Kardinalbarsche
Kardinalbarsche | ||||||||||||
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Sonnenkardinalbarsche (Ostorhinchus aureus) und eine unbestimmte Kardinalbarschart in einer Höhle des Ningaloo Riffs | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Apogonidae | ||||||||||||
Bonaparte, 1846 |
Die Familie der Kardinalbarsche (Apogonidae) gehört zu den Barschverwandten (Percomorphaceae) und umfasst über 25 Gattungen mit etwa 350 Arten. Die Familie besitzt eine weltweite Verbreitung in tropischen und subtropischen Meeren, meist in Fels- oder Korallenriffen, einige wenige auch im Brackwasser, die neun Arten der Gattung Glossamia nur in Süßgewässern Australiens und Neuguineas. Dabei bevorzugen die Korallenriffbewohner unter ihnen die geschützten Innenriffe und meiden die steilen Außenriffe. Im Mittelmeer lebt der Meerbarbenkönig (Apogon imberbis). Erst in jüngster Zeit sind Apogonichthyoides nigripinnis und Apogonichthyoides taeniatus durch den Suezkanal ins Mittelmeer eingewandert.[1][2]
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kardinalbarsche sind kleine, 3 bis 25 Zentimeter lang werdende und oft rötlich gefärbte Fische. Die meisten Arten bleiben kleiner als 10 Zentimeter. Ihr Maul ist protraktil (vorstülpbar) und leicht oberständig, die Augen in Anpassung an die Hauptaktivitätszeit in der Dämmerung bzw. in der Nacht groß. Die beiden Rückenflossen sind deutlich getrennt. Die Schuppen sind für gewöhnlich ctenoid (Kammschuppen), bei einigen Gruppen cycloid (Rundschuppen). Die Gattung Gymnapogon ist schuppenlos. Die Arten der Gattung Siphamia haben am Bauch gelegene Leuchtorgane.
Flossenformel: Dorsale VI–VIII/8–14, Anale II/8–18
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kardinalbarsche sind vorwiegend dämmerungs- oder nachtaktive Schwarmfische und verstecken sich am Tag zwischen Steinkorallen, in Höhlen oder Spalten. Fast alle Kardinalbarsche ernähren sich von Zooplankton, einige Arten, wie der Wolfskardinalbarsch (Cheilodipterus artus), fressen auch größere Beute wie kleine Fische. Wahrscheinlich sind alle Arten im männlichen Geschlecht Maulbrüter.
Äußere Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Familie der Kardinalbarsche wurde ursprünglich in die Ordnung der Barschartigen (Perciformes) gestellt, einer Sammelgruppe, die in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung nur ungenügend durch abgeleitete Merkmale definiert und mit Sicherheit nicht monophyletisch war.
Vergleichende DNA-Sequenzanalysen ergaben eine relativ nahe Verwandtschaft mit den Grundelartigen (Gobioidei) und Kurtern (Kurtidae), so dass Christine Thacker und Kollegen die Kardinalbarsche der Ordnung der Gobiiformes zuordneten und die Glas- oder Beilfische (Pempheridae) als Schwestergruppe der Kardinalbarsche angaben.[3] Ricardo Betancur-R. und Mitarbeiter stellen dagegen eine neue Ordnung auf, die Kurtiformes, in der Kardinalbarsche und Kurter als Schwesterfamilien (in jeweils eigener Unterordnung) vereint sind. Die Kurtiformes sind hier die Schwestergruppe der Gobiiformes und bilden mit diesen die Serie Gobiaria.[4] Diese Verwandtschaftsverhältnisse werden von Thomas Near und Kollegen in ihrer auf DNA-Sequenzanalysen beruhenden Untersuchung über die Phylogenie der Acanthomorpha bestätigt,[5] können von Fraser in seiner auf morphologischen Vergleichen beruhenden Untersuchung über die Verwandtschaft von Kardinalbarschen und Kurtern aber nicht gestützt werden.[6]
Innere Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt vier Unterfamilien, über 25 Gattungen und fast 360 Arten. Die Apogoninae, die größte Unterfamilie, werden noch in 14 Tribus unterteilt.[7]
Das folgende Kladogramm gibt die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Unterfamilien und Tribus wieder:
Apogonidae |
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Die Stellung der Unterfamilie Paxtoninae und der Tribus Lepidamiini (Unterfamilie Apogoninae) ist bisher nicht erforscht worden.
Fossilbefund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fossile Vertreter der Kardinalbarsche sind aus dem mittleren Eozän der norditalienischen Monte-Bolca-Formation, die aus Ablagerungen der Tethys entstand, bekannt. Eosphaeramia margaritae war hochrückig und ähnelt der rezenten Gattung Sphaeramia, Apogon spinosus gehört zu einer heute noch existierenden Gattung. Beide Fische wurden etwa 4 cm lang.[8]
Aquarienhaltung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Arten, wie der Banggai-Kardinalbarsch (Pterapogon kauderni), der Pyjama-Kardinalbarsch (Sphaeramia nemanoptera) und der Fadenflossen-Kardinalbarsch (Zoramia leptacantha), sind beliebte Zierfische in der Meerwasseraquaristik. Das Aquarium sollte mit Höhlen und Unterständen eingerichtet sein, um ihr natürliches Biotop nachzuahmen. Die meisten Kardinalbarsche fressen nur Lebend- und Frostfutter. Von ihnen sind keine Übergriffe auf sessile Wirbellose zu befürchten.
Kardinalbarsche sind sehr transportempfindlich und sterben in großer Zahl beim Händler oder im Heimaquarium. Pterapogon kauderni lässt sich auch nachzüchten.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerald R. Allen: Cardinalfishes. In: K. E. Carpenter, V. H. Niem: FAO species identification guide for fishery purposes. The living marine resources of the Western Central Pacific. Vol. 1: Seaweeds, corals, bivalves and gastropods . 1998, ISBN 92-5-104051-6.
- Hans A. Baensch, Robert Patzner: Mergus Meerwasser-Atlas. Band 7: Perciformes (Barschartige). Mergus-Verlag, Melle 1998, ISBN 3-88244-107-0.
- Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Band II, Teil 2: Fische. Gustav Fischer Verlag, Jena 1991, ISBN 3-334-00339-6.
- Rudie H. Kuiter, Helmut Debelius: Atlas der Meeresfische. Kosmos-Verlag, 2006, ISBN 3-440-09562-2.
- Ewald Lieske, Robert F. Myers: Korallenfische der Welt. Jahr Verlag, Hamburg 1994, ISBN 3-86132-112-2.
- Joseph S. Nelson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Apogonichthyoides nigripinnis auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ Apogonichthyoides taeniatus auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ Christine E. Thacker, Dawn M. Roje: Phylogeny of cardinalfishes (Teleostei: Gobiiformes: Apogonidae) and the evolution of visceral bioluminescence. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 52, Issue 3, September 2009, S. 735–745. doi:10.1016/j.ympev.2009.05.017
- ↑ Ricardo Betancur-R, Edward O. Wiley, Gloria Arratia, Arturo Acero, Nicolas Bailly, Masaki Miya, Guillaume Lecointre und Guillermo Ortí: Phylogenetic classification of bony fishes ( des vom 8. November 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . BMC Evolutionary Biology, BMC series – Juli 2017, DOI: 10.1186/s12862-017-0958-3
- ↑ Thomas J. Near, A. Dornburg, R. I. Eytan, B. P. Keck, W. L. Smith, K. L. Kuhn, J. A. Moore, S. A. Price, F. T. Burbrink, M. Friedman, P. C. Wainwright: Phylogeny and tempo of diversification in the superradiation of spiny-rayed fishes. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. 101, 2013, S. 12738–21743. doi:10.1073/pnas.1304661110
- ↑ T. H. Fraser: A new genus of cardinalfish (Apogonidae: Percomorpha), redescription of Archamia and resemblances and relationships with Kurtus (Kurtidae: Percomorpha). In: Zootaxa. 3714 (1), 2013, S. 1–63. doi:10.11646/zootaxa.3714.1.1
- ↑ K. Mabuchi, T. H. Fraser, H. Song, Y. Azuma, M. Nishida: Revision of the systematics of the cardinalfishes (Percomorpha: Apogonidae) based on molecular analyses and comparative reevaluation of morphological characters. In: Zootaxa. 3846 (2), 2014, S. 151–203. doi:10.11646/zootaxa.3846.2.1
- ↑ Karl Albert Frickhinger: Fossilien Atlas Fische. Mergus-Verlag, Melle, 1999, ISBN 3-88244-018-X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kardinalbarsche auf Fishbase.org (englisch)