Achtliederbuch
Das Achtliederbuch mit dem Titel „Etlich Cristlich lider / Lobgesang und Psalm“ ist die erste deutschsprachige evangelische Liedersammlung, erschienen 1524.[1] Es ist in gewisser Weise Vorläufer aller evangelischen Gesangbücher, zusammen mit dem Liederbuch von Johann Walter (auch 1524) und dem Erfurter Enchiridion.[2]
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die schmale Schrift war noch kein planmäßig zusammengestelltes Gesangbuch für den Gemeindegebrauch. Es handelte sich eher um „eine lose buchhändlerische Zusammenfassung“[3] von bereits als Einblattdrucken kursierenden verschiedenartigen Liedern. Sie wurde zur Jahreswende 1523/1524 in Nürnberg von Jobst Gutknecht gedruckt. Aus Tarnungsgründen, vielleicht auch aus Marketinggründen, hat das Titelblatt nicht Nürnberg, sondern Wittenberg als Erscheinungsort. In den ersten Drucken ist die Jahreszahl MDXXiiii (1524) als MDXiiii (1514) verdruckt.
Die Broschüre enthält auf zwölf Seiten acht Lieder (auf fünf Melodien), davon vier von Martin Luther. Drei stammen von Paul Speratus, und eines ist anonym und verschiedentlich Justus Jonas dem Älteren zugeschrieben worden.[4] Es enthält folgende Lieder:
- Nun freut euch, lieben Christen g’mein (Luther)
- Es ist das Heil uns kommen her (Paul Speratus)
- In Gott gelaub ich, das er hat (Speratus)
- Hilf Gott, wie ist der Menschen Not (Speratus)
- Ach Gott, vom Himmel sieh darein (Luther)
- Es spricht der Unweisen Mund wohl (Luther)
- Aus tiefer Not schrei ich zu dir (Luther)
- In Jesu Namen wir heben an (anonym, zweistimmiger Satz)
Digitalisate
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Exemplar der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (1. Druck)[5] L 4698 im VD 16.
- Exemplar der Forschungsbibliothek Gotha (2. Druck)[6] L 4699 im VD 16.
- Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek (3. Druck)[7] L 4700 im VD 16.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Konrad Ameln (Hrsg.): Das Achtliederbuch. In originalgetreuem Nachdruck [d. Ausg.] Nürnberg, 1523/24. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie, Jg. 2, 1956, JSTOR:24189395.
- Konrad Ameln: Das Achtliederbuch vom Jahre 1523/24: Zu unserer Faksimile-Beilage. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie. Jg. 2, 1956, S. 89–91, JSTOR:24189313.
- Andreas Marti: Die drei von 1524. Achtliederbuch – eyn geystlich Gesangk Buchleyn – Erfurter Enchiridien. In: Musik & Kirche. Die Zeitschrift für Kirchenmusik. Jg. 94 (2024), Heft 1, S. 14–18.
- Martin Rößler: Achtliederbuch. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 3 (Engelberg – Hamburg). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1995, ISBN 3-7618-1104-7, Sp. 1289–1323, hier Sp. 1296 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- Alexander Völker: Gesangbuch. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 12, de Gruyter, Berlin / New York 1984, ISBN 3-11-008579-8, S. 547–565 (bes. S. 548).
- Alexander Völker: Gesangbuch. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 3, Mohr-Siebeck, Tübingen 2000, Sp. 764–772, bes. Sp. 765.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gerald Felber: Die singende Revolution des Christentums. Das Eisenacher Bachhaus würdigt ein Doppeljubiläum: 500 Jahre Gesangbuch – 300 Jahre Bachs Choralkantaten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. August 2024, S. 14.
- ↑ web.archive.org (abgerufen am: 26. Mai 2012).
- ↑ Gerhard Hahn: Evangelium als literarische Anweisung. Zu Luthers Stellung in der Geschichte des deutschen kirchlichen Liedes. Artemis, München, Zürich 1981, ISBN 3-7608-3373-X, S. 12.
- ↑ Early German Lutheran and Reformation Hymnals. Abgerufen am 13. November 2009.
- ↑ WA 35, S. 336 Ala1
- ↑ WA 35, S. 337 Ala2
- ↑ WA 35, S. 337 Ala3