Erich Hauser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Erich Hauser
Plastik von Erich Hauser in Kassel, 1972/1973

Erich Hauser (* 15. Dezember 1930 in Rietheim-Weilheim; † 28. März 2004 in Rottweil) war ein deutscher Bildhauer, der vor allem durch seine Werke im öffentlichen Raum aus Edelstahl bekannt ist.

Erich Hauser absolvierte von 1945 bis 1948 eine Ausbildung als Stahlgraveur. Er wurde zudem bei Pater Ansgar im Kloster Beuron im Zeichnen und Modellieren unterrichtet. Danach studierte er an der Freien Kunstschule in Stuttgart. Er besuchte Abendkurse der Bildhauerklasse.

Ab 1952 war Erich Hauser als freischaffender Bildhauer und Künstler tätig, zunächst in Schramberg, später in Dunningen. Er war inspiriert von Plastiken des spanischen Künstlers Pablo Picasso und des italienisch-französischen Künstlers Berto Lardera.

Er orientierte sich in der Handhabung von Metallen an der zeitgenössischen informellen Malerei Anfang der 1950er Jahre. Zunächst hinterließ er noch deutlich Bearbeitungsspuren, bis er für sich die geglättete Oberfläche entdeckte. Ab 1962 verwendete er industriell vorgefertigte Stahlplatten. Damit einher ging die Auseinandersetzung mit geometrischen Grundformen und technischen Bauelementen, die schon Hausers erste eigenständige Werke kennzeichneten. Aus komponierten Flächen schuf er hohle, von allen Seiten anschaubare, konstruierte Plastiken mit kantigen Graten und Gruben. Die Skulpturen sind nicht begehbar. Er fügte die metallischen Versatzstücke in der Art zusammen, dass sie im Endstadium zu regelmäßigen Raumkörpern wurden. Es entstanden Kugeln, Würfel und Tetraeder. Gekennzeichnet sind diese Arbeiten durch ihr Tendieren nach einem Zerbrechen, einem Zerfallen in Trümmer oder einem waghalsigen Balancieren. 1964, 1968 und 1977 nahm er an der documenta III, der 4. documenta und der documenta 6 in Kassel teil und erlangte damit seinen künstlerischen Durchbruch.

Doppelsäule 23/70, 1970, vor der Neuen Pinakothek in München

Von 1964 bis 1965 war Erich Hauser Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Seitdem verwendete er als Motiv häufig Säulen und entdeckte die räumliche Höhe. Seit 1967 gestaltete er sie aus glatt polierten, gewölbten Metallscheiben in Form längs geteilter Röhren. 1969 gewann er den renommierten Kunstpreis der Biennale de São Paulo. 1970 wurde Erich Hauser Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Im selben Jahr siedelte er von Dunningen nach Rottweil um. Dort schuf er in der so genannten Saline neben seiner Werkstatt einen eigenen Skulpturenpark. Sein Mitarbeiter Gerhard Link war sein Meister in der Verarbeitung. Die 1996 gegründete Erich Hauser Kunststiftung verwaltet heute das künstlerische Erbe des Bildhauers. An mehreren offenen Sonntagen im Jahr werden die Werke Hausers, aber auch anderer Bildhauer gezeigt.

Hauser beteiligte sich auch am Aufbau des überregional bekannten Forum Kunst Rottweil. Ab den siebziger Jahren schuf er zahlreiche Arbeiten für den öffentlichen Raum, darunter Plastiken in Darmstadt, Hannover, Kiel und Kassel. 1971 wurde eine Doppelraumsäule für das Hessische Landesmuseum in Darmstadt geschaffen. 1977 übernahm Erich Hauser die Wandgestaltung der Staatsbibliothek in Berlin. Er nahm Auftragsarbeiten an, fertigte aber auch Kleinplastiken in sichel- oder diskusförmigen Scheiben auf kubischen Blöcken.

Von 1984 bis 1985 hatte Hauser eine Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Künste Berlin inne. 1986 bekam er den Professorentitel durch das Land Baden-Württemberg verliehen. Bemerkenswert ist seine Skulptur Stahlengel von 1987 in Hannover auf der Skulpturenmeile. Das Werk aus Edelstahl hat die Ausmaße von 12 m Höhe und 16 m Breite.

Erich-Hauser-Preis

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2008 wird von der Kunststiftung Erich Hauser in Rottweil der Erich-Hauser-Preis vergeben, der als Anerkennungspreis eines Künstlers aus dem engeren Kollegen- und Freundeskreis Hausers gelten soll. Mit dem Preis sind eine Werkpräsentation in der Werkstatthalle der Kunststiftung sowie ein Katalog verbunden.[1] Bisherige Preisträger waren:

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Claudia Knubben, Jürgen Knubben: Erich Hauser – Bildhauer. Cantz-Verlag, Ostfildern 1995, ISBN 3-89322-806-3.
  • Hauser, Erich. In: Oberste Baubehörde München (Hrsg.): Bildwerk Bauwerk Kunstwerk – 30 Jahre Kunst und Staatliches Bauen in Bayern. Bruckmann, München 1990, ISBN 3-7654-2308-4, S. 72, 80–81.
  • Claudia Knubben: Erich Hauser: Ein Kraftmensch verankert die Gegenwartskunst in Rottweil. In: Mathias Kunz (Hrsg.): Schlaglichter der Rottweiler Geschichte. Verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2021, ISBN 978-3-95505-291-1, S. 268–273.
  • Winfried Hecht: Hauser, Erich. In: ders.: Rottweiler Künstlerlexikon. Neckartal Verlag, Rottweil 2023, ISBN 978-3-947459-26-1, S. 23.
Commons: Erich Hauser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Erich-Hauser-Preis. Kunststiftung Erich Hauser, abgerufen am 28. September 2020.
  2. Ugo Dossi: Das Salz der Erde. Katalog anlässlich der Verleihung des Erich-Hauser-Preises 2008.
  3. Richard Jackson | Kunststiftung Erich Hauser. Abgerufen am 17. Mai 2023.
  4. Lynda Benglis | Kunststiftung Erich Hauser. Abgerufen am 17. Mai 2023.
  5. Bill Culbert. Lightworks. (PDF) Abgerufen am 18. Mai 2023.
  6. Gerhard Breinlinger. Kunststiftung Erich Hauser, abgerufen am 17. Mai 2023.
  7. Christoph Dahlhausen | Kunststiftung Erich Hauser. Abgerufen am 17. Mai 2023.
  8. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 25, Nr. 71, 11. April 1973.
  9. rwbilder.de (Memento vom 9. August 2011 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt Rottweiler Bilder - Veränderungen 2008.
  10. Ausstellungskatalog PRISMA'70, Rheinisches Landesmuseum Bonn (18 September bis 1. November 1970). Abb. 410: Erich Hauser, Raumsäule 17/70
  11. Erweitertes Ausstellungsarchiv – Kunstverein Schopfheim. 6. März 2009, abgerufen am 8. Dezember 2023.