Flottweg
Flottweg SE
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1932 |
Sitz | Vilsbiburg, Deutschland |
Leitung | Sprecher des Vorstandes: Kersten Christoph Link
Vorstand Finanzen: Klaus Huber |
Mitarbeiterzahl | ca. 1100 weltweit |
Umsatz | 282 Mio. Euro |
Branche | Maschinen- und Anlagenbau |
Website | Flottweg SE |
Stand: 31. Dezember 2023 |
Die Flottweg SE mit Hauptsitz in Vilsbiburg, Bayern zählt zu den weltweit führenden Lösungsanbietern in der mechanischen Trenntechnik fester und flüssiger Phasen. Die Zentrifugen, Separatoren, Bandpressen und Anlagen übernehmen in vielen Industriebereichen das Klären von Flüssigkeiten, Trennen von Flüssigkeitsgemischen sowie das Eindicken und Entwässern.
Firmengeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Übersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen Flottweg wurde 1932 in München (Deutschland) gegründet. 1956 wurde die erste Flottweg Dekanterzentrifuge gebaut, 1974 folgte die erste Drei-Phasen-Zentrifuge, der sogenannte Tricanter. 1983 wurde eine neue Generation von Bandpressen für die Fruchtsaftindustrie entwickelt, und 1998 startete Flottweg mit dem Bau von Separatoren. Weitere Innovationen waren Sedicanter, Sorticanter, Simp Drive und die Umweltzentrifugen der C-Serie.
Im Juni 2021 nahm Flottweg seinen zweiten Produktionsstandort in Vilsbiburg in Betrieb. Es ist die größte Einzelinvestition in der fast 100-jährigen Geschichte Flottwegs. Rund 55 Millionen Euro wurden in den Bau des Werks 2 in investiert. Die Firma entwickelt und fertigt ausschließlich am Standort Deutschland.
Mit 11 Vertriebs- und Serviceniederlassungen und zusätzlichen Vertretungen in nahezu allen Ländern der Welt erreichte die Flottweg-Gruppe 2022 eine Exportquote von über 80 Prozent und einen Jahresumsatz von etwa 282 Millionen Euro.
Ursprung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gustav Otto, Sohn des Erfinders der Otto-Motoren, Nicolaus August Otto, gründete 1911 in München die „Gustav Otto Flugmaschinen-Werke“. Am 7. März 1916 ging dieses Werk in die „Bayerischen Flugzeugwerke“ ein. Dies gilt als die offizielle Geburtsstunde der späteren „Bayerischen Motorenwerke“ (BMW).
Otto startete 1918 in München mit dem neuen Werk Otto-Werke GmbH und entwickelte unter dem Namen „Flottweg“ ein Fahrrad mit Hilfsmotor. In den zwanziger Jahren wurden Motorräder hergestellt und ebenfalls unter dem Namen „Flottweg“ vertrieben.
1932 erwarb Georg Bruckmayer die Rechte an dem geschützten Namen „Flottweg“ und gründete die „Flottweg-Motoren-Werke“, in denen ab 1933 Motorräder und Flugmotorenkomponenten gefertigt und vertrieben wurden.
Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1943 Umzug nach Vilsbiburg (60 km nordöstlich von München)
- 1946 Herstellung von Spezialzubehör für die Druckindustrie (bis 1984)
- 1956 Erster Verkauf einer Vollmantel-Schneckenzentrifuge (Dekanter) Z1 an BASF
- 1964 Entwicklung des ersten Hochgeschwindigkeits-Dekanters
- 1966 Entwicklung und Einsatz der verstellbaren Schälscheibe in einem Dekanter (Gebrauchsmuster)
- 1971 Erster 3-Phasen-Dekantertest für Olivenöl in Spanien
- 1972 Lizenzvergabe für Dekantierzentrifugen nach Japan
- 1976 Fertigung der neu entwickelten Bandpresse
- 1978 Lizenzvergabe für Bandpressen nach Australien
- 1983 Entwicklung einer neuen Generation von Bandpressen für die Fruchtsaftindustrie
- 1984 Übernahme von Flottweg durch Bird Machine, Inc., USA
- 1988 Krauss-Maffei, München, wird Hauptgesellschafter (90 %) von Flottweg
- 1989 Übernahme der Krauss-Maffei Produktreihe „Dekantier-Zentrifugen“ durch Flottweg (Lizenzvereinbarung). Flottweg eröffnet eigene Vertriebs-/Servicebüros in Frankreich und Russland.
- 1990 Flottweg eröffnet eigene Vertriebs-/Servicebüros in USA, England und der Volksrepublik China.
- 1991 Vorstellung des größten, neuentwickelten Hochleistungs-Dekanters Z92-4, hauptsächlich für den Umweltbereich. Eröffnung eines Verkauf- und Servicecenters in Düsseldorf
- 1992 Vorstellung und Vertrieb des ersten Front-End-Systems, eines innovativen Verfahrens mit einem Flottweg Tricanter für die Weizenstärkeindustrie. (Bessere Produkt-Ökologie und bessere Ökonomie)
- 1993 Erfolgreicher Test des neuentwickelten Sedicanter, einer Dekantierzentrifuge für schwer sedimentierbare Produkte. Eröffnung eines Vertriebs-/Servicecenters in Leipzig
- 1994 Erstmalige Zertifizierung ISO 9001 durch Lloyd’s Register Quality Assurance
- 1995 Erfolgreicher Test des neu entwickelten Sorticanter, einer Dreiphasenzentrifuge zum Trennen von zwei Feststoffen und einer Flüssigkeit, z. B. Recycling von Kunststoffen (gelber Sack)
- 1997 Bis dato größter Auftrag über DM 17 Mio. zur Ausrüstung der Kläranlage Hamburg nach erfolgreichem Testvergleich mit 5 Wettbewerbern
- 1998 Übernahme der Veronesi Spa Bologna (Herstellung von Separatoren). Entwicklung und Herstellung des Umlaufgetriebes „Simp-Drive“ zur Realisierung eines variablen und energiesparenden Antriebs
- 1999 Gründung einer 100 % eigenen Niederlassung in Shanghai, Bau von Büros und einer eigenen Werkstatt
- 2002 Die Eigentumsverhältnisse bei Flottweg haben sich geändert* 60 % hält das Flottweg Management und 40 % die Invest AG, eine Tochter der Oberösterreichischen Raiffeisen-Landesbank.
- 2004 Flottweg übernimmt von Veronesi die Entwicklung und die Produktion von Separatoren (Tellerzentrifugen). Veronesi wird Vertriebs- und Service-Zentrum für Flottweg in Italien
- 2005 Flottweg baut die Produktionsstätten weiter aus. Im Dezember wird der 1. Abschnitt der Erweiterung der Montagehalle abgeschlossen.
- 2006 Das Flottweg-Management hält nun alle Anteile an der Flottweg GmbH & Co.KGaA. Flottweg errichtet ein neues Bürogebäude für Empfang und Vertrieb.
- 2007 Der 2. Abschnitt der Erweiterung der Montagehalle ist abgeschlossen. Flottweg ist nun eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft und firmiert ab jetzt unter dem Namen „Flottweg AG“.
- 2008 Am 1. Januar 2008 nimmt Flottweg Separation Technology Inc., eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Flottweg SE Vilsbiburg, Deutschland, in Kentucky die Geschäftstätigkeit auf. Zusammen mit Vertretern der örtlichen Behörden sowie dem Aufsichtsrat und den Mitarbeitern des Unternehmens fand am 18. Januar die offizielle Eröffnungsfeier statt. Flottweg Separation Technology Inc. wurde bereits 2007 gegründet, die Büros und die Werkstatt wurden Ende 2007 fertiggestellt. Die neue Firma ist für den Vertrieb und den Service für Flottweg Produkte in Nordamerika zuständig.
- 2009 Mit etwa 500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über 116 Mio. Euro, von dem 85 % im Ausland erwirtschaftet wurde, entwickelt und produziert Flottweg ihre Hochleistungszentrifugen ausschließlich in Deutschland.
- 2012 Das Unternehmen firmiert ab sofort unter dem Namen „Flottweg SE“ und betont damit die internationale Ausrichtung. Mit der Eintragung im Handelsregister ist im März 2012 die Umwandlung der Geschäftsform schließlich komplett.[1]
- 2014 Die Inhaber der Flottweg SE übertragen ihre Firmenanteile an drei Stiftungen. Dieser Schritt dient dem Übernahmeschutz des Unternehmens. Dadurch werden Teilverkäufe von Firmenanteilen unmöglich. Am 17. Mai 2014 wurden die Flottweg Stiftungen offiziell eingerichtet. Es handelt sich um die gemeinnützige Bruckmayer Stiftung, die PIA-Stiftung und die Flottweg-Stiftung. Durch diesen Schritt soll generationsübergreifend das Fortbestehen des Unternehmens und der Erhalt der Arbeitsplätze am Standort Vilsbiburg gesichert sein. Eine Zersplitterung von Flottweg durch Übernahme oder Teilverkäufe ist damit nicht mehr möglich. Das unmittelbare Tagesgeschäft der Flottweg SE wird durch den Übertrag der Firmenanteile nicht beeinträchtigt.[2]
- 2021 Das Werk 2 geht am Standort Vilsbiburg in Betrieb.
Produkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Maschinen und Anlagen von Flottweg sind ganz auf die mechanische Fest-Flüssig-Trennung ausgerichtet.
Dekanter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Flottweg Dekanterzentrifuge ist die wohl variantenreichste Vollmantel-Schneckenzentrifuge der mechanischen Trenntechnik. Je nach Anforderung kann der Dekanter zur Klärung von Flüssigkeiten, Entwässern und Eindicken von Schlämmen oder zum Klassieren von Feststoffen in einer Suspension nach Korngrößen genutzt werden.
Typische Einsatzgebiete:
- Entwässerung und Eindickung von Schlämmen aus kommunalen und industriellen Abwässern
- Gewinnung und Verarbeitung von tierischen und pflanzlichen Rohstoffen (Speiseöle/-fette, Stärke, Proteine)
- Getränke (Wein, Bier, Frucht- bzw. Gemüsesäfte)
- Entwässerung von Schlämmen aus Bergbau und Aufbereitungsindustrie
- Erneuerbare Energien wie Biodiesel und Bioethanol
Sedicanter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für besonders weiches Sediment hat Flottweg den Sedicanter entwickelt. Dabei kombiniert er die Vorteile von Dekanter und Separator. Dies führt zu einem optimal geklärten Zentrart bei gleichzeitig großer Feststoffmenge im Zulauf und trockenem Feststoffaustrag.
Typische Einsatzgebiete:
- Abscheidung von Biomasse (Hefezellen, Bakterien etc.) aus Fermentationsbrühen
- Gewinnung und Verarbeitung von pflanzlichen Proteinen, z. B. aus Soja
- Bierrückgewinnung aus Überschusshefe
Tricanter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Trennung von 3-Phasen-Gemischen hat Flottweg den Tricanter entwickelt. Diese Sonderform der Dekanterzentrifuge ist speziell auf die gleichzeitige Trennung zweier Flüssigphasen von einer Feststoffphase ausgelegt. Aufgrund der unterschiedlichen Dichten der Flüssigkeiten und des Feststoffs können die drei Phasen gleichzeitig abgefördert werden.
Typische Einsatzgebiete:
- Aufbereitung von ölhaltigen Schlämmen aus Raffinerien, Ölteichen etc.
- Gewinnung von tierischen/pflanzlichen Fetten und Ölen
- Stärkeherstellung zur Trennung von Weizenstärke und Gluten
Sorticanter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Sorticanter wurde von Flottweg eigens für das Recycling und die Aufbereitung von Kunststoffen konstruiert. Dabei spielt die Sortenreinheit der Kunststoffe eine entscheidende Rolle. Mit Hilfe der Zentrifugalkraft kann der Sorticanter verschiedene Kunststoffarten voneinander trennen.
Typische Einsatzgebiete:
- Recycling von Kunststoffen
- Trennen von Gemischen mit einer schwimmenden und einer sedimentierenden Feststoffphase aus einer Flüssigkeit, deren Dichte zwischen den Dichten der beiden Feststoff-Phasen liegt.
Separatoren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der Dekanterzentrifuge zählt auch der Separator zum Produktportfolio von Flottweg. Im Vergleich zu einem Dekanter arbeitet der Separator mit einer höheren Drehzahl und kann somit feinste Feststoffpartikel aus einer Flüssigkeit abscheiden. Kennzeichen für Flottweg Separatoren ist unter anderem die automatische Teil- bzw. Vollentleerung des Feststoffes. Eingesetzt werden sie zum Beispiel bei der Klärung von Bier, Kaffee oder Wein, bei der Herstellung von Sojamilch oder für die Verarbeitung von Fischnebenprodukten.
Typische Einsatzgebiete:
- Getränkeindustrie
- Nahrungsmittel
- Chemie, Pharmazie
- Tierische/pflanzliche Fette und Öle
- Mineralöl und Mineralöl-Produkte etc.
Düsenseparator
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die neueste Innovation von Flottweg ist der Düsenseparator, welcher zum Konzentrieren von Flüssigkeiten dient.
Bandpressen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sowohl der Dekanter als auch der Separator trennen Fest-Flüssig-Gemische mit Hilfe der Sedimentation. Im Gegensatz dazu arbeitet die Flottweg Bandpresse nach dem Prinzip der Filtration. Durch die konsequente Verwendung von Edelstahl kommt die Bandpresse insbesondere bei trenntechnischen Vorgängen in der Lebensmittelindustrie, wie Saft-Herstellung, zum Einsatz.
Typische Einsatzgebiete:
- Gewinnung von Frucht- und Gemüsesäften
- Biertreber-Entwässerung
- Algen- und Kräuterextrakt
- Kaffeegrund
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
- ↑ Georg Soller: Flottweg mit ungewöhnlichem Schritt: Familienstiftung als Übernahmeschutz. Flottweg-Eigner übertragen ihre Anteile an drei Stiftungen. In: idowa. Zeitungsgruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung, 23. Mai 2014, archiviert vom am 24. September 2015; abgerufen am 27. Mai 2014.