Ottrau
Ottrau ist eine Gemeinde im Schwalm-Eder-Kreis in Hessen (Deutschland).
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 48′ N, 9° 23′ O | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Schwalm-Eder-Kreis | |
Höhe: | 378 m ü. NHN | |
Fläche: | 48,5 km2 | |
Einwohner: | 2155 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 44 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 34633 | |
Vorwahlen: | 06639, 06628 | |
Kfz-Kennzeichen: | HR, FZ, MEG, ZIG | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 34 020 | |
LOCODE: | DE OT5 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Neukirchener Straße 1 34633 Ottrau | |
Website: | www.ottrau.de | |
Bürgermeister: | Jonas Korell | |
Lage der Gemeinde Ottrau im Schwalm-Eder-Kreis | ||
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenOttrau ist die südlichste Gemeinde des Schwalm-Eder-Kreises. Sie liegt in den Südausläufern des Knüllgebirges etwa zehn Kilometer nordöstlich von Alsfeld. Durchflossen wird sie vom südlichen Grenff-Zufluss Otter.
Nachbargemeinden
BearbeitenOttrau grenzt im Norden an die Stadt Neukirchen, im Nordosten an die Gemeinde Oberaula, im Südosten an die Gemeinde Breitenbach am Herzberg (Landkreis Hersfeld-Rotenburg), im Süden an die Stadt Alsfeld (Vogelsbergkreis), sowie im Westen an die Gemeinde Schrecksbach (Schwalm-Eder-Kreis).
Gliederung
BearbeitenDie Gemeinde Ottrau setzt sich aus sechs Ortsteilen[2] zusammen:
- Ottrau: 730 Einwohner, mit der Siedlung Bahnhof Ottrau: 31 Einwohner
- Immichenhain: 605 Einwohner
- Weißenborn: 377 Einwohner
- Görzhain: 374 Einwohner
- Schorbach: 348 Einwohner
- Kleinropperhausen: 64 Einwohner
Geschichte
BearbeitenErsterwähnung und Namen
BearbeitenIm Jahr 775 wird Ottrau erstmals als „Otraho“ in jener Urkunde genannt, mit der das Kloster Hersfeld zum Reichskloster erhoben wird. In den folgenden Jahrhunderten ist es als „Ottraha“ für 782 (in einer Fälschung aus dem 11. Jahrhundert), „Oteraha“ 1057, „Ottra“ 1232 und „Ottrauw“ um 1660 belegt.[3]
Kirche
BearbeitenEine „aecclesia“ ist im Jahr 1057 belegt. Das ursprüngliche Patrozinium der Kirche ist unbekannt. Zur Mitte des 13. Jahrhunderts wechselte die Zentralfunktion, die der Ottrauer Kirche bisher für die Umgebung zugekommen war, nach Neukirchen. Mit der Reformation wurde ein neuer Pfarrbezirk errichtet, dessen Gebiet sich mit dem des Gerichtes Ottrau deckte. Die Pfarrei wird erstmals 1535 genannt, 1569 wurden Görzhain und Berfa als Filialen eingepfarrt. 1607 erfolgte der Wechsel zum reformierten Bekenntnis. 1747 war neben Berfa auch Kleinropperhausen nach Ottrau eingepfarrt. 1837 wurde im Tausch gegen Berfa das seit mindestens 1585 als Pfarrerei bezeichnete Görzhain nach Ottrau eingepfarrt. Heute gehört Ottrau zusammen mit Görzhain und Immichenhain zum evangelischen Kirchenkreis Schwalm-Eder in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenDie älteste Einwohnerzählung überliefert für 1585 45 Hausgesesse. 1750 sind 63 Wohnhäuser mit 350 Einwohnern belegt. 1861 zählte Ottrau 488 evangelisch-reformierte Einwohner, 7 wurden Sekten zugezählt, und 32 Juden. 1961 zählte Ottrau 733 evangelische und 23 römisch-katholische Einwohner.
Gemeindeentwicklung
BearbeitenOttrau gehörte im 9. Jahrhundert zum Hessengau, ist seit 1343 als Gericht Ottrau belegt und gehörte ab 1585 mit dem Gericht Ottrau zum Amt Neukirchen, von 1807 bis 1813 zum Kanton Oberaula, von 1814 bis 1821 zum Amt Neukirchen, von 1821 bis 1848 und von 1851 bis 1973 zum Landkreis Ziegenhain. Die 1907 aus einer Bahnstation hervorgegangene Siedlung Bahnhof Ottrau liegt etwa 2 km nordöstlich auf der Gemarkung der Kerngemeinde, ist aber kein eigenständiger Ortsteil.
Am 1. April 1972 wurde die Großgemeinde Ottrau im Rahmen der hessischen Gebietsreform durch den Zusammenschluss der sechs bis dahin selbstständigen Gemeinden Ottrau, Görzhain, Immichenhain, Kleinropperhausen, Schorbach und Weißenborn gebildet.[4] Seit dem 1. Januar 1974 gehört Ottrau zum Schwalm-Eder-Kreis.
Politik
BearbeitenGemeindevertretung
BearbeitenDie Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[5] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[6][7][8]
Gemeindevertretung – Kommunalwahlen 2021 | |
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Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
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CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 30,2 | 4 | 27,4 | 4 | 27,3 | 4 | 40,7 | 6 | 40,3 | 6 |
FWG | Freie Wählergemeinschaft | 27,4 | 4 | 22,1 | 3 | 20,3 | 3 | 18,7 | 3 | 14,2 | 2 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 24,9 | 4 | 28,3 | 4 | 37,0 | 6 | 30,2 | 4 | 35,9 | 5 |
UWG | Unabhängige Wählergemeinschaft | 17,6 | 3 | 22,2 | 4 | 15,4 | 2 | 10,4 | 2 | 9,7 | 2 |
Gesamt | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | |
Wahlbeteiligung in % | 68,0 | 66,9 | 83,9 | 69,6 | 77,4 |
Bürgermeister
BearbeitenNach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Ottrau neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und fünf weitere Beigeordnete angehören.[9] Bürgermeister ist seit dem 10. Juli 2021 Jonas Korell (CDU). An diesem Tag fand die Amtseinführung mit Aushändigung der Ernennungsurkunde statt.[10] Der Amtsvorgänger Norbert Miltz hatte während seiner zweiten Amtszeit die Pensionierung beantragt und trat am 30. September 2020 in den Ruhestand. Danach leitete Erster Beigeordneter Burkhard Raatz die Gemeindeverwaltung kommissarisch und die Wahl eines neuen Bürgermeisters musste vorgezogen werden.[11] Jonas Korell erhielt am 14. März 2021 im ersten Wahlgang ohne Gegenkandidaten bei 68,02 Prozent Wahlbeteiligung 77,58 Prozent der Stimmen.[12]
- Amtszeiten der Bürgermeister[13]
- 2021–2027 Jonas Korell (CDU)[10]
- 2011–2020 Norbert Miltz[11]
- 2005–2011 Heinz Grein
- 1987–2005 Georg Keil (CDU)[14]
Wappen
BearbeitenDas Wappen wurde am 9. September 1981 durch das Hessische Ministerium des Innern genehmigt.
Blasonierung: „Unter schwarzem Schildhaupt mit vier goldenen Sternen im silbernen Feld einen schwarzen Fischotter über einem blauen Wellenbalken.“ | |
Wappenbegründung: In Anlehnung an den Namen der Gemeinde wurde ein Fischotter als Wappentier auserkoren, auf die historische Zugehörigkeit zur alten Grafschaft Ziegenhain wird durch das Schildhaupt hingewiesen, das – mit der Vermehrung auf vier Sterne – dem Wappen der Grafschaft Ziegenhain entnommen ist.
Die Gestaltung des Wappens lag in den Händen des Bad Nauheimer Heraldikers Heinz Ritt. |
Gemeindepartnerschaften
BearbeitenDie Gemeinde Ottrau unterhält eine Partnerschaft mit dem ungarischen Drávafok.
Bauwerke
BearbeitenDie evangelische Kirche steht vermutlich an Stelle eines vor dem Jahr 800 anzunehmenden Bauwerks, von dem keine Spuren bekannt sind. Eine um 1200 entstandene Kirche wurde im Dreißigjährigen Krieg beschädigt und verändert aufgebaut. An einen Chor, der außen fünfseitig, innen aber rund geschlossenen ist, schließt sich ein hälftig unterteiltes Langhaus an, dessen älterer, östlicher Teil im 13. Jahrhundert, dessen neuere, westliche Teile im 15. und 17. Jahrhundert entstanden. Chor und östlicher Langhausteil waren ehemals gewölbt; die einstigen Schlusssteine finden sich als Spolien in West- und Nordfassade vermauert. Die Kanzel ist auf das Jahr 1544 datiert und zeigt neben den Wappen der Adeligen von Rückershausen und Schleyer zu Schiffelbach auch das erfundene Wappen des Bildschnitzers, wozu dieser als Helmzier eine Eule nach einer Vorlage von Albrecht Dürer verwendete.[15] Die heutige Flachdecke stammt aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Kirche liegt in einem fast vollständig ummauerten Kirchhof.
Nördlich der Kirche ist mit dem „Alte Burg“ genannten, spätmittelalterlichen Steinhaus, das heute zu einem Gehöft gehört (Burggasse 12), ein weiteres Zeugnis von Ottraus jahrhundertealter Geschichte erhalten geblieben.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Der Historiker und Marburger Ehrenbürger Friedrich Rehm (1792–1847) wurde in Immichenhain geboren.
- Albrecht Reinhard Bernhardi (1797–1849) aus Ottrau war ein deutscher Geologe. Er gilt als Entdecker der pleistozänen fennoskandischen Inlandvereisungen (Eiszeiten).
- Der Dichter und Schriftsteller Wilhelm Schäfer wurde 1938 anlässlich seines 70. Geburtstages Ehrenbürger. Nach ihm war auch die Grundschule in Ottrau benannt; der Name wurde 2020 wegen seines völkisch-rassischen Gedankenguts aberkannt.[16]
Literatur
Bearbeiten- Dehio-Handbuch, Hessen I, Berlin/München, 2008, S. 739–740.
- Götz J. Pfeiffer: Albrecht Dürer in der Schwalm. Die Kanzel von 1544 in Ottrau, in: Schwälmer Jahrbuch 2022, S. 70–74.
- Fritz Volze: Ottrau. Ein kirchliches Zentrum im Mittelalter, in: Jahrbuch des Schwalm-Eder-Kreises, Band 11, 1985, S. 61–64.
- Wilhelm Wagner: Geschichte von Ottrau und Kleinropperhausen, Ottrau 1914, Neuauflage, Verlag Waldemar Stumpf, 1984
- 1200 Jahre Ottrau, Plag-Druck, Schwalmstadt, 1982
- Bernd Jäckel: Ortssippenbuch der Gemeinde Ottrau 1830–1934, o. D.
- Literatur über Ottrau nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Ottrau. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
Bearbeiten- Website der Gemeinde
- Ottrau, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Burg Ottrau, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Landkreise, kreisfreie Städte und Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Hessisches Gemeindelexikon: Ottrau
- ↑ Ottrau, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 17. April 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 3. November 2014.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 412 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2011.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2006.
- ↑ Gremien: Gemeindevorstand
- ↑ a b Hessensport24, 26. Januar 2021: Allgemein: Ob Torwart oder Bürgermeister - Jonas Korell übernimmt gerne Verantwortung - HNA, 13. Juli 2021: Jonas Korell wurde in das Amt des Bürgermeisters eingeführt und 17. November 2021: Ottraus Bürgermeister Jonas Korell ist im Amt angekommen: „Vor 130 Tagen wurde der 28-Jährige in das Amt des Bürgermeisters eingeführt“ - Telefonische Auskunft der Gemeindeverwaltung: Die Amtszeit begann am 10. Juli 2021, dem Tag der Amtseinführung
- ↑ a b HNA, 7. Juni 2020: Bürgermeister Miltz will zwei Jahre früher aus dem Job:und 16. Juli 2021: Gemeindevertreter schicken Bürgermeister Norbert Miltz aus dem Rathaus: Am 30. September ist Schluss
- ↑ Votemanager: Bürgermeisterwahl Gemeinde Ottrau 2021
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Direktwahlen in Ottrau ( vom 29. Januar 2021 im Internet Archive); Hinweis: für die Ansicht der archivierten Einzelergebnisse ggf. die Endung index.html aus der Webadresse löschen und diese dann neu laden
- ↑ SEK-News, 5. Oktober 2009: Georg Keil wird Ehrenvorsitzender der CDU: „von 1973 bis 1987 erster Beigeordneter der Gemeinde Ottrau“
- ↑ Götz J. Pfeiffer: Albrecht Dürer in der Schwalm. Die Kanzel von 1544 in Ottrau. In: Schwälmer Jahrbuch. 2022, S. 70–74.
- ↑ Ottrauer Wilhelm-Schäfer-Schule schließt mit dem Namen des Nazi-Autors ab. In: hna.de. 13. Juli 2020, abgerufen am 20. Mai 2021.