World Design Organization
Die World Design Organization (WDO) ist eine internationale non-profit-Nichtregierungsorganisation, die die Interessen von Designern und Designorganisationen weltweit vertritt. Sie setzt sich für Design als strategischen Problemlösungsprozess ein, der Innovationen vorantreiben, den Unternehmenserfolg fördern und zu einer nachhaltigen Verbesserung der sozialen, kulturellen, ökonomischen und ökologischen Lebensqualität beitragen soll. Die WDO hat seit 1974 einen Special Consultative Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen und unterstützt deren Ziele für nachhaltige Entwicklung.
Geschichte
BearbeitenAuf dem internationalen Kongress des Institut d’Esthetique Industrielle im Jahr 1953 schlug der Designtheoretiker Jacques Viénot vor, einen Interessenverband für die Belange der „Industriellen Ästhetik“ zu gründen, der auch die Interessen der Industriedesigner international vertreten sollte.[1][2]
Diese Organisation wurde am 29. Juni 1957 in London von 12 professionellen Designorganisationen als International Council of Societies of Industrial Design (ICSID)[3] gegründet und hatte ihren Sitz bis 1974 in Paris. Von 1974 bis 1985 residierte sie in Brüssel von 1985 bis 2005 in Helsinki und ab 2005 in Montreal.[4] 2015 wurde die ICSID in World Design Organization umbenannt.[5] Ihr gehören im Jahr 2023 über 190 Organisationen in 33 Ländern als Mitglieder an. Seit 1959 treffen sich die WDO-Mitglieder alle zwei Jahre zur Generalversammlung (World Design Assembly[6]), auf der sie die operative Ausrichtung der Organisation bestimmen, ihre Führung wählen und sich mit aktuellen, branchenbezogenen Schlüsselthemen befassen. Eine Gastgeberstadt wird jeweils durch ein Bewerbungsverfahren ausgewählt.
Die WDO konzentriert sich mit ihren Aktivitäten und Programmen auf die Förderung von Design-Innovationen, Design-Bildung und die globale Vernetzung der Design-Community statt direkt politische Entscheidungsträger zu beeinflussen. Dadurch unterscheidet sich die WDO von klassischen Lobbyorganisationen.
World Design Agenda
BearbeitenDie Mitglieder der WDO proklamieren ein gemeinsames Interesse an der Positionierung von Design als Katalysator für Veränderungen und wollen eine führende Rolle bei der Bewältigung lokaler Probleme mit globaler Relevanz übernehmen. Seit Oktober 2017 verpflichten sich die WDO-Mitglieder (Vertreter von Unternehmen der Privatwirtschaft, Bildungseinrichtungen, Werbe- und Berufsverbänden) ihre Aktivitäten auf die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs: Sustainable Development Goals) auszurichten.[7] Von den 17 SDGs wurden von der WDO folgende sieben Ziele als besonders relevant für die Arbeit der Design-Community eingestuft:[8]
- SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen[9]
- SDG 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen[10]
- SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie[11]
- SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur[12]
- SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden[13]
- SDG 12: Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion[14]
- SDG 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele[15]
Die UN-Nachhaltigkeitsziele werden als gemeinsamer Handlungsrahmen gesehen, der das Potential hat, gleichzeitig positive soziale und ökologische Auswirkungen sowie finanziellen Ertrag und Mehrwert zu bieten.
WDO-Programme
BearbeitenDie Programmgestaltung steht im Zentrum des WDO-Auftrags. Mit der Unterstützung und Zusammenarbeit von Mitgliedern und Partnern fördert die WDO Innovationen, die zur Umsetzung der World Design Agenda beitragen sollen.
World Design Capital
BearbeitenDer Titel World Design Capital (WDC) (Weltdesignhauptstadt) wird seit 2008 alle zwei Jahre von der WDO verliehen und zeichnet Städte aus, welche Design einsetzen, um die wirtschaftliche, soziale, kulturelle und ökologische Entwicklung auf der Grundlage der World Design Agenda voranzutreiben. Die Bewerber um den Titel sollen im Rahmen eines einjährigen auf Design fokussierten Veranstaltungsprogramms in ihrer Stadt(region) zeigen, wie Design und die Designwirtschaft zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.
World Design Talks
BearbeitenDie 2016 ins Leben gerufenen World Design Talks der WDO sind eine Reihe eintägiger Workshops, die an verschiedenen Orten auf der ganzen Welt veranstaltet werden, um lokale Herausforderungen von globaler Relevanz – wie die Urbanisierung, den Klimawandel und die Migration – anzusprechen und zu erkunden, wie Design und eine kollaborative Denkweise dazu beitragen können, Lösungen zu finden.
World Industrial Design Day
BearbeitenDer Welttag des Industriedesigns (World Industrial Design Day, WIDD), der jährlich am 29. Juni begangen wird, wurde 2008 ins Leben gerufen und hebt die Verdienste des Berufs des Industriedesigners und seinen Einfluss auf die Lebensqualität hervor. Als offenes Programm bindet der WIDD die globale Designgemeinschaft jedes Jahr unter einem anderen Thema ein und fördert die Entwicklung von designorientierten Veranstaltungen, Aktivitäten, Workshops, Wettbewerben und Ausstellungen.
World Design Impact Prize
BearbeitenDer World Design Impact Prize (WDIP) wurde 2011 ins Leben gerufen, um durch Industriedesign motivierte Projekte zu würdigen und auszuzeichnen, die Design und/oder Design Thinking nutzen, um einen positiven Einfluss auf die soziale, wirtschaftliche, kulturelle und/oder ökologische Lebensqualität zu bewirken.[16] Nach einem öffentlichen Einreichungs- und Nominierungsverfahren wählt ein multidisziplinäres Expertengremium eine Auswahlliste für den Preis aus, über die dann die WDO-Mitgliedsorganisationen abstimmen.
World Design Circles
BearbeitenDas Corporate Circles-Programm der WDO ist eine Informations- und Networking-Plattform für professionelle Designer.
Interdesign/World Design Challenge
BearbeitenDas 1971 ins Leben gerufene Interdesign-Programm der WDO richtet internationale Workshops für Designer aus, um lokale Probleme von globaler Bedeutung zu bearbeiten.
Im Jahr 2020 hat die WDO eine virtuelle Variante des Interdesign-Programms gestartet. Bei diesen sogenannten World Design Challenges handelt es sich um zweiwöchige, virtuelle Workshops, bei denen internationale Designer und Fachleute zusammenkommen, um sich mit einem bestimmten Problem oder Thema auseinanderzusetzen.[17]
World Design Assembly
BearbeitenSeit 1959 treffen sich die WDO-Mitglieder alle zwei Jahre zur Generalversammlung, auf der sie die operative Ausrichtung der Organisation bestimmen, ihre Führung wählen und übergreifende branchenbezogene Themen diskutieren.
Heute ist die World Design Assembly eine dreitägige Veranstaltung, die auch ein Forschungs- und Bildungsforum sowie eine internationale Designkonferenz umfasst. Die 33. WDO World Design Assembly fand im Oktober 2023 in Tokyo, Japan, statt.[18][19]
WDO Foundation
BearbeitenDie WDO Foundation[20] wurde von der WDO als Unterorganisation gegründet,
- um Designstudenten und -fachleute durch die Finanzierung von Bildungsprogrammen, Zuschüssen und Stipendien zu fördern.
- um Stakeholdern aus der Zivilgesellschaft, der Industrie, Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen Unterstützung durch die Designgemeinschaft anzubieten
- um designbezogene Bildungsvorhaben und Gemeinschaftsprojekte zur Verbesserung des Wellbeing von Gemeinschaften zu erforschen.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Jeremy Aynsley, Alison J. Clarke, Tania Messel (Hrsg.): International Design Organizations. Histories, Legacies, Values, Bloomsbury 2022, ISBN 978-1-350-11251-3.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Jocelyne Le Boef: Jacques Viénot (1893–1959). Pionnier de l’Esthétique Industrielle en France. Presses Universitaires de Rennes, 2006.
- ↑ Jacques Viénot: L’Institut d’Esthétique Industrielle: The Industrial Aesthetics Charter. In: designmanifestos.org. Abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ ICSID. University of Brighton Design Archives, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ WDO Constitution and By-Laws. WDO, 13. November 2015, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ ICSID is now World Design Organization. A Catalyst for Positive Change in the World. isda.org, 2015, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ WDO – World Design Assembly Hyderabad 2019. Humanizing Design. WDO, 2019, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ World Design Organization commits to achieve the SDGs, by Design. World Design Organization, 15. Oktober 2017, abgerufen am 28. Juli 2024.
- ↑ Achieving the Sustainable Development Goals by Design. World Design Organization, abgerufen am 28. Juli 2024.
- ↑ 3. Gesundheit und Wohlergehen. In: 17ziele.de. Abgerufen am 29. Juli 2024.
- ↑ 6. Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten. In: 17ziele.de. Abgerufen am 29. Juli 2024.
- ↑ 7. Bezahlbare und saubere Energie. In: 17ziele.de. Abgerufen am 29. Juli 2024.
- ↑ 9. Widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen. In: 17ziele.de. Abgerufen am 29. Juli 2024.
- ↑ 11. Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten. In: 17ziele.de. Abgerufen am 29. Juli 2024.
- ↑ 12. Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen. In: 17ziele.de. Abgerufen am 29. Juli 2024.
- ↑ 17. Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen. In: 17ziele.de. Abgerufen am 29. Juli 2024.
- ↑ Icsid introduces the World Design Impact Prize. International Council of Design, 25. Januar 2011, abgerufen am 3. September 2024.
- ↑ World Design Challenge. WDO, abgerufen am 26. Juli 2023.
- ↑ World Design Assembly Tokyo 2023: Design Beyond. WDO, abgerufen am 10. November 2023.
- ↑ Research+ Education Forum Tokyo 2023. World Design Organization, abgerufen am 28. Juli 2024.
- ↑ WDO Foundation. WDO, abgerufen am 23. Juli 2023.