Frankoline
Als Frankoline werden verschiedene kleine Vogelarten aus der Familie der Fasanenartigen (Phasianidae) bezeichnet. 36 Arten leben in Afrika, fünf Arten kommen in Asien vor.[1] Ursprünglich gehörten alle Frankolin-Arten zur Gattung Francolinus, die damit die größte Gattung der Fasanenartigen war. Diese war jedoch nicht monophyletisch[2] und wurde in die Gattungen Francolinus, Peliperdix, Scleroptila und Pternistis aufgespalten.[3] Mitte 2021 kamen mit Ortygornis und Campocolinus noch zwei weitere Gattungen hinzu.[4] Über viele der Frankolin-Arten fehlen bislang immer noch grundlegende Informationen. Sowohl in Afrika als auch in Asien werden Frankoline wegen ihres schmackhaften Fleisches intensiv bejagt.
Erscheinungsbild
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frankoline sehen dem Rebhuhn ähnlich, allerdings sind sie schlanker als diese und Schnabel und Kopf sind länger. Die Körperlänge beträgt zwischen 31 cm und 42 cm, ihr Gewicht variiert von knapp 250 g (Coquifrankolin) bis zu über 1.500 g (Erckelfrankolin). Männchen und Weibchen sind bei den meisten Arten gleich gefärbt, wobei die Männchen meist Sporen an den kräftigen Beinen tragen. Ihre Flügel sind kurz und an den Enden abgerundet, der Schwanz hat 14 Steuerfedern.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frankoline leben in den tropischen Regionen Afrikas und Asiens. Ihre nördliche Verbreitungsgrenze liegt etwa am Kaukasus. Die zahlreichen Frankolin-Arten passen sich sehr flexibel an menschliche Siedlungen und Kulturlandschaften an, so dass die Lebensräume je nach Region sehr unterschiedlich sind: Dichte Wälder oder offenes Grasland, Feldgehölze oder Buschlandschaften, sogar steinige Karstflächen bieten den Frankolinen Nahrung und Schutz. Von 41 lebenden Arten sind 36 ausschließlich in Afrika verbreitet. Von den 36 Frankolin-Arten, die in Afrika vorkommen, leben 12 im südlichen Afrika, davon sieben in Namibia, unter anderem der Hartlaubfrankolin, der Rotschnabelfrankolin und der Rebhuhnfrankolin. Der Kapfrankolin, der verstreut in den Kapprovinzen von Südafrika lebt, tritt vereinzelt auch im Süden Namibias auf. Ein fossiler Frankolin, Francolinus capeki, der in Ungarn gefunden wurde, konnte auf das späte Pliozän (vor ca. 1,8 Millionen Jahren) datiert werden.[5]
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frankoline leben hauptsächlich am Boden und ernähren sich von Insekten, Pflanzen und Samen. Auch bei Gefahr, die die Männchen meist von Hügeln aus mit lauter und greller Stimme ankündigen, bringen sich die Frankoline meist laufend in Sicherheit. Nur zum Schlafen ziehen sich einige Arten in Bäume mit dichtem Blattwerk zurück. Viele Frankoline sind ausgeprägte Reviervögel und führen erbitterte Kämpfe zu dessen Verteidigung, besonders in der Balzzeit. Sie leben in Einehe. Es brütet nur das Weibchen bis zu 23 Tage lang, während das Männchen in der Nähe wacht. Das Nest besteht meist aus einer von hohem Gras oder herabhängenden Zweigen verdeckten flachen Mulde, die mit Gras und Zweigen ausgelegt wird. Das Gelege umfasst je nach Art sechs bis 12 Eier. Die Jungvögel sind sogenannte Nestflüchter. Sie verlassen das Nest schon wenige Tage nach dem Schlüpfen unter Anleitung ihrer Eltern, mit denen sie sechs bis zwölf Monate lang im Familienverband leben.
Gattungen und Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gattung Francolinus
- Halsbandfrankolin (Francolinus francolinus)
- Tropfenfrankolin (Francolinus pictus)
- Perlfrankolin (Francolinus pintadeanus)
- Gattung Scleroptila
- Grauflügelfrankolin (Scleroptila afra)
- Finschfrankolin (Scleroptila finschi)
- Rebhuhnfrankolin (Scleroptila gutturalis)
- Rotflügelfrankolin (Scleroptila levaillantii)
- Hochlandfrankolin (Scleroptila psilolaema)
- Shelleyfrankolin (Scleroptila shelleyi)
- Kragenfrankolin (Scleroptila streptophora)
- Gattung Peliperdix
- Waldfrankolin (Peliperdix lathami)
- Gattung Pternistis
- Rotschnabelfrankolin (Pternistis adspersus)
- Rotkehlfrankolin (Pternistis afer)
- Ahantafrankolin (Pternistis ahantensis)
- Doppelspornfrankolin (Pternistis bicalcaratus)
- Kamerunfrankolin (Pternistis camerunensis)
- Kapfrankolin (Pternistis capensis)
- Braunnackenfrankolin (Pternistis castaneicollis)
- Clappertonfrankolin (Pternistis clappertoni)
- Erckelfrankolin (Pternistis erckelii)
- Graustreifenfrankolin (Pternistis griseostriatus)
- Hartlaubfrankolin (Pternistis hartlaubi)
- Harwoodfrankolin (Pternistis harwoodi)
- Hildebrandtfrankolin (Pternistis hildebrandti)
- Gelbschnabelfrankolin (Pternistis icteorhynchus)
- Bambusfrankolin (Pternistis jacksoni)
- Gelbkehlfrankolin (Pternistis leucoscepus)
- Natalfrankolin (Pternistis natalensis)
- Edelfrankolin (Pternistis nobilis)
- Wacholderfrankolin (Pternistis ochropectus)
- Graubrustfrankolin (Pternistis rufopictus)
- Schuppenfrankolin (Pternistis squamatus)
- Swainsonfrankolin (Pternistis swainsonii)
- Swierstrafrankolin (Pternistis swierstrai)
- Gattung Ortygornis[4][6]
- Sumpffrankolin (Ortygornis gularis)
- Wachtelfrankolin (Ortygornis pondicerianus)
- Schopffrankolin (Ortygornis sephaena)
- Gattung Campocolinus[7][4][6]
- Weißkehlfrankolin (Campocolinus albogularis)
- Coquifrankolin (Campocolinus coqui)
- Schlegelfrankolin (Campocolinus schlegelii)
Kladogramm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das folgende Kladogramm zeigt die Stellung der „Francolin“-Gattungen (fett) innerhalb der Fasanenartigen.[4]
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Fünf „Francolin“-Gattungen sind also näher mit den Bambus- und Kammhühnern, hierzu zählt auch das Haushuhn, verwandt und bilden mit ihnen die Tribus Gallini, während die Gattung Pternistis näher mit den Wachteln, Steinhühnern und anderen wachtelartigen Gattungen verwandt ist und mit ihnen die Tribus Coturnicini bildet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Steve Madge, Phil McGowan, Guy M. Kirwan: Pheasants, Partridges and Grouse. A Guide to the Pheasants, Partridges, Quails, Grouse, Guineafowl, Buttonquails and Sandgrouse of the world. Christopher Helm, London 2002, ISBN 0-7136-3966-0.
Einzelbelege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Madge et al., S. 192.
- ↑ Timothy M. Crowe, E.H. Harley, M.B. Jakutowicz, J. Komen & A.A. Crowe: Phylogenetic, taxonomic and biogeographical implications of genetic, morphological and behavioral variation in francolins (Phasianidae: Francolinus). The Auk 109, 1 (1992): 24–42 DOI: 10.2307/4088264, PDF
- ↑ Pheasants, partridges & francolins bei der IOC World Bird List
- ↑ a b c d Rebecca T. Kimball, Peter A. Hosner, Edward L. Braun: A phylogenomic supermatrix of Galliformes (Landfowl) reveals biased branch lengths. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 158, 2021, 107091, doi:10.1016/j.ympev.2021.107091.
- ↑ Lambrecht, K. (1933): Handbuch der Palaeornithologie.XIX + 1024 S., Borntraeger; Berlin.
- ↑ a b Tshifhiwa G. Mandiwana-Neudani, Robin M. Little, Timothy M. Crowe, Rauri C. K. Bowie: Taxonomy, phylogeny and biogeography of ‘true’ francolins: Galliformes, Phasianidae, Phasianinae, Gallini; Francolinus, Ortygornis, Afrocolinus gen. nov., Peliperdix and Scleroptila spp. In: Ostrich Journal of African Ornithology. Band 90, Nr. 3, 2019, S. 191–221, doi:10.2989/00306525.2019.1632954.
- ↑ Timothy M. Crowe, Tshifhiwa G. Mandiwana-Neudani, David B. Donsker, Rauri C. K. Bowie, Robin M. Little: Resolving nomenclatural ‘confusion’ vis-à-vis Latham’s Francolin (Francolinus/Peliperdix/Afrocolinus lathami) and the ‘Red-tailed’ francolins (Francolinus/Ortygornis/Peliperdix spp.). In: Ostrich Journal of African Ornithology. Band 91, Nr. 2, S. 134–136, doi:10.2989/00306525.2020.1723140.