Fasanenartige

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Fasanenartige

Fasan (Phasianus colchicus)

Systematik
ohne Rang: Archosauria
Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
ohne Rang: Galloanserae
Ordnung: Hühnervögel (Galliformes)
Familie: Fasanenartige
Wissenschaftlicher Name
Phasianidae
Horsfield, 1821

Die Fasanenartigen (Phasianidae) stellen die mit Abstand größte Familie der Hühnervögel. 193 Arten werden hierher gerechnet,[1] dazu gehören neben den eigentlichen Fasanen so bekannte Vögel wie das Bankivahuhn (mit seiner domestizierten Form, dem Haushuhn), das Rebhuhn, die Wachtel, das Truthuhn, das Auerhuhn und die Pfauen.

In ihrer Morphologie und ihrem Verhalten sind die Mitglieder der Fasanenartigen sehr verschieden, doch übereinstimmende Skelettmerkmale weisen sie als zusammengehörige Gruppe aus. Es sind sämtlich bodenbewohnende Vögel mit plumpem Körper, kurzem Schnabel und kurzem Hals. Meistens sind auch Flügel und Schwanz sehr kurz, hier gibt es jedoch bemerkenswerte Ausnahmen wie einige Fasane und vor allem die Pfauen. Alle Fasanenartigen sind flugfähig. Meistens werden fliegend aber nur kurze Strecken zurückgelegt.

Die Größe liegt in einer Spanne zwischen 12 cm (Zwergwachtel) und 230 cm (Indischer Pfau), das Gewicht zwischen 20 g (Zwergwachtel) und 10 kg (Truthuhn).

Ein gemeinsames Merkmal aller Fasanenartigen sind die Sporen der Männchen, der am Tarsometatarsus ansetzt. Dieses Merkmal teilen Fasanenartige mit den Perlhühnern. Für gewöhnlich gibt es einen Sporn je Bein, bei einigen Arten jedoch auch mehr. Die Pfaufasanen können bis zu sieben Sporen haben, daher auch ihr wissenschaftlicher Name Polyplectron. Bei den Spornhühnern (Galloperdix) haben auch die Weibchen einen Sporn. Der Sporn kann als Waffe im Kampf mit rivalisierenden Männchen eingesetzt werden, spielt aber wohl auch bei der Balz als Merkmal, das die Entscheidung eines Weibchens begünstigt, eine Rolle.

Männliche Fasanenartige können überaus farbenprächtig sein; hier: Goldfasan (Chrysolophus pictus)

Viele Fasanenartige tragen auffällige Ornamente wie Hauben, Kehlsäcke und nackte Gesichtshaut. Ein Geschlechtsdimorphismus existiert nicht bei allen Arten, wenn er aber auftritt, ist er oft spektakulär. Die Weibchen tragen dann vorwiegend graue und braune Farben, die Männchen leuchtende Farben. Für gewöhnlich sind Männchen zumindest etwas, manchmal bedeutend größer als Weibchen. Bei den Wachteln (Coturnix) kehrt sich das Verhältnis um, hier sind die Weibchen etwas größer.

Verbreitung und Lebensraum

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Fasanenartige sind nahezu weltweit verbreitet. Das Verbreitungsgebiet umfasst Eurasien, Afrika, Nord- und Mittelamerika, Australien und die Arktis. Sie fehlen in Südamerika, in der Antarktis und auf einigen ozeanischen Inseln. Die Verbreitung ist allerdings nicht gleichmäßig. Der Schwerpunkt der Familie liegt in Südostasien mit einem außerordentlichen Artenreichtum. Auch in Süd- und Westasien sowie in Afrika gibt es viele Arten, wohingegen Europa, Amerika und Australien nur von sehr wenigen Arten besiedelt sind.

Die Raufußhühner bewohnen die Arktis und die nördlichen gemäßigten Zonen der Welt. Die beiden Arten der Truthühner leben in Nord- und Mittelamerika. Die früher als Feldhühner bekannten Arten sind in Eurasien und Afrika verbreitet; mit den Wachteln gibt es in dieser Gruppe auch einige australische Arten, und die Perlwachtel (Margaroperdix madagarensis) bewohnt als einziger Fasanenartiger Vogel Madagaskar.

Schneehühner (Lagopus) trotzen selbst dem arktischen Winter

Die Fasane sind ursprünglich ausschließlich in Asien verbreitet, vor allem in Südost- und Ostasien. Der „eigentliche“ Fasan (Phasianus colchicus) wurde in Europa, Nordamerika und Neuseeland eingeschleppt. Auch die Tragopane, Pfaufasanen und Pfauen sind auf das tropische Asien beschränkt, mit der Ausnahme des Kongopfaus (Afropavo congensis) aus Zentralafrika.

Die meisten Fasanenartigen sind Standvögel.

Alle Lebensräume der Erde dienen Fasanenartigen als Habitate. Die meisten Arten bewohnen tropische Regenwälder, aber auch Savannen, Wüsten, die Polargebiete und vom Menschen geschaffene Felder sind von Fasanenartigen besiedelt. In Gebirgen steigt das Tibetkönigshuhn (Tetraogallus tibetanus) bis 5800 m auf.

Alle Fasanenartigen sind tagaktive Vögel. In der Regel sind waldbewohnende Arten Einzelgänger, während die Arten offenen Geländes in Gruppen leben. Diese können bei den Frankolinen (Francolinus) bis zu 20 Individuen umfassen. Zur Brutzeit lösen sich diese Gruppen auf.

Die Zwergwachtel (Excalfactoria chinensis) ist der kleinste Vertreter der Fasanenartigen

Über die Ernährung lässt sich kaum etwas Generelles sagen. Alle möglichen pflanzlichen Stoffe wie Samen, Blätter, Blüten, Zweige, Knospen und Wurzeln werden gefressen, sowie zahlreiche wirbellose Tiere, ausnahmsweise auch kleine Wirbeltiere bis zur Größe einer Eidechse.

In der Regel sind die Jungvögel Insektenfresser, während die Altvögel überwiegend Pflanzenfresser sind. So ernähren sich Rebhuhnküken in ihrer ersten Lebenswoche zu 95 % von Insekten, während bei den Altvögeln der Anteil tierischer Nahrung nur noch bei 16 % liegt. Es gibt unter den Fasanenartigen nur wenige Arten, die als Altvögel ausschließliche Pflanzenfresser sind – zu diesen gehören zum Beispiel das Haldenhuhn (Lerwa lerwa) und einige Vertreter der Raufußhühner. Einige Arten des Regenwalds fressen auch als Altvögel überwiegend Insekten, keine Art aber ausschließlich.

Die Nahrungssuche erfolgt meist am Boden, Ausnahmen sind die Tragopane und der Blutfasan, die vor allem in den Bäumen auf Nahrungssuche gehen.

Mit aufgestelltem Schwanz wirbt der Hahn des Blauen Pfaus (Pavo cristatus) um Weibchen

Die Jungvögel der Fasanenartigen sind wie die aller Hühnervögel Nestflüchter, die keiner intensiven Brutpflege bedürfen. Aus diesem Grund reicht ein Elternteil zur Bewachung der Jungen. Diese Aufgabe übernimmt das Weibchen, während das Männchen mit der Jungenaufzucht und meistens auch mit der Brut nichts zu tun hat.

Das Paarungsverhalten variiert stark. Bei den Rebhühnern und Verwandten findet man eine monogame Saisonehe, bei der in der Regel der Hahn mit nur einer Henne für die Dauer einer Brutsaison zusammenbleibt. Viele Fasanen leben dagegen polygam. Dabei suchen die Männchen einiger Arten wie beispielsweise die der Tragopane in einer Brutzeit nacheinander mehrere Weibchen auf und begatten sie. Bei anderen Arten wie dem Fasan scharen die Hähne einen Harem von mehreren Hennen um sich. Balz, Paarung und später das Brutgeschäft der Henne erfolgen allerdings abgesondert vom Harem.

Bei Birkhühnern, Präriehühnern und Pfauen sammeln sich mehrere Männchen in einer Arena (Lek), um sich den Weibchen zu präsentieren. Das Weibchen wählt dann einen Partner aus. Ähnlich ist die Balz bei Auerhühnern und Argusfasanen ausgeprägt, die allerdings keine Leks kennen, sondern einzeln um Weibchen werben. Alle diese Arten sind polygyn, das heißt, nach erfolgter Paarung setzen die Männchen ihre Bemühungen um weitere Partnerinnen fort.

Das Nest wird fast immer am Boden errichtet, nur das der Tragopane in Bäumen. Im offenen Gelände steht es im Schutz von Sträuchern oder Felsen. Die Größe der Gelege ist sehr unterschiedlich, sie reicht von einem Ei wie beim Malaienpfaufasan bis hin zu 20 Eiern beim Rebhuhn. Bebrütet werden sie zwischen 14 Tagen wie bei der Harlekinwachtel und rund einem Monat wie beim Blauen Pfau.

Äußere Systematik

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Auerhuhn (Tetrao urogallus)

Die Fasanenartigen sind eine Familie innerhalb der Ordnung der Hühnervögel (Galliformes). Ihre genaue Zusammenstellung wechselte immer wieder. Mal wurden die Raufußhühner und Truthühner als eigene Familien außerhalb der Fasanenartigen geführt, mal wurden Zahnwachteln und Perlhühner zu den Fasanenartigen gerechnet.[2]

Heute ist es üblich, die Raufußhühner, Feldhühner, Truthühner, Fasanen und Pfauen als Fasanenartige zusammenzufassen. In dieser Zusammenstellung sind die Fasanenartigen eine höchstwahrscheinlich monophyletische Gruppe.[3] Mit den Zahnwachteln (Odontophoridae) und den Perlhühnern (Numididae) können sie zu einer Unterordnung Galli vereint werden, denen die Hokkohühner (Cracidae) und Großfußhühner (Megapodiidae) gegenüberstehen.

Allerdings bleibt die relative Position der Perlhühner und Zahnwachteln zu den Fasanenartigen ungeklärt. Anhand der Molekularen Uhr wird eine Trennung der Fasanenartigen und der Perlhühner vor 37 Millionen Jahren (Eozän) vermutet.[3]

Innere Systematik

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Die im Folgenden vorgestellte Systematik unterteilt die Fasanenartigen in drei Unterfamilien und zwölf Tribus. Sie wurde im Mai 2021 eingeführt[1] und im Sommer 2021 durch die International Ornithologists’ Union so übernommen.[4]

Kladogramm der Fasanenartigen nach Kimball et al. (2021):[1]

 Phasianidae 

 Phasianinae 





 Raufußhühner 







Auerhühner (Tetrao)


   

Birkhühner (Lyrurus)



   

Tannenhuhn (Canachites canadensis)



   

Sichelhuhn (Falcipennis falcipennis)



   

Schneehühner (Lagopus)



   


Felsengebirgshühner (Dendragapus)


   

Präriehühner (Tympanuchus)



   

Beifußhühner (Centrocercus)




   

Haselhühner (Tetrastes)



   

Kragenhuhn (Bonasa umbellus)



 Meleagridini 

Truthühner (Meleagris)



 Pucrasiini 

Schopffasan (Pucrasia macrolopha)



   
 Phasianini 






Ohrfasanen (Crossoptilon)


   

Wallichfasan (Catreus wallichii)



   

Hühnerfasanen (Lophura)



   

Edelfasanen (Phasianus)



   

Kragenfasanen (Chrysolophus)



   

Bindenschwanzfasanen (Syrmaticus)



   

Rebhühner (Perdix)



 Rhizotherini 

Rhizothera




 Lophophorini 


Glanzfasanen (Lophophorus)


   

Keilschwanzhühner (Tetraophasis)



   

Tragopane (Tragopan)




 Ithaginiini 

Blutfasan (Ithaginis cruentus)



 Lerwini 

Haldenhuhn (Lerwa lerwa)



 Pavoninae 

 Coturnicini 





Erdwachteln (Coturnix)


   

Perlwachtel (Margaroperdix madagarensis)



   

Synoicus



   

Wüstenhühner (Ammoperdix)



   


Frankolinwachteln (Perdicula)


   

Pternistis



   

Steinhühner (Alectoris)




   

Königshühner (Tetraogallus)



 Gallini 





Scleroptila


   

Campocolinus



   

Peliperdix



   

Ortygornis



   

Francolinus



   

Bambushühner (Bambusicola)


   

Kammhühner (Gallus)





   
 Pavonini 



Kongopfau (Afropavo congensis)


   

Asiatische Pfauen (Pavo)



   

Argusfasan (Argusianus argus)


   

Perlenfasan (Rheinardia ocellata)




   

Tropicoperdix



 Polyplectronini 


Pfaufasanen (Polyplectron)


   

Spornhühner (Galloperdix)



   

Rotkopfwachtel (Haematortyx sanguiniceps)






 Rollulinae 




Schwarzwachtel (Melanoperdix nigra)


   

Straußwachtel (Rollulus rouloul)



   

Augenwachtel (Caloperdix oculea)



   

Waldrebhühner (Arborophila)



   

Xenoperdix




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Fasanenartige und Menschen

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Das Haushuhn stammt vom Bankivahuhn (Gallus gallus) Südostasiens ab

Seit jeher sind Fasanenartige ein Jagdwild. Eine große Rolle spielten sie schon früh als Nahrung vor allem für Menschen in Südostasien und Afrika. Auch in Europa wurden Fasanen, Rebhühner und Wachteln bejagt und gelangten immer wieder auf den Speiseplan.

Die für den Menschen bedeutendste Art ist ohne Zweifel das Bankivahuhn mit seiner domestizierten Form, dem Haushuhn. Es wird heute angenommen, dass die Domestikation mehrfach unabhängig voneinander in Indien und Südostasien erfolgte.[5] In Südostasien erfolgte sie schon vor 6000 v. Chr., von wo aus Haushühner zunächst nordwärts nach China gelangten.[6] Erst um 1500 v. Chr. erreichte das Haushuhn den Mittelmeerraum. Da es gleichzeitig bereits im bronzezeitlichen Mitteleuropa verbreitet war, wird eine Ausbreitung von China über die russischen Steppen nach Europa vermutet.[6] Viele ozeanische Inseln erreichte das Haushuhn schon frühzeitig durch malayische und chinesische Seefahrer. Polynesische Siedler brachten die ersten Haushühner schon vor der Ankunft von Christoph Kolumbus auf den amerikanischen Doppelkontinent.

Auch das Truthuhn wurde durch den Menschen domestiziert. Dies gelang im Südwesten der heutigen USA sowie im Norden Mexikos zwischen 500 und 700. Der Konquistador Hernán Cortés brachte dann die ersten Haustruthühner von Amerika nach Europa.

Manche Fasanenartigen werden vor allem wegen ihrer Farbenpracht als Park- und Volierenvögel gehalten. Die Fasanerie hat ihren Ursprung in China. Der Blaue Pfau stammt zwar aus Indien, wurde aber bereits in der Antike nach Ägypten und Griechenland gebracht. Er wurde am Hof der Pharaonen gehalten und floss in die griechische Mythologie ein. In römischer Zeit und im Mittelalter galten Pfauen als Delikatesse an den Tafeln von Reichen und Adligen.

Der eigentliche Fasan wurde als Jagdwild durch den Menschen in zahlreiche Gegenden der Welt gebracht, in denen er ursprünglich nicht heimisch war. Sein eigentliches Verbreitungsgebiet reichte vom Kaukasus über Zentralasien bis China. Da ihn schon die Römer in Europa heimisch machten, gilt er als Archäozoon. Später brachte ihn der Mensch auch nach Nordamerika, Tasmanien und Neuseeland. Auch andere Fasanenarten wie der Goldfasan und der Amherstfasan wurden lokal in Europa angesiedelt, aber längst nicht mit so großem Erfolg wie der eigentliche Fasan.

Zitierte Quellen

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Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:

  1. a b c Rebecca T. Kimball, Peter A. Hosner, Edward L. Braun: A phylogenomic supermatrix of Galliformes (Landfowl) reveals biased branch lengths. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 158, Mai 2021, 107091, doi:10.1016/j.ympev.2021.107091
  2. Bernhard Grzimek (Hrsg.): Grzimeks Tierleben. Band 7/8: Vögel 1/2. dtv-Verlag, 1979.
  3. a b Derek E. Dimcheffa, Sergei V. Drovetskib & David P. Mindell: Phylogeny of Tetraoninae and other galliform birds using mitochondrial 12S and ND2 genes. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 24, Nr. 2, 2002, S. 203–215.
  4. IOC World Bird List v11.2, Frank Gill, David Donsker & Pamela Rasmussen (Hrsg.): Pheasants, partridges, francolins
  5. Yi-Ping Liu, Gui-Sheng Wu, Yong-Gang Yao, Yong-Wang Miao, Gordon Luikart, Mumtaz Baig, Albano Beja-Pereira, Zhao-Li Ding, Malliya Gounder Palanichamy & Ya-Ping Zhang: Multiple maternal origins of chickens: Out of the Asian jungles. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 38, Nr. 1, 2006, S. 12–19.
  6. a b Barbara West & Ben-Xiong Zhou: Did chickens go north? New evidence for domestication. In: World's Poultry Science Journal Band 45, Nr. 3, 1989, S. 205–218.
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