Gyrus parahippocampalis
Gyrus parahippocampalis[1] oder Gyrus hippocampi[2] bezeichnet eine Region des Gehirns, deren graue Substanz der Großhirnrinde zugeordnet wird und ein Teil des limbischen Systems ist. Dieser Bereich spielt eine wichtige Rolle beim Erkennen und Erinnern, seine Mitbeteiligung im Rahmen einer Hippocampussklerose (häufiger struktureller Befund bei Temporallappenepilepsien) konnte aufgezeigt werden.[3][4]
Zuordnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gyrus parahippocampalis ist im Temporallappen medial gelegen. Sein hinterer Bereich bildet zusammen mit dem Gyrus fusiformis den Cortex parahippocampalis. Ein Teil des hinteren Bereichs des Gyrus parahippocampalis wird auch als Parahippocampal Place Area (PPA) bezeichnet.[5] Das Vorderende des Gyrus parahippocampalis biegt sich hakenförmig als Uncus um.[6]
Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Optisches Erkennen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Bereich des Gyrus parahippocampalis, die sogenannte Parahippocampal Place Area scheint beispielsweise an der Erkennung von Gebäuden beteiligt zu sein.[5] In fMRI-Studien wurde diese Region des Gehirns besonders aktiv, wenn den Probanden topographische Ansichten oder Bilder von Landschaften, Städten oder Räumen gezeigt wurden. Diese Region wurde zuerst von Russell Epstein (derzeit an der University of Pennsylvania) und Nancy Kanwisher 1998 beschrieben.[7][8][9]
Eine Schädigung der Parahippocampal Place Area (beispielsweise im Rahmen eines Schlaganfalles) kann dazu führen, dass die Betroffenen Landschaften oder andere Orte nicht zuordnen können, obwohl sie einzelne Teilbereiche (beispielsweise Gegenstände oder Personen) erkennen.
Assoziative Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Man nimmt an, dass die Funktion des Gyrus parahippocampalis über das rein visuelle Erkennen hinausgeht. Es gibt Hinweise, dass dieser Bereich des Gehirns an der Erkennung sowohl von sozialen Zusammenhängen als auch von Sprache beteiligt ist.[10]
Weitere Darstellungen
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Der Gyrus parahippocampalis ist rot dargestellt (Animation).
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Mediale Fläche der linken Gehirnhälfte (Gyrus parahippocampalis orange).
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Frontalschnitt
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Ansicht von medial (Gyrus parahippocampalis mit „5“ gekennzeichnet)
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Basalansicht des menschlichen Gehirns
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Federative Committee on Anatomical Terminology (Hrsg.): Terminologia Anatomica. Thieme, Stuttgart 1998.
- ↑ W. His: Die anatomische Nomenclatur. Nomina Anatomica. Der von der Anatomischen Gesellschaft auf ihrer IX. Versammlung in Basel angenommenen Namen. Veit & Comp., Leipzig 1895.
- ↑ NF Ferreira, V. de Oliveira, L. Amaral, R. Mendonça, SS Lima: Analysis of parahippocampal gyrus in 115 patients with hippocampal sclerosis. In: Arq Neuropsiquiatr. 61. Jahrgang, 3B, September 2003, S. 707–711, PMID 14595469 (englisch, scielo.br).
- ↑ McDonald B, Highley JR, Walker MA, et al.: Anomalous asymmetry of fusiform and parahippocampal gyrus gray matter in schizophrenia: A postmortem study. In: Am J Psychiatry. 157. Jahrgang, Nr. 1, Januar 2000, S. 40–47, PMID 10618011.
- ↑ a b Forschungsbericht Uni Leipzig 2003: Experimental Neuropsychology – Determinanten interhemisphärischer Ressourcenteilung, hier online ( des vom 10. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; zuletzt eingesehen am 27. März 2010
- ↑ Johannes W. Rohen: Funktionelle Neuroanatomie: Lehrbuch und Atlas. Schattauer Verlag, 2001, ISBN 978-3-79-452128-9, S. 41.
- ↑ Russell Epstein, Nancy Kanwisher: A cortical representation of the local visual environment. In: Nature. 392. Jahrgang, 9. April 1998, S. 598–601 (nature.com [abgerufen am 3. November 2009]).
- ↑ Aguirre et al.: The Parahippocampus Subserves Topographical Learning in Man. In: Cerebral Cortex. 6. Jahrgang, Nr. 6, S. 823 (oxfordjournals.org [abgerufen am 3. November 2009]).
- ↑ Distributed representation of objects in the human ventral visual pathway — PNAS. Abgerufen am 3. November 2009.
- ↑ Katherine P. Rankin, a Neuropsychologist, Studies Sarcasm – NYTimes.com. Abgerufen am 3. November 2009.