Reallexikon der Germanischen Altertumskunde

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Das Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA) ist ein Fachlexikon und akademisches Standardwerk zur frühen Geschichte und Kultur der germanischen Völker und Stämme sowie der mit ihnen in Kontakt stehenden Kulturen. Das Werk wurde in seiner zweiten Auflage von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen betreut. Der Name wurde aufgrund der Annahme der älteren Forschung gewählt, historisch belegte Völker bis in die frühe Vorzeit verfolgen zu können.[1] Später wurde der Titel von der ersten Auflage übernommen,[2] obwohl er inhaltlich überholt ist.

Die erste, vierbändige Ausgabe wurde von dem Anglisten Johannes Hoops 1911–1919 besorgt, für die mehrere damals angesehene Forscher Beiträge lieferten (unter anderem Rudolf Much, der aus gesundheitlichen Gründen die Herausgabe an Hoops abgab).

Die zweite Auflage, deren Herausgeber Heinrich Beck (ab Band 1, 1968/72), Dieter Geuenich (ab Band 13, 1999), Heiko Steuer (ab Band 8, 1991/94) und Rosemarie Müller (ab 1992) sind und die beim Verlag Walter de Gruyter (Berlin / New York) 1968/73–2008 erschienen ist, stellt eine völlig neu bearbeitete Fassung des alten Reallexikons dar und ist Gegenstand der nachfolgenden Ausführungen.

Das Reallexikon berücksichtigt alle Gebiete, in denen germanische Völkerschaften ansässig waren, und es erfasst den Zeitraum von den frühesten Zeugnissen im 1. Jahrtausend v. Chr., über die spätantike Völkerwanderungszeit bis in das Frühmittelalter. Für das erst spät christianisierte Skandinavien erstreckt sich der behandelte Zeitraum bis zum Ende der Wikingerzeit, also bis zum 11./12. Jahrhundert, für den Kontinent endet er bereits in der Karolingerzeit. Das RGA stellt ein wichtiges Nachschlagewerk für die Geschichte Mittel-, Ost-, West- und Nordeuropas in diesem Zeitraum dar. Neben der Geschichte und der Kultur der Germanen werden beispielsweise auch Kelten, Hunnen und das Römische Reich berücksichtigt. Auch der Rezeptionsgeschichte wird teils breiter Raum zugestanden. Weniger stark gewichtet sind Kirchen- und Literaturgeschichte.[3]

Die Artikel wurden vielfach von herausragenden Fachwissenschaftlern erstellt. Der Forschungsstand wird umfangreich dokumentiert; Literaturangaben sind am Ende des jeweiligen Artikels zu finden. Die Themen werden, wenn erforderlich, aus der Sicht verschiedener Disziplinen (Sprachwissenschaft, Geschichte, Archäologie unter Einbeziehung naturwissenschaftlicher Methoden) behandelt.[4] Der 35. und letzte Band der 2. Auflage ist 2007 erschienen. Insgesamt umfasst das Lexikon 5124 Artikel von 1443 Autoren auf 22.359 Seiten.[5] Es schließen sich zwei Registerbände an: Band 1 (2008) mit Autoren-, Stichwörter- und Fachregister sowie einem Abkürzungsverzeichnis; Band 2 (2008) mit einem alphabetischen Register. Zusätzlich wurden zahlreiche Sonder- bzw. Ergänzungsbände herausgegeben. Im Kontext der Herausgabe des RGA wurde 1971 eine Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas gegründet, deren Tagungsbände von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen publiziert wurden. Das Reallexikon wurde zeitweise aus dem Akademienprogramm gefördert, das gemeinsam von Bund und Ländern finanziert wird.[6]

  • Johannes Hoops (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. 4 Bände. Trübner, Straßburg 1911–1919.
    • Band 1: A–E. Trübner, Straßburg 1911–1913 (Digitalisat).
    • Band 2: F–J. Trübner, Straßburg 1913–1915 (Digitalisat).
    • Band 3: K–Ro. Trübner, Straßburg 1915–1916 (Digitalisat).
    • Band 4: Rü–Z. Trübner, Straßburg 1918–1919 (Digitalisat).

Germanische Altertumskunde Online

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Heinrich Beck, Sebastian Brather, Dieter Geuenich, Wilhelm Heizmann, Steffen Patzold, Heiko Steuer (Hrsg.): Germanische Altertumskunde Online. Europäische Kulturgeschichte bis zum Hochmittelalter. De Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-021953-1.

Im September 2010 wurde die Datenbank Germanische Altertumskunde Online. Europäische Kulturgeschichte bis zum Hochmittelalter (GAO) kostenpflichtig online gestellt.[7] Neben den Lexikonartikeln des RGA und den Inhalten der Ergänzungsbände enthält die Datenbank auch Dokumente, die nur online zur Verfügung stehen. Ebenso sollen neue Lexikonartikel und Neubearbeitungen oder Ergänzungen bestehender Lemmata in der GAO erscheinen. Neue Buchpublikationen des Verlags De Gruyter zum Thema werden regelmäßig in die Datenbank integriert. Sämtliche Inhalte der Datenbank sind miteinander verlinkt; darüber hinaus kann der Gesamtdatenbestand nach verschiedenen Kriterien durchsucht und selektiert werden.[7]

(chronologisch geordnet)

  1. Vgl. Hans Grünert: Gustaf Kossinna, vom Germanisten zum Prähistoriker. Rahden 2002, S. 140.
  2. Heinrich BeckGermanen, Germania, Germanische Altertumskunde. V. Germanische Altertumskunde. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 11, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-015832-9, S. 436 f.
  3. Timo Stickler: Zum Abschluß des Reallexikons der Germanischen Altertumskunde. In: Historische Zeitschrift. Band 292 (2011), S. 127–132, hier: S. 127.
  4. Timo Stickler: Zum Abschluß des Reallexikons der Germanischen Altertumskunde. In: Historische Zeitschrift. Band 292 (2011), S. 127–132, hier: S. 127 f.
  5. Timo Stickler: Zum Abschluß des Reallexikons der Germanischen Altertumskunde. In: Historische Zeitschrift. Band 292 (2011), S. 127–132, hier: S. 126.
  6. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, begründet von Johannes Hoops. In: Website der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Abgerufen am 21. November 2024.
  7. a b Germanische Altertumskunde Online. In: DeGruyter.com. Abgerufen am 21. November 2024.