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Ren TV

russischer Fernsehsender und Filmstudio

Ren TV (russ. Рен ТВ) ist ein landesweiter, privater, russischer Fernsehsender.

Ren TV
Fernsehsender (Privatrechtlich)
Programmtyp Vollprogramm
Empfang Kabel, Satellit, DVB-T, Digital
Sendestart 1. Jan. 1997
Sprache russisch
Sitz 3-Y Pavlovskiy Pereulok, 1
115093 Moskau, Russland Russland
Eigentümer Nationale Mediengruppe (82 %)
SOGAZ (18 %)
Geschäftsführer Vladimir Tyulin
Liste der Listen von Fernsehsendern
Website

Geschichte

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Besitzverhältnisse

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Bis zum 1. Juli 2005 war der Sender im Besitz der Gründerin Irena Lesnewskaja und ihres Sohnes (30 %) sowie des Energiekonzerns EES Rossii (70 %) unter Anatoli Tschubais, einem Jungreformer in der russischen Regierung der 1990er Jahre. Ein halbes Jahr nach dem Verkauf brach das Team wegen der Inhaltskontrolle der neuen Eigner auseinander – die Chefredakteurin bezeichnete dies als das Ende des letzten unabhängigen Fernsehsenders in Russland.[1]

Nach dem Verkauf im Jahr 2005 hielt die RTL Group 30 % des Senders, die regierungsnahen Konzerne Sewerstal und Surgutneftegas hielten je 35 Prozent. Im Juni 2011 einigte sich RTL mit dem russischen Medienkonzern Nazionalnaja Media Gruppa (National Media Group/NMG) auf einen Aktientausch, bei dem RTL seinen 30-prozentigen Anteil an REN TV an NMG abgab und im Gegenzug mit 7,5 % an NMG beteiligt wurde.[2] Im September 2013 verkaufte RTL diesen Anteil für 81 Millionen Euro und zog sich vollständig aus dem Russland-Geschäft zurück.[3] NMG, deren Gesamtanteil an REN TV 2015 68 % beträgt,[4] befindet sich im Besitz der Bank Rossija,[5] einer von Investoren um Präsident Putin aufgekauften Bank. NMG ist der größte private Medienkonzern Russlands und auch an anderen russischen Fernsehsendern beteiligt, unter anderem hielt die Gruppe im November 2014 die Mehrheit am St. Petersburger Kanal 5 und 25 % am mehrheitlich staatlichen Kanal Rossija 1.[6]

Geschäftsführer von REN TV ist Aleksander Sergejewitsch Ordschonikidse, der seit 2010 gleichzeitig Geschäftsführer der Eigentümerin NMG ist. Ordschonikidse bekam die Leitung von REN TV erstmals 2005 übertragen.[7]

Programminhalte und Rezeption

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Der Sender wurde lange als letzter Hort freier Berichterstattung angesehen,[8] was sich jedoch 2005 mit dem Eigentümerwechsel änderte, auf den ein international beachteter Zensurskandal folgte, der zu bei REN TV zu Entlassungen und Rücktritten führte.[9][10] 2004 hatte die populäre Journalistin Olga Romanowa für ihre Nachrichtensendung „24 mit Olga Romanowa“ auf REN TV Russlands wichtigsten Fernsehpreis in der Kategorie „bestes Informationsprogramm im Land“ erhalten. Im November 2005 kündigte der Sender Romanowa. Sie hatte öffentlich Kritik an einem Fall von Zensur geübt. Der Sender hatte ihren Bericht über den Freispruch des Sohnes von Verteidigungsminister Sergei Iwanow abgesetzt. In dem skandalösen Urteil wurde Iwanows Sohn freigesprochen, nachdem dessen Luxuslimousine bei roter Ampel mit hoher Geschwindigkeit einen Zebrastreifen überfuhr und eine Rentnerin tötete. Nach der Absetzung kündigten mehrere Journalisten unter Protest.[11][12][13] Nach der Entlassung Romanowas sagte der ehemalige Präsident der Sowjetunion Gorbatschow, es sei „der letzte Sender verloren gegangen, der eine gewisse Unabhängigkeit und Objektivität wahrte“.[14]

Im März 2012 bezog sich die britische Tageszeitung The Guardian in einem Leitartikel über Manipulationen im russischen Präsidentschaftswahlkampf auf das als kremlfreundlicher Sender charakterisierte REN TV und nannte ein Programm als Beispiel, mit dem REN TV massiv für Wladimir Putin Partei ergriffen hatte, indem es ein fiktives Schreckensszenario für ein Russland ohne Putin präsentierte.[15]

Anfang August 2014, zwei Wochen nach dem Abschuss von Malaysia-Airlines-Flug 17 über der Ukraine, wurde das von der Journalistin Marianna Maximowskaja seit 2003 geleitete politische Magazin „Die Woche“ eingestellt.[16] Das Programm wurde als einzige im landesweiten Fernsehen verbliebene Sendung bezeichnet, die den Ruf hatte, eine kritische Berichterstattung gegenüber der Regierung zu verfolgen.[17][18][19][20] Ein ehemaliger Produzent beschrieb, dass beim Abschuss von MH17 der Sender niemals hätte konsequent in seiner Art darüber berichten können.[21] Maximowskaja war 2001 vom privaten Fernsehsender NTW über Umwege zu REN TV gewechselt, nachdem das früher unabhängig berichtende NTW von Staatskonzern Gazprom-Media übernommen und die redaktionelle Ausrichtung zugunsten der Regierung geändert worden war.[22]

Im Oktober 2014 wies BBC Monitoring auf fehlerhafte Berichterstattung über den Konflikt in der Ostukraine auf der Webseite von REN TV hin. So hatte REN TV Fotos von in Leichensäcken verpackten Opfern des Fluges MH 17 als optische Belege für Meldungen verwendet, die sich auf prorussische Rebellen bezogen und von angeblich entdeckten Massengräbern im Konfliktgebiet berichteten.[5]

Im Jahr 2015 wurde der Sender für unbedarfte Sitcoms und seine Pseudowissenschaftlichen Sendungen kritisiert[17][23], der Moderator und Abteilungsleiter für Dokumentarprojekte Igor Prokopenko verbreitet Verschwörungstheorien[24] und populistische antiwestliche Propaganda.[25][26][27]

Senderlogos

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Einzelnachweise

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  1. v, gazeta.ru, 5. Juli 2005
  2. RTL stärkt seine Position in Russland, in: Handelsblatt vom 10. Juni 2011, abgerufen am 5. Februar 2015
  3. RTL Group zieht sich aus Russland zurück, (Memento des Originals vom 5. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kress.de in: Kress vom 20. September 2013, abgerufen am 5. Februar 2015
  4. About Us, Eigendarstellung auf der Webseite der NMG, abgerufen am 5. Februar 2015 (englisch)
  5. a b TV uses crash pictures in 'mass grave' reports, in: BBC Monitoring vom 3. Oktober 2014, abgerufen am 5. Februar 2015 (englisch)
  6. Russia Update: Diplomats from Germany, Latvia and Poland Expelled from Russia in Tit-for-Tat, in: The Interpreter vom 17. November 2014, abgerufen am 5. Februar 2015 (englisch)
  7. Management, Eigendarstellung auf der Webseite der NMG, abgerufen am 5. Februar 2015 (englisch)
  8. TV Putin. In: Die Welt, 27. Juli 2005, abgerufen am 5. Februar 2015
  9. Neue Knebel für Russlands Medien – Zensur mit deutschem Akzent. in: Focus online vom 29. November 2005, abgerufen am 5. Februar 2015
  10. Zensur: Journalisten kündigen bei Ren-TV. In: Russland aktuell vom 6. Dezember 2005, abgerufen am 5. Februar 2015
  11. RTL-Gruppe in Zensurskandal bei russischem Privatsender verwickelt. In: Der Tagesspiegel, 7. Dezember 2005
  12. REN-TV News Editor Explains Her Resignation. rferl.org; Interview
  13. REN-TV Editor In Chief Discusses Resignations. rferl.org; Interview
  14. Criticism of Kremlin ends career of Russian anchor, in: The Independent vom 26. November 2005, abgerufen am 5. Februar 2015 (englisch)
  15. Russia's presidential election: rigging is a delicate art, in: The Guardian vom 1. März 2012, abgerufen am 5. Februar 2015 (englisch)
  16. Daphne Skillen: Freedom of Speech in Russia: Politics and Media from Gorbachev to Putin, Routledge Series on Russian and East European Studies, Verlag Taylor & Francis, 2016, ISBN 9781317659891, S. 74
  17. a b Alexei Eremenko: Weeding Out the Upstarts: The Kremlin’s Proxy War on Independent Journalism, Reuters Institute for the Study of Journalism, 2015; " it was the only weekly news show to offer a critical outlook"
  18. Russia How Russia's independent media was dismantled piece by piece, The Guardian, 25, Mai 2016
  19. "Die Woche": Russisches TV stoppt letzte unabhängige Sendung, Spiegel Online, 2. August 2014, abgerufen am 20. August 2014.
  20. «Вместе с самолетом разбилась последняя программа, которая могла себе позволить сеять какие-то сомнения» („Gemeinsam mit dem Flugzeug ist das letzte Programm, das es sich leisten konnte, einige Zweifel zu säen, abgestürzt“), slon.ru, 4. August 2014, abgerufen am 20. September 2014.
  21. Nozima Akhrarkhodjaeva: Russian Media and Journalists’ Dilemma between “Exit, Voice, and Loyalty”, Russland-Analysen Nr. 197, 23. Januar 2017.
  22. Ulrike Gruska: Der Kreml auf allen Kanälen. Wie der russische Staat das Fernsehen lenkt (PDF; 1,8 MB), herausgegeben von Reporter ohne Grenzen, Oktober 2013, S. 15
  23. Sie tragen nicht das Licht der Wissenschaft, gazeta.ru, 29. Januar 2017
  24. "Ich habe nicht gesagt, dass sie flach ist, aber es wäre zu beweisen, dass es rund ist", Nowaja gaseta, 10. März 2019.
  25. Wenn sogar die Wahrheit wie eine Lüge klingt, Nowaja Gaseta, 23. Mai 2015.
  26. Das Gebiet des Deliriums. Der Fernseher brannte fast vor Scham, Nowaja Gaseta, 2. August 2013
  27. Wer steht hinter den Reptiloiden?, Rosbalt, 12. Juli 2018