Das Aufgebot
Das Aufgebot war eine Schweizer Wochenzeitung und eine politische Organisation (auch als Aufgebotsbewegung bezeichnet),[1] in der Zwischenkriegs- und Zeit des Zweiten Weltkriegs im Rahmen der Geistigen Landesverteidigung.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1933 begann Jacob Lorenz, der Professor für Nationalökonomie an der Universität Freiburg war, die Wochenzeitung Das Aufgebot herauszugeben und gründete bald darauf die gleichnamige Organisation.
Zeitung und Organisation strebten eine politische Erneuerung der Schweiz an. Die katholische Soziallehre war Basis des politischen Handelns, und die Wirtschaft sollte gemäss einem korporativen System organisiert werden. Es lassen sich antiliberale, antikapitalistische und antisemitische Tendenzen ausmachen. So schrieb Lorenz 1936, dass die jüdische Überfremdung in den Strassen offensichtlich geworden sei. Zudem stellte er eine «in steigendem Masse … immer aufdringlichere jüdische Geschäftstätigkeit fest.» Gerade weil sie Juden seien, dürften sie sich nicht zu weit vordrängen, weil sie sonst Fremdenfeindlichkeit auslösen würden.[3] Das Aufgebot trat jedoch gegen Faschismus und Nationalsozialismus an und sah die «Erneuerung» auf einer christlichen und demokratischen Basis. Auch setzte es sich vehement für die Demokratie und nationale Eigenarten ein. Jacob Lorenz galt als eine massgebliche Figur, der zugetraut wurde, den Umtrieben der «Fronten» und der nationalsozialistischen Propaganda in der Schweiz entgegenzutreten.[4]
Das Aufgebot forderte als erste Organisation die Totalrevision der Bundesverfassung, was später auch von vielen Frontenbewegungen angestrebt wurde. Deshalb kam es zu einem Abstimmungsbündnis mit den Fronten. 1935 lehnte das Volk jedoch die Totalrevision in einer Volksabstimmung die entsprechende Initiative ab.[5]
Das Aufgebot als Bewegung verlor daraufhin rasch an Bedeutung und wurde aufgelöst. Die Zeitung wurde noch bis 1957 herausgegeben.
Mitstreiter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgenden Persönlichkeiten veröffentlichten neben Jacob Lorenz regelmässig Beiträge im Aufgebot:
- Karl Sax (gest. 1935)
- Kuno Christen (1902–1975, ref. Pfarrer)
- Fritz H. Thommen alias «Zwingli» (geb. 1883)
- Ernst Jucker (gest. 1976)
- James Schwarzenbach
- Paul Zigerli (Nationalrat)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Beat Glaus: Die Nationale Front. Eine Schweizer faschistische Bewegung 1930–1940. Benziger, Zürich / Einsiedeln / Köln 1969 (zugleich Dissertation an der Universität Basel).
- Nicolas Haymoz: «Das Aufgebot» von Jacob Lorenz. In: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte, 94, 2000, S. 117–136. doi:10.5169/seals-130305
- Walter Wolf: Faschismus in der Schweiz. Die Geschichte der Frontenbewegungen in der deutschen Schweiz 1930–1945. Flamberg / Zürich 1969 (zugleich Dissertation an der Universität Zürich).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Walter Wolf: Aufgebot, Das. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Markus Bürgi: Lorenz, Jacob. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Andreas Abegg, Rahel Strebel: Die schweizerische Flüchtlingsrechtspolitik des Zweiten Weltkriegs: Diskursive Brüche und Kontinuitäten im Schnittpunkt von Flüchtlingspolitik und Flüchtlingsrecht. In: Forum Historiae Iuris (fhi), 20. September 2005.
- ↑ Nicolas Haymoz: «Das Aufgebot» von Jacob Lorenz – für eine geistige Mobilmachung: Zur Schweiz der 1930er und 1940er Jahre im Kontext der «Erneuerung» und der «Erneuerungsbewegungen». In: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte = Revue d’histoire ecclésiastique suisse, 94/2000, S. 116.
- ↑ Jacob Lorenz in Das Aufgebot, 16. Dezember 1936.
- ↑ Josef Widmer: Von der konservativen Parteinachwuchsorganisation zur katholischen Erneuerungsbewegung. Die Schweizer Jungkonservativen in den dreissiger Jahren. Unveröffentlichte Lizentiatsarbeit, Freiburg 1983, S. 61.
- ↑ Chronologie Volksinitiativen. Schweizerische Bundeskanzlei