Wärtsilä

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Wärtsilä Oyj Abp

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Rechtsform Aktiengesellschaft (Finnland)
ISIN FI0009003727
Gründung 1834
Sitz Finnland Finnland, Helsinki
Leitung
  • Jaakko Eskola (Präsident und CEO)[1]
Mitarbeiterzahl 18.856 (2015)[3]
Umsatz 5,029 Mrd. Euro (2015)[3]
Branche Motorenbau
Website www.wartsila.com
Stand: 31. Dezember 2015

Die Wärtsilä Corporation (finnisch Wärtsilä Oyj Abp) ist ein börsennotierter Konzern mit Hauptsitz in Helsinki, Finnland. Das Unternehmen gehört zu den führenden Herstellern von Schiffsmotoren und Kraftwerken und hat drei Hauptgeschäftsfelder – die Energielösungen (Energy Solutions) mit Konzentration auf den Energiemarkt, die Schifffahrtsindustrielösungen (Marine Solutions) mit Fokus auf die Schifffahrtsindustrie sowie die Servicedienstleitungen für beide Märkte. Zudem unterhält Wärtsilä mit mehr als 200 Niederlassungen in fast 70 Ländern ein weltweites Servicenetz zur Betreuung der Installationen beider Geschäftsfelder.

Geschichte

Der Wärtsilä-Konzern geht auf ein 1834 gegründetes Sägewerk im nordkarelischen Industrieort Värtsilä (heute Wjartsilja, Russland) zurück. Der Industrielle Nils Ludvig Arppe übernahm das Sägewerk 1836 und gründete 1851 eine Eisenhütte. Aus dem Nachlass Arppes ging 1898 der Konzern Wärtsilä hervor, der 1907 in Oy Wärtsilä Ab umbenannt wurde. Im Jahre 1932 kam es zum ersten Konkurs, bei dem die Arbeiter auf 25 % ihres Lohns verzichteten. Bereits ein Jahr später konnten schon wieder Dividenden an die Aktionäre gezahlt werden. 1935 wurde der Firmensitz von Värtsilä nach Helsinki verlegt. Nach der Unterzeichnung eines Lizenzabkommens mit der Friedrich Krupp Germaniawerft AG begann der Bau von Dieselmotoren. Der erste Motor wurde 1942 fertiggestellt.

1974 begann der Bau einer neuen Schiffswerft in der Nähe von Turku; der Betrieb wurde im Jahre 1983 aufgenommen. Im Jahre 1979 wurden die sich ausweitenden internationalen Geschäftsaktivitäten in sechs Unternehmensbereiche organisiert: Schiffswerft, Dieselmotoren, Maschinenbau, technisches Porzellan, Metallverarbeitung (Schließanlagen) und Konsumgüter. 1982 wurde eine deutsche Niederlassung in Hamburg gegründet. Nach dem zweiten internationalen Börsengang 1984 war Wärtsilä das erste finnische Unternehmen, dessen Aktien an der Londoner Börse notiert wurden. Eine Spezialität der Schiffswerft war der Bau von Eisbrechern (z. B. Sampo oder Kontio) und Fähren (z. B. Ilmatar (1964)).

Die Krise im internationalen Schiffbau Mitte der 1980er Jahre führte zur Zusammenarbeit mit Valmet. Die Schiffbauaktivitäten beider Firmen wurden als Wärtsilä Marine zusammengeführt. Die Herstellung papierverarbeitender Maschinen ging an Valmet. 1989 ging Wärtsilä Marine bankrott. Im selben Jahr übernahm Wärtsilä Diesel den französischen Motorenhersteller SACM sowie eine Mehrheitsbeteiligung am niederländischen Motorenhersteller Stork Werkspoor B.V.; die Firma wurde nunmehr unter dem Namen Stork-Wärtsilä Diesel B.V. geführt.[4] Bereits 1986 war der norwegische Schiffsdieselhersteller Wichmann übernommen worden.

Mit der Fusion von Wärtsilä und Lohja entstand 1990 das Unternehmen Metra. Im Rahmen umfangreicher Reorganisationsmaßnahmen begann 1995 die Zusammenarbeit zwischen Wärtsilä und dem amerikanischen Motorenhersteller Cummins. Ein Jahr später beschlossen Metra und der italienische Schiffbaukonzern Fincantieri die Fusion von Wärtsilä Diesel, New Sulzer Diesel und Diesel Ricerche zur Wärtsilä NSD Corporation. Damit erhielt Fincantieri einen Anteil von 15 % an der größten Abteilung von Metra. Bestandteil der Fusion war auch eine Beteiligung von 40 % an Grandi Motori Trieste (GMT); die übrigen 60 % verblieben bis zur vollständigen Übernahme im Jahr 1999 bei Fincantieri. Das italienische Unternehmen verkaufte im Jahr 2000 seinen Anteil von 15,4 % an Wärtsilä NSD an Metra. Auf einer außerordentlichen Versammlung der Anteilseigner von Metra am 13. September 2000 wurde beschlossen, Metra in Wärtsilä umzufirmieren. Mit dem Eintrag in das finnische Handelsregister nahm das neue Unternehmen am 22. September 2000 die Arbeit auf.[5]

Im selben Jahr wurde auch die italienische Niederlassung (Wärtsilä Italia S.p.A.) in Triest gegründet. Bis zum Jahr 2007 wurde die Produktion der Motorenbaureihen ZA40 (von Sulzer), 38, 26 (zuvor in Zwolle gebaut), 46, 46F und 50DF (zuvor in Turku gebaut) nach Triest verlagert.[6]

Zum 1. April 2005 übernahm die deutsche Niederlassung die Aktivitäten von Deutz MWM Marine Service. Als Wärtsilä Deutschland GmbH führt sie Reparatur- und Servicetätigkeiten für deutsche Reedereien durch.

2006 übernahm Wärtsilä das Hamburger Unternehmen Schiffko, das sich auf Planung und Design von Container-, Forschungs- und Polarschiffen spezialisiert hat. Zurzeit ist ein neues aufwändiges Forschungsschiff in Bearbeitung: Für mehr als 500 Millionen Euro wird die Aurora Borealis 2014 als Eisbrecher, Bohr- und Mehrzweckforschungsschiff vom Stapel laufen.

Am 19. Januar 2015 verkaufte Wärtsilä seine Zweitaktsparte mit rund 350 Mitarbeitern an das zusammen mit der China State Shipbuilding Corporation gegründete Gemeinschaftsunternehmen Winterthur Gas & Diesel, wobei CSSC 70 Prozent und Wärtsilä 30 Prozent der Aktien erhielt.[7]

Zum 1. Juni 2015 kaufte Wärtsilä für 295 Millionen Euro die Unternehmensgruppe Marine Systems International des US-amerikanischen Rüstungskonzerns L-3 Communications. Die rund 1700 Mitarbeiter in den Unternehmen SAM Electronics, Valmarine, Lyngsø Marine, Dynamic Positioning & Control Systems, Jovyatlas Euroatlas, ELAC Nautik, FUNA, GA International und APSS erweiterten das bestehende Elektrik- und Automationsgeschäft.[8]

Geschäftstätigkeit

Die Spezialität des Unternehmens waren ursprünglich mittelschnelllaufende Viertakt-Motoren mit bis zu 18 Zylindern und einer Leistung von 18.900 kW (25.700 PS). Seit der Übernahme der Aktivitäten der Schweizer New Sulzer Diesel von Fincantieri, die vor allem auf dem Sektor Zweitakt-Schiffsantriebe tätig war, konkurriert Wärtsilä mit dem weltweit führenden Hersteller MAN Diesel. Durch die Produktübernahme von Sulzer (seit Beginn 2006 nun auch unter dem Namen Wärtsilä) führt Wärtsilä auch größte und wirtschaftlichste Zweitakt-Verbrennungsmotoren für die Tanker- und Containerschifffahrt im Portfolio. Der leistungsstärkste Wärtsilä-Zweitaktmotor (Typ 14RT-flex96C) mit 14 Zylindern und einem Kolbendurchmesser von 96 cm entwickelt mit vier ABB-Turboladern eine Leistung von über 80.000 kW (108.800 PS). Er ist der Hauptantrieb der Containerschiffe der Emma-Mærsk-Klasse. Die Produktpalette reicht von niedrigen Leistungsklassen mit Viertakt-Antrieben und Motoren ab etwa 2.000 kW (2720 PS) bis über 130.000 kW.

Um dem Trend hin zu langsam laufenden und energieeffizienteren Schiffen gerecht zu werden (siehe Slow steaming und Green shipping), hat Wärtsilä im Jahr 2011 die neue Produktreihe der Generation X-Motoren eingeführt. Diese zeichnet sich durch weniger Brennstoffverbrauch, eine höhere Leistungsdichte und höhere Effizienz aus.

Im Bereich der Kraftwerkstechnik werden Anlagen bis 500 MW gebaut, die als Brennstoff(e) Diesel, Erdöl, Erdgas, Heizöl, Biodiesel und/oder verflüssigtes Erdgas (LNG) verwenden. Im Jahre 2010 wurde Afrikas größtes Gaskraftwerk in Kamerun geplant. Als Antrieb der Generatoren werden Dual Fuel Dieselmotoren Wärtsilä 18V50DF verwendet. Das Kraftwerk soll in Kribi, einem Hafen an der Küste Kameruns entstehen.

Wärtsilä bietet auch Produkte und Dienstleistungen für die Netzstabilität in der Energieversorgung wie z. B. Pumpen- und Kompressions-Laufwerke, sowie Finanzdienstleistungen und Projekt-Management-Dienstleistungen im Bereich der Stromerzeugung an.

Im osttimoresischen Hera betreibt Wärtsilä seit 2012 ein Kraftwerk mit sieben Schweröl-Generatoren und 120 MW Leistung, um die nahegelegene Landeshauptstadt Dili mit Strom zu versorgen.[9]

Im Juli 2013 gab das Unternehmen bekannt, dass die schnellste Fähre der Welt (angetrieben von zwei Wärtsilä LJX1720SR Wasserstrahlantrieben) nach Tests nun startklar für den kommerziellen Betrieb ist.[10]

Geschäftsverlauf 2012

Trotz des schwierigen Umfeldes in vielen Exportmärkten steht Wärtsilä gut da. Unterstützt von dem Wachstum in Asien und guten Entwicklungen in allen Geschäftsbereichen stieg der Jahresumsatz 2012 um 12 % auf 4725 Millionen Euro bei einer Profitabilität von 10,9 %.

  • Nettoumsatz: 4725 Millionen Euro (2011: 4209 Millionen)
  • Operatives Ergebnis: 515 Millionen Euro (2011: 469 Millionen)
  • Auftragseingang: 4940 Millionen Euro (2011: 4516 Millionen)
  • Auftragsbuch am 31. Dezember 2012: 4492 Millionen Euro (2011: 4007 Millionen)
  • Belegschaft: 18.887 (2011: 17.913)[11]

Der Anteil Europas am Jahresumsatz betrug 2012 25 %, der Asiens 43 %, der von Nord- und Südamerika 21 % und der anderer Länder 11 %.

Galerie

Commons: Wärtsilä – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Board of Management
  2. Board of Directors
  3. a b Wärtsilä Corporation Financial statements bulletin 2015, Wärtsilä, 27. Januar 2016
  4. The History of Wärtsilä 1834–1990, abgerufen am 15. Januar 2013
  5. The History of Metra, abgerufen am 15. Januar 2013
  6. Background to Wärtsilä in Italy, abgerufen am 15. Januar 2013
  7. Wärtsilä: Verkauft und umgetauft, Der Landbote, 20. Januar 2015
  8. Wärtsilä schließt Übernahme von L-3 Marine Systems International ab, 29. Mai 2015
  9. Wärtsilä: Wärtsilä awarded Operations & Maintenance contract for power plant in Timor-Leste, 10. Juli 2012, abgerufen am 12. Juli 2012
  10. The world’s fastest high speed ferry is powered by Wärtsilä Axial Waterjets
  11. This is Wärtsilä