Nennhausen
Nennhausen ist eine Gemeinde im Süden des Landkreises Havelland in Brandenburg (Deutschland). Sie ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes Nennhausen und entstand aus einem früheren Rittergut mit der Zusammenlegung von sechs Dörfern der Umgebung.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 36′ N, 12° 30′ O | |
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Havelland | |
Amt: | Nennhausen | |
Höhe: | 35 m ü. NHN | |
Fläche: | 89,69 km2 | |
Einwohner: | 1809 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 20 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 14715 | |
Vorwahl: | 033878 | |
Kfz-Kennzeichen: | HVL, NAU, RN | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 63 212 | |
Gemeindegliederung: | 6 Ortsteile und ein Wohnplatz | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Fouqueplatz 3 14715 Nennhausen | |
Website: | www.amt-nennhausen.de | |
Bürgermeisterin: | Brigitte Noël (Die Linke) | |
Lage der Gemeinde Nennhausen im Landkreis Havelland | ||
Geografie
BearbeitenNennhausen liegt etwa 14 km östlich von Rathenow und rund 25 km nördlich von Brandenburg an der Havel. Östlich grenzt das Havelländische Luch, in dem sich ein ausgedehntes Schutzgebiet für die stark gefährdeten Großtrappen (Otis tarda) befindet, an die Gemeinde.
Gemeindegliederung
BearbeitenZur Gemeinde Nennhausen gehören die Ortsteile
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und die Wohnplätze Ausbau, Bammer Ausbau, Försterei Krügershorst, Lieper Mühle, Luchhof, Nennhof und Spolierenberg.[2]
Geschichte
BearbeitenIm Jahr 1161 wurde der heutige Ortsteil Buckow erstmals urkundlich erwähnt. Die erste urkundliche Erwähnung von Damme als Dambe erfolgte im Jahr 1164. Urkundlich erstmals erwähnt wurden Nennhausen 1304, Bamme 1348, Liepe 1304 und Gräningen 1375. Mützlitz fand im Domkapitel Brandenburg im Jahr 1161 erste urkundliche Erwähnung. Die Orte Mützlitz und Buckow sind slawischen Ursprungs.
Das Rittergut Nennhausen gehörte als Lehen der Bischöfe von Brandenburg von 1482 bis 1694 der Familie Lochow und kam 1694 an die Familie von Briest, unter anderem an August Sigismund von Briest. Er war Zögling[3] auf der Ritterakademie Brandenburg. Die männlichen Nachfahren seiner Linie starben 1822 aus, so erbte es die Dichterin Caroline de la Motte Fouqué, geb. von Briest, Ehefrau des Schriftstellers Friedrich de La Motte Fouqué, und danach ihre Nachfahren aus erster Ehe mit einem Rochow. Der letzte Rochow auf Nenndorf war Theodor von Rochow (1794–1854), dessen Witwe verkaufte es an den Industriellen Karl Wilhelm von Jaeckel (1816–1875). Die Tochter Anna von Jaeckel (1862–1943) heiratete Adalbert Ferdinand Wilhelm von Bredow (1859–1933), von ihm erwarb es der Graf von und zu Westerholt und Gysenberg. 1945 wurde es enteignet und ein Flüchtlingsheim. 1996 erwarb Alexander von Stechow das Gutshaus und sanierte es.[4]
Das Rittergut Liepe wurde 1353 als „Lyp“ erstmals genannt. Seit 1375 war es im Besitz derer von Lochow und ab 1427 derer von Bredow. Nach dem Tod des kinderlosen Friedrich Ludwig Wilhelm Graf von Bredow (1819–1886) brachte die Familie das Gut in eine Familienstiftung ein, deren Einkünfte unter den männlichen Mitgliedern der Familie aufgeteilt wurden. Das 1855 neu gebaute Lieper Gutshaus existiert nicht mehr. An das ehemalige Rittergut erinnert seit dem Jahr 2006 eine Slawenburg, die dort im Zuge der Landesgartenschau, die auf dem Gut stattfand, errichtet wurde.
Nennhausen und seine heutigen Ortsteile gehörten 1817–1952 zum Landkreis Westhavelland in der preußischen Provinz Brandenburg (1947–1952 im Land Brandenburg), 1952–1990 zum Kreis Rathenow im DDR-Bezirk Potsdam.
Der Ortsteil Buckow beherbergt die staatliche Vogelschutzwarte des Landes Brandenburg, deren zentrale Aufgabe in der Entwicklung und Umsetzung des Artenschutzprogramms für die bis zu 18 Kilogramm schweren Trappen besteht, die nach den afrikanischen Riesentrappen (Ardeotis kori) zu den schwersten flugfähigen Vögeln weltweit zählen.
Die Gemeinden Buckow und Damme wurden am 31. Dezember 2002 nach Nennhausen eingemeindet.[5] Im Zuge der brandenburgischen Gemeindegebietsreform wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Bamme, Gräningen, Liepe und Mützlitz am 26. Oktober 2003 in die Gemeinde Nennhausen eingegliedert.[6]
Bevölkerungsentwicklung
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[7][8][9] ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Nach Angaben des Amtes Nennhausen verteilten sich die Einwohner im August 2018 wie folgt auf die Ortsteile der Gemeinde:[10]
Ortsteil | Einwohner |
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Nennhausen | 877 |
Bamme | 267 |
Buckow | 89 |
Damme | 122 |
Gräningen | 213 |
Liepe | 145 |
Mützlitz | 150 |
Insgesamt | 1863 |
Politik
BearbeitenGemeindevertretung
BearbeitenDie Gemeindevertretung von Nennhausen besteht aus 12 Gemeindevertretern und der ehrenamtlichen Bürgermeisterin. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[11]
Partei / Wählergruppe | Stimmenanteil | Sitze |
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Gemeinsam vor Ort | 67,3 % | 8 |
Unabhängige Bürgerinitiative „Zukunft für die Gemeinde Nennhausen“ | 32,7 % | 4 |
Bürgermeisterin
Bearbeiten- seit 1998: Brigitte Noël (Die Linke)[12]
Noël wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 ohne Gegenkandidat mit 76,7 Prozent der gültigen Stimmen für weitere fünf Jahre[13] gewählt.[14]
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Schloss Nennhausen, 1705 erbautes Gutshaus, Wohnsitz der romantischen Schriftsteller Caroline von Briest und ihres Ehemanns Friedrich de La Motte Fouqué
- Schloss- oder Gutspark, ab 1780 in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Die im Park befindliche Orangerie wurde nach der Restaurierung im Mai 2013 wieder eröffnet.
- Burgwall Bamme nahe dem Ort Bamme, Überrest eines slawischen Burgwalls aus dem 7.–9. Jahrhundert. Von der einstigen Anlage sind noch der ehemalige Wall und Burggraben erkennbar.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind:
- Dorfkirche Nennhausen, spätgotischen Ursprungs, Überarbeitung von 1613 mit Wanddenkmal, Relief aus Alabaster und Gruft mit Mumie. Turm von 1783 mit starken äußerlichen Eingriffen des 19. Jahrhunderts einschließlich Vorhalle im Stil der Neugotik
- Fouqué-Ausstellung im Alten Gärtnerhaus
- Sowjetisches Ehrenmal in Nennhausen
- Bockwindmühle Bamme aus dem Jahr 1569, ältestes im Ort erhaltenes Bauwerk
- Bienenpark Lemme im Bamme
- Dorfkirche Liepe
- Dorfkirche Bamme, das zentrale Gotteshaus im Ortsteil Bamme (der erstmals 1334 urkundlich erwähnt wurde). Die Kirche entstand 1730–1735 nach einer starken Überformung eines Vorgängerbauwerks. Ausgestattet ist der Sakralbau mit einem historischen Kanzelaltar, einer Orgel und einer Gussstahlglocke, die eine früher für Kriegszwecke abgelieferte Bronzeglocke ersetzt.[15]
- Dorfkirche Mützlitz
- Gotische Dorfkirche Buckow aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, einst Wallfahrtskirche[16]
- Dorfkirche Damme aus dem Jahr 1822 mit wertvollem Kelch
- Dorfkirche Gräningen aus dem 16. Jahrhundert mit Taufbecken aus dem Jahre 1686
- Staatliche Vogelschutzwarte mit Großtrappenschutzstation in Buckow
- Naturschutzgebiet Gräninger See
- Gräninger Spring-Quelle
- Slawenburg im Ortsteil Liepe
Verkehr
BearbeitenNennhausen ist über die Landesstraße L 982 mit der vier Kilometer entfernten Bundesstraße 188 verbunden.
Der Bahnhof Nennhausen liegt an der Bahnstrecke Berlin–Lehrte. Er wird von der Regionalexpresslinie RE 4 (Rathenow–Berlin–Falkenberg) der DB Regio Nordost im Zwei-Stunden-Takt bedient. Werktags zur Hauptverkehrszeit halten die Züge stündlich.
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Balthasar Köpke (1646–1711), evangelischer Theologe
- Gustav von Rochow (1792–1847), Politiker, preußischer Innenminister
- Georg Hille (1841–1911), Historiker, geboren in Liepe
- Walther Wecke (1885–1943), General der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg, geboren in Nennhausen
- Willi Beuster (1898–1982), Gewerkschafter, Lokalpolitiker (KPD/SED) und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, geboren in Bamme
- Rolf Weber (* 1953), Fußballspieler in der DDR-Oberliga, geboren in Bamme
Mit Nennhausen verbundene Persönlichkeiten
Bearbeiten- Friedrich de La Motte Fouqué (1777–1843), romantischer Dichter, lebte 1802 bis 1833 in Nennhausen
Literatur
Bearbeiten- Ute Kamps, Heike Mortell, Bernhard Rengert: Nennhausen. In: Sibylle Badstübner-Gröger (Hrsg.): Schlösser und Gärten der Mark. Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark / Deutsche Gesellschaft e. V., Berlin 2004.
- Udo Geiseler, Edzard Rust. Nennhausen. In: Peter Michael Hahn, Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Berlin 2000, ISBN 3-87584-024-0, S. 392–396; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883), 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.
- Nennhausen. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 3. Duncker, Berlin 1860, Blatt 132 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
- Jahrbücher der preußischen Monarchie. Unter der Regierung Friedrich Wilhelm des Dritten. Jahrgang 1798. Band 2. Verlag bey Johann Friedrich Unger, Berlin, 1798. S. 399 f.; Textarchiv – Internet Archive (Nachricht von der Pockeninokulation zu Nennhausen bei Rathenow).
Weblinks
Bearbeiten- Gemeinde. Website des Amtes Nennhausen.
- Schloss Nennhausen
- Wallfahrtskirche Buckow
- Nennhausen — Aus der Geschichte eines havelländischen Dorfes. ( vom 17. Juni 2012 im Internet Archive; PDF; 762 kB) havellandwetter.de
- Mützlitz. In: RBB-Sendung „Landschleicher“, 24. Mai 2009.
- Damme. In: RBB-Sendung „Landschleicher“, 13. März 2016.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
- ↑ Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Nennhausen
- ↑ Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Schüler-und Alumnatsverzeichnis. I von IV, Zögling-RA-No. 144. Selbstverlag. Gedruckt in der Buchdruckerei P. Riemann, Belzig / Ludwigslust 1913, DNB 361143532, S. 26 (staatsbibliothek-berlin.de [abgerufen am 2. Juli 2022]).
- ↑ Website Schloss Nennhausen
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
- ↑ Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Havelland (PDF) S. 18–21
- ↑ Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
- ↑ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
- ↑ Einwohner im August 2018. auf www.amt-nennhausen.de
- ↑ Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
- ↑ Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Havelland ( vom 5. April 2018 im Internet Archive)
- ↑ § 73 des Brandenburgischen Kommunalwahlgesetzes
- ↑ Gemeinde Nennhausen Hauptwahl 26.05.2019 | Wahlen Brandenburg. Abgerufen am 11. Februar 2024.
- ↑ Andreas Kitschke: Kirchen des Havellandes (Leseprobe). Bebra Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-937233-78-9, S. 22 ff.
- ↑ Homepage des Fördervereins Wallfahrtskirche zu Buckow e. V., abgerufen am 2. Januar 2014.