Rolf Aldag

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Aldag bei der Deutschen Straßen-Meisterschaft 2004

Rolf Aldag (* 25. August 1968 in Beckum) ist ein deutscher Sportmanager und ehemaliger Radrennfahrer.

Sportlicher Werdegang

Rolf Aldag war ein vielseitiger und tempoharter Fahrer, der als guter Mannschaftshelfer mit großem taktischen Gespür geschätzt wurde.[1] Auch auf der Bahn war er erfolgreich, so gewann er u. a. acht Mal die Sechstagerennen in Dortmund, zwei Mal in Berlin. Sein Debüt gab er dabei 1990 in Dortmund mit Pierangelo Bincoletto als Partner.[2]

Nach Erfolgen als Amateur u. a. mit dem Straßen-Vierer bei den UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 1989 als Dritter und 1990 sowie dem nationalen Titel im Einzelzeitfahren 1990 wechselte er 1991 von seiner Vereins-Mannschaft RC Olympia Dortmund ins Profilager zum Schweizer Radsportteam Helvetia-La Suisse. 1991 siegte er in der Schynberg-Rundfahrt.

Beim „Rund um den Henninger-Turm-Rennen“ (2000)

Im Jahr 1993 wechselte er zum Team Telekom. Für diese Mannschaft bestritt er alle Grand Tours. Alleine an der Tour de France nahm er zehnmal teil, sechsmal startete er bei der Vuelta a España, einmal beim Giro d’Italia. Insbesondere gehörte er zum Aufgebot des Teams für die Tour de France 1996 um den Gesamtsieger Bjarne Riis und für die Tour de France 1997 um Gesamtsieger Jan Ullrich, welches auch die Mannschaftswertung gewann. Beteiligt war Aldag auch an den Grünen Trikots 1996, 1997 und 1998 von Erik Zabel, mit dem ihn eine Freundschaft verbindet.[3]

Bei der Tour de France 2003 musste er sich auf der schweren siebten Etappe von Lyon nach Morzine nur Richard Virenque geschlagen geben. Als Zweiter der Bergwertung durfte er die folgende berühmte Etappe nach L’Alpe d’Huez im Gepunkteten Trikot fahren, da der in dieser Wertung führende Virenque schon das Gelbe Trikot des Gesamtführenden trug.[1]

Ein besonders Verhältnis verband ihn mit dem Klassiker Paris–Roubaix, ein Rennen, das er keineswegs liebte, denn: „Wer behauptet, dass er es liebt, erzählt Schwachsinn“, urteilt Rolf Aldag über Paris-Roubaix, denn: „Eigentlich ist das Schwachsinn und kein Radrennen, sondern modernes Gladiatorentum.“[1] In den Jahren 1995, 1997 und 2003 belegte er bei Paris-Roubaix jeweils den neunten Platz. Seine beste Klassikerplatzierung gelang ihm bei der Flandern-Rundfahrt 2004 als Siebter.

Zu Aldags bedeutendsten Erfolgen gehören die Deutsche Straßenmeisterschaft 2000, die Gesamtwertungsiege beim Hofbräu Cup 1994 und der Bayern-Rundfahrt 1999 sowie die Etappensiege bei der Tour de Romandie 1993, der Tour de Suisse 1997 und der Deutschland Tour 1999 sowie 2001. Bei der Deutschland-Tour 2001 wurde er außerdem Gesamtwertungsdritter.

Sein letztes internationales Straßenrennen fuhr er im Oktober 2005 bei der Lombardei-Rundfahrt. Im darauffolgenden Winter bestritt er in Berlin sein letztes Sechstagerennen.

Wenige Monate nach seinem Karriereende als Radprofi lief Rolf Aldag beim Hamburg-Marathon im April 2006 eine Zeit von 2:42:54 h über die Marathondistanz von 42,195 Kilometern.[4] Der Plan, den Marathon zu laufen, ergab sich aus einer Wette heraus mit seinem Freund und Betreuer Wolfgang Berrens.[5]

Beim Ironman Lanzarote erreichte Aldag am 20. Mai 2006 eine Zeit von 10:22:14 h.[6] Auf der schwersten Radstrecke aller Ironmanveranstaltungen (180 km, 2500 Höhenmeter mit oft starken Winden) waren unter anderem der Profitriathlet und ehemaliger Inhaber des Streckenrekordes Thomas Hellriegel und ehemaliger Radprofi und Teamkollege Kai Hundertmarck unter seinen Konkurrenten. Aldag qualifizierte sich mit seiner Zeit für den Ironman Hawaii 2006, wo er jedoch nicht antrat, da er aus beruflichen Gründen zu wenig trainiert hatte.[7]

Aldag bestritt am 29. April 2006 ein von seinem Heimatverein ausgerichtetes Abschiedsrennen, an dem zahlreiche bekannte Fahrer wie Erik Zabel und Jens Voigt teilnahmen. Die Streckenführung des Rundstreckenrennens war die gleiche wie bei Aldags erstem Rennen, wo er als 12-Jähriger Rang sechs belegte und im Folgejahr siegte.[8]

Sportmanager

Nach seiner Sportkarriere war Aldag zunächst im Kommunikationsmanagement von T-Mobile tätig, bevor er ab dem 1. November 2006 neuer Sportdirektor des Teams T-Mobile wurde. Gemeinsam mit Teammanager Bob Stapleton löste er das bisherige Teammanagement um Olaf Ludwig und Mario Kummer ab, nachdem der Sponsor T-Mobile im Zusammenhang mit dem Dopingskandal Fuentes das Vertrauen in die bisherige sportliche Leitung verlor. Das Team, welches nach dem Rückzug des Sponsors im Jahr 2007 in Team High Road umbenannt wurde, sollte nach Aldags Aussagen aktive Dopingvermeidung mit Erfolgen verbinden[9] und war bis zur Auflösung nach Ablauf der Saison 2011 eines der erfolgreichsten im internationalen Straßenradsport, insbesondere durch zahlreiche Etappensiege von Mark Cavendish.

Im Zuge der Dopinggeständnisse von Bert Dietz, Christian Henn, Brian Holm und Udo Bölts gab auch Rolf Aldag auf einer eigens zu diesem Thema einberufenen Pressekonferenz am 24. Mai 2007, in der auch Erik Zabel Doping eingestand, regelmäßiges EPO-Doping zu.[10] Zum Teil habe er sich EPO selbst gespritzt. Aldag gestand damit auch, dass er die Öffentlichkeit jahrelang angelogen hatte. Teammanager Bob Stapleton kündigte an, dass Aldag weiter als Sportlicher Leiter arbeiten dürfe. Ausgelöst wurde die Reihe von Geständnissen durch die Enthüllungen des Pflegers Jef D'Hont in seinem im April 2007 erschienenen Buch „Memoires van een wieler-verzorger“ („Erinnerungen eines Radfahrer-Pflegers“) und das sich an die Buchveröffentlichung anschließende große Medienecho.

Am 3. Oktober 2011 wurde bekannt, dass Aldag die Position als Managing Director Germany des World Triathlon Corporation übernahm.[11] In Aldags Zuständigkeit fiel das prestigeträchtige Event Ironman Germany in Frankfurt am Main. Ende des Jahres 2012 beendete Aldag seine Tätigkeit als Manager der World Triathlon Corporation aus privaten Gründen[12].

Aldag wechselte zur Saison 2013 zurück in den Radsport als Sport- und Entwicklungsmanager beim Team Omega Pharma-Quickstep,[13] zu dem auch Cavendish wechselte. Im Oktober 2015 gab das Team (inzwischen Etixx-Quick Step genannt) die einvernehmliche Trennung von Aldag bekannt, der zum Team Dimension Data wechselte.[14] In dieses Team wechselte auch Cavendish.[15]

Zur Saison 2020 verließ Aldag das Team Dimension Data ebenso wie Cavendish. Er wechselte als neuer Sportlicher Leiter zum deutschen UCI Women’s WorldTeam Canyon SRAM Racing.[16] Zur Saison 2021 wurde er Sportlicher Leiter bei Bahrain Victorious[17] und wechselte 2022 zu Bora-hansgrohe, das seit 2024 als Red Bull-Bora-hansgrohe firmiert.[18]

Sonstiges

Einzelnachweise

  1. a b c Holger Pauler: Der Schattenmann. In: taz.de. 5. Juli 2004, abgerufen am 7. Februar 2020.
  2. Velomedien AG (Hrsg.): Velo. Nr. 2/1994. Zürich, S. 33.
  3. a b „Eine tiefe Bewunderung für diese Männer“. In: FAZ.net. 15. Juli 2014, abgerufen am 2. Februar 2020.
  4. leichtathletik.de vom 25. April 2006: Rolf Aldag - Auf Marathon folgt Triathlon
  5. speedalliance.net : Rolf Aldag und der Hamburg Marathon (Memento vom 22. Februar 2013 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 4. November 2012.
  6. Erfolgreiche Triathlonpremiere auf aldags-abschied.de, abgerufen am 4. November 2012.
  7. tri2b.com vom 20. September 2006: Aldag nicht nach Hawaii (Memento vom 4. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  8. „Adieu Rolf“ - das Abschiedsrennen für Rolf Aldag, abgerufen am 2. November 2012.
  9. a b c general-anzeiger-bonn.de vom 30. September 2006: "Wir wollen nicht den Erfolg um jeden Preis"
  10. spiegel.de vom 24. Mai 2007: „Zabel und Aldag - Doping-Beichte unter Tränen“
  11. dnf-is-no-option.com vom 3. Oktober 2011: „Rolf Aldag neuer Managing Director für Ironman in Deutschland“
  12. fr-online.de vom 18. September 2012 : Aldag hört auf
  13. radsport-news.com vom 25. Oktober 2012: Aldag kehrt in den Radsport zurück
  14. Rainer Seele: Neue Dimension: Großangriff im Sprinttempo. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Dezember 2015, S. 40.
  15. Transfer-Hammer! Aldag folgt Cavendish zu Dimension Data. In: radsport-news.com. 23. April 2015, abgerufen am 2. November 2015.
  16. Aldag wird Sportlicher Leiter bei Canyon - SRAM. In: radsport-news.com. 19. Dezember 2019, abgerufen am 19. Dezember 2019.
  17. Aldag wird neuer Sportdirektor bei Bahrain Victorious. In: radsport-news.com. 25. Dezember 2020, abgerufen am 26. Dezember 2020.
  18. Bora – hansgrohe: Rolf Aldag ersetzt Enrico Poitschke als Sportdirektor. In: Velomotion. 4. Oktober 2021, abgerufen am 8. März 2022 (deutsch).
  19. Eurosport holt Top-Experten Jens Voigt, Rolf Aldag und Bernhard Eisel. In: eurosport.de. 15. Juli 2020, abgerufen am 30. September 2020.