Jan Wenzel Schmidt

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Jan Wenzel Schmidt (* 8. Oktober 1991 in Magdeburg) ist ein deutscher Politiker (AfD). Er war von 2016 bis 2021 Abgeordneter im Landtag von Sachsen-Anhalt und ist seit Oktober 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages.

Schmidt schloss seine Hochschulreife 2012 an der Berufsbildenden Schule „Otto von Guericke“ in Magdeburg ab.[1] Er ist gelernter Kaufmann im Einzelhandel, selbständiger Unternehmer und geprüfter Handelsfachwirt.[2]

Schmidt ist verheiratet und hat einen Sohn.

Schmidt war von 2015 bis 2021 Landesvorsitzender der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative in Sachsen-Anhalt und wurde 2016 in den Landtag von Sachsen-Anhalt gewählt. Er war im März 2016 „Redner und Ehrengast“ bei einer öffentlichen Versammlung der Identitären Bewegung in Wernigerode.[3][4] Im Folgemonat besuchte er eine Kerzenaktion der Identitären Bewegung im Harz.[5] Später frequentierte er Veranstaltungen der Identitären Bewegung Halle und deren Hausprojekt.[6]

Im April 2016 wurde bekannt, dass Schmidt in seinem Wahlkreisbüro Stefan Träger beschäftigt, der von der NPD 2009 als Bundestagskandidat aufgestellt wurde. Träger habe sich nach eigener Aussage von der NPD distanziert.[7] Schmidt gab ihm als Aussteiger der rechtsextremen Szene eine zweite Chance, weil er seine wissenschaftliche Qualifikation schätze.[8]

Nach der Einstufung des Flügels durch das Bundesamt für Verfassungsschutz im März 2020 als rechtsextreme Gruppierung, die nun beobachtet wird, sagte Wenzel: „Ein Großteil“ der AfD-Mitglieder in Sachsen-Anhalt unterstütze die politischen Positionen der Gruppierung. Für die Themen, die der Flügel anspreche, gäbe es im Land besonders viele Unterstützer.[9]

Schmidt war Obmann der AfD-Fraktion im 18. Parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Aufgrund seiner parlamentarischen Anfrage im Jahre 2019 wurde aufgedeckt, dass die Lottogesellschaft Sachsen-Anhalts die Verpflichtung zur Sportwetten-Konzession verletzt hatte. Dies führte zur Kündigung der Geschäftsführerin.[10] Der Untersuchungsausschuss deckte mehrere Interessenskonflikte bei der Fördermittelvergabe der Lottogesellschaft auf.[11]

Bei der Bundestagswahl 2021 kandidierte Schmidt im Wahlkreis Börde – Jerichower Land; er wurde über Platz 2 der Landesliste der AfD Sachsen-Anhalt[12] in den Deutschen Bundestag gewählt.

Im Oktober 2022 wurde bekannt, dass Schmidt Mario Müller, einen Rechtsextremisten, mehrfach verurteilten Gewalttäter und Funktionär der rechtsextremen Identitären Bewegung, als wissenschaftlichen Mitarbeiter in seinem Bundestagsbüro beschäftigt. Ähnlich wie in der Causa Stefan Träger rechtfertigte Schmidt sich mit der Aussage, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdiene.[13][14] Müller nahm Ende 2023 an einem konspirativen Treffen von Rechtsextremen in Potsdam teil, bei dem Financiers und Vertreter von AfD, Identitärer Bewegung und des Vereins Werteunion die millionenfache Zwangsaussiedlung von als nichtdeutsch wahrgenommenen Staatsbürgern diskutierten.[15] Ebenso beschäftigt Wenzel Schmidt seit 2024 den bekannten Rechtsextremisten Christian Lüth. Dieser wurde 2020 als Pressesprecher der AfD-Bundestagsfraktion gekündigt, nachdem er die Ermordung von Migranten vorgeschlagen hatte. Der AfD-Fraktionsvorstand sah sich auf Nachfrage nicht zuständig für die Personalie.[16]

Einzelnachweise

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  1. Bewerbung zur Landesliste der AfD zur Landtagswahl. (Memento vom 22. April 2016 im Internet Archive) Abgerufen am 11. März 2021.
  2. Abgeordnetensuche - Jan Wenzel Schmidt. In: landtag.sachsen-anhalt.de. Landtag von Sachsen-Anhalt, abgerufen am 12. März 2021.
  3. Stephan Schulz: Streit um Besetzung der Parlamentarischen Kontrollkommission. In: mdr.de. 25. Mai 2016, archiviert vom Original; abgerufen am 27. Mai 2016.
  4. Wie weit rechts steht die AfD? In: MDR.de. Archiviert vom Original; abgerufen am 16. August 2017.
  5. "Identitäre" im Visier des Verfassungsschutz. Abgerufen am 6. Oktober 2022.
  6. Das identitäre Haus in Halle und wie die Stadt damit umgeht. Archiviert vom Original am 8. November 2017; abgerufen am 8. November 2017 ((Nicht mehr online verfügbar.) In: mdr.de. Archiviert vom Original am 8. November 2017; abgerufen am 8. November 2017.).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mdr.de
  7. AfD-Abgeordneter stellt NPD-Mann als Mitarbeiter ein. In: Tagesspiegel.de. Abgerufen am 22. April 2016.
  8. Richard Erche, Tilman Steffen: AfD-Mitarbeiter: Im Zweifel rechts außen. In: Die Zeit. 30. März 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 11. September 2017]).
  9. Jan Schumann: „Flügel“ unter Beobachtung: Jetzt steht auch der AfD-Nachwuchs unter Druck. 12. März 2020, abgerufen am 13. März 2020.
  10. Jens Schmidt, Volksstimme Magdeburg: Ex-Lottochefs doch ohne Abfindung? Abgerufen am 12. März 2021.
  11. Staatsaffäre: Zocker an der Elbe: In Sachsen-Anhalt schwelt ein Wettskandal. Abgerufen am 12. März 2021.
  12. Höcke verzichtet auf Kandidatur für den Bundestag. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Mai 2021, abgerufen am 23. Juli 2021.
  13. Frederik Schindler: AfD: Bundestagsabgeordneter beschäftigt rechtsextremen Gewalttäter. In: DIE WELT. 30. September 2022 (welt.de [abgerufen am 6. Oktober 2022]).
  14. Marcus Bensmann et al.: Geheimplan gegen Deutschland. In: correctiv.org. 10. Januar 2024, abgerufen am 10. Januar 2024.
  15. Neue Rechte. Geheimplan gegen Deutschland. In: Correctiv. 10. Januar 2024, abgerufen am 11. Januar 2024 (deutsch).
  16. Er redete über die Vergasung von Migranten: Skandal-Sprecher der AfD zurück im Bundestag. 9. Juli 2024, abgerufen am 11. Juli 2024.