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Erfolgreiche Kundenbindung ist für Unternehmen
eine der wichtigsten und zugleich schwierigsten
Aufgaben. Doch der Einsatz klassischer CRM-
Software ist von begrenztem Nutzen. Es müssen
neue Wege beschritten werden. Customer Expe-
rience Management (CEM) ist ein Ansatz, der
Unternehmen in die Lage versetzen kann, diese
Grenzen zu überwinden. Dabei rückt der Kunde
in den Fokus der Unternehmensstrategie. Eine
zentrale Rolle spielt die Berücksichtigung der
User Experience für das Kundenmanagement.
Was sind die Herausforderungen am klassi-
schen Kundenmanagement? Wie kann man
Kundenabwanderung verhindern? Was muss
dafür getan werden? Der Artikel greift diese
Fragen auf. Es wird geklärt, was hinter Custo-
mer Experience Management steckt und wel-
che Rolle die User Experience dabei spielt. An-
hand eines fiktiven Beispiels wird aufgezeigt,
wie diese Ansätze in den Unternehmensprozess
integriert werden können. Abschließend werden
Strategien und Technologien zur Informations-
gewinnung und -auswertung kurz besprochen.
Auf dem Weg
zur Customer Experience
Starker Wettbewerb, übersättigte Märkte und
sinkende Margen sind das Problem vieler Un-
ternehmen aus allen Branchen. Eine Differen-
zierung über Preis und Produktqualität ist kaum
noch möglich, um Kunden dauerhaft binden zu
können. Der Kunde hat heute immer und über-
all die Möglichkeit, Preise und Produkte zu ver-
gleichen und kann aus einer Vielzahl von Anbie-
tern auswählen. Die Unternehmen müssen
neue Wege finden, Kunden für sich zu gewin-
nen und dauerhaft zu halten. Customer Experi-
ence Management bietet vielversprechende
Ansätze auf, die genannten Herausforderungen
bewältigen zu können.
Was ist Customer Experience
Management (CEM)?
Bei CEM handelt es sich um eine Unterneh-
mensstrategie, die das Ziel verfolgt, Kunden
eine besondere Erfahrung mit dem eigenen Un-
ternehmen und den Produkten zu bieten. Dafür
konzentriert man sich auf den Blick, den der
Kunde auf das Unternehmen hat, statt durch
die unterschiedlichen Systeme auf den Kunden
zu schauen. Der Kunde soll einen Mehrwert
bekommen. Dabei setzt die Strategie auf den
klassischen Komponenten altbewährter CRM-
Systeme auf.
Abgrenzung der Ziele
von CRM und CEM
CRM ist ebenfalls eine Unternehmensstrategie,
mit welcher Prozesse im Unternehmen an die
Bedürfnisse des Kunden angepasst werden. Der
Fokus liegt auf den internen Abläufen. Ziel ist es,
die Bedürfnisse aktueller und potenzieller Kun-
den frühzeitig erkennen zu können. Das Ziel von
CRM-Systemen ist es, herauszufinden, welche
Kunden besonders wertvoll für das Unternehmen
sind. Entsprechend ihrer Profitabilität können
dann unterschiedliche Kundenbindungsmaßnah-
men bei den Kunden angewandt werden. Die
Ziele von CRM bestehen in der Optimierung
des Kundenwerts und der Ausrichtung des
Unternehmens in Richtung Kunde zur Maxi-
mierung der Kundenzufriedenheit.
Ein wesentlicher und wichtiger Punkt ist die
persönliche Erfahrung und das Erlebnis des
Kunden (engl. „User Experience“) mit dem ei-
genen Unternehmen und den Produkten. Das
klassische CRM berücksichtigt diesen As-
pekt kaum oder überhaupt nicht. Dabei ist dies
ein entscheidender Punkt im Kundenbezie-
hungsmanagement und trägt dazu bei, dass aus
loyalen Kunden begeisterte Kunden und Bot-
schafter eines Unternehmens werden.
CEM ergänzt klassische CRM-Strategien und
überwindet deren Grenzen durch die Berück-
sichtigung und Einbindung der User Experi-
ence. Es kombiniert Altbewährtes wie Kunden-
management, Aufbereitung und Auswertung
von Kundendaten mit Blick und Fokus auf die
speziellen Wünsche und Erwartungen der Kun-
den an das Unternehmen. Ziel ist es, zu ana-
lysieren, welche Erwartungen und Erfah-
rungen die Kunden mit dem Unternehmen
haben, um daraus eine individuelle Erfah-
rung ableiten zu können. Dabei wird das
Unternehmen aus der Sicht des Kunden betrach-
tet. Im Mittelpunkt stehen die Kollaboration, die
Kommunikation, die Personalisierung und die
spezifische Interaktion mit den Kunden.
Grenzen überwinden
Heute geht es nicht mehr nur darum, dem Kun-
den ein hochwertiges Produkt und einen guten
Service zu bieten, sondern ihn für sich zu ge-
winnen, ihn zu begeistern und ihn dazu zu
bewegen, für das Produkt und das Unter-
nehmen einzustehen und es weiterzuemp-
fehlen. Die klassische CRM-Strategie gelangt
hier an ihre Grenzen.
CEM verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, um
auf die Wünsche der Kunden und auch Liefe-
ranten einzugehen. Informationen und Daten zu
Kunden aus allen Unternehmensanwendungen
werden analysiert und ausgewertet. Erst wenn
man weiß, was der Kunde eigentlich möchte,
kann ihm ein individueller Mehrwert gebo-
ten werden. Dabei muss das Unternehmen
glaubwürdig gegenüber der Außenwelt auftre-
ten. Versprechungen und Slogans allein werden
einen Kunden nicht überzeugen können. Das
Customer Experience Management
von Mandy Goram
CM November / Dezember 2013
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Unternehmen muss die hervorgerufenen Er-
wartungen des Kunden komplett erfüllen
oder gar übertreffen.
Das Ziel von CEM ist es, eine einmalige Er-
fahrung für den Kunden zu schaffen, um ihn
emotional an das Unternehmen und dessen
Produkte zu binden.
Kunden erreichen, ansprechen
und verstehen
Bei CEM geht es darum, die benötigten und
richtigen Daten zur richtigen Zeit und am richti-
gen Ort zur Verfügung zu stellen. Alle Mitar-
beiter, die mit der Außenwelt in Kontakt
stehen, müssen Zugriff auf relevante Infor-
mationen des Unternehmens haben – nicht
mehr nur der Vertriebs- oder Marketingmitar-
beiter, der mit einem CRM arbeitet, sondern
alle, die Service anbieten.
Man stelle sich einen Kundenbetreuer im Call-
Center eines Mobilfunkbetreibers vor, der eine
telefonische Beschwerde entgegennimmt. Der
Kunde bemängelt, dass er schlechten Netz-
empfang und permanente Verbindungsab-
brüche hat. Der Kundenbetreuer hat Informati-
onen über den Vertrag, den Wohnort und die
verfügbare Netzqualität im Bereich des Kunden.
Anhand des Kundenprofils sieht er, dass der
Kunde zu seinem Vertrag ein Smartphone erhal-
ten hat. Der Kundenbetreuer kann sehen, dass
es keine Netzprobleme im Bereich des Kunden
gibt. Daraufhin veranlasst er eine Prüfung des
Smartphone beim Hersteller mit der Problembe-
schreibung vom Kunden. Der Kundenbetreuer
bedankt sich für die Informationen und wird sich
innerhalb der nächsten 24h beim Kunden mel-
den. Die Nachfrage beim Hersteller war erfolg-
reich, das Mobilfunkunternehmen hat die Infor-
mation am nächsten Tag erhalten.
Der Fehler wird von der Software des
Smartphone verursacht. Der Kundenbe-
treuer meldet sich am nächsten Tag wie
versprochen beim Kunden und informiert ihn
über ein vom Smartphone-Hersteller be-
reitgestelltes Update, welches den Fehler
behebt. Er erklärt dem Kunden Schritt für
Schritt, wie er vorzugehen hat und wartet, bis
eine positive Rückmeldung des Kunden kommt.
Darüber hinaus erhält der Kunde eine Gut-
schrift über 100 Freiminuten als Wiedergutma-
chung. Alle anderen Kunden mit dem bau-
gleichen Modell erhalten eine Nachricht,
die auf das Problem hinweist und die
Downloadinformationen enthält.
Informationen sammeln, Daten auswerten
Um die Komplexität der Kundeninteraktion
handhaben zu können, müssen mehrere
strategische und technologische Ansätze
zur Datengewinnung und Informationsbe-
schaffung berücksichtigt werden. Es ist
wichtig, zu wissen, wann und warum Kunden
Kontakt mit dem Unternehmen aufgenommen
haben. Dafür braucht es Kundenhistorien,
die jederzeit bei der Kommunikation mit
dem Kunden zur Verfügung stehen.
Für die individuelle Beratung und Betreuung
des Kunden ist es sehr hilfreich, seine Präfe-
renzen und Vorlieben zu kennen. Obwohl
viele Kunden eine direkte Preisgabe ihrer Daten
vermeiden, liefern sie zum Teil unbewusst viele
Informationen. Daten entstehen bei der Nut-
zung von Bonusprogrammen, über den Ein-
kauf im Onlineshop und auch bei der Suche
im Internet oder auf den Webseiten von On-
line-Händlern. An Informationen über den Kun-
den mangelt es in der Regel nicht. Die Kunst
ist es aber, diese Informationen gezielt
auszuwerten und richtig einzusetzen. Hier-
für können die Daten beispielsweise in einem
Data Warehouse aufbereitet und über ein
BI-Tool ausgewertet werden.
Ebenso viele oder weitaus mehr Informationen
können durch die Analyse sozialer Netzwer-
ke gewonnen werden. Dazu müssen unstruk-
turierte Daten integriert und nach Mustern
analysiert werden. Data-Mining und Text-
Mining wären Ansätze, die dieses Problem
lösen könnten.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der aus dem Be-
reich Customer Managed Relationship (CMR)
kommt, ist die Bereitstellung von Kommunika-
tionswegen. Jeder Kunde bevorzugt eine ei-
gene Art und Weise, mit einem Unterneh-
men zu kommunizieren. Deshalb ist es wich-
tig, jedem Kunden die Möglichkeit zu geben,
über seinen bevorzugten Kommunikations-
kanal agieren zu können. Dieser sollte auch
berücksichtigt werden, wenn das Unternehmen
an den Kunden herantritt. So wäre es für einen
Kunden, der ausschließlich über ein Onlinepor-
tal mit dem Unternehmen kommuniziert, ärger-
lich, wenn er über die neusten Angebote telefo-
nisch informiert werden würde.
Fazit
Unternehmen, die Customer Experience Ma-
nagement professionell betreiben, werden
einen enormen Wettbewerbsvorteil haben.
Dazu müssen sie auf die Wünsche und Be-
dürfnisse ihrer Kunden eingehen, um deren
Abwanderung zu anderen Unternehmen mit
ähnlichen Produkten entgegenzutreten.
Die Sicht des Kunden, auf Kontaktpunkte, Pro-
zesse und Produkte des eigenen Unterneh-
mens, steht im Mittelpunkt. Dabei spielt die
User Experience, also das Kundenerlebnis, eine
entscheidende Rolle und wird zu einem wichti-
gen Faktor im Kundenbeziehungsmanagement.
Den Kunden ist eine besondere, positive Erfah-
rung und ein Mehrwert zu bieten. Worin dieser
Mehrwert und eine besondere Erfahrung
liegen, gilt es herauszufinden. Dafür müssen
Unternehmen Kundenerfahrungen und -be-
wertungen, soziale Netzwerke und ver-
schiedene Kommunikationswege berück-
sichtigen und nutzen.
Autor
Mandy Goram
ist Beraterin bei der TREvisto GmbH in Nürnberg. Ihre Themen-
schwerpunkte liegen im Bereich DWH, BI und CRM.
E-Mail: mandy.goram@trevisto.de
Customer Experience Management