Nattenheim
Nattenheim ist eine Ortsgemeinde im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Bitburger Land an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 1′ N, 6° 31′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Eifelkreis Bitburg-Prüm | |
Verbandsgemeinde: | Bitburger Land | |
Höhe: | 375 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,93 km2 | |
Einwohner: | 598 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 86 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 54636 | |
Vorwahl: | 06569 | |
Kfz-Kennzeichen: | BIT, PRÜ | |
Gemeindeschlüssel: | 07 2 32 086 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Hubert-Prim-Straße 7 54634 Bitburg | |
Website: | bitburgerland.de | |
Ortsbürgermeister: | Klaus Dichter | |
Lage der Ortsgemeinde Nattenheim im Eifelkreis Bitburg-Prüm | ||
Geographie
BearbeitenNattenheim liegt auf der zum Gutland gehörenden Bickendorfer Hochfläche. Zur Gemeinde gehören auch die Wohnplätze Gersthof, Nattenheimer Mühle, Hof Lösenberg und Mühlenhof.[2]
Die größten Orte im Umfeld sind Bickendorf, Fließem und Rittersdorf. Die nächstgelegene Stadt ist die Kreisstadt Bitburg.
Geschichte
BearbeitenDas Areal um Nattenheim war schon in der Frühzeit besiedelt, was durch den Fund mehrerer historischer Gräber nachgewiesen werden konnte. Zum einen fand man nördlich des Ortes ein fränkisches Gräberfeld mit reich ausgestatteten Gruben[3] und zum anderen zwei römische Brandgräber[4] südlich von Nattenheim.
1875 wurde westlich der Römerstraße Trier–Köln, im Bereich des zu Fließem gehörenden Weilers Nattenheimer Barriere, ein römischer Umgangstempel mit fragmentarischer Bauinschrift und Kalksteinstatuette gefunden. Zudem entdeckte man hier auch zwei römische Meilensteine von 121 bzw. 139 n. Chr.[5]
Nattenheim wurde in einer Schenkungsurkunde von 759 als „Nathneim“ dem Kloster Echternach vermacht, später kam der Ort an die Abtei Prüm. Er zählte von der Teilung des Frankenreichs bis zur französischen Zeit zur Herrschaft Rittersdorf im Herzogtum Luxemburg. Im 16. Jahrhundert bestand in Nattenheim, nachweisbar von 1522 bis zur Verlagerung nach Bickendorf vor 1596, eine Poststation am Niederländischen Postkurs von Brüssel über Rheinhausen, Augsburg und Innsbruck nach Italien.[6][7]
Die Inbesitznahme des Linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen beendete die alte Ordnung. Der Ort wurde von 1798 bis 1814 Teil der Französischen Republik (bis 1804) und anschließend des Französischen Kaiserreichs. Verwaltungstechnisch war er der Mairie Bickendorf im Arrondissement Bitbourg (Bitburg) des Departements der Wälder zugeordnet.[8] Nach der Niederlage Napoleons kam Nattenheim aufgrund der 1815 auf dem Wiener Kongress getroffenen Vereinbarungen zum Königreich Preußen und gehörte nun zum Kreis Bitburg des Regierungsbezirks Trier, der 1822 Teil der neu gebildeten preußischen Rheinprovinz wurde. Aus der Mairie, der Nattenheim angehörte, wurde die Bürgermeisterei Bickendorf, die 1856 mit zwei weitere Bürgermeistereien zum Amt Bickendorf zusammengelegt wurde.[9]
Als Folge des Ersten Weltkriegs war die gesamte Region dem französischen Abschnitt der Alliierten Rheinlandbesetzung zugeordnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Nattenheim innerhalb der französischen Besatzungszone Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz. Das bis zu diesem Zeitpunkt bestehende Amt Bickendorf wurde 1970 im Zuge der rheinland-pfälzischen Gebietsreform Teil der Verbandsgemeinde Bitburg-Land,[9] die wiederum zum 1. Juli 2014 in die Verbandsgemeinde Bitburger Land aufging.[10]
Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Nattenheim, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[11]
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Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat in Nattenheim besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.[12]
Bürgermeister
BearbeitenKlaus Dichter wurde am 24. Juni 2019 Ortsbürgermeister von Nattenheim.[13] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 war er mit einem Stimmenanteil von 79,93 % für fünf Jahre gewählt worden.[14]
Dichters Vorgänger Peter Billen hatte das Amt seit 1989 ausgeübt, war 2019 aber nicht erneut angetreten.[15][16]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „Geteilt in Silber und Rot, oben ein rotes Lilienkreuz, unten ein silbernes Jagdhorn.“ | |
Wappenbegründung: Das zweigeteilte Wappen zeigt im Schildhaupt ein rotes Lilienkreuz, entlehnt dem Wappen des Klosters Echternach, und im unteren Teil das Jagdhorn, Attribut des Ortspatrones Hubertus.[17] |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBauwerke
Bearbeiten- Die neuromanische Kirche St. Hubertus wurde 1875 errichtet, sie ist ein Kalksteinquaderbau mit Sandsteinhauwerk vermutlich am Ort des 1570 erwähnten Vorgängerbaus, aus dem vermutlich auch ein Taufstein des 18. Jahrhunderts stammt.
- Zahlreiche Bauernhöfe und Wohnhäuser des 18. und 19. Jahrhunderts sind im Ort gut erhalten.
- Schnapsbrennerei Nattenheimer Mühle ⊙
- Über das Gemeindegebiet sind viele alte Flurkreuze verteilt; darunter auch das Nischenkreuz von 1681 bei Hauptstraße 9. ⊙
Grünflächen und Naherholung
BearbeitenRegelmäßige Veranstaltungen
Bearbeiten- Jährliches Kirmes- bzw. Kirchweihfest
- Traditionelles Ratschen oder Klappern am Karfreitag und Karsamstag
- Hüttenbrennen am ersten Wochenende nach Aschermittwoch (sogenannter Scheef-Sonntag)[20][21]
Sonstiges
BearbeitenNattenheim ist als Hexendorf in der ganzen Westeifel bekannt; welche Grundlagen dieser Ruhm hat, ist allerdings unbekannt. Auffallend ist die Anzahl der Hexensagen aus Nattenheim.[22]
Der Ort liegt an der alten Römerstraße Trier–Neuss.
Literatur
Bearbeiten- Ernst Wackenroder (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg (= Paul Clemen [Hrsg.]: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 12/I). Trier 1983, ISBN 3-88915-006-3, S. 37 und 39 (315 S., Mit 12 Taf. und 227 Abb. im Text. Nachdruck der Ausg. Schwann, Düsseldorf 1927).
- Michael Berens unter Mitarbeit von Bernd Altmann: Filialkirche St. Hubertus in Nattenheim. In: Feriengebiet Bitburger Land Volksbildungswerk Bitburg-Land e. V., Geschichtlicher Arbeitskreis Bitburger Land (Hrsg.): Die Kirchen und Kapellen des Bitburger Landes (= Beiträge zur Geschichte des Bitburger Landes. Sondernummer 8/9). 1992, ISSN 0939-0189, S. 73 (gak-bitburg.de [PDF; 2,9 MB; abgerufen am 25. April 2018]).
Weblinks
Bearbeiten- Ortsgemeinde Nattenheim auf den Seiten der Verbandsgemeinde Bitburger Land
- Stadt-Land-plus. Büro für Städtebau und Umweltplanung: Dorfmoderation Nattenheim. (PDF; 393 kB) Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 09.11.2015. In: bitburgerland.de, 30. November 2015 (Stand: 7. Dezember 2015)
- Zur Ortsgemeinde Nattenheim gibt es Einträge in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier.
- Literatur über Nattenheim in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 102 (PDF; 3,3 MB).
- ↑ Eintrag zu Fränkisches Gräberfeld Nattenheim in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, abgerufen am 9. Juni 2022.
- ↑ Eintrag zu Römische Brandgräber Nattenheim in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, abgerufen am 9. Juni 2022.
- ↑ Dirk Krausse, unter Mitarbeit von Antje Fischbock: Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld: Fundstellenkatalog (= Römisch-germanische Forschungen. Band 63). Römisch-Germanische Kommission, Mainz/Frankfurt am Main/Esslingen 2006, urn:nbn:de:0048-rgk0000056.
- ↑ Ernst-Otto Simon: Der Postkurs von Rheinhausen bis Brüssel im Laufe der Jahrhunderte. In: Archiv für deutsche Postgeschichte. 1/1990, ISSN 0003-8989, S. 28.
- ↑ Archiv des Katharinenspitals Regensburg, Nachlass Warschitz, vgl. auch Adolf Korzendorfer, in: Archiv für Postgeschichte in Bayern. 3/1927, ZDB-ID 527451-5, S. 72, sowie die Verifizierung: Gudrun Meyer: Der früheste Beleg zur Poststation Lieser. Ein neu entdeckter Beleg zum Verlauf des Niederländischen Postkurses von Brüssel nach Innsbruck und Italien aus dem Jahre 1522. In: alter-posthof-lieser.de, [undatiert], abgerufen am 8. Juni 2022.
- ↑ Standesamtszugehörigkeit der einzelnen Gemeinden. (PDF) Kreisverwaltung des Eifelkreises Bitburg-Prüm, 30. Juli 2021, S. 19, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 26. Juni 2022; abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ a b Amt Bickendorf. Verbandsgemeinde Bitburger Land, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 12. Juni 2021; abgerufen am 26. Juni 2021.
- ↑ Landesgesetz über die freiwillige Bildung der neuen Verbandsgemeinde Bitburger Land. In: Landesrecht Online. juris GmbH – Juristisches Informationssystem für die Bundesrepublik Deutschland, 22. November 2013, abgerufen am 26. Juni 2021.
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 9. Juni 2022.
- ↑ Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen. In: wahlen.rlp.de, abgerufen am 8. Juni 2022.
- ↑ Aus der Arbeit des Rates Nattenheim. In: Bitburger Landbote, Ausgabe 28/2019. Linus Wittich Medien GmbH, abgerufen am 26. Juni 2021 (Information aus der Ratssitzung vom 24.06.2019).
- ↑ Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. In: wahlen.rlp.de. Abgerufen am 26. Juni 2021 (siehe Bitburger Land, Verbandsgemeinde, 37. Ergebniszeile).
- ↑ Die meisten Ortsbürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburg-Land gehen bei der Wahl im Juni wieder ins Rennen. Peter Billen wurde 1989 zum ersten Mal gewählt. In: Trierischer Volksfreund. 24. April 2009, abgerufen am 26. Juni 2021.
- ↑ Klaus Dichter: An alle Nattenheimer. In: Bitburger Landbote, Ausgabe 29/2019. Linus Wittich Medien GmbH, 2019, abgerufen am 26. Juni 2021.
- ↑ Wappenerklärung. In: bitburgerland.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 16. September 2016; abgerufen am 5. Juli 2016.
- ↑ Wanderweg Nimsradweg Weinsheim – Irreler Mühle. In: outdooractive.com. Abgerufen am 25. April 2018.
- ↑ Radtour Sefferweich – Welschbillig. In: outdooractive.com. Abgerufen am 25. April 2018.
- ↑ Hüttenbrennen in der Eifel. In: volksfreund.de. Abgerufen am 1. Mai 2016.
- ↑ Hüttensonntag in der Eifel. In: katholisch.de. Abgerufen am 10. August 2017.
- ↑ Hans Theis: Die Sage raunt in alten Mauern. Eifeler Sagen, Schnurren, Anekdoten, Geschichten und Erzählchen. Hrsg. von Willi Hermes. Hoffmann, Neuerburg 1991, OCLC 1068703536; Sonderausgabe: BoD, Norderstedt 2013, ISBN 978-3-7322-4926-8.