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Larry Siedentop

US-amerikanischer Politikwissenschaftler

Larry Alan Siedentop CBE (* 24. Mai 1936 in Chicago; † 13. Juni 2024[1]) war ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler, Historiker und Philosoph. Er war Inhaber des ersten Lehrstuhls für Ideengeschichte an der Universität von Sussex in Falmer; er lehrte als Fellow politische Philosophie am Keble College der Oxford-Universität in Oxford und verfasste grundlegende Schriften zur westlichen Demokratie.

Larry Siedentop (2013)

Leben und Wirken

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Siedentop wuchs in einer niederländisch-deutschen Familie auf, die der calvinistischen Kirche angehörte. Er studierte zuerst an der Universität von Harvard, und 1948 zog er weiter nach Oxford. Er beschäftigte sich besonders mit dem französischen Liberalismus des 19. Jahrhunderts und wurde ein ausgewiesener Kenner des französischen politischen Denkens. Er ist auch ein Biograph von Alexis de Tocqueville und Autor des im Jahr 2000 erschienenen Buches Democracy in Europe, das 2002 ins Deutsche übersetzt wurde. Darin vergleicht er die europäische Demokratie und Einigung mit der Entwicklung des US-amerikanischen Bundesstaates.[2] Er wirkte auch bei der Financial Times mit. 2014 erschien sein jüngstes Werk Inventing the Individual. The Origins of Western Liberalism, das 2015 in deutscher Übersetzung auf den Markt kam. Er ist auch ein Gesellschafts- und Kulturkritiker und bemängelt die Abwesenheit von Religion in der Nachkriegszeit und das damit verbundene historische Unverständnis. Denn eine Aufgabe von Gottesdiensten und Verkündigung sei auch das Stellen von entscheidenden Grundsatzfragen gewesen.[3]

Die Erfindung des Individuums. Der Liberalismus und die westliche Welt

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Siedentop beschreibt, begründet und belegt in seinem 476-seitigen Buch, dass der westliche Liberalismus und Säkularismus aus christlichen Glaubensinhalten wie Gleichheit und Freiheit entstanden sei. Durch Nächstenliebe und Überzeugungskraft habe sich der christliche Glaube im spätrömischen Reich ausgebreitet und die europäische Kultur danach maßgeblich geprägt. Kirchen und Klöster hätten nebst Bildung auch Gleichheit und Individualität der Personen vorangetrieben und die antike Familienstruktur unter der autoritären Führung des Pater familias mit ihrer religiös motivierten Ungleichheit aufgebrochen. Diese über lange Zeiträume errungenen moralischen Werte würden heute durch Fundamentalismus und autoritäre Regimes gefährdet.

Siedentop verweist für die Antike vorwiegend auf das Werk Der antike Staat des französischen Historikers Fustel de Coulanges, für das Frühchristentum auf den irischen Historiker und Augustinus-Spezialisten Peter Brown und für das Mittelalter auf den französischen Schriftsteller François Guizot. Mit seinen Thesen hat er große Resonanz gefunden, einerseits durch breite Zustimmung, andererseits durch Kritik und Ablehnung. Kritiker haben ihm vorgeworfen, zu viele Sekundärquellen benutzt zu haben, doch Siedentop begründete seine Wahl der Quellen.[4][5][6][7][8][9]

Schriften

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  • Tocqueville, 1994
  • Francois Guizot, The History of Civilization in Europe. Edited with an introduction by Larry Siedentop, 1997
  • Democracy in Europe, Penguin Press 2000
  • Inventing the Individual: The Origins of Western Liberalism, Allen Lane, 2014, ISBN 0-713-99644-7
    • Die Erfindung des Individuums. Der Liberalismus und die westliche Welt, Klett-Cotta, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-608-94886-8
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Commons: Larry Siedentop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Nachruf. In: telegraph.co.uk. 13. Juni 2024, abgerufen am 26. Juni 2024 (englisch).
  2. Larry Siedentop: Demokratie in Europa, gesammelte Rezensionen beim Perlentaucher
  3. Melanie McDonagh: People are looking for something to believe’: An interview with Larry Siedentop, Website Catholic Herald, 4. September 2020 (englisch)
  4. Guido Kalberer: Revolutionäres Christentum. Der amerikanische Philosoph und Politologe Larry Siedentop hebt die Bedeutung des christlichen Denkens für den westlichen Liberalismus hervor. Eine längst fällige Rehabilitation. Berner Zeitung 9. Januar 2016
  5. Clemens Klünemann: Rezensionen. (Memento vom 17. Februar 2016 im Internet Archive) Christ in der Gegenwart, 14. Februar 2016
  6. Buchkritik – Larry Siedentop – Die Erfindung des Individuums, InKulturA-online, 7. November 2015
  7. Anne Christin Klotz: Freiheit hat einen Grund. pro – Christliches Medienmagazin, Wetzlar Januar 2016, Seiten 12–13
  8. Die Erfindung des Individuums, in: Pro Zukunft, Ausgabe: 4/2015.
  9. Marc Schattenmann: Christliche Erfindung Liberalismus. In: Republik Debattenmagazin 3.2014. Abgerufen am 16. Juli 2021.