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Wayland (Display-Server-Protokoll)

Display-Server-Protokoll für den Linux-Desktop

Wayland ist ein Display-Server-Protokoll für Linux und andere unixoide Betriebssysteme. Seine Hauptaufgabe ist das Rendern von Fenstern auf einer Bitmap.[2] Es beschreibt die Kommunikation zwischen einem Display-Server und seinen Clients (üblicherweise die Anwendungen des Nutzers). Der Server wird Wayland-Compositor genannt, da er zusätzlich die Funktion eines Compositing Window Managers übernimmt. Ziel von Wayland ist es, dem Programmierer ein leichter zu wartendes Display-Server-Protokoll als den bisherigen X-Window-Server bereitzustellen und die Sicherheit zu erhöhen.[3] Anwendungen, die noch vom X-Server abhängig sind, können mithilfe von XWayland auch unter einem Wayland-Compositor genutzt werden.[4]

Wayland


Wayland-Demonstration
Basisdaten

Entwickler Kristian Høgsberg
Erscheinungsjahr 2008
Aktuelle Version 1.23.1[1]
(24. August 2024)
Betriebssystem Linux, FreeBSD, DragonFly BSD, OpenBSD
Programmier­sprache C
Kategorie Display-Server-Protokoll, Fenstersystem
Lizenz MIT-Lizenz
deutschsprachig nein
wayland.freedesktop.org

Entwicklung

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Begonnen wurde das Softwareentwicklungsprojekt für Wayland von Kristian Høgsberg, einem Mitglied von Intels Open Source Technology Center (OSTC).[5][6] Wayland versteht sich (zumindest auf Linux) als eine Alternative zum X-Window-System, wobei letzteres allerdings noch auf allen unixoiden Betriebssystemen lauffähig ist. Das von Kristian Høgsberg erklärte Ziel für die Software lautet:

„[…] jeder Frame ist perfekt, und damit meine ich, dass alle Applikationen in der Lage sein werden, das Rendering so zu kontrollieren, dass wir niemals Tearing, instabile Bildwiederholfrequenzen, Redraw-Artefakte oder Flimmern sehen werden.“

Wayland: A New X Server for Linux. Phoronix[7][8]

Unter X11 ist ein Extra-Programm, der Fenstermanager, für die Fensterdekoration (Titelleiste, Rahmen usw.) aller Fenster zuständig. Unter Wayland werden die Funktionen des Displayservers[9] und des Fenstermanagers im Wayland Compositor zusammengefasst; die Kommunikation zwischen den beiden entfällt somit. Nach wie vor kann jeder Client seine eigenen Fensterdekorationen zeichnen, oder sie können zentral vom Compositor gezeichnet werden. Weston, die Referenzimplementierung des Wayland Compositors, verlangt Client-seitige Fensterdekorationen, KWin, der Fenstermanager der Desktopumgebung von KDE, sorgt für Server-seitige.

 
Das Wayland-Display-Server-Protokoll

Wayland-Display-Server-Protokoll

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Das Wayland-Display-Server-Protokoll definiert, dass Clients via EGL direkt in den Framebuffer zeichnen. Für Mesa 3D wurde dafür libwayland-EGL geschrieben. Diese Bibliothek erweitert die vorhandene Mesa-Implementierung von EGL dahingehend, dass die Zugriffe effizienter werden.

Wayland greift auf vorhandene Komponenten des Kernel des jeweiligen Betriebssystems wie Direct Rendering Manager (DRM), Kernel Mode-Setting (KMS) und den Graphics Execution Manager (GEM) unter Linux zurück, um einen minimalen Display-Server bereitzustellen.[10] Im Juni 2010 wurde Weston von dem auf Desktops eher traditionellen OpenGL auf OpenGL ES portiert.[11] Grund dafür war, dass die einzige verfügbare freie OpenGL-Implementierung Mesa 3D von GLX und damit vom X-Window-System abhängt, die OpenGL-ES-Implementierung von Mesa 3D aber nicht.[12] Wayland kommt aber ohne OpenGL / OpenGL ES aus.[13][14]

Wayland Compositor

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Wayland: Libwayland und der Wayland Compositor
Wayland-Clients schreiben mittels EGL unmittelbar in den Bildspeicher; der Compositor entscheidet über die Ausgabe.


Der Display-Server (Wayland Compositor) sitzt zwischen dem Linuxkern und seinen Clienten und überträgt seine Daten über das sogenannte Display-Server-Protokoll, welches einfach ein weiteres Netzwerkprotokoll ist.


Wayland-Clients schreiben mittels EGL unmittelbar in den Bildspeicher; der Compositor entscheidet über die Ausgabe.

Bildsynthese

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Das Wayland-Protokoll enthält keine API zur Bildsynthese.[19][20][21][22] Jeder Wayland-Client ist für die Bildsynthese seines Fensterinhaltes selbst verantwortlich und schreibt das Ergebnis in seinen eigenen Puffer. Für die Bildsynthese kann es eine eigene Engine mitbringen oder eine externe Bibliothek nutzen, wie z. B. Cairo, OpenGL oder Vulkan, oder auch die „rendering engine“ von Qt oder GTK+ benutzen.

Wayland wird als Ersatz für den X.Org-Server betrachtet, bietet aber andere potentielle Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise das Bereitstellen von X-Servern und GDM-Anmeldungen.[8]

  • Enlightenment: Ab der Version E20, welche im Dezember 2015 erschien, wird Wayland von Enlightenment unterstützt.[23]
  • Gnome: Im März 2013 kündigten GNOME-Entwickler Pläne für eine vollständige Portierung innerhalb eines Jahres an.[24] Gnome 3.10, welches im September 2013 erschien, enthielt bereits eine experimentelle Wayland-Unterstützung. Ab Version 3.20, welche am 23. März 2016 erschien, gilt die Wayland-Unterstützung als alltagstauglich.
  • KDE: Unterstützung von KWin für OpenGL ES wird ab Version 4.7 ausgeliefert.[25][26] Wayland-spezifische Änderungen sind seit 2011 in Entwicklung.[27] Seit Version 6.0 ist Wayland als Standard voreingestellt[28] (X11 wird jedoch weiterhin unterstützt).
  • Tizen: Tizen unterstützt Wayland in IVI-Konfigurationen.[29] Für Tizens Mobilplattform wurde Wayland-Unterstützung angekündigt.[30]
  • Sailfish OS: Jollas erstes Mobiltelefon mit Sailfish OS läuft laut Aussage der Entwickler mit Wayland.[31]

Das Wayland-Display-Server-Protokoll wurde durch verschiedene Komponenten implementiert, wie z. B. libWayland-server, libWayland-client oder libWayland-EGL. Alle diese Komponenten sind freie Software und unterliegen zusammen mit dem Wayland-Compositor Weston der MIT-Lizenz.[32]

Rezeption

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Wayland war ursprünglich als ein neues Projekt auf der Website des Unternehmens Phoronix Media vorgestellt worden, als im November 2008 ein Artikel mit dem Titel „Wayland: Ein neuer X.Org-Server für Linux“ veröffentlicht wurde.[7] Høgsberg reagierte auf die Aufmerksamkeit der Medien über seinen Blog und informierte darüber, dass Wayland nicht ein neuer X-Server sei, sondern ein neuer Display-Server, und stellte fest, dass es ein junges, noch unreifes Projekt sei.[33]

Streit mit Canonical

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Kurze Zeit nach Beginn der Entwicklung wurde Wayland vom Großteil der Linux-Gemeinde als baldiger Standard akzeptiert. Anfang 2013 gab jedoch Canonical überraschend bekannt, eine eigene Lösung namens „Mir“ entwickeln zu wollen. Diese Entscheidung löste Kontroversen aus, da viele es lieber gesehen hätten, dass gemeinschaftlich Wayland vorangebracht und so ein einheitlicher Standard etabliert würde.[34] In einer Stellungnahme von Mitarbeitern Canonicals wurde unter anderem argumentiert, Wayland habe schwerwiegende Sicherheitsprobleme vom X-Window-System geerbt. Diese Behauptung ist nachweislich falsch und wurde wenig später revidiert, führte jedoch dazu, dass die Fronten sich weiter verhärteten. Kritiker – darunter Høgsberg – warfen Canonical vor, das Projekt mit Falschaussagen torpedieren zu wollen.[35] 2017 gab Canonical schließlich die Entwicklung von Mir auf und verwendet nun in Ubuntu ebenfalls Wayland.[36]

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Einzelnachweise

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  1. Simon Ser: [ANNOUNCE] wayland 1.23.1. 24. August 2024 (abgerufen am 25. August 2024).
  2. Wayland Architecture. Erklärung der Wayland Architektur. Abgerufen am 27. März 2016.
  3. Wayland Homepage. Erklärung der Ziele des Projektes im 1 Absatz. Abgerufen am 2. Juni 2020.
  4. Is wayland replacing the X server? Abgerufen am 2. Juni 2020.
  5. Kristian Høgsberg (englisch) – Seite bei fosdem.org (abgerufen am 21. April 2013).
  6. Interview: Kristian Høgsberg (Memento vom 3. Februar 2014 im Internet Archive) (englisch) – Seite bei fosdem.org zu einem Gespräch am 29. Januar 2012 (abgerufen am 21. April 2013).
  7. a b Wayland: A New X Server for Linux. Phoronix, 3. November 2008 (englisch) abgerufen am 21. April 2013
  8. a b New Wayland X Server Looks to How a Modern Desktop works. (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) The H, 6. November 2008 (englisch) abgerufen am 21. April 2013
  9. Displayserver: Wayland und Weston 1.3 erschienenGolem, am 11. Oktober 2013
  10. Wayland Google Groups
  11. Wayland Meets Some Summer Love w/ New Changes (englisch) – Phoronix, am 6. Juni 2010 (abgerufen am 21. April 2013)
  12. Wayland-FAQ – abgerufen am 31. Juli 2011
  13. Daniel Stone: The real story behind Wayland and X. 1. Februar 2012, archiviert vom Original am 5. Februar 2014; abgerufen am 22. Oktober 2013.
  14. Daniel Stone: The real story behind Wayland and X (Video). 1. Februar 2012, abgerufen am 22. Oktober 2013.
  15. KWin/Wayland KDE Community Wiki. Abgerufen am 24. Februar 2022 (englisch).
  16. Foreneintrag von Nvidia-Mitarbeiter Aaron Plattner. 7. November 2010, archiviert vom Original am 16. Dezember 2013; abgerufen am 13. Dezember 2013.
  17. Thorsten Leemhuis: Anfänge für Mir- und Wayland-Support in Nvidias Linux-Treibern. In: Heise online. 7. Oktober 2013. Abgerufen am 22. Oktober 2013.
  18. Nvidia GeForce: Linux-Grafiktreiber verbessert Wayland-Unterstützung. Abgerufen am 3. Januar 2022.
  19. Kristian Høgsberg: Wayland. Abgerufen am 5. September 2014. „No rendering API, all direct rendering“
  20. Kristian Høgsberg: Wayland Documentation 1.3 – Wayland Rendering. In: FreeDesktop.org. Wayland project, archiviert vom Original am 5. September 2014; abgerufen am 4. September 2014.
  21. Wayland FAQ. In: Wayland project. Wayland project, abgerufen am 4. September 2014. „Wayland doesn’t render on behalf of the clients, it expects the clients to use whatever means they prefer to render into a shareable buffer.“
  22. Jesse Barnes: Introduction to Wayland. Intel Open Source Technology Center; „Does not include a rendering API – Clients use what they want and send buffer handles to the server“
  23. Liane M. Dubowy: Schlanker Linux-Desktop: Enlightenment E20 veröffentlicht. In: Heise online. 1. Dezember 2015. Abgerufen am 22. April 2017.
  24. [Phoronix] GNOME Will Move Full-Speed With Wayland Support. Phoronix.com, 13. März 2013, abgerufen am 8. April 2013.
  25. Martin Gräßlin: KWin runs on OpenGL ES. 28. November 2010, abgerufen am 22. Oktober 2013: „It does not only help, it is a must have to start working for Wayland. So to say it’s the first part of the KWin port to Wayland.“
  26. Martin Flöser: On the Road to Modern OpenGL (ES). In: Martin’s Blog. 18. Januar 2011, abgerufen am 5. Januar 2020 (amerikanisches Englisch).
  27. Martin Flöser: The History on Wayland Support inside KWin. In: Martin’s Blog. 21. April 2013, abgerufen am 5. Januar 2020 (amerikanisches Englisch).
  28. Plasma/Plasma 6 - KDE Community Wiki. Abgerufen am 1. Juni 2024.
  29. IVI/IVI Setup – Tizen Wiki. Wiki.tizen.org, abgerufen am 8. April 2013 (englisch).
  30. Upcoming Technologies: Wayland and oFono. Tizen, abgerufen am 8. April 2013 (englisch).
  31. Jolla’s First Smartphone Powered By Wayland - Phoronix. Abgerufen am 5. Januar 2020.
  32. COPYING - wayland/wayland - Wayland Compositor Infrastructure. Abgerufen am 5. Januar 2020.
  33. Kristian Høgsberg: Casually Defiant: Premature publicity is better than no publicity. In: Casually Defiant. 3. November 2008, abgerufen am 5. Januar 2020.
  34. Linux Community: Canonical löst Shitstorm ausGolem, am 9. März 2013
  35. Martin Gräßlin: Kwami: Wayland vs. Mir. KDE-Entwickler auf Ubuntuusers.de, 7. März 2013
  36. Ferdinand Thommes: Linux: Ubuntu bereitet sich auf GNOME und Wayland vor. In: ComputerBase. (computerbase.de [abgerufen am 23. April 2017]).