornnägelein (Memmingen), Kürnbleamen (Siebenbürgen), Kwast (Westfalen bei Marsberg), Rockenblum (mittelhochdeutsch), Roggeblöme (Ostfriesland), Roggenblom (Altmark), Roggenblume (Ostpreußen), Rogghebloem (Köln, bereits 1505 erwähnt), Ruschelinc (mittelhochdeutsch), Schanelke (Ostfriesland), Schneider (Österreich), blaue Schneider (Österreich), Sechel (Mecklenburg), Sichelblume (Schwaben, Schlesien), Strämpsen (Delmenhorst), Thremse, Trämpst (Münsterland), Trehms (Hamburg, niederdeutsch), Trembsen (Pommern, Rostock, Delmenhorst), Tremisse (Bremen), Trempen, blagen Trems (Mecklenburg, Hamburg), Tremse (Göttingen), Weydblum (mittelhochdeutsch), Weitblum (mittelhochdeutsch), Zachariasblume, Ziegebock und Ziegenbein (Schlesien).[21]

Bis ins 20. Jahrhundert wurden Zubereitungen aus den Blüten bei Fieber, gegen Husten und Brustleiden, Menstruationsstörungen, Weißfluss, Obstipation sowie als schleimlösendes und harntreibendes Mittel, zur Anregung des Appetits und der Funktion von Leber und Galle eingesetzt. Ebenso wurde die Droge zur Herstellung von Augenwässern bei Augenentzündungen und Augenbindehautkatarrhen genutzt, wie auch für Waschungen des Haarbodens bei Kopfgrind und zur Bekämpfung von Schuppenbildung. Die Kommission E bewertete Kornblumenblüten (Cyani flos) 1989 negativ, da es für die beanspruchten Indikationsgebiete keine wissenschaftlichen Belege gibt.[22] In Tees werden getrocknete Kornblumenblüten als Schmuckdroge eingesetzt, beispielsweise in der Mischung Lady Grey.[23] Selten werden sie auch in Kosmetika eingearbeitet.

In der Imkerei ist die Kornblume aufgrund des hohen Zuckergehalts ihres Nektars (34 %) und seines hohen Zuckerwerts (bis zu 0,20 mg Zucker/Tag je Blüte) eine geschätzte Nebentracht.[24]

Einige Sorten werden als Zierpflanze verwendet.[25][2] Weisse und rotblühende Formen waren schon im Mittelalter in Kultur.[3]

Deutschland

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Im Mittelalter war die Kornblume als Marienblume bedeutsam, sie findet sich so auf gotischen Flügelaltar-Bildern und anderen Abbildungen. Um 1800 erfuhr die Kornblume in Deutschland einen grundlegenden Bedeutungswandel. Von einem gefürchteten Ackerunkraut wandelte sie sich zum Symbol einer neuen Natürlichkeit und mit der Mythenbildung um die 1810 jung verstorbene Königin Luise zur „preußischen Blume“. Den entscheidenden Anstoß für den Kornblumenkult des 19. Jahrhunderts hatte Luises Sohn – der spätere Kaiser Wilhelm I. – gegeben, der in Erinnerung an seine Kindheit die preußisch blaue Kornblume zu seiner Lieblingsblume[26] erklärt hatte. Wilhelms Vorliebe soll auch auf seine Tochter Luise zurückgehen, die mit Sträußen und Kränzen das Arbeitszimmer ihres Vaters schmückte.[27] Preußisch Blau bezog sich hier auf den Farbton der Uniformröcke.

Als politisches Symbol fand die Kornblume in Deutschland (im Gegensatz zu Österreich) nur geringe Verwendung. Um 1910 kamen Kornblumentage auf, an denen junge Mädchen (Papier)-Kornblumen zugunsten bedürftiger Veteranen verkauften.

Die 1909 gegründete, zum völkisch-antisemitischen Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband gehörende Jugendorganisation Fahrende Gesellen nutzte – mit Bezug auf die österreichische Schönerer-Bewegung – die Kornblume als Bundeszeichen.[28][29] Der 1948 wiedergegründete Bund Die Fahrenden Gesellen. Bund für deutsches Leben und Wandern führt als Symbol der Kontinuität die Kornblume in seinem Abzeichen.[29]

Seit der Mitte der 1920er Jahre nutzte der Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA) die Kornblume in seiner Symbolik. 1933 wurde sie offizielles Symbol des jetzt großdeutsch orientierten VDA, der sie in seiner Zeitschrift als „Überliefertes Sinnbild der Schutzarbeit“ und „Symbol des Volkstumkampfes“ bezeichnete. In stark stilisierter Form nutzt der inzwischen in Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland umbenannte VDA die Kornblume bis heute als Logo.[30]

Die Kornblume gilt auch als Symbol der Ungarndeutschen bzw. Donauschwaben. Die Kornblume war deshalb auch das Zeichen der 22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division „Maria Theresia“, die überwiegend aus Ungarndeutschen bestand.

Im November 2018 erschien der Berliner Abgeordnete der AfD Andreas Wild bei der Gedenkstunde im Abgeordnetenhaus zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht und im Anschluss am Holocaust-Mahnmal mit einer blauen Kornblume am Revers seines Jacketts, wodurch sich viele der Anwesenden provoziert fühlten.[31] Wild äußerte dazu gegenüber Bild, dass das Tragen der Blume „keine Absicht“ gewesen sei.[32] Am 29. November 2018 trug er trotzdem wieder eine Kornblume bei einer Sitzung des Berliner Abgeordnetenhaus, die er erst nach dem zweiten Ordnungsruf entfernte.[33] Der AfD-Politiker André Poggenburg verzierte seinen Twitter-Account mit Kornblumen[34] und versah das Logo der von ihm im Januar 2019 angekündigten Parteigründung des Aufbruch deutscher Patrioten mit dem Symbol.[35][36]

Österreich

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Die Kornblume wurde bei den regelmäßigen Kuraufenthalten des deutschen Kaisers Wilhelm I. in Österreich-Ungarn von der Bevölkerung zur Schmückung von Kleidung und Häusern verwendet. Dies führte dazu, dass die Preise der Blume deutlich anstiegen und auch auf Kunstblumen ausgewichen werden musste.[26][37][38]

 
Abzeichen des Alldeutschen Vereins „Schönerer“

Die Kornblume galt ab Ende des 19. Jahrhunderts als ein Symbol der deutschnationalen Bewegungen. Ein Teil davon war die sogenannte Schönerer-Bewegung in Österreich. In Schönerers Partei Alldeutsche Vereinigung, welche antisemitische und großdeutsche Positionen vertrat, sah man die Kornblume als Symbol der deutschen Treue an.[39] Weil diese auch für eine Auflösung Österreich-Ungarns zugunsten des Deutschen Reichs eintraten, wurde das Tragen der Kornblume von den österreichischen Behörden zeitweise unter Strafe gestellt und galt als „hochverräterisch“.[40] Da Schönerer als Vorbild Hitlers gesehen wird, gilt das Symbol der Kornblume als ideell belastet.[41] Auch in der Zwischenkriegszeit behielt die Kornblume ihren Status als Symbol des Dritten Lagers. So trugen die Abgeordneten der deutschnationalen Parteien bei der Angelobung nach der ersten österreichischen Nationalratswahl 1920 die Kornblume als Boutonniere, während sich die Christlichsozialen mit einer weißen Nelke und die Sozialdemokraten mit einer roten Nelke schmückten.[42] Von 1933 bis 1938 war die Kornblume ein Erkennungszeichen der damals illegalen Nationalsozialisten.[41][43]

Zu den konstituierenden Sitzungen des österreichischen Nationalrates zwischen 2006 und 2013 trugen die Abgeordneten der FPÖ neben der üblichen weiß-roten Schleife die Kornblume.[41] Die FPÖ-Mandatare trugen es als Symbol für das Dritte Lager und der Freiheitsbewegung von 1848, in deren Tradition sich die FPÖ sieht.[41][44] Diese Erklärung wurde von Historikern wie Lothar Höbelt und Oliver Rathkolb angezweifelt, welche keine Belege dafür finden konnten, dass die Kornblume das Symbol der Freiheitsbewegung von 1848 sei. Rathkolb sah es als Zeichen für die antisemitische Schönerer-Bewegung.[45] Norbert Hofer (FPÖ) riet FPÖ-Politikern im Jahr 2016 zum Verzicht auf die Kornblume, um Erklärungsbedarf zu vermeiden.[46] Bei der konstituierenden Sitzung am 9. November 2017 trugen die FPÖ-Abgeordneten die Alpenblume Edelweiß.[47]

 
Das Logo der amerikanischen Steuben-Parade

In den USA wird die Kornblume (cornflower) als offizielles Symbol der jährlich stattfindenden Steuben-Parade verwendet, mit der deutschstämmige Amerikaner an ihre Wurzeln erinnern wollen.

Die Liberale Partei Belgiens verwendete ab 1878 die Kornblume auf Grund der vom Wahlgesetz zugewiesenen blauen Farbe als Wahrzeichen der Partei.[48]

Schweden

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In Schweden ist die Kornblume die Landschaftsblume von Östergötland, das Signum der Wahlrechtsbewegung des späten 19. Jahrhunderts und heute das Parteisymbol der Partei Die Liberalen. Ähnliche Parteisymbole haben ihre Schwesterparteien auf Åland und in Finnland.

Die Kornblume ist seit 1968 die Nationalblume Estlands.[49] Auch ist sie Symbol der Estnischen Konservativen Volkspartei – EKRE.

Frankreich

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Bleuet de France

In Frankreich gilt die Bleuet de France („Kornblume Frankreichs“) als Symbol des Gedenkens an die zahllosen Opfer des Krieges, insbesondere an die der beiden Weltkriege. Die Träger solidarisieren sich mit Veteranen, Witwen und Waisenkindern.

2018 brachte die französische Zentralbank die 2-Euro-Gedenkmünze Le Bleuet de France, fleur de mémoire et solidarité 1918–2018 heraus, auf der als zentrales Motiv eine geometrisch stilisierte Kornblume abgebildet ist.

Russland

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In Russland steht in der Kunstszene ein Kranz aus blauen Kornblumen für Fyodor Basmanov, den mutmaßlichen Liebhaber des Zaren Iwan des Schrecklichen.[50]

Eine stilisierte Kornblume ist das Logo der Modemarke Joop!.

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Kornblume (Centaurea cyanus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikispecies: Kornblume – Artenverzeichnis
Wiktionary: Kornblume – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 140.
  2. a b c d e f David J. Keil & Jörg Ochsmann: Centaurea.: Centaurea cyanus - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 19: Magnoliophyta: Asteridae, part 6: Asteraceae, part 1 (Mutisieae–Anthemideae). Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-530563-9, S. 184 (englisch).
  3. a b c d e f g Gerhard Wagenitz et al.: Familie Compositae II. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage Band VI, Teil 3, Seite 961–965. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg 1987. ISBN 3-489-86020-9
  4. a b c d Centaurea cyanus L., Korn-Flockenblume. auf FloraWeb.de zuletzt abgerufen am 24. Februar 2013
  5. a b c David J. Keil: Eintrag bei Jepson eFlora. zuletzt abgerufen am 24. Februar 2013
  6. Centaurea cyanus bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  7. Masaaki Shiono, Naohiro Matsugaki, Kosaku Takeda: Phytochemistry: Structure of the blue cornflower pigment. In: Nature, Volume 436, 2005, S. 791: Volltext-online. doi:10.1038/436791a
  8. a b Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  9. Peter Zwetko: Die Rostpilze Österreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. Wien 2000, (PDF; 1,8 MB).
  10. a b c Centaurea cyanus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 23. Februar 2013.
  11. Datenblatt Centaurea cyanus bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  12. Centaurea cyanus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 4. Mai 2023.
  13. Datenblatt der Uni Marburg. zuletzt abgerufen am 24. Februar 2013
  14. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 972.
  15. Johann Kellner: Kornblume. In: Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 133.
  16. Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  17. Centaurea cyanus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 23. Februar 2013.
  18. Ute Obhof: Rezeptionszeugnisse des „Gart der Gesundheit“ von Johann Wonnecke in der Martinus-Bibliothek in Mainz – ein wegweisender Druck von Peter Schöffer. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 25–38, hier: s. 36.
  19. "Leitunkräuterübersicht" bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft [1]
  20. "Ceres streute mich selbst aus mit der goldenen Saat", in: Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 1, München 1962, Xenien, S. 317, Zitat hier [2]
  21. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 86 f. (online).
  22. Bundesanzeiger vom 2. März 1989, Heftnummer 43, ATC-Code A13.
  23. B. Rahfeld: Mikroskopischer Farbatlas pflanzlicher Drogen, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1. Auflage, 2009, ISBN 978-3-8274-1951-4, S. 156.
  24. Helmut Horn, Cord Lüllmann: Das große Honigbuch, Kosmos, Stuttgart, 3. Auflage, 2006, ISBN 3-440-10838-4, S. 31.
  25. Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-8331-1600-5, S. 207.
  26. a b Privatbesuch des deutschen Kaisers in Ischl. In: Morgen-Post. 24. Jg., Nr. 192, 15. Juli 1874, S. 2, Sp. 3 (Online [abgerufen am 16. November 2017]): „Die Appartements, welche der deutsche Kaiser in Ischl bewohnt, werden als geschmackvoll möbliert und mit Komfort ausgestattet geschildert. Als kleine Aufmerksamkeit für den Kaiser sind in jedem Salon Bouquets aus der Lieblingsblume des Kaisers: der Kornblume postirt.“
  27. Die Kornblume des deutschen Kaisers. In: Neuigkeits-Welt-Blatt. Jahrgang 1878, Nr. 204, 5. September 1878, S. 4. Bogen, Sp. 3 (Online [abgerufen am 16. November 2017]).
  28. Weißmann: Schwarze Fahnen, Runenzeichen, Düsseldorf 1991, S. 38
  29. a b Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Band 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen, de Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-598-24078-2, S. 240–243, insb. S. 241.
  30. Hans-Werner Retterath: Von 'deutscher Treue' bis zur 'deutschen Weltgeltung'. Zur Symbolik der auslanddeutschen Kulturarbeit in der Zwischenkriegszeit am Beispiel der Institutionsabzeichen. In: Rolf Wilhelm Brednich / Hans Schmitt (Hrsg.): Symbole – Zur Bedeutung der Zeichen in der Kultur. 30. Deutscher Volkskundekongreß in Karlsruhe vom 25. bis 29. September 1995. Münster 1997, ISBN 3-89325-550-8, S. 408–421; Übersicht der VDA-Logos auf S. 419
  31. Pogromgedenken in Berlin. Grüne werfen AfD-Mann „widerliche Provokation“ vor. In: Berliner Zeitung. 8. November 2018, abgerufen am 9. November 2018.
  32. https://www.bild.de/regional/berlin/berlin-aktuell/eklat-um-nazi-symbol-bei-afd-politiker-waehrend-holocaust-gedenken-58314796.bild.html
  33. Philippe Debionne: Eklat im Abgeordnetenhaus Andreas Wild trägt Kornblume - Zeichen gilt als Nazi-Symbol in Berliner Zeitung, 29. November 2018
  34. André Poggenburg sagt es durch die blaue Kornblume. In: faz.net. 9. Januar 2019, abgerufen am 11. Januar 2019.
  35. Poggenburg und Co. gründen "Aufbruch deutscher Patrioten". In: Freie Presse. 11. Januar 2019, abgerufen am 11. Januar 2019.
  36. André Poggenburg und die Kornblume. In: Frankfurter Rundschau. 11. Januar 2019, abgerufen am 11. Januar 2019.
  37. Privattelegramme des „Pr. Tagblatt.“ In: Prager Tagblatt. Beilage zum „Prager Tagblatt“. II. Jg., Nr. 209, 30. Juli 1878, S. 5, Sp. 2 (Online [abgerufen am 16. November 2017]): „Das tragen der Kornblumen ist hier so allgemein, daß eine Kornblume bereits achtzig Kreuzer kostet.“
  38. Wildbad Gastein. In: Die Hausfrau. Blätter für Haus und Wirtschaft. Mit dem Beiblatte: Allgemeines Bade-Blatt für die Frauenwelt. IV. Jg., Nr. 21, 30. Juli 1880, S. 3, Sp. 1 (Online [abgerufen am 16. November 2017]): „Aus diesem Kurorte wird uns geschrieben: Die Kornblume ist wieder en vogue. Zwei Drittel der hiesigen Badebevölkerung ist damit geschmückt und die blaue, duftlose Blume ist durch den Massenconsum höher im Preise gehalten, als das Edelweis [...] Die Herren tragen blaue Büschel in den Knopflöchern, die Damen am Busen, und wo die natürliche Blüthe nicht ausreicht, muß die künstliche aushelfen.“
  39. Der Alldeutsche Abgeordnete Dr. Glöckner am 1. Juni 1898. Stenografische Protokolle des Abgeordnetenhauses, 14. Session, 20. Sitzung vom 1. Juni 1898, S. 1390
  40. Robert Michels: Zur historischen Analyse des Patriotismus, Archiv für Sozialwissenschaft 36/1913 S. 417
  41. a b c d Anklänge an illegale NSDAPler (Memento des Originals vom 9. März 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.orf.at, ORF, 30. Oktober 2006
  42. Bludenzer Anzeiger, 13. Nov. 1920, S. 2.
  43. "Im Dunstkreis der blauen Blüte", mit aussagen der Historiker Lothar Höbelt und Oliver Rathkolb
  44. Blaue Kornblume in FPÖ-Revers: ORF.at ortet Anklänge an "illegale NSDAPler" - derstandard.at/2641809/Blaue-Kornblume-in-FPOe-Revers-ORFat-ortet-Anklaenge-an-illegale-NSDAPler. In: Der Standard. 3. November 2006, abgerufen am 26. April 2016.
  45. Im Dunstkreis der blauen Blüte. Im Kurier, 12. Mai 2016
  46. Hofer rät FPÖ-Politikern zum Verzicht auf Kornblume orf.at, 30. November 2016, abgerufen am 30. November 2016.
  47. FP-Abgeordnete tragen Edelweiss. 8. November 2017, abgerufen am 9. November 2017.
  48. Parteiwahrzeichen der Liberalen Liste. In: Grazer Volksblatt. 11. Jg., Nr. 155, 10. Juli 1878, S. 2 (Online [abgerufen am 16. November 2017]): „Charakteristisch ist, daß der ‘Liberalismus’ hier zu Lande nunmehr die blaue Kornblume als Wahrzeichen der Partei erwählt hat, im Anschlusse an die durch das neue Wahlgesetz der ‘liberalen’ Liste zugestandene blaue Farbe.“
  49. Eesti rahvuslik sümboolika (Memento vom 9. Juni 2013 im Internet Archive) (estnisch), abgerufen am 19. April 2012
  50. Н.М. Карамзин. История государства Российского. Том 9. Глава 3. Продолжение царстования Иоанна Грозного. Г. 1569-1572. Abgerufen am 14. Mai 2019.