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Die Spenserstrophe oder Spenser-Stanze, benannt nach Edmund Spenser, ist eine englische Weiterentwicklung und Anreicherung der italienischen Stanze (Ottava rima). Von ihr unterscheidet sich diese Strophenform durch das abweichende Reimschema [ababbcbcc], und durch eine hinzugefügte 9. Zeile, die nicht nur 6-hebig ist im Gegensatz zu den ersten acht 5-hebigen Zeilen, sondern auch die für den Alexandriner typische Mittelzäsur hat.[1]

Hier eine Spenser-Stanze (The Faerie Queene, Canto III, Strophe 1):[2]

Soone as the morrow faire with purple beames
Disperst the shadowes of the mistie night,
And Titan, playing on the eastern streames,
Gan cleare the deawy aire with springing light,
Sir Guyon mindfull of his vow yplight,
Vprose from drowsy couch, and him addrest
Vnto the iourney which he had behight:
His puissaunt armes about his noble brest,
And many-folded shield he bound about his wrest.

Diese Strophenform geriet nach Spenser in Vergessenheit, wurde aber von den englischen Romantikern (Byron, Shelley, Keats) wiederentdeckt und benutzt.[3] Im Deutschen vermochte sie sich wohl insbesondere auf Grund des vierfachen Reims b nicht einzubürgern; es gibt hier zu wenige geeignete Lautungen.

Percy Bysshe Shelley: Adonais Strophe III[4]

O, weep for Adonais – he is dead!
Wake, melancholy Mother, wake and weep!
Yet wherefore? Quench within their burning bed
Thy fiery tears, and let thy loud heart keep
Like his, a mute and uncomplaining sleep;
For he is gone, where all things wise and fair
Descend; - oh, dream not that the amorous Deep
Will yet restore him to the vital air;
Death feeds on his mute voice, and laughs at our despair.

Übersetzung von Dietrich Feldhausen:

O, weine um Adonis – er ist tot!
Wach, Schmerzensmutter, wach und wein!
Jedoch wofür? In ihrem Bette rot
erstick die Tränen, und es soll wie sein
Herz deines ruhn, geduldig schlafen ein,
denn er ging hin, wohin klugschönes Streben
in Liebestiefen steigt, o träum nicht, nein,
der Tod gäb ihn zurück ans luft’ge Leben;
der aß die Stimm’ ihm weg und lacht, wenn wir erbeben.

Einzelnachweise

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  1. Vgl. die Angaben zur „Spenserian stanza“ in der Encyclopædia Britannica, online [1]. Abgerufen am 23. Mai 2024. Siehe auch den entsprechenden Eintrag auf Poetry Foundation Spenserian stanza. Abgerufen am 23. Mai 2024. Vgl. ferner Walter F. Schirmer: Spenser und das Epos. In: Walter F. Schirmer: Geschichte der englischen und amerikanischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Niemeyer Verlag, Tübingen 1968, S. 231.
  2. Vgl. dazu beispielsweise den Abdruck aus der Textausgabe von Edmund Spenser: The faerie qveene disposed into twelue books, fashioning XII. morall vertues, London: Printed for William Ponsonbie, 1590, online auf den Seiten der University of Michigan Library [2], hier S. 218.
  3. Vgl. den Eintrag „Spenserian stanza“ in der Encyclopædia Britannica, online [3]. Abgerufen am 23. Mai 2024. Siehe auch Metzler Lexikon englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsg. von Eberhard Kreutzer und Ansgar Nünning, Metzler, Stuttgart/Weimar 2002, ISBN 3-476-01746-X, 666 Seiten (Sonderausgabe Stuttgart/Weimar 2006, ISBN 978-3-476-02125-0), S. 550.
  4. Poetry Foundation: Adonais: An Elegy on the Death of John Keats by Percy Bysshe Shelley. 22. Mai 2024, abgerufen am 23. Mai 2024 (englisch).