Gemälde
Ein Gemälde (ahd. gimālidi, mhd. gemǣlde; Wortbildung zu ahd. mālōn, mālēn, ursprünglich „mit Zeichen versehen“)[1] ist ein Bild, das mit einer Maltechnik auf einen Bildträger (z. B. eine Leinwand) aufgebracht wurde.[2] Ein Gemälde ist ein Werk der Malerei, die zu den bildenden Künsten zählt. Gelegentlich werden Gemälde als Malereien bezeichnet.[3]
Materialien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die malerischen Techniken, die bei der Anfertigung von Gemälden verwendet werden, setzen in der Regel drei Komponenten voraus:
- einen Bildträger: aus sehr lange gelagertem Holz, Leinwand, Papier, seltener Glas oder Metall; wird meist mit Kreide grundiert
- ein Pigment (Farbstoff): bis ins 19. Jahrhundert hergestellt aus Naturprodukten wie Pflanzen, Halbedelsteinen, Erden
- ein Bindemittel: z. B. Leinöl oder Knochenleim, ermöglicht einen dauerhaften Farbauftrag
Begriffsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis ins frühe 16. Jahrhundert umfasste der Begriff Gemälde auch Darstellungen auf Münzen und Kupferstiche. Erst mit der Entwicklung und der raschen Verbreitung der Ölmalerei im 15. und 16. Jahrhundert entwickelte sich die Vorstellung vom Gemälde als eines mit malerischen Techniken hergestellten Bildes, das nunmehr als Kunstwerk angesehen wurde.
In der westlichen Kunstgeschichte wurden dann unter Gemälden die längste Zeit fast ausschließlich Ölmalerein auf Leinwänden oder Holztafeln verstanden. Werke auf Papier oder anderen Trägern wurden meist als „Zeichnungen“ klassifiziert, unabhängig vom verwendeten Medium. Werke der traditionellen östlichen Malerei, die fast ausschließlich Papier oder Seide als Träger verwendet, wären nach diesem Verständnis keine Gemälde.[2]
Gängiger ist es, Gemälde über das verwendete Medium zu definieren. Ein Großteil der Kunstwerke, die gemeinhin als Gemälde klassifiziert werden, wurden mit in einer Flüssigkeit suspendierten Pigmenten geschaffen, sei es Öl, Wasser, Acryl oder eine Mischung aus Lösungsmitteln, wie im Fall von Tinte. Nach dieser Definition werden also Arbeiten in Pastell vollständig von Gemälden abgegrenzt, auch wenn es sich bei den in den Feststoffen vorkommenden Pigmente um dieselben wie in den Flüssigkeiten handelt. Aber auch diese Definition versagt in bestimmten Fällen, wie bei der bereits erwähnten Pastellmalerei oder der Tuschezeichnung.[2]
Durch grenzüberschreitende und interdisziplinäre künstlerische Praktiken verschwimmt die feine Linie zwischen Gemälden und verwandten Medien häufig.[2] Schon im Jahr 1890 formulierte der französische Maler Maurice Denis eine Definition, in der von Materialien und Maltechniken nicht die Rede ist:
« … un tableau […] est essentiellement une surface plane recouverte de couleurs en un certain ordre assemblées. »
„… ein Gemälde […] ist im Wesentlichen eine flache Oberfläche, die mit Farben bestimmter Reihenfolge bedeckt ist.“
Abbildungen
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Mumienporträt, Ägypten, Wachsfarben auf Holz, 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.
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Willem Claeszoon Heda: Stillleben mit Brombeerpastete, 1631
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Andrea Pozzo: Triumph des Heiligen Ignatius, 1685
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Caspar David Friedrich: Die Lebensstufen, um 1834
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Thomas Ketelsen, Tilmann von Stockhausen: Verzeichnis der verkauften Gemälde im deutschsprachigen Raum vor 1800, hrsg. von The Getty Research Institute for the History of Art and Humanities. The Provenance Index of the Getty Research Institute, Burton B. Fredericksen und Julia J. Armstrong unter der Mitarbeit von Michael Müller, K. G. Saur Verlag, München 2002, 3 Bände, ISBN 3-598-24490-8
- Hans F. Schweers: Gemälde in deutschen Museen. Katalog der ausgestellten und depotgelagerten Werke. Teil I, Band 1–3: Künstler und ihre Werke. Teil II, Band 4–5: Ikonographisches Verzeichnis. Teil III: Band 6–7: Verzeichnis der Museen mit ihren Bildern. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, 7 Bände, K. G. Saur Verlag, München 2005, ISBN 3-598-24166-6
- Knut Nicolaus: DuMonts Handbuch der Gemäldekunde, DuMont Literatur und Kunstverlag, Köln 2003, ISBN 3-8321-7288-2
- Knut Nicolaus: DuMonts Bildlexikon zur Gemäldebestimmung, DuMont Buchverlag, Köln 1982, ISBN 3-7701-1243-1
- 1000 Gemälde – digitale Gemäldesammlung, Directmedia Publishing GmbH, Berlin 2002, ISBN 3-932544-95-1.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Gemälde im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gemälde, Malerei im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
- Auswahl von Videos aus der Fernsehsendung Kunst und Krempel des Bayerischen Rundfunks mit ausführlichen Beschreibungen von Gemälden
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Duden: Das Herkunftswörterbuch, 3. Auflage (2001), S. 264 (Gemälde), S. 503 (malen).
- ↑ a b c d Lorenzo: Was ist ein Gemälde? In: TraumaWien. 15. Januar 2020, abgerufen am 1. Oktober 2022 (deutsch).
- ↑ Duden online: Malerei, siehe Bedeutung 2.
- ↑ Maurice Denis. Departmental Museum, abgerufen am 1. Oktober 2022.