Location via proxy:   [ UP ]  
[Report a bug]   [Manage cookies]                
Dieser Eintrag war in der 30. Woche
des Jahres 2020 das Wort der Woche.
Singular Plural
Nominativ der Späti die Spätis
Genitiv des Spätis
des Späti
der Spätis
Dativ dem Späti den Spätis
Akkusativ den Späti die Spätis
 
[1] ein Späti in Berlin
 
[1] ein größerer Späti in einem westlichen Bezirk von Berlin

Worttrennung:

Spä·ti, Plural: Spä·tis

Aussprache:

IPA: [ˈʃpɛːti], [ˈʃpeːti]
Hörbeispiele:   Späti (Info),   Späti (Info)
Reime: -eːti

Bedeutungen:

[1] regional umgangssprachlich: über den allgemeinen Ladenschluss hinaus geöffnete kleinere Verkaufsstelle in einer Großstadt (vor allem Berlin, ferner unter anderem auch Hamburg, Köln, München), in der Getränke, Tabakwaren und zumeist auch Zeitschriften, Lebensmittel verkauft sowie häufig auch Internetzugänge angeboten werden

Herkunft:

Bei dem Wort handelt es sich um eine seit Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts in Gebrauch gekommene umgangssprachliche[1] Kurzform (Kopfwort) zu Spätkauf[2] beziehungsweise Spätverkaufsstelle[3] mit dem Suffix -i, der eine „vertraulich-wohlwollende Konnotation“[4] erzeugt[1]. In der DDR gab es in Großstädten einzelne Geschäfte mit längeren Öffnungszeiten, die sogenannten Spätverkaufsstellen.[1] So heißt es in der Zeitung Neues Deutschland vom 28. November 1969:
„Mittwoch, 31. Dezember: von 7 bzw. 8 Uhr bis 15 Uhr, Spätverkaufsstellen bis 17 Uhr geöffnet.“[5]
In Ostberlin hatten die staatlichen Einzelhandelsmärkte Öffnungszeiten bis nach Mitternacht, weil die Schichtarbeiter ja auch Gelegenheit zum Einkauf haben sollten. Nach der Wiedervereinigung sicherte eine Bestandsklausel im Einigungsvertrag den Fortbestand dieses gelockerten Ladenschlussgesetzes. So wurde der Spätkauf in den Neunzigern langsam nach Westberlin importiert und wird hier inzwischen hauptsächlich von türkischen und arabischstämmigen Familien betrieben.[6]

Synonyme:

[1] Spätkauf, Spätshop, Spätverkauf, Spätverkaufsstelle

Sinnverwandte Wörter:

[1] Büdchen, Kiosk, Tante-Emma-Laden, Wasserhäuschen

Oberbegriffe:

[1] Geschäft

Unterbegriffe:

[1] 24-Stunden-Späti

Beispiele:

[1] „Wirtschaftlich trifft es die restlichen Tankstellen – der klassische ‚Späti‘ wie in Berlin ist im Südwesten so gut wie unbekannt.“[7]
[1] „Auf Seite 21 stehen die wirklich relevanten Dinge, die ich für Sie wie folgt übersetzen möchte: Wenn ein offenkundiger Nazi ein paar Mal Bier im Späti geklaut hat, ist er ein Ladendieb im Bereich der Allgemeinkriminalität.“[8]
[1] „Wir bedauern, dass die bisherige liberale Praxis gegenüber Spätis in Berlin dank einer Einzelperson offenbar beendet werden soll.“[9]
[1] „Der ‚Späti‘ vollbringt eine Dienstleitung an Menschen, die lange schlafen möchten oder denen zu spät einfällt, woran sie früher hätten denken sollen, und das sind in dieser Stadt einige.“[10]
[1] „Zu den Kiosk-Hochburgen zählten Köln, Hannover, das Ruhrgebiet, Hamburg-Harburg, Flensburg und Berlin mit seinen Spätis.[11]
[1] „Ende April ordnete das OVG die strikte Auslegung des Gesetzestextes an: Der Inhaber eines Spätis am Mauerpark hatte darauf geklagt, am 1. Mai öffnen zu dürfen.“[12]
[1] „Denn ein echter Späti ist auch eine soziale Einrichtung.“[13]
[1] „Die Bühne ist einem ‚Späti‘ nachempfunden, einem für das Überleben in der Großstadt essenziellen Kiosk.“[14]
[1] „Er fotografierte an die 300 von ihnen, sprach mit den Besitzern und stellte fest: ‚Auch wenn sich die Spätis ähneln, sind sie immer Unikate.‘“[3]
[1] „Schon, aber der Späti wird für viele zur Ersatzkneipe, man verweilt dort, quatscht sich fest, es gibt viel nachbarschaftliche Kommunikation.“[15]
[1] „‚Aber nur die Berliner Spätis sind wirklich 24 Stunden offen und bieten den Kunden auch noch Sitzmöglichkeiten‘, sagt Klier.“[16]
[1] „Doch was in München lange Zeit gefehlt hat, ist das, was sie in Berlin Späti nennen. Ein Späti, Kurzform für Spätkauf, besteht im Wesentlichen aus einem (oder mehreren) gut gefüllten Kühlschränken, einem Tabakregal und einem Tresen mit Schokoriegeln und Chips. Vor allem aber hat ein Späti auch dann noch offen, wenn die Lichter im Supermarkt nicht mehr brennen, der Sonnenuntergang aber zu einem Bierchen an der Isar einlädt.“[2]
[1] „Als sie bemerkte, dass die Verdächtigen etwas stehlen wollten, habe sie das ihrem Mann gesagt und dann den Späti in der Neuköllner Sonnenallee von außen verschlossen, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei am Sonntag.“[17]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] einen Späti betreiben; etwas im Späti kaufen, sonntags im Späti einkaufen; in den nächsten Späti gehen

Wortbildungen:

Spätibetreiber/Späti-Betreiber, Spätiöffnungszeiten/Späti-Öffnungszeiten, Spätiverkäufer/Späti-Verkäufer

Übersetzungen

Bearbeiten
[1] Wikipedia-Artikel „Späti
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Späti
[1] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – Neologismenwörterbuch „Späti
[1] Duden online „Späti
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Späti
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalSpäti

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – Neologismenwörterbuch „Späti
  2. 2,0 2,1 Thierry Backes: Neuer Späti im Gärtnerplatzviertel: München versucht sich als Großstadt. In: sueddeutsche.de. 28. Mai 2014, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  3. 3,0 3,1 Julia Stanek: Kult-Spätkauf in Berlin: Party beim Kiez-Krämer. In: Spiegel Online. 18. Oktober 2013, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  4. Wolfgang Fleischer, Irmhild Barz: Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. 4., völlig neu bearbeitete Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-025663-5, Seite 215.
  5. Öffnungszeiten. In: Neues Deutschland. Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Nummer 329, 24. Jahrgang, 28. November 1969, ISSN 0323-3375, Seite 8 (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  6. Christiane Rösinger: Lob des Spätkaufs. In: fm4.ORF.at. 7. Juni 2009 (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  7. Ingo Arzt: Kein Bier mehr nach 22 Uhr. In: taz.die tageszeitung. Nummer 9033, Jahrgang 30, 7. November 2009, ISSN 0931-9085, Seite 07 (taz Print-Archiv, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  8. Steffen Bockhahn: Tagesordnungspunkt Ⅱ.7, b) Einzelplan 19, Bundesverfassungsgericht – Drucksache 17/7124 –. In: Deutscher Bundestag (Herausgeber): Stenografischer Bericht, 141. Sitzung. Plenarprotokoll 17/141. Berlin 22. November 2011, Seite 16853 (D) (URL: PDF 1,3 MB, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  9. Juliane Wiedemeier: Alltag: Auch Spätis sollen am siebten Tag ruhen. In: Prenzlauer Berg Nachrichten. 14. März 2012 (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  10. Marcus Jauer: Verkaufsverbot: Berliner Spätis. In: FAZ.NET. 18. April 2012 (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  11. Stuttgarter Projekt „Gute Bude“: Jeder Kiosk ist ein kleines Kulturzentrum. In: Nürnberger Zeitung. 22. Juni 2012, Seite 36.
  12. Johannes Kulms: Öffnungszeiten der Spätis: Die Legalisierung des Sonntags. In: taz.die tageszeitung. Nummer 9849, Jahrgang 33, 11. Juli 2012, ISSN 0931-9085, Seite 24 (taz Print-Archiv, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  13. dapd: Spätkauf-Öffnungszeiten: „Späti ohne Sonntag ist kein Späti“. In: Berliner Zeitung Online. 30. Juli 2012, ISSN 0947-174X (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014)..
  14. Flimmer und Flamingos. In: Mannheimer Morgen. 15. Oktober 2013, Seite 31.
  15. Anne Haemig (Interviewerin), Christian Klier (Interviewter): Einkaufen in Berlin: „Der Späti wird zur Ersatzkneipe“. In: taz.de. 29. Dezember 2013, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  16. Julia Backes: Ein Liebeserklärung an den Späti. In: Berliner Abendblatt. [Online-Ausgabe]. 28. Februar 2014 (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  17. B.Z./dpa: Überfall: Späti-Besitzerin schließt Ehemann und Räuber ein. In: B.Z. 26. Oktober 2014 (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 1: spät, Spati, spati
Levenshtein-Abstand von 2: Spasti, Spatzi