Hans Leo Epstein
Hans Leo Epstein (* 11. März 1905 in Frankfurt am Main; † 2. September 1967 in San Martino di Castrozza, Italien) war ein deutscher Germanist und Pädagoge jüdischer Religionszugehörigkeit.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hans Epstein wuchs in einer wohlhabenden jüdischen Familie in Frankfurt auf. Nach seinem Studium der Germanistik, Geschichte, Hebraistik, Psychologie und Soziologie promovierte er 1929 bei Franz Schultz und Hans Naumann mit einer aus Schultz’ „Barockseminar“ hervorgegangenen Arbeit über Die Metaphysizierung in der literarwissenschaftlichen Begriffsbildung und ihre Folgen.[1] Diese Monographie steht wie seine zweite Monographie zum Detektivroman – eine der ersten wissenschaftlichen Untersuchungen zur sogenannten Schundliteratur[2] – im Kontext der frühen Literatursoziologie.[3][4]
Im Anschluss an seine Dissertation arbeitete Epstein zunächst als Lehrer am Frankfurter Goethe-Gymnasium und ab 1933 infolge des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ am Philanthropin, dem liberalen jüdischen Gymnasium in Frankfurt.[1] 1933 war er Mitbegründer der Jüdischen Anlernwerkstatt Frankfurt, die jüdische Kinder auf die Emigration vorbereiten sollte, indem sie ihnen handwerkliche Fähigkeiten beibrachte. Epstein publizierte auch zu jüdischer Kinder- und Jugendliteratur.[5]
Von den Nationalsozialisten verfolgt, unternahm Epstein gemeinsam mit seiner Frau Rosy 1937 eine Reise nach Palästina, doch es zog sie in die USA, wo Epstein wieder als Pädagoge tätig wurde.[6] Hier wurde er schließlich Direktor des Washington Heights/Inwood Young Men’s and Young Women’s Hebrew Association (YM&YWHA).
Hans Epstein starb am 20. September 1967. Seine Frau überlebte ihn und starb am 16. Januar 1987. Zu Ehren von Rosy und Hans Epstein wurde der Epstein Memorial Fund eingerichtet.
Epsteins Nachlass wird im Leo Baeck Institut in New York verwahrt.[7]
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Metaphysizierung in der literarwissenschaftlichen Begriffsbildung und ihre Folgen. Dargelegt an drei Theorien über das Literaturbarock (= Germanische Studien. Heft 73). Ebering, Berlin 1929 (Nachdruck: Kraus, Nendeln 1967).
- Der Detektivroman der Unterschicht. Band 1: Die Frank-Allan-Serie. Neuer Frankfurter Verlag, Frankfurt am Main 1930 (mit einem Vorwort von Ernst Krieck – ohne Fortsetzung).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Epstein, Hans L. In: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933–1945. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Saur, München 1980, ISBN 0-89664-101-5, S. 160.
- Anita Pulfer: „Sie wissen, dass ich einige Zeit in Amerika leben kann…“ Hans Epstein. Eine biographische Annäherung an einen deutsch-jüdischen Flüchtling in New York. Masterarbeit. Basel 2009.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Carsten Zelle: ‚Arbeit an den Sachen selbst‘. Zu Praxis und Programmatik der Literatursoziologie Karl Viëtors. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur. Band 46, Nr. 2, 2021, S. 461–501, hier: FN 79, doi:10.1515/iasl-2021-0025.
- ↑ Peter S. Fisher: Weimar Controversies: Explorations in Popular Culture with Siegfried Kracauer. Transcript, Bielefeld 2020, ISBN 978-3-8394-5146-5, S. 151 f.
- ↑ Inge Marßolek: Internationalität und kulturelle Klischees am Beispiel der. John-Kling-Heftromane der 1920er und 1930er Jahre. In: Alf Lüdtke, Inge Marßolek, Adelheid von Saldern (Hrsg.): Amerikanisierung: Traum und Alptraum im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Transatlantische Historische Studien. Band 6. Stuttgart 1996, S. 150 f.
- ↑ Nicola Gess: Die Literatur der Gesellschaft: Von Soziologen, Detektiven und einer Spurensuche bei Leo Perutz und Norbert Jacques. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Band 97, Nr. 1, März 2023, ISSN 0012-0936, S. 73–86, doi:10.1007/s41245-023-00163-3.
- ↑ Julia Benner: Federkrieg: Kinder- und Jugendliteratur gegen den Nationalsozialismus 1933-1945. Wallstein, Göttingen 2015, S. 43.
- ↑ Anita Pulfer: "Sie wissen, dass ich einige Zeit in Amerika leben kann..." Hans Epstein. Eine biographische Annäherung an einen deutsch-jüdischen Flüchtling in New York. (Master Thesis), Basel 2009.
- ↑ Collection: Hans Epstein Collection | The Center for Jewish History ArchivesSpace. Abgerufen am 20. November 2024.
Personendaten | |
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NAME | Epstein, Hans Leo |
ALTERNATIVNAMEN | Epstein, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Germanist und Pädagoge |
GEBURTSDATUM | 11. März 1905 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 2. September 1967 |
STERBEORT | San Martino di Castrozza |