Marmorpapier

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Als Marmorpapier (auch: marmoriertes Papier, TürkischEbru) bezeichnet man mit einem speziellen Verfahren verzierte Papierbögen, die besonders im 19. Jahrhundert, teils aber auch heute als Überzugsmaterial für handgebundene Bücher, als Vorsatzpapier sowie neuerdings als Geschenkpapier verwendet werden.

Die Herstellung von Marmorpapier gleicht der eines Marmorschnitts. Ein flaches Becken wird mit einer Lösung aus Tragantgummi, einer Aufkochung von Irländischem Moos (Condrus crispus) oder einer Lösung von Methylcellulose gefüllt. Auf die flache Oberfläche des Leimbades werden nun verschiedene flüssige Farben aufgebracht, die mit Ochsengalle versetzt sind, die sich wegen der Konsistenz des Leimbades nicht mit dem Leim oder den anderen Farben vermischen. Daher können die Farben nun mit verschiedenen Techniken in ornamentale Schlierenmuster gebracht werden, die tlw. natürlichem Marmor ähneln – daher der Name ‚Marmorpapier‘. Nun wird ein starker Papierbogen vorsichtig auf das Leimbad gelegt und anschließend wieder abgehoben. Die Farbe bleibt am Papier haften und verbindet sich beim Trocknen dauerhaft mit ihm.

Je nach der Art der Aufbringung der Farben (Spritzen, Tupfen, Sprühen usw.) und der anschließenden Behandlung entstehen verschiedene Ornamente. Besonders typisch sind getupfte Muster, die echtem Marmor am nächsten kommen, sowie wellenartige Muster, die entstehen, wenn man mit einem Kamm durch die Farbschicht fährt. Auch strudelartig verquirlte u. ä. Varianten kommen vor; letztlich sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Aus der Türkei stammt etwa der Brauch, Blütenbilder auf den Leim zu zeichnen.

Marmorpapier ist ein besonders hochwertiges veredeltes Papier: jeder Bogen ist ein Unikat, da sich die Muster auch bei gleichem Vorgehen nicht genau wiederholen; zudem tritt auch innerhalb eines Bogens keine exakte Wiederholung des Musters auf, wie das bei anderen Verzierungstechniken der Fall ist. Marmorpapier wurde als Überzugsmaterial sowie Vorsatzpapier für Bücher früher in ganz Europa hergestellt und verwendet, besonders in England. Heute werden Marmorpapiere insbesondere in Venedig manuell produziert und verkauft. Neben dem echten Marmorpapier gibt es auch billige Imitate, die das Muster in gewöhnlichem Farbdruck reproduzieren.

Beispiele