Albtraum

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Klassifikation nach ICD-10
F51.5 Albträume (Angstträume)
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Nachtmahr, Johann Heinrich Füssli (1802)
Traumgesicht, Albrecht Dürer dokumentiert einen seiner Albträume (1525)

Ein Albtraum, auch Alptraum oder Albdruck, veraltet Nachtmahr (vergleiche englisch nightmare oder niederländisch nachtmerrie) oder auch Nachtschaden, ist ein Traum, der von negativen Emotionen wie Angst und Panik beim Träumenden begleitet wird. Der Traum kann dabei bedrohliche, aber durchaus auch banale Situationen enthalten.

Albträume sind nichtorganische Schlafstörungen und zählen zu den Parasomnien. Der Albtraum ist vom Pavor nocturnus oder von der Schlafstarre beim Aufwachen zu unterscheiden und kann Teil des Oneiroid-Syndroms sein.

Im nächtlichen Schlafrhythmus treten Albträume vorwiegend im REM-Schlaf auf, meist in der zweiten Nachthälfte. Die Dauer schwankt zwischen wenigen Minuten und einer halben Stunde und endet meist mit Aufschrecken. Danach ist man in der Regel sofort bewusst und verfügt über räumliche und zeitliche Orientierung. Als Ursachen für Albträume werden unverarbeitetes Tagesgeschehen, traumatische oder traumatisierende Erlebnisse, Stress oder psychische Probleme, aber auch physische Faktoren angenommen.

Häufige Albträume stellen eine Belastung für die Psyche und den Körper dar und verringern die Erholung im Schlaf.[1]

Eine Methode, um vor allem regelmäßig auftretende Albträume positiv zu beeinflussen, kann das Klarträumen sein.[1][2][3] Dabei wird sich der Träumer seines (alb-)träumenden Zustandes bewusst und kann dann den Traumverlauf steuern. Dieses Erleben wird auch als „luzides Träumen“ bezeichnet. Allerdings erwies sich dieser Umgang mit dem Albtraum als schwierig für die Personen, die sich während des Schlafens bisher nicht bewusst machen konnten, dass sie träumen. Für diesen Personenkreis scheint die Methode daher weniger geeignet zu sein.[4]

Auch werden Albträume durch Konfrontationen mit den Albtrauminhalten behandelt. Hier geht es darum, sich den Albtraum während des Tages möglichst detailliert vorzustellen, um sich an die hierbei erlebten Gefühle zu gewöhnen. Die Methode gilt als eine der wirksamsten Behandlungen von Albträumen überhaupt, kann durch die Betroffenen jedoch zunächst als sehr belastend erlebt werden.[5][6]

Eine weitere Methode, welche sich in zahlreichen wissenschaftlichen Studien[7][8] als wirksam erwiesen hat, ist die „imagery rehearsal therapy“ (IRT). Ziel ist es hierbei, das „Albtraumdrehbuch“ zu verändern.[9] Man geht davon aus, dass durch die häufige Wiederholung der individuellen Albträume der Leidensdruck entsteht. Im Gehirn schleift sich also ein bestimmter Pfad, ein bestimmtes Skript ein, welches dann immer wieder durchlaufen wird. So kann jemand immer wieder davon träumen, von irgendwoher in die Tiefe zu fallen. Je häufiger das Skript durchlaufen wird, desto geringer muss der Anstoß sein, damit ein Traum wieder erlebt wird. Ziel der IRT ist es nun, dieses Albtraumdrehbuch so zu verändern, dass ein möglichst langweiliger Traum entsteht, welcher dann nicht mehr belastend ist. So könnten der Person, welche immer wieder fällt, Flügel wachsen. Diesen neuen Traum übt man nun tagsüber, jeden Tag ca. 15–20 Minuten ein. Es zeigte sich, dass die IRT, verglichen mit Konfrontationsverfahren, schneller zur Linderung der Albtraumproblematik führte.[6]

Der Albtraum, ca. 1530, Nachfolger von Hieronymus Bosch, Musée des beaux-arts, Strasbourg

Alben – abgeleitet von Alb oder Elb – ist die ursprüngliche Bezeichnung für Elfen (germ. albi, altsächs. alf, engl. elf).[10] In der germanischen Mythologie waren die Elben/Elfen für die Träume zuständige Naturgeister (siehe Nachtalb und Mahrt). Auf diese tückischen, koboldhaften Wesen wurden die schlechten Träume zurückgeführt. Insbesondere stellte man sich bildlich die Alben meist in menschenähnlicher Gestalt auf der Brust des Schlafenden hockend vor, was ein unangenehmes Druckgefühl auslöste, daher auch die ältere Bezeichnung Alb- oder Alpdruck.[11]

Die deutsche Bezeichnung „Nachtschattengewächse“ soll der Überlieferung nach von dem alten Wort für Albtraum „Nachtschaden“ stammen. Extrakte aus alkaloidhaltigen Nachtschattengewächsen wie zum Beispiel der Tollkirsche (Atropa), dem Schwarzen Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), dem Bittersüßen Nachtschatten (Solanum dulcamara) und dem Schwarzen Nachtschatten (Solanum nigrum) wurden im Mittelalter für Heil- und Zaubermixturen genutzt, um den Nachtschaden – also die nächtlichen Albträume – zu vertreiben.

Im Althochdeutschen stehen die beiden Schreibweisen „Alb“ und „Alp“ gleichberechtigt nebeneinander.[12] Der Duden von 1991 nennt zwar sowohl „Alb“ als auch „Alp“, empfahl jedoch nur „Alptraum“.[13] Im Jahre 1996 wurde im Zuge der Rechtschreibreform auch die Schreibweise „Albtraum“ in das Wörterverzeichnis aufgenommen, wo seitdem beide Schreibungen nebeneinanderstehen und gleichermaßen gelten.[14]

Die Redaktionen der bekannten Wörterbücher geben unterschiedliche Empfehlungen für den Schreibgebrauch: Duden wählt „Albtraum“[15] „Grund hierfür ist, dass das Wort auf die sogenannten Alben (Elfen) und nicht auf die Alpen oder eine Alp (Bergweide) zurückgeht.“[16] Wahrig entscheidet sich für „Alptraum“.[17] Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen haben sich auf die einheitliche Schreibung „Alptraum“ festgelegt.[18] Diese Schreibweise deckt sich mit dem Lemma „Alptraum“ im Springer Lexikon Medizin.[19] Von der Aussprache her klingen beide Wörter wegen der Auslautverhärtung gleich.

  • Brigitte Holzinger: Albträume: Was sie uns sagen und wie wir sie verändern können. Nymphenburger, München 2013, ISBN 978-3-485-01427-4.
  • Johanna Thünker, Reinhard Pietrowsky: Alpträume. Ein Therapiemanual. Hogrefe, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8017-2297-5.
  • Antonio Zadra, Robert Stickgold: When Brains Dream. Exploring the Science and Mystery of Sleep. Norton, New York 2021, ISBN 978-1-324-00283-3.
Wiktionary: Albtraum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Alpdruck – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks: Klartraum – Lern- und Lehrmaterialien
Commons: Nightmares – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Nächtliches Gesundheitsrisiko – Volksleiden Alptraum – Artikel der Süddeutschen Zeitung
  2. A. L. Zadra, R. O. Pihl: Lucid dreaming as a treatment for recurrent nightmares. In: Psychother Psychosom., 66(1), 1997, S. 50–55.
  3. Brigitte Holzinger: Albträume: Was sie uns sagen und wie wir sie verändern können. Nymphenburger, München 2013. (Kapitel Dem Alb den Schrecken nehmen, insbesondere S. 215–231).
  4. V. I. Spoormaker, J. van den Bout: Lucid dreaming treatment for nightmares: A pilot-study. In: Psychotherapy and Psychosomatics, 75, 2006, S. 389–394.
  5. A. J. Celluci, P. S. Lawrence: The efficacy of systematic desensitisation in reducing nightmares. In: Journal of Behavioural Therapy and Experimental Psychiatry, 9, 1978, S. 109–114.
  6. a b R. Kellner, J. Neidhardt, B. Krakow, D. Pathak: Changes in chronic nightmares after one session of desensitization or rehearsal instructions. In: American Journal of Psychiatry, 149, 1992, S. 659–663.
  7. B. Krakow, R. Kellner, D. Pathak, L. Lambert: Long term reduction of nightmares with imagery rehearsal treatment. In: Behavioural and Cognitive Psychotherapy, 24, 1996, S. 135–148.
  8. J. Lancee, V. I. Spoormaker, J. van den Bout: Long-term effectiveness of cognitive-behavioural self-help intervention for nightmares. In: Journal of Sleep Research, 20, 2011, S. 454–459.
  9. Schlaftherapie: Happy End für Albträume. In: Die Zeit, Nr. 32/2011
  10. Alb. In: Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. De Gruyter, Berlin / New York 1975.
  11. DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.
  12. Duden: Das Herkunftswörterbuch. 1989
  13. Duden: Die deutsche Rechtschreibung. 1991.
  14. Wörterverzeichnis (PDF) entsprechend den Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung (überarbeitete Fassung vom Februar 2006); siehe dort Seite 114
  15. Duden online (24. Januar 2024)
  16. studysmarter (24. Januar 2024)
  17. Brockhaus WAHRIG, Die deutsche Rechtschreibung. 8. Auflage. 2011.
  18. Wortlisten der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen
  19. Alptraum. In: Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20412-1.