Orla
Die Orla, veraltet auch Orlah oder Orlau, ist ein 35 km langer rechter Nebenfluss der Saale in Ostthüringen.
Orla Orlah, Orlau | ||
Die Orlabrücke in Oppurg | ||
Daten | ||
Lage | Deutschland, Thüringen | |
Flusssystem | Elbe | |
Abfluss über | Saale → Elbe → Nordsee | |
Quelle | östlich der Stadt Triptis 50° 43′ 46″ N, 11° 53′ 57″ O | |
Mündung | Saale bei OrlamündeKoordinaten: 50° 46′ 23″ N, 11° 32′ 46″ O 50° 46′ 23″ N, 11° 32′ 46″ O | |
Mündungshöhe | 166 m
| |
Länge | 35 km | |
Abfluss am Pegel Freienorla[1] AEo: 255,3 km² Lage: 1,8 km oberhalb der Mündung |
NNQ (20. März 1930) MNQ 1928–2015 MQ 1928–2015 Mq 1928–2015 MHQ 1928–2015 HHQ (15. Juli 1932) |
60 l/s 409 l/s 1,37 m³/s 5,4 l/(s km²) 12,1 m³/s 45 m³/s |
Linke Nebenflüsse | Dürrbach, Moske, Tilse, Kotschau | |
Rechte Nebenflüsse | Krebsbach, Gisserling, Floßbach | |
Durchflossene Stauseen | Talsperre Triptis | |
Kleinstädte | Triptis, Neustadt an der Orla, Pößneck, Orlamünde |
Der Fluss Orla signifiziert die Orlasenke und ist in seinem Verlauf mit dem Orlaradweg erschlossen.
Namensherkunft
BearbeitenDer Fluss wird 1192 als Orlah erstmals schriftlich erwähnt. Für die Namensherkunft gibt es mehrere Erklärungen. Die eine behauptet eine slawische Herkunft von orel oder orol (Adler), nach der anderen ist der Name keltischen Ursprungs und rühre von Are (Bär) her. Der Name würde in diesem Fall Bärenwasser bedeuten.[2] Der Sprachwissenschaftler Albrecht Greule geht hingegen von einem vorgermanischen Flussnamen *Orula aus, der sich von der indogermanischen Verbalwurzel *(h)or- mit der Bedeutung „sich in (Fort-)Bewegung setzen“ ableitet.[3]
Quellgebiet
BearbeitenNicht eine einzelne Quelle, sondern ein Gebiet, in dem sich mehrere Quellen befinden, teils in Teichen, wurde im Jahr 2000 als Ursprung der Orla festgelegt. Dieses befindet sich am südlichen Stadtrand von Triptis an der Braunsdorfer Straße.[4]
Verlauf
BearbeitenUnweit ihres Quellgebietes wird die Orla zur Talsperre Triptis aufgestaut. Der Fluss fließt zunächst ungefähr 20 Kilometer gen Westen, durchfließt dabei Neustadt an der Orla und biegt dann bei Pößneck nach Norden ab. Nach weiteren 15 Kilometern mündet die Orla bei Freienorla und Orlamünde in die Saale (Lage→ ). Beide Flüsse geben dem Saale-Orla-Kreis den Namen.
Geologie
BearbeitenDie Orla bildet den tiefsten Punkt der Orlasenke. Hierbei handelt es sich um die geologisch alte Formation des Riffgebietes (also Uferbereiches) des Zechsteinmeeres[5], das bis vor 250 Millionen Jahren bestand.
Wasserqualität
Bearbeitensiehe auch: Gewässerbelastung von Orla und Kotschau während der Industrialisierung
Die im Einzugsbereich der Orla liegende Stadt Pößneck wandelte sich während der Industrialisierung zu einer Industriestadt. Bereits vorher bestehende Wirtschaftszweige wie die Porzellanherstellung, Textilherstellung und Lederherstellung führten zur Gründung von Fabriken und der damit einhergehenden Produktionssteigerung wie auch zu einem Anwachsen der Bevölkerung. Die anfallenden Abwässer wurden in die Kotschau eingeleitet, die in die Orla mündet. Diese Abwässer enthielten sowohl organische Abfälle als auch die in den Industrien verwendeten Chemikalien. Bereits im Jahr 1908 wird berichtet, das Wasser schillere in allen nur möglichen Farben, ebenso sei das Gras der angrenzenden Wiesen als Viehfutter nicht nutzbar gewesen, für Fische habe es keine Möglichkeit gegeben zu überleben, das Wasser selbst sei ebenfalls nicht nutzbar gewesen.[6] Die extreme Verschmutzung des Gewässers hielt über mehr als 100 Jahre an und ging erst nach dem Ende der DDR durch den schlagartigen Niedergang der Pößnecker Industrie zurück.
1997 wurde in Pößneck, 1998 in Neustadt (Orla) jeweils eine zeitgemäße Kläranlage in Betrieb genommen.[7] Parallel dazu wurde und wird auch das Kanalisationsnetz erweitert, so dass die Verschmutzung auch des Grundwassers im Einzugsbereich der Orla weiter zurückgeht. Des Weiteren wurde die Orla seit der Wende in verschiedenen Abschnitten renaturiert,[8] was unter anderem das Anlegen von Mäandern, die Schaffung von Überschwemmungsflächen oder das Anlegen eines Gehölzsaumes beinhaltet.
Jahr | Bereich Pößneck | Pößneck bis Saalemündung |
---|---|---|
1993[9] | - stark verschmutzt | -- sehr stark verschmutzt |
2006[10] | +- kritisch belastet | + mäßig belastet |
2013[11] | - unbefriedigend | -- schlecht |
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Elbegebiet, Teil I 2015. (PDF; 9,5 MB) In: lhw.sachsen-anhalt.de. Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, 2019, S. 166, abgerufen am 7. März 2021.
- ↑ Elfriede Ulbricht: Das Flussgebiet der thüringischen Saale. 1. Auflage. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1957.
- ↑ Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 393, „Orla“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
- ↑ Rudolf Scheuch in: Heimatjahrbuch 2016, Landratsamt des Saale-Orla-Kreises (Hrsg.), S. 163
- ↑ Herbert Althans in: Heimatjahrbuch 2016, Landratsamt des Saale-Orla-Kreises (Hrsg.), S. 30
- ↑ Gutachten des Reichs-Gesundheitsrates betreffend die Verunreinigung der Orla und Kötschau, Verlag Julius Springer, Berlin 1908, S. 2
- ↑ Zweckverband Wasser und Abwasser Orla: Kläranlage Pößneck und Kläranlage Neustadt (Orla), abgerufen am 27. Februar 2016
- ↑ Amtsblatt der Stadt Neustadt an der Orla Neustädter Kreisbote ( des vom 27. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF), Jahrgang 23, Nr. 17 vom 12. August 2012, abgerufen am 27. Februar 2016
- ↑ Thüringer Landesanstalt für Umwelt: Karte zur Gewässergüte 1993 (PDF; 531 kB), abgerufen am 27. Februar 2016
- ↑ Thüringer Landesanstalt für Umwelt: Karte zur Gewässergüte 2006 ( des vom 5. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 413 kB), abgerufen am 27. Februar 2016
- ↑ Thüringer Landesanstalt für Umwelt: Karte zur Gewässergüte 2013 (PDF), abgerufen am 19. Januar 2019