Harald Reinl

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Harald Reinl, 1985

Harald Reinl (* 9. Juli 1908 in Bad Ischl, Österreich; † 9. Oktober 1986 in Puerto de la Cruz, Teneriffa) war ein österreichischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmeditor. Sein Regiewerk umfasst mehr als 60 Titel. Mit seinen Edgar-Wallace- und Karl-May-Verfilmungen avancierte Reinl in den 1960er Jahren zu einem der erfolgreichsten Regisseure der deutschen Filmgeschichte. Allein mit den vier Karl-May-Filmen, die er zwischen 1962 und 1965 drehte, erreichte Reinl 32 Millionen Zuschauer.

Reinl war ein Sohn des Salineningenieurs, Bergsteigers und Ski-Pioniers Hans Reinl und seiner Ehefrau Ida. Er hatte einen Zwillingsbruder namens Kurt.[1]

Die Familie zog nach Rum bei Innsbruck, wo Reinl das Humanistische Gymnasium besuchte. Nach der Matura nahm er ein Jurastudium an der Universität Innsbruck auf, das er am 1. Dezember 1934 mit der Promotion abschloss.[2] Anfang 1929 war er zusammen mit seinem Bruder Kurt auf Anregung des NSDAP-Gauleiters Heinrich Suske maßgeblich an der Gründung einer Hochschulgruppe des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbunds (NSDStB) an der Innsbrucker Universität beteiligt. Im Mai 1929 wurde Harald Reinl von Baldur von Schirach zum „Führer“ der NSDStB-Hochschulgruppe Innsbruck ernannt. Die Brüder Reinl blieben bis 1932/1933 im NSDStB aktiv.[3] Spätestens ab 1930 war Harald Reinl Mitglied der NSDAP.[4]

Reinl war ein hervorragender Skisportler. Er hatte bereits als Kind von seinem Vater das Skilaufen gelernt. 1929 wurde er österreichischer Hochschulmeister im Skilauf (Kombination aus Abfahrt und Skispringen). Anfang 1930 nahm er an den II. Akademischen Welt-Winterspielen in Davos teil und belegte dort sehr gute Plätze.[5] Bei den Alpinen Skiweltmeisterschaften 1931 in Mürren wurde er im Abfahrtslauf Achter (siehe Alpine Skiweltmeisterschaften 1931/Abfahrt Männer). Über die Presse wurde der Bergfilmer Arnold Fanck auf ihn aufmerksam und setzte ihn 1930 als Statisten in seinem Film Stürme über dem Mont Blanc ein, wo er unter anderem als Double für Leni Riefenstahl fungierte, die dort die weibliche Hauptrolle hatte.[6]

In der Folge wurde der promovierte Jurist Assistent bei Leni Riefenstahl und arbeitete in dieser Funktion u. a. an Tiefland mit. Dieser Film entstand zwischen 1940 und 1944 mit aus KZs zwangsrekrutierten Sinti und Roma, die nach Beendigung des Films ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurden. Im Jahre 1949 stellte er als Regisseur seinen ersten Langfilm Bergkristall fertig, der bereits ein typischer Reinl-Film ist.

In Solange du lebst verherrlichte Reinl 1955 offen die Bombardierung der Spanischen Republik durch die „Legion Condor“. Später wurde Reinl insbesondere durch seine Edgar-Wallace- und Karl-May-Verfilmungen in den 1960er Jahren bekannt, aber auch bei zahlreichen Adaptionen von Jerry-Cotton-Romanen führte er Regie.

Reinl war vor allem für den naiven Erzählstil seiner Filme bekannt und verstand es meisterhaft, die Großartigkeit der Natur als Filmkulisse in seine Streifen einzubinden. Viele seiner Filme zeichnet eine romantische Atmosphäre aus. Seinen Karriere-Höhepunkt erreichte er bei den in den sechziger Jahren in Jugoslawien gedrehten Karl-May-Filmen. Da Reinl in seiner Jugend selbst begeisterter Karl-May-Leser war, erwies sich die Übertragung der Regieaufgabe durch den Berliner Produzenten Horst Wendlandt als Glücksgriff für die Serie.

Reinl drehte danach mit nachlassendem Erfolg noch verschiedene Abenteuerfilme, Komödien, Dokumentarfilme und zwei Teile der bisher letzten Ludwig-Ganghofer-Serie. Mit Die Nibelungen inszenierte er 1966 für den Produzenten Artur Brauner den bis dahin teuersten Film der Bundesrepublik Deutschland.

1976 wurde Reinl als Regisseur zusammen mit Pierre Brice als Hauptdarsteller von der damals noch im Aufbau befindlichen Freilichtbühne im sauerländischen Elspe für das Stück Der Schatz im Silbersee verpflichtet. Er konnte dem Stück durch seinen filmischen Inszenierungsstil wesentliche Impulse geben. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Veranstalter kam es allerdings zum Bruch, und er verließ die Bühne noch im selben Jahr.

Reinl war von 1946 bis 1950 mit Corinna Frank und von 1954 bis 1968 mit der Schauspielerin Karin Dor verheiratet. Er starb, als er in seinem Haus, der Casa Daniela auf Teneriffa, während der Vorbereitungen für den Film Attila, der Mörderwolf von seiner dritten Frau, der ehemaligen tschechischen Schauspielerin Daniela Marie Delisová, im Streit erstochen wurde. Delisová galt als alkoholkrank.

  • 1950 Internationale Filmfestspiele von Venedig für Zehn Jahre später
  • 1964 Goldene Leinwand für Der Schatz im Silbersee
  • 1964 Bambi für Der Schatz im Silbersee
  • 1964 Goldene Leinwand für Winnetou 1. Teil
  • 1965 Bambi für Winnetou 1. Teil
  • 1965 Goldene Leinwand für Winnetou 2. Teil
  • 1965 Goldmedaille der Deutschen Filmtheater
  • 1966 Bambi für Winnetou 2. Teil
  • 1966 Goldene Leinwand für Winnetou 3. Teil
  • 1970 Filmfestival Triest 2. Preis für Erinnerungen an die Zukunft
  • 1971 Academy-Award-Nominierung Oscar für Erinnerungen an die Zukunft
  • 1983 21. internationaler Kinder- und Jugendfilmwettbewerb in Gijón: Platero (großer Preis) für „Im Dschungel ist der Teufel los“

Filmografie (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Karl Wirobal: Der Montanist Hans Reinl, ein Spitzenalpinist seiner Zeit. In: Res montanarum, Jg. 44, 2008, S. 68–72 austria-forum.org
  2. Kristina Pöschl, Miriam Trescher, Reinhard Weber: Harald Reinl, der Regisseur, der Winnetou, Edgar Wallace und die Nibelungen ins Kino brachte. Fachverlag für Filmliteratur, Landshut 2011, S. 6. Häufig, etwa in der NDB oder bei Munzinger, wird für die Promotion abweichend das Jahr 1938 angegeben. Das Datum aus der Reinl-Biografie von Pöschl et al. lässt sich jedoch bestätigen mit einem Bericht der Innsbrucker Nachrichten vom 1. Dezember 1934 (anno.onb.ac.at).
  3. Michael Gehler: Studenten und Politik. Der Kampf um die Vorherrschaft an der Universität Innsbruck, 1918–1938. Haymon, Innsbruck 1990, S. 280f., 481.
  4. Andreas Praher: Österreichs Skisport im Nationalsozialismus: Anpassung – Verfolgung – Kollaboration. De Gruyter, Berlin und Boston 2022, S. 260.
  5. Kristina Pöschl, Miriam Trescher, Reinhard Weber: Harald Reinl, der Regisseur, der Winnetou, Edgar Wallace und die Nibelungen ins Kino brachte. Fachverlag für Filmliteratur, Landshut 2011, S. 5–6; Der Schnee-Hase. Jahrbuch des Schweizerischen Akademischen Ski-Clubs, Bd. 1, Nr. 4, 1930.
  6. Kristina Pöschl, Miriam Trescher, Reinhard Weber: Harald Reinl, der Regisseur, der Winnetou, Edgar Wallace und die Nibelungen ins Kino brachte. Fachverlag für Filmliteratur, Landshut 2011, S. 6.